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Trennungsangst beim Kind: Klammern & Fremdeln

Trennungsangst beim Kind: Klammer & Fremdeln
Trennungsangst beim Kind: Klammer & Fremdeln (© Getty Images/ globalmoments)

Eigentlich haben alle kleinen Kind Trennungsangst - die einen mehr, die anderen weniger. Mit zunehmenden Alter verwächst sich diesen "Klammern" jedoch in der Regel. Ist dies nicht der Fall, leidet das Kind eventuell unter einer Trennungsangsterkrankung, die professionell behandelt werden kann. Aber wo verläuft die Grenze zwischen normalem Klammern und Angststörung?

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Was ist Trennungsangst bei Kindern?

Insbesondere Babys und Kleinkinder hängen oft sehr an einer bestimmten Betreuungsperson, meist der Mutter, weil sie in oftmals die engste Bezugsperson für die Kinder ist. Aber natürlich kann es auch der Vater oder einer andere erste Betreuungsperson sein. Diese starke Zugewandtheit zeigt sich bei fast alle Kindern in einer Form von Trennungsangst, oftmals auch als "Fremdeln" oder "Klammern" bezeichnet. 

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Babys haben Angst sich von ihrer Mama zu trennen, weil sie noch nicht wissen, dass Mama zurück kommt und nicht einfach "verschwindet". Sind Kinder soweit entwickelt, dass sie verstehen, dass die Bezugsperson wieder kommt, lässt die Trennungsangst nach.

Auch bei Kleinkindern und noch älteren Kindern kann es immer wieder zu Phasen kommen, in denn Kinder Trennungsangst zeigen. Solange diese nicht extrem ausgeprägt ist und nach kurzer Zeit von alleine wieder verschwindet, ist dies nicht bedenklich.

Neben der Trennungsangst gibt es auch noch die Verlustangst bei Kindern. Dazu könnt ihr in diesem Artikel mehr lesen:

Wie zeigt sich eine krankhafte Trennungsangst bei Kindern?

Bei einer emotionalen oder psychischen Störung mit Trennungsangst ist die Angst der Kinder viel intensiver. In der Regel wird deutlich klar, dass sie das Maß übersteigt, dass man in einem gewissen Alter und einer entsprechenden Entwicklungsstufe als "normal" erachtet. Oftmals ist die Trennungsangst dann so stark, dass sie den Alltag der betroffenen Familien beeinflusst, weil reguläre Abläufe gestört werden.

Übrigens zeigt sich eine emotionale Störung mit Trennungsangst eher bei Kindern jüngeren Alters und weniger bei post-pubertären Kindern.

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Wodurch kann Trennungsangst bei Kindern ausgelöst werden?

Wie oben bereits erwähnt, ist Trennungsangst bei Kindern normal und sogar Teil ihrer Entwicklung. Zeigt sich eine pathologische Trennungsangst Richtung Angststörung ist dem oftmals ein dramatischen Erlebnis vorausgegangen, wie z. B. Tod eines vertrauten Menschen oder auch Haustiers. Auch Umzug, Bezugserzieher*innen-Wechsel, Kita- und Schulwechsel, Wegzug oder Auszug einer Vertrauensperson oder ähnliches können eine emotionale Störung mit Trennungsangst auslöse. Ebenso kann in Fällen von Kindesmissbrauch eine überdeutlich ausgeprägte Trennungsangst ein Symptom der schreckliche Erlebnisse sein.

Folgende Symptome zeigen sich bei einer Trennungsangst bei Kindern

  • Das Kind steht sichtlich unter Stress, sobald es von einer bestimmten Bezugsperson oder auch einem Bezugsort getrennt ist.
  • Das Kind möchte bzw. kann sich von seiner Bezugsperson nicht verabschieden und klammert sich an sie.
  • Eine finale Trennung ist nur unter emotionalem Stress und mit Druck durchführbar.
  • Das Kind lässt sich nach der Trennung nicht ablenken und ist nur auf die Rückkehr seiner Bezugsperson fokusiert.
  • Auch das verlassen der gewohnte Umgebung fällt dem Kind schwer, z. B. für Klassenfahrten oder auch Urlaube.
  • Bei starker Ausprägung können die Kinder nicht einmal alleine in einem Raum bleiben und folgen der Bezugsperson überall hin.
  • Es zeigen sich auch körperliche Symptome beim Kind wie Bauschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen oder allgemeines Unwohlsein.
  • Ist die Bezugsperson anwesend, ist dem Kind nichts anzumerken.
  • Jüngere Kinder wollen nicht in den Kindergarten gehen und ältere nicht in die Schule.

Wichtig: Viele dieser Symptome von Trennungsangst kommt bei fast allen Kindern zu irgendeinem Zeitpunkt ihrer Entwicklung, manchmal auch mehrfach, vor. Jedoch nur in leichter Ausprägung und die Trennungsangst verschwindet auch wieder statt sicher weiter auszuprägen. Letzteres wäre ein deutlicher Hinweis auf eine emotionale Störung mit Trennungsangst.

Wie wird eine pathologische Trennungsangst bei Kindern festgestellt?

Die Diagnose durch einen Arzt oder eine Ärztin beruht auf den Beschreibungen der Eltern und eventuell Beobachtungen von Trennungssituationen zwischen dem Kind und seiner Bezugsperson. Eine finale Diagnose wird der oder die Mediziner*in nur abgeben, wenn die Trennungsangst bzw. ihre Symptome bereits länger als einen Monat bestehen und eine deutliche Belastung der Familie und ihrem Alltag darstellt.

Wie wird Trennungsangst bei Kindern behandelt?

Leidet euer Kind unter einer Angststörung in Form von Trennungsangst, wird diese meist mit einer Verhaltenstherapie begleitet. Diese kann unterschiedliche Formen und Schwerpunkte haben, je nach Therapeut*in, Ausprägung der Trennungsangst und Alter des Kindes. In vielen Fällen kann auch eine psychotherapeutische Behandlung nötig sein.

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Bei älteren Kindern, die aufgrund ihrer Trennungsangst den Schulbesuch verweigert bzw. für die ein Schulbesuch einfach unmöglich ist, ist es das direkt Ziel der Therapie, sie wieder schultauglich zu machen, damit ein normaler Alltag möglich ist.

Bei einer sehr starken Ausprägung kann sogar eine medikamentöse Behandlung notwendig sein. In diesem Fall wird euch euer behandelnder Arzt entsprechend beraten und aufklären.

Folgende Dinge werden Eltern von Kindern mit Trennungsangst oft für den Alltag mit an die Hand gegeben:

  • Abschiede möglichst kurz halten.
  • Auf Einwände des Kindes möglichst rational und nicht emotional reagieren.
  • Situationen die zur Trennungsangst führen nicht ganz meiden, aber reduzieren, solange die Behandlung andauert.

Kann es bei (einer therapierten) Trennungsangst zu Rückfällen kommen?

Auch bei Kindern, die einfach nur unter entwicklungsbedingter Trennungsangst leiden, kann diese durch Ferien, länger Krankheit (und damit Abwesenheit von Kita und Schule und Zusammen mit der Bezugsperson) oder auch längere Abwesenheit der Bezugsperson (z. B. Krankenhausaufenthalt oder Dienstreise) zu einem Aufflammen der Trennungsangst kommen. Bei pathologischer Trennungsangst können solche Situationen bei den Kindern zu einem Rückfall in alte Muster führen.

Wo bekomme ich Hilfe, wenn mein Kind unter einer zu ausgeprägten Trennungsangst leidet?

Erste*r Ansprechpartner*in ist immer eure Kinderärztin oder euer Kinderarzt. Diese*r wird euch gegebenenfalls an eine Kinderpsychologie-Praxis weiterleiten.

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Welche Auswirkungen kann eine Trennungsangst im Kindesalter haben?

Eine statistische Zusammenfassung und Untersuchung von 20 Studien zeigte, dass Kinder mit Trennungsangst ein dreifach höheres Risiko haben, später unter weiteren psychischen Störungen zu leiden.

Hinweis: Wenn ihr oder euer Kind gefährdet ist und ihr nicht weiter wisst, steht euch das Info-Telefon der Deutschen Depressionshilfe zur Verfügung. Ihr erreicht es unter 0800 / 33 44 533. In Notfällen, z. B. bei drängenden und konkreten Suizidgedanken zögert nicht, euch an die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter der Telefonnummer 112.

Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

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Quellen: Ruhr-Universität Bochum, Thieme Psych up2date 2019, MSD MANUAL –Ausgabe für Patienten

Kennst du diese 21 Phobien, unter denen viele Eltern leiden?

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