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Tschüss, böser Wolf!

Warum wir unseren Kindern keine Märchen vorlesen

Keine Märchen: Gebrüder Grimm & Rotkäppchen werden bei Redakteurin Charoline Bauer nicht vorgelesen
© Canva, IMAGO/ Pond5 Images

Märchen gehören zu jeder guten Kindheit dazu – bei uns nicht! Denn mein Mann und ich halten gar nichts von den ollen Geschichten der Gebrüder Grimm und Co. Zu viele dumme Typen mit schlechtem Benehmen, tote Mütter, unnötig fiese Stiefmütter, Mord & Totschlag. Und lasst uns bitte auch mal über die sogenannten Happy Ends reden ...

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Das echte Leben ist hart genug

Ja, mir wurden als Kind auch Märchen vorgelesen. Ob mir das geschadet hat? Kann ich ehrlich nicht sagen. Ich würde nicht ausschließen, dass die ein oder andere Lehre oder Handlung nicht unbedingt gesund für mein Selbstbild und Mindset waren. Als Mama bin ich aber davon überzeugt, dass zu viel Mord und Totschlag, harte Schicksalsschläge und charakterlose Vorbilder nicht gut für meine Kinder sind – davon gibt es in der realen Welt doch schon genug. Und ja, das gibt es auch in modernen Kinderfilmen, aber das kreide ich Disney und Co. in meinen Filmkritiken auch regelmäßig an. Aber wenn ich meine Kinder etwas davon ersparen kann, weil ich ihnen keine Märchen vorlese, macht das für mich Sinn!

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Die guten alten Märchen sind überall beliebt. Und auch deine Freunde wissen, dass es viele schöne gibt. Wir woll'n auch gar nicht meckern, und wir wollen keinen Krieg. Denn wir sind ja nur zu dritt, und die Zwerge sind zu siebt.
"Keine Märchen" von Deine Freunde

Ohne Mann kein Happy End

Lasst uns über ein gängiges Muster in Märchen sprechen – das Happy End dank Mann! Schließlich finden Mädchen aka Prinzessinnen am Ende der meisten Märchen ihre Erfüllung erst durch die Heirat mit dem Prinzen. Autonomie, für sich selber sorgen und ohne Mann glücklich sein? Fehlanzeige! Das heißt jetzt nicht, dass ich unbedingt unverheiratet durchs Leben gehen muss und glückliche Partnerschaften ablehne, aber tatsächlich wurde mein Geist meine ganze Kindheit damit gefüttert, dass zu einem glücklichen Leben ein Partner gehört. Aber man kann und darf auch alleine glücklich sein oder sich als Prinz einen Prinzen oder als Prinzessin eine andere Prinzessin zum Lieben suchen – und das möchte ich meinen Kindern vermitteln, nicht alte Geschlechter- und Rollenklischees.

Doch über eine Sache woll'n wir eben mit euch reden. Denn hin und wieder hinterlassen Märchen auch mal Schäden. Manche Dinge möchten wir nie wieder so erleben. Wollt ihr wissen, wovon dieser Junge spricht? Auf jeden!
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Gecko und das Glück des Gebens: Über Freundschaft und Rücksichtnahme

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Mord ist keine Lösung

Das Leben anderer ist in Märchen oft nicht viel wert. Da wird im "Gestiefelten Kater" einfacher ein Zauberer umgebracht, weil man scharf auf seine Ländereien ist und anderswo werden alte Frauen aka Hexen, Stiefmütter und sonstige Gegenspieler*innen einfach mit dem Todesurteil belegt, ohne dass irgendwas hinterfragt wird. Ich kann Wut und Unverständnis über gemeines Verhalten und gar Straftaten verstehen, dennoch möchte ich meinen Kindern keine Selbstjustiz beibringen. Und noch wichtiger ist mir, dass man nicht einfach vorschnell verurteilt, sondern die Situationen und Umstände anschaut und nach der besten und nicht nach der einfachsten Lösung (was das Töten des Bösewichts oder der Bösewichtin nun mal ist) sucht.

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Grausame Welt, schlecht, einfach brutal. Wie sie Max und Moritz wegen ein paar Streichen zermahl'n. Mach das Buch zu, lass da mal nie wieder drüber sprechen. Diese Welt ist nicht perfekt, doch ich leb lieber in der echten.
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Kleiner Wolf in weiter Welt: Über Hilfsbereitschaft und Mut

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Dumm, aber glücklich

Auch sonst bekommen Kinder in Märchen ziemlich viel Mist beigebracht: Das man seinem Schicksal ergeben ist und sich nur durch einen Prinzen oder eine Fee aus seiner (schlechten) Lebenssituation befreien kann, wie es uns in "Aschenputtel" vermittelt wird. Oder das man auch dumm und arm glücklich sein kann, wie der gutmütige "Hans im Glück". Ich verstehe einfach nicht, was dieses Märchen meine Kinder lehren soll: Triff jede Menge dumme Entscheidungen, verliere all dein Geld, aber am Ende bist du trotzdem glücklich? Natürlich kann man auch mit wenig Geld ein zufriedenes Leben führen, aber Dummheit bzw. Unwissenheit möchte ich beim Vorlesen nicht propagieren. Mir sind Geschichten lieber, in denen ein offenes Mindset gelebt wird – sprich, es dürfen Fehler gemacht werden, aus denen gelernt wird. Denn nur so können Kinder (und Erwachsene) sich immer weiter entwickeln und bis zum Ende Neues dazulernen.

Wenn der große, böse Wolf eine Großmutter frisst. Sind das für mich Bilder, die du nie wieder vergisst. Und auch wenn sie ihn aufschneiden, Oma wieder rausreißen. Danach in den Brunnen mit Steinen im Bauch schmeißen.
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Adé Rollenklischées

Und dann gehen mir die stupiden Rollenklischees auf den Keks. Immer die wunderhübschen, lieblichen, anmutigen Prinzessinnen (aka Dornröschen, Schneewittchen, etc.), die kernigen, tapferen Prinzen (wobei die eigentlich in vielen Märchen nur am Ende angeritten kommen, irgendeine Nichtigkeit machen und dann der Held der Geschichte sind), die bösen Hexen (einsame alte Frauen, die von der Gesellschaft verstoßen wurden), die fiesen, selbstsüchtigen Stiefmütter und die dummen, easy manipulierbaren Könige (Väter). Es gibt nur wenige Märchen, in denen die Mädchen/Frauen aktiv werden, meist tun sie wenig, um sich selbst zu helfen. Und sie bleiben immer brav in ihren Rollen, führen den Haushalt wie Schneewittchen bei den 7 Zwergen und sind gehorsam, wie die liebe Goldmarie in "Frau Holle". Und wenn nicht, dann sind sie die Pechmarie und werden zur Strafe mit geteert und gefedert. Möchte ich das meinen Kindern beibringen? Nein, denn meine Tochter darf stark und selbstbewusst sein und mein Sohn soll auch im Haushalt helfen. Ich bin für gelehrte und gelebte Gleichberechtigung und nicht für vorgelesene Geschlechterzuweisungen von Aufgaben und Charaktereigenschaften.

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Und frag doch mal 'ne Hexe, ob sie wirklich eine Hexe ist. Nur weil sie im Wald wohnt und 'n bisschen dreckig ist. Doch das schien die aufgebrachte Menge nie zu stör'n. We don't need no water, let the Hexe einfach burn!
Aus "Keine Märchen" von Deine Freunde

Keine Märchen

In Märchen gibt es einfach so viel Kram, den ich doof finde und es gibt so viele ganz großartige Kinderbücher, dass wir einfach entschieden haben, dass Märchen vorlesen absolut verzichtbar ist. Und ja, zu diesem Thema gibt es öfters Diskussionen mit den Großeltern oder auch anderen Eltern, die das anders sehen. Das ist ja auch ihr gutes Recht, aber bei uns gibt es keine klassischen Märchen – weder in Buchform noch als Verfilmung.

Erzähl mir keine Märchen ohne Happy End. Wenn es am Ende endlich gut wird, hab ich meistens schon gepennt. Die allerletzte Seite hab ich nie geschafft. Und jetzt erzähl mir, was du willst, doch heute Nacht. Keine Märchen, keine Märchen! Keine Märchen, keine Märchen! Keine Märchen, keine Märchen! Keine Märchen, keine Märchen!
Refrain von "Keine Märchen" von Deine Freunde

Horror vorm Einschlafen

Und Märchen zum Einschlafen? Das ist ein bisschen als würde ich mir vor dem Schlafengehen einen Horrorfilm reinziehen. Gut, das machen manche vielleicht. Aber als Erwachsener ist das noch einmal etwas anderes. Ich verabschiede meine Kinder lieber mit positiven Bildern in ihre Träume als mit grausamen Märchenbildern von abgeschnittenen Zehen, gefressenen Großmüttern, brennenden Hexen und eingesperrten Prinzessinnen und das womöglich ohne Happy End (weil das Kind vorher einschläft), wie die Band Deine Freunde in ihrem Lied "Keine Märchen" ganz richtig bemerkt:

Denn ohne Happy End sind die Geschichten ziemlich hart. Und währenddessen einzuschlafen ist mir zu gewagt. Noch heute fühle ich mich etwas traumatisiert. Und erzähl's euch, damit ihr es dann auch mal kapiert!
"Keine Märchen" von Deine Freunde
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Ihr wollt den Song "Keine Märchen" von Deine Freunde ganz hören? Nur zu, ich kann euch das Lied nur empfehlen:

Natürlich ist es sehr individuell, was man mag und was nicht. Auch bei uns in der Redaktion gibt es verschiedene Vorlieben & Abneigungen. Hier ein paar Beispiele, was meine Kolleginnen völlig unnütz finden:

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Das große Märchen-Quiz: Schaffst du alle 20 Fragen?

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