Euch schaut morgens aus dem Spiegel auch öfters mal ein "Struwwelpeter" entgegen? Schon möglich, dass ihr oder eure Kids nach dem Aufstehen ganz schön zerzaust aussehen. Bei den meisten Menschen ist es dennoch machbar, die wilde Mähne mit Kamm und Bürste und manchmal auch ganz schön viel Geduld irgendwie zu bändigen. Nicht so beim sog. Struwwelpeter-Syndrom. Was das ist und welche Symptome darauf hinweisen.
Wie sehen die Haare beim Struwwelpeter-Syndrom aus?
Das echte Struwwelpeter-Syndrom ("Uncombable Hair Syndrom"/UHS) ist super selten. Durch eine genetische Besonderheit sehen die Haare besonders wild und verwuschelt aus und gelten als "unkämmbar". Nur rund 100 Fälle des "Glaswollhaars" sind weltweit dokumentiert. Allerdings gehen Wissenschaftler*innen davon aus, dass es doch mehr Betroffene gibt, die allerdings schlicht nicht erfasst werden.
Übrigens: Das Syndrom wurde nach der gleichnamigen Hauptfigur in der Erzählung "Struwwelpeter" von Heinrich Hoffmann (1845) benannt. Das Buch gilt heute als klassisches Beispiel für schwarze Pädagogik und die Bezeichnung "Struwwelpeter" wird darin abwertend verwendet. Man kann also durchaus darüber diskutieren, ob dieser Begriff diskriminierend für die Betroffenen ist.
Das Struwwelpeter-Syndrom: Symptome
Betroffene des Struwwelpeter-Syndroms haben meist hellblonde oder strohfarbene, sehr trockene und gleichzeitig glänzende Haare, die zerzaust in alle Richtungen abstehen und sich partout nicht flach an den Kopf kämmen lassen.
Der Grund für die unkämmbaren Haare liegt in der Veränderung dreier Gene, von denen zwei Einfluss auf die Proteinzusammensetzung des Haarschafts nehmen. Das Struwwelpeter-Syndrom kann vererbt werden.
Sehr erleichternd für die Betroffenen: In den allermeisten Fällen betrifft UHS nur die Haarstruktur und es sind keine weiteren gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu erwarten. Allerdings werden manchmal begleitende Symptome wie ektodermale Dysplasie, Augenerkrankungen (Retinopathia Pigmentosa und kindlicher Katarakt) oder Polydaktylie beobachtet.
Bisher wurde noch kein Mittel gefunden, das erwiesenermaßen gegen das Struwwelpeter-Syndrom hilft. Betroffene berichten aber zum Teil über gute Erfahrungen mit der Einnahme von Biotin.
Das Struwwelpeter-Syndrom beim Baby
Euer Baby hat auch total wilde, unbezwingbare Haare auf dem Kopf? Es ist möglich, über einen Test herauszufinden, ob bei eurem Kind tatsächlich das Struwwelpeter-Syndrom vorliegt. Hierzu wird eine Haarprobe unter dem Rasterelektronenmikroskop untersucht. "Normale" Haare sehen im Querschnitt rund aus, während Struwwelpeter-Haare einen dreieckigen bzw. herzförmigen Querschnitt aufweisen.
Aber selbst wenn euer Baby das Struwwelpeter-Syndrom hat: Wenn es eurem Kleinen sonst gut geht, ist das überhaupt nichts Schlimmes und ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Ihr könnt den wilden "Rockstar-Look" feiern und euer Kind in seinem "Anders-Sein" bestärken. Sieht ja auch wirklich super süß aus.
Ob "Struwwelpeter" oder nicht: Haarewaschen ist bei den meisten Babys nicht sonderlich beliebt. Was ihr dazu wissen solltet, zeigt unser Video:
Das Struwwelpeter-Syndrom bei Erwachsenen
Euer Kind leidet trotzdem an seinen unkämmbaren Haaren? Die gute Nachricht: Bei den allermeisten Menschen legt sich das Struwwelpeter-Syndrom mit der Pubertät. Erwachsene mit unkämmbaren Haaren gibt es also so gut wie nicht. Ausnahmen stellen evtl. Nobelpreisträger Albert Einstein oder Politiker Boris Johnson dar. Diese Diagnosen gelten allerdings nicht als gesichert.
Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen aber natürlich keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker, damit sie euch individuell weiterhelfen können.
Quellen: American Journal of Human Genetics, Deutsche Apotheker Zeitung