Kognitive Fähigkeiten – dieser Begriff ploppt regelmäßig bei den U-Untersuchungen in der Kinderarztpraxis, beim Entwicklungsgespräch in der Kita und ganz besonders auch rund um das Thema Schule auf. Aber was sind kognitive Fähigkeiten?
- 1.Was sind kognitive Fähigkeiten?
- 2.Die wichtigsten kognitiven Fähigkeiten im Überblick
- 3.Was sind kognitive Fähigkeiten bei Kindern?
- 4.Was sind kognitive Störungen und wie äußern sie sich?
- 5.Kognitive Fähigkeiten: 5 Übungen, um sie zu verbessern
- 5.1.1. Memory-Spiele
- 5.2.2. Puzzle
- 5.3.3. Geschichten erzählen und nacherzählen
- 5.4.4. Mathematische Spiele
- 5.5.5. Rätsel und Denksportaufgaben
Was sind kognitive Fähigkeiten?
Kognitive Fähigkeiten, auch geistige oder intellektuelle Entwicklung genannt, sind grundlegende Kompetenzen, die es einem Menschen ermöglichen, Informationen wahrzunehmen, zu verarbeiten, zu speichern und zu nutzen. Sie sind essenziell für das Lernen, das Problemlösen und das Treffen von Entscheidungen und somit auch maßgeblich für die Entwicklung der Intelligenz verantwortlich. Babys müssen von Geburt an ihre kognitiven Fähigkeiten aus- und vor allem weiterbilden. Nicht nur ihr Körper wächst im Idealfall, sondern auch ihr Geist. Für Eltern ist es daher besonders interessant, zu wissen, welche Faktoren diese Entwicklung beeinflussen (können).
Die wichtigsten kognitiven Fähigkeiten im Überblick
Kognitive Fähigkeit | Beschreibung |
Aufmerksamkeit | Die Fähigkeit, sich auf eine bestimmte Aufgabe zu konzentrieren und Ablenkungen zu ignorieren. |
Gedächtnis | Die Fähigkeit, Informationen zu speichern, abzurufen und im Langzeit- oder Kurzzeitgedächtnis zu verarbeiten. |
Problemlösungsfähigkeit | Die Fähigkeit, Herausforderungen zu erkennen und kreative oder logische Lösungen zu entwickeln. |
Sprachfähigkeiten | Die Fähigkeit, Sprache zu verstehen und zu verwenden; umfasst sowohl das Sprechen als auch das Schreiben und Lesen. |
Logisches Denken | Die Fähigkeit, Schlussfolgerungen zu ziehen, Muster zu erkennen und auf Basis von Informationen zu entscheiden. |
Kreativität | Die Fähigkeit, neue Ideen zu entwickeln, originelle Lösungen zu finden und außerhalb der Norm zu denken. |
Räumliches Vorstellungsvermögen | Die Fähigkeit, Objekte in verschiedenen räumlichen Anordnungen zu visualisieren und zu manipulieren. |
Kritisches Denken | Die Fähigkeit, Informationen zu analysieren, zu bewerten und fundierte Entscheidungen zu treffen. |
Planungsfähigkeit | Die Fähigkeit, Schritte zu planen und vorherzusehen, um ein Ziel systematisch zu erreichen. |
Selbstregulation | Die Fähigkeit, eigene Emotionen und Impulse zu kontrollieren, um angemessen zu reagieren. |
Aufgabenwechsel | Die Fähigkeit, flexibel zwischen verschiedenen Aufgaben oder Gedanken zu wechseln, ohne an Effizienz zu verlieren. |
Mathematische Fähigkeiten | Die Fähigkeit, Zahlen und mathematische Konzepte zu verstehen und anzuwenden. |
Empathie | Die Fähigkeit, die Gefühle und Perspektiven anderer zu verstehen und nachzuvollziehen. |
Entscheidungsfindung | Die Fähigkeit, aus verschiedenen Optionen zu wählen und die besten Alternativen zu erkennen. |
Wie positiv sich Geschwister auf die kognitiven Fähigkeiten von Kindern auswirken können, seht ihr im Video:
Was sind kognitive Fähigkeiten bei Kindern?
Wer selbst Kinder hat, weiß, dass sie vor allem im ersten Lebensjahr wahnsinnig viel lernen und große Entwicklungsschübe machen. Beginnend bei null lernen Babys von Geburt an Stück für Stück ihre Umwelt kennen und entwickeln immer mehr Fähigkeiten. Laut dem Schweizer Biologen und weltbekannten Pionier der kognitiven Entwicklungspsychologie, Jean Piaget, durchlaufen Kinder vier Phasen der kognitiven Entwicklung:
- Sensomotorische Phase (ca. 0-2 Jahre): In dieser Phase entdecken Kinder die Welt hauptsächlich durch ihre Sinne und motorischen Fähigkeiten. Sie lernen durch Direktkontakt und körperliche Interaktion mit ihrer Umgebung. Sie lernen, dass Dinge weiterhin existieren, auch wenn sie sie nicht sehen können (Objektpermanenz). Ein gutes Beispiel ist das Spiel "Kuckuck" – Babys freuen sich, wenn ein verstecktes Gesicht wieder auftaucht.
- Präoperationale Phase (ca. 3-7 Jahre): Kinder in dieser Phase beginnen, Symbole wie Worte und Bilder zu nutzen, um die Welt zu verstehen. Sie denken oft aus ihrer eigenen Perspektive und haben deshalb noch Schwierigkeiten, die Sichtweisen anderer zu begreifen, weshalb sie von Natur aus eher egozentrisch sind. Ihre Denkweise ist außerdem noch stark von ihrer Fantasie geprägt.
- Konkret-operationale Phase (ca. 7-11 Jahre): Hier entwickeln Kinder die Fähigkeit, logisch über konkrete Dinge nachzudenken. Sie verstehen Konzepte wie Masse und Gewicht (Erhaltungsprinzipien) und können Aufgaben, die eine logische Reihenfolge erfordern, lösen. Abstrakte Ideen sind jedoch noch schwer zu begreifen.
- Formal-operationale Phase (ab 12 Jahren): In dieser Phase können Jugendliche abstrakt und logisch denken. Sie sind in der Lage, Hypothesen zu bilden und zu testen sowie über theoretische und komplexe Probleme nachzudenken. Dies ermöglicht ihnen, fortgeschrittene Mathematik, Philosophie und Wissenschaft zu verstehen und kreativ zu denken.
Was sind kognitive Störungen und wie äußern sie sich?
Kognitive Störungen sind Beeinträchtigungen, die das Denken, Erinnern, Lernen und Problemlösen erschweren. Sie können in verschiedenen Formen auftreten und haben häufig unterschiedliche Ursachen, darunter neurologische Erkrankungen, psychische Störungen oder Entwicklungsprobleme. Zu den häufigsten kognitiven Störungen zählen Demenz, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Dyslexie, wie beispielsweise Legasthenie oder andere Lernschwierigkeiten.
Die Symptome kognitiver Störungen können sehr unterschiedlich sein und variieren je nach Art der Störung. Menschen mit Demenz können beispielsweise Schwierigkeiten haben, sich an kürzlich Erlebtes zu erinnern, vertraute Gesichter zu erkennen oder im Alltag selbstständig zu handeln. Bei Kindern mit ADHS zeigen sich häufig Symptome wie anhaltende Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität, die sich negativ auf das Lernen und die soziale Interaktion mit anderen Kindern und Erwachsenen auswirken können. Weitere Anzeichen kognitiver Störungen können Probleme beim Verstehen von Sprache, Schwierigkeiten bei der Lösung von Alltagsproblemen oder eine verlangsamte Informationsverarbeitung sein.
Sollte dir bei deinem Kind etwas in dieser Art auffallen, empfiehlt es sich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und der Sache auf den Grund zu gehen. Denn eine frühzeitige Diagnose und passende Fördermaßnahmen können oft entscheidend dazu beitragen, die kognitive Entwicklung deines Kindes zu unterstützen und Schwierigkeiten zu überwinden.
Kognitive Fähigkeiten: 5 Übungen, um sie zu verbessern
Mit diesen fünf Übungen kannst du dazu beitragen, die kognitiven Fähigkeiten deines Kindes zu verbessern:
1. Memory-Spiele
Bei Memory-Spielen müssen Kinder Paare von verdeckten Karten finden, die zusammenpassen. Dieses Spiel trainiert das Kurzzeitgedächtnis und die Aufmerksamkeit.
2. Puzzle
Puzzle fördern die Problemlösungsfähigkeiten, die visuell-räumliche Wahrnehmung und die Feinmotorik.
3. Geschichten erzählen und nacherzählen
Diese Übung verbessert das Sprachverständnis, das Erinnerungsvermögen und die kreative Vorstellungskraft. Lies deinem Kind eine Geschichte vor und lasse es anschließend die Geschichte in eigenen Worten nacherzählen. Du kannst auch gemeinsam neue Geschichten erfinden, um die Kreativität zu fördern.
4. Mathematische Spiele
Spiele, die mathematisches Denken fördern, stärken logisches Denken und Problemlösungsfähigkeiten. Spiele wie „Zahlen-Bingo“, „Rechen-Memory“ oder das Zählen von Gegenständen beim Einkaufen machen Mathe spielerisch und alltagsnah.
5. Rätsel und Denksportaufgaben
Rätsel und Knobelaufgaben fordern das Gehirn und fördern das logische Denken und die Konzentrationsfähigkeit. Biete Rätselbücher oder Apps mit altersgerechten Denksportaufgaben an. Auch Kreuzworträtsel oder Sudoku sind je nach Alter geeignet.
Diese Übungen machen nicht nur Spaß, sondern helfen auch dabei, die kognitiven Fähigkeiten deines Kindes spielerisch und effektiv zu fördern.
Quellen: Deutsches Jugendinstitut: Kognitive Entwicklung und schulischer Erfolg. UNICEF: Wie beeinflusst die Umwelt die Entwicklung von Kindern? Weltgesundheitsorganisation (WHO): Ernährung und Entwicklung im Kindesalter, Kita.de, Kindergesundheit-Info.de
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