Ach ja, die Mama-Phase. Den Satz "Ich will aber, dass Mama das macht!" werden wir Eltern wohl alle mal hören. In dieser Zeit, in der Mama bevorzugt wird, sind wir Mums oft überfordert, während Papas sich hilflos fühlen. Und auch wenn wir wissen, dass die Phase wieder vorbeigeht, kann sie für alle Beteiligten sehr anstrengend sein. Warum das okay und völlig normal ist – und welche Tricks helfen, gelassener zu reagieren.
- 1.Babys in der Mama-Phase
- 2.Wann geht die Mama-Phase los?
- 3.Gründe für die Mama-Phase bei Kleinkindern
- 4.Mama-Phase mit 4 und 5 Jahren und älter
- 5.Weshalb unsere Einstellung so wichtig ist
- 6.Warum in der Mama-Phase so viel Positives steckt
- 7.Wie kann ich mit der Mama-Phase umgehen?
- 8.6 Tipps, die in der Mama-Phase helfen
- 8.1.#1 Gefühle des Kindes annehmen
- 8.2.#2 Unsere eigenen Gefühle annehmen
- 8.3.#3 Feste Grenzen setzen
- 8.4.#4 Rituale schaffen
- 8.5.#5 Kommunikation
- 8.6.#6 Quality Time schaffen – mit beiden Elternteilen
- 8.7.#6 Abwarten
Zuallererst – weil wir Eltern es nicht oft genug hören können: Die Mama-Phase ist völlig normal. Und sie kann durchaus auch lange dauern und bei älteren Kindern auftreten. Deshalb ist der erste Schritt im Umgang damit einfach die Akzeptanz, dass es jetzt eben so ist. Und auch bald wieder anders sein wird, versprochen.
Babys in der Mama-Phase
Für die meisten Kinder sind die ersten Lebensjahre eine einzige lange Mama-Phase – in gewisser Weise. Babys suchen automatisch Mamis Nähe – und nicht nur, wenn sie gestillt werden. Sondern weil die vertraute Stimme und ihr Geruch Schutz, Sicherheit und Liebe bedeuten. Und sie aus entwicklungspsychologischer Sicht nur in der Lage sind, sich an eine Hauptbezugsperson zu binden.
Aber: Das bedeutet keineswegs, dass Papa jetzt keine starke Bindung zum Baby eingehen kann oder sich gar zurückhalten sollte. Vielmehr ist es umso wichtiger, dass ihr eine Routine entwickelt, in der Papa regelmäßig übernimmt, um ein gutes Bonding zu ermöglichen. Wie das klappt, könnt ihr hier in unserem Ratgeber finden.
Und: In den Zeiten, in denen Mama stark gefordert wird bzw. übernimmt, ist es umso wichtiger, dass sie dabei von Papa gestützt wird, indem er andere Aufgaben bzw. die Fürsorge für die Mutter selbst übernimmt. Team Work!
Wann geht die Mama-Phase los?
Die meisten Kinder kommen in einem Alter von ein bis drei Jahren in die Mama-Phase. Das liegt daran, dass sie in dieser Zeit ein Gefühl dafür entwickeln, ein eigenständiger Mensch mit eigenen Bedürfnissen und einer eigenen Meinung zu sein. Und diese üben sie jetzt in der sogenannten Autonomiephase, auszudrücken und durchzusetzen.
Bei manchen Kids wird die Vorliebe für Mama, die in der Babyzeit noch vorhanden war, jetzt tatsächlich weniger oder sie schwingen komplett in die Papa-Phase um. Andere halten an ihrer Mama-Fixierung fest.
Die Autonomiephase kann für Eltern, aber auch unsere Kids sehr fordernd sein. Im Video haben wir 7 Tipps, die bestimmt helfen.
Gründe für die Mama-Phase bei Kleinkindern
Der starke Mama-Bezug kann neben Entwicklungsschüben auch an Veränderungen in eurem Alltag liegen. Und mit der Trennungsangst einhergehen, die viele Kids im Kleinkindalter entwickeln:
- Kita-Eingewöhnung
- Erneute Schwangerschaft und/oder
- Neues Geschwisterkind und Geschwisterrivalität
- Zahnen
- Umzug
- Veränderte Schlafroutine, z. B. eigenes oder größeres Bett
- Trennung der Eltern
Mama-Phase mit 4 und 5 Jahren und älter
Bei kleinen Kids ist es für uns Eltern oft verständlicher, wenn sie gegenüber Mama sehr anhänglich sind. Aber wie sie es aus, wenn ihr mit 4 Jahren noch in der Mama-Phase steckt oder sie sogar erst mit 5 Jahren oder später losgeht?
Auch hier kann es sein, dass Veränderungen wie verlängerte Kita-/Arbeitszeiten oder eine längere Trennung dahintersteckt. Gleichzeitig kommen auch neue Ängste dazu, die unsere Kinder in diesem Alter entwickeln:
Themen wie Streit, Liebe, Tod, aber auch die anstehende Schulzeit und komplexere Freundschaften kommen jetzt langsam auf und können dafür sorgen, dass Kinder sich (wieder) stärker an uns binden.
Nicht selten kann auch die Gewohnheit dahinterstecken: Hat Mama jahrelang die Schlafenszeit alleine übernommen oder von der Kita abgeholt, kann es dauern, bis Kinder eine Veränderung dieser Routine annehmen.
Weshalb unsere Einstellung so wichtig ist
Wir Mamas haben schnell das Gefühl, wir müssten alles machen, weil unser Baby bzw. Kind nach uns verlangt. Und fühlen uns gleichzeitig überfordert und alleingelassen. Für Papas fühlt es sich dagegen an, als wären sie zweite Wahl und weniger gut darin, sich ums Kind zu kümmern. Und so kommt es auch schnell in der Beziehung zwischen uns Eltern zu Spannungen. Deshalb ist das wichtigste Mantra in Phasen, in denen Kids ein Elternteil bevorzugen:
Nicht persönlich nehmen!
Gleichzeitig ist es wichtig, miteinander zu kommunizieren und klare Absprachen zu treffen, wer was übernehmen kann und welche Erwartungen wir Eltern aneinander haben. Gute Tipps findet ihr bei uns unter Mental Load und Eltern-Burnout.
Warum in der Mama-Phase so viel Positives steckt
So richtig geht die Mama-Phase los, wenn unser Kind plötzlich nur noch Mama möchte: Und dass das passiert, ist ganz normal! Jedes Kind macht Phasen durch, in denen es ein Elternteil bevorzugt. So schmerzhaft und verwirrend es für uns Eltern sein kann: Und Eltern zeigt es, dass
- unser Kind sein Selbstvertrauen entwickelt
- seine Gefühle erkennen und mitteilen kann
- seine eigene Persönlichkeit und Selbstwirksamkeit ausbildet
Deshalb beginnt eine Mama-Phase meist mit einem Entwicklungsschritt, der die obigen Fähigkeiten verstärkt. Oder/oder einer Änderung im Alltag, die es Mamas Nähe vermehrt suchen lässt. Also bedeutet die Mama-Phase auch immer eines: Wachstum und Veränderung.
Wie kann ich mit der Mama-Phase umgehen?
Papas fühlen sich oft vor den Kopf gestoßen und hilflos: Was mache ich als Papa falsch? Gebe ich besser nach, um das Bedürfnis meines Kindes zu erfüllen? Wie kann ich meine Partnerin entlasten? Und will sie überhaupt, dass ich übernehme?
Wir Mamas dagegen sind oft gestresst, weil so stark gebraucht zu werden extrem anstrengend ist. Und wir das Gefühl haben, wir werden unserem Kind trotzdem nicht gerecht. Aber auch das Grenzen-setzen, wenn wir eine Pause brauchen und Papa übernimmt, bedeutet viel emotionale Kraft. Und kollektiv fragen sich wohl beide Eltern: Sind wir schlechte Eltern?! Was läuft bei uns falsch?
Zunächst ist es wichtig, dass wir uns dieser Gefühle bewusst werden. Denn es ist gesund und normal, dass unsere Kids uns triggern. Und sobald wir diese Gedanken aussprechen, merken wir auch, dass das Bevorzugen eines Elternteils keine Kritik ist, sondern wirklich nur eine Phase.
6 Tipps, die in der Mama-Phase helfen
#1 Gefühle des Kindes annehmen
Und zwar von beiden Seiten: Es ist okay, dass unser Kind eine Person bevorzugt. "Du möchtest, dass ich das mache. Ich verstehe das." hilft Kids, sich gesehen zu fühlen. Und macht keine große Sache draus – anders als eine emotionale Reaktion oder der Versuch, unser Kind von Papas Vorzügen zu überzeugen (wer hat das nicht probiert?).
Das empfiehlt die Erziehungsexpertin Janet Lansbury in ihrem Poscast zum Thema: "Wie Kinder das verstehen, ist, dass sie unsere Gefühle direkt durchschauen, welche in diesem Fall sind: Ich fühle mich nicht wohl. Ich möchte, dass du dich anders fühlst, und ich möchte, dass du Papa liebst und jetzt in diesem Moment gerne bei ihm bleiben möchtest. Ich kann nicht akzeptieren, wo du gerade stehst."
Das kann noch mehr Druck erzeugen und die Situation verschlimmern – was nicht das Ende der Welt ist, aber es definitiv auch nicht leichter macht.
#2 Unsere eigenen Gefühle annehmen
Erziehungsexpertin und Kindheitspsychologin Dr. Becky Kennedy erinnert daran, dass diese intensiven Gefühle, die wir als Eltern in der Mama- oder Papa-Phase haben, nicht nur legitim sind und wir sie akzeptieren dürfen und sollten: Sie erklärt in ihrem Podcast, dass sich so auch aus Elternsicht alles entspannt. Weil wir merken: Das, was wir heraushören und fühlen (Wir sind nicht gut genug, machen alles falsch) stimmt eigentlich nicht mit dem Bedürfnis, das unser Kind tatsächlich kommuniziert (Ich brauche jetzt Mama), überein.
#3 Feste Grenzen setzen
Für uns Mamas kann es sehr schmerzhaft sein, unser Kind bei Papa oder in einem anderen Umfeld zu lassen, wenn es nur bei uns bleiben möchte. Es kann unserem Kind helfen, wenn wir ihm erklären: "Du möchtest bei mir sein und Papa übernimmt, bis ich mit xy fertig bin." Damit zeigen wir, wie wichtig uns die Gefühle unseres Kindes sind und machen gleichzeitig eine verlässliche Angabe, was passieren wird.
Gleichzeitig erinnern wir uns mit einem "Du schaffst das." auch selbst daran, dass wir nicht immer verfügbar sein können – sei es aufgrund von Verpflichtungen oder weil wir eine Pause brauchen – und dass wir unser Kind in mehr als fähigen Händen lassen.
#4 Rituale schaffen
Umso leichter wird es, wenn wir feste Rituale schaffen können – am besten so früh wie möglich. Das kann so aussehen, dass die Eltern sich regelmäßig mit den Aufgaben im Tagesablauf abwechseln und so das Parenting komplett gleichberechtigt übernehmen. Aber auch, wenn sich das bei euch (wie bei vielen von uns) erst später einspielt oder ihr neue Routinen schaffen wollt, ist es nie zu spät dafür. Unser Tipp: Startet – wenn möglich – behutsam und Schritt für Schritt, damit euer Kind sich an die Veränderung gewöhnen kann.
#5 Kommunikation
Bei eher abrupten Änderungen (z. B. wenn Mama länger ausfällt, verreist oder ein großer Jobwechsel ansteht) hilft es vor allem, mit unseren Kids darüber zu sprechen, was passieren wird und ihnen den Raum zu geben, ihre Gefühle und Bedenken zu äußern. Denn auch hier gilt: Je bekannter eine Situation, desto besser können Kinder damit umgehen. Auch Bücher und Rollenspiele können helfen, die Veränderung erlebbar zu machen.
#6 Quality Time schaffen – mit beiden Elternteilen
Die Beziehung zu Papa zu stärken, ist immer eine gute Idee, denn jede positive Erfahrung hilft dabei, sich auch in Momenten, in denen Kids lieber Mama wollen, auf Papa einzulassen. Aber das heißt nicht, dass Mama sich mehr als nötig zurückziehen sollte.
Im Gegenteil: Wenn Kinder eine Distanz spüren, kann das Ängste schüren und das Verlangen nach Nähe zur Mama verstärken. Vielmehr ist es weiterhin wichtig, Momente zu schaffen, die unsere emotionale Bindung fördern. Methoden für den Alltag zeigen wir hier in unserem Ratgeber. Die Top Anzeichen, dass unsere Kids sich nach mehr Zeit mit uns sehnen, findet ihr hier.
#6 Abwarten
So banal es klingt: Irgendwann geht die Mama-Phase vorbei und unsere Kinder brauchen uns weniger. Und auch diese Veränderung geht dann meistens mit gemischten Gefühlen für alle einher, glaubt es uns! Deshalb ist es wichtig, dass wir Eltern uns in der Mama-Phase gegenseitig unterstützen, um all ihre positiven Seiten erleben zu können und mit Energie in die nächste Phase überzugehen – wann sie auch kommen mag.
Darf ich als Mama mehr übernehmen?
In intensiven Phasen wie dieser machen wir Eltern uns oft selber Druck oder Vorwürfe. Und dann fragen wir uns als Mama, ob wir etwas falsch machen, wenn wir den "Forderungen" unseres Kindes nachgeben. Generell gilt: Macht es so, wie es am besten in euren Familienalltag passt. Lasst, was funktioniert und ändert (wenn möglich, behutsam), was geändert werden muss.
Die Mama-Phase wird sich nicht verlängern, weil ihr den Bedürfnissen eures Kindes gerecht werdet. Genauso kann es aber spüren, wenn ihr dabei negative Gefühle entwickelt, weil ihr euch überlastet fühlt. Dann ist es besser, Papa übernimmt bzw. ihr findet eine neue Routine, die allen gerecht wird.
Quellen: Janet Lansbury "Unruffled", Dr. Becky Kennedy "Good Inside"