Immer öfter hört man von Dolphin-Parenting, dem Erziehungsstil, dessen Eigenschaften an die sanftmütigen Meeresbewohner erinnern: Aber was machen Delfin-Eltern anders und wo liegen im Alltag die Hürden und Möglichkeiten?
Was sind Delfin-Eltern?
Delfin-Erziehung ist eine Unterform der autoritativen Erziehung. Sie ist also ein Erziehungsstil, der auf liebevoll eingeführte Regeln und Grenzen setzt. Der Begriff stammt von der Harvard-Psychologin und Wissenschaftlerin Dr. Shimi Kang, die Delfin-Eltern so beschreibt:
"Wie der Körper des Delfins, sind diese Eltern fest, aber flexibel. Delfin-Eltern haben Regeln und Erwartungen, aber schätzen auch Kreativität und Unabhängigkeit."
Was genau machen Delfin-Eltern anders?
Diese Elternart verlässt sich auf feste Grenzen, die sie klar kommuniziert, aber am liebsten spielerisch und auf kreative Weise umsetzt. Und auch flexibel anpasst, wenn die Situation es verlangt:
- Eltern-Kind-Beziehung: Delfin-Eltern setzen auf eine tiefe, emotionale Verbindung. Sie ist für sie die Basis, auf der sie ihr Kind großziehen. Deshalb sind sie große Befürworter*innen des Gentle Parenting bzw. der sanften Erziehung.
- Flexible Grenzen: Grenzen zu setzen, ist für diesen Elterntyp sehr wichtig, um das Wohlbefinden aller Familienmitglieder zu gewährleisten. Bei Delfin-Eltern heißt das aber auch, dass sie Grenzen anpassen bzw. verschieben können. Etwa, weil ihr Kind neue Fähigkeiten erlernt hat oder sich die Umstände ändern.
- Growth-Mindset: Diese Eltern unterstützen ihr Kind dabei, sich selbst zu finden und ihre Persönlichkeit und Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Denselben Anspruch haben sie an sich selbst.
- Kreativität und Leichtigkeit: Beides bestimmt den Alltag mit Delfin-Eltern. Sie finden immer einen Weg, den Dingen mit positiver Sichtweise und Spaß zu begegnen und sich für Neues zu öffnen. Das fördern sie auch in ihren Kids.
- Selbstständigkeit und Resilienz: Eltern regen ihr Kind dazu an, eigene Entscheidungen zu treffen und Risiken einzugehen und sind immer da, um es aufzufangen und bei Niederlagen (emotional) zu unterstützen.
- Balance: Für Delfin-Eltern ist eine Balance in allen Bereichen wichtig, auch, was die Gesundheit angeht. Deshalb achten sie auf ausreichend Bewegung, Ruhephasen und ein gutes soziales Netzwerk für ihre Familie.
Welche Vorteile hat die Delfin-Erziehung?
Formen der autoritativen Erziehung – das zeigen wissenschaftliche Studien – haben die meisten Vorteile für die kindliche Entwicklung. Somit kann auch die Delfin-Erziehung Kindern viele positive Eigenschaften mitgeben:
- Eine enge Eltern-Kind-Bindung gibt emotionale Sicherheit und unterstützt die persönliche Entwicklung.
- Kinder lernen, sich selbst zu regulieren und mit ihren Gefühlen gesund umzugehen.
- Das Umsetzen einer gewaltfreien Erziehung fördert die körperliche und geistige Gesundheit bis ins Erwachsenenalter.
- Delfin-Erziehung bildet Resilienz und Selbstständigkeit durch altersgerechte Aufgaben und Aktivitäten.
- Das Vorleben von Routinen und Strukturen, sowohl körperlich als mental, bildet ein starkes Fundament für die kindliche Gesundheit.
- Die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit fördert Selbstliebe und Selbstbewusstsein, sowie Empathie.
- Der Fokus auf Leichtigkeit kann Konflikten im Familienleben vorbeugen und Mitgliedern helfen, (wieder) zusammenzufinden.
- Selbstmotivation ist ein zentraler Faktor, der durch Unterstützung und Freiheit optimal unterstützt wird.
Ein wichtiger Aspekt der Delfin-Erziehung ist Gentle Parenting. Im Video zeigen wir euch kurz und knapp, was es damit auf sich hat:
Gibt es Nachteile in der Delfin-Erziehung?
Als autoritativer Erziehungsstil kann Delfin-Parenting Kindern alles mitgeben, das sie für eine gesunde Entwicklung brauchen. Trotzdem gibt es einige Punkte zu beachten, bevor ihr es in euren Familienalltag übernehmt:
- Delfin-Eltern sind sehr involviert und engagiert im Alltag mit den Kindern. Das kann herausfordernd sein und setzt eine große Kapazität zur Selbstreflexion und Weiterentwicklung voraus.
- Um eure Kids effektiv emotional zu unterstützen und zu begleiten, braucht ihr selbst eine gewisse emotionale Stabilität, Techniken, um eure Gefühle zu regulieren und genügend Möglichkeiten, wieder aufzutanken und einen Ausgleich zu schaffen.
- Es ist nicht immer leicht, einen guten Mittelweg zwischen Struktur und Freiheit für die Kinder zu finden und trotz Flexibilität möglichst konsequent zu bleiben.
Delfin-Parenting Schnell-Anleitung
Hier die wichtigsten Tipps, wie ihr mit der Delfin-Erziehung loslegen könnt:
- Offene Kommunikation fördern: Sprecht eure Erwartungen und Feedback offen an und nehmt Anliegen eures Kindes ernst.
- Gefühle regulieren: Begleitet euer Kind bei Wutanfällen und zeigt ihm, wie es Gefühle benennen und mit ihnen umgehen kann.
- Strenge Regeln und Schimpfen vermeiden: Setzt Grenzen so früh wie möglich und passt sie der Entwicklung eures Kindes an.
- Verhalten vorleben: Macht mehr davon, was ihr euch von euren Kindern wünscht.
- Entlastende Verhaltensweisen einführen: Ob Empathie, Selfcare und Stressmanagement, das Lösen von Konflikten, offene Kommunikation oder emotionale Regulation – thematisiert regelmäßig, wie wichtig Balance für die Gesundheit ist.
- Spaß und Neugierde unterstützen: Macht beides zu zentralen Elementen, indem ihr neue Aktivitäten vorschlagt und eure Kinder bestärkt, sich Neues zu trauen.
Auch bei der Delfin-Erziehung gilt: Passt die Elemente so für euch an, wie es zu eurem Familienalltag passt. Der Erziehungsstil lässt sich am leichtesten umsetzen, wenn er eurer natürlichen Persönlichkeit entspricht. Alternativ könnt ihr auch andere Formen der autoritativen Erziehung ausprobieren.
Ein krasser Gegensatz zu den Delfin-Eltern ist übrigens die Tiger-Erziehung, die als Form der autoritären Erziehung gilt.
Quellen: Dr. Shimi Kang, The Dolphin Parent: A Guide to Raising Healthy, Happy, and Self-Motivated Kids, Authoritative Parenting: The Best Style in Children’s Learning