Wenn unsere Kinder ins Krankenhaus müssen, ist das auch für uns Eltern ein echter Ausnahmezustand: Wie ist der Ablauf, was packen wir ein, geht alles gut und vor allem auch: Dürfen wir Eltern mit unserem Kind über Nacht bleiben? Denn für Kinder kann es sehr beängstigend sein, die Nacht alleine im Krankenhaus zu verbringen und die Trennung kann zu einer großen Belastung werden – für uns Eltern sowieso.
- 1.Packliste für den Krankenhausaufenthalt eures Kindes
- 2.Ab wann müssen Kinder allein im Krankenhaus bleiben?
- 3.Wenn ein älteres Kind allein im Krankenhaus bleiben muss
- 4.So bereitet ihr euer Kind aufs Krankenhaus vor
- 5.Wie können wir unser Kind im Krankenhaus unterstützen?
- 6.Wann ihr in die Notaufnahme fahren oder einen Rettungswagen rufen solltet
- 7.Wann ihr mit dem Kind zum Kinderarzt gehen könnt
Packliste für den Krankenhausaufenthalt eures Kindes
Wenn's mit dem Kind ins Krankenhaus geht, muss es oft schnell gehen. Deshalb hier unsere Checkliste, was ihr am besten für die Klinik einpackt:
Fahrt ihr in die Notaufnahme, reichen meistens zunächst die Basics. Trotzdem plant ihr besser lange Wartezeiten und bei einer stationären Aufnahme die erste Nacht mit ein:
- Chipkarte
- Snacks/Wasser
- Wechselwäsche fürs Kleine
- Buch, Lieblingsspielzeug
- ggf. Medikamente
Ab wann müssen Kinder allein im Krankenhaus bleiben?
Für Kinder bis 9 Jahren, die ins Krankenhaus müssen, wird eine Begleitperson als medizinisch notwendig angesehen – und euer Aufenthalt wird von den Krankenkassen übernommen. Das sogenannte Rooming-in ermöglicht es euch als Elternteil, mit im Zimmer eures Kindes zu schlafen. Manchmal stehen euch auch private Zimmer zur Verfügung. Für Babys ist die Mutter bzw. Hauptbezugsperson automatisch Mitpatient*in.
Auch für Kinder ab 9 Jahren bieten einige Krankenkassen das Rooming-In als zusätzliche Leistung an. Am besten sprecht ihr vor dem Aufenthalt mit eurer Kasse, was sie übernimmt. Alternativ kann auch eine Zusatzversicherung bzw. Familienversicherung eine Möglichkeit sein, die Kosten für euch zu senken.
Bei Kindern mit Behinderungen gibt es kein Alterslimit fürs Rooming-in.
Dennoch ist es wichtig, dass ihr am besten beim Vorgespräch des Eingriffs klärt, ob und wer mit übernachten darf. Gibt es Probleme, berät der Bundesverband "Aktion Kind im Krankenhaus".
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen rät, euch im Vorfeld bei eurem Arzt/eurer Ärztin zu erkundigen, welche Kliniken besonders kinderfreundlich sind.
Wenn ein älteres Kind allein im Krankenhaus bleiben muss
Bei Kindern über neun Jahren können Eltern als Begleitpersonen meistens zumindest zeitweise dabeisein. Oft hängt das von den Kapazitäten und der Schwere der Behandlung ab. Die Kosten dafür werden meistens nicht mehr von den Krankenkassen getragen. Viele Kinderkliniken und pädiatrische Abteilungen erlauben, dass Eltern ihre Kinder rund um die Uhr besuchen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt:
Als Eltern können Sie Ihr Kind in den meisten Fällen ohne zeitliche Einschränkung besuchen. Vor allem, wenn nicht die Möglichkeit einer Mitaufnahme besteht, sollten Sie Ihr Kind so oft und so lange wie möglich besuchen.
Tipp: Die McDonald’s Kinderhilfe hat in ganz Deutschland Häuser für Eltern kranker Kinder direkt auf dem Gelände der pädiatrischen Kliniken. Sie unterstützen benachteiligte Familien, während der Krankheit zusammen sein zu können und den Heilungsprozess gemeinsam durchzustehen.
So bereitet ihr euer Kind aufs Krankenhaus vor
- Spielerisch erklären, was passiert: Mit einem Arztkoffer lässt sich anschaulich erklären, was die kleinen Patienten erwartet. Gut ist es, wenn sie auch selber den Teddy oder die Puppe verarzten. Hier findet ihr Arztkoffer, die sich dafür super eignen.
- Dem Krankenhausaufenthalt durch Bücher die Angst nehmen: Kinderbücher helfen, das Thema auf kindlicher Ebene zu erklären und den Alltag im Krankenhaus näherbringen. Unsere Favoriten: "Conni im Krankenhaus" und "Wieso? Weshalb? Warum?: Was passiert im Krankenhaus?"
- Arbeitgeber informieren: Informiert euren Arbeitgeber so früh wie möglich. Wenn euer Kind im Krankenhaus ist, habt ihr das Recht, freigestellt zu werden. Dafür benötigt ihr nur ein Schreiben vom behandelnden Arzt bzw. dem Krankenhaus.
- Übernachtungsmöglichkeiten und Verpflegung im Krankenhaus: Informiert euch vorab über die Möglichkeiten, die das Krankenhaus bietet und fragt, was ihr alles mitbringen sollt bzw. dürft.
- Wer kümmert sich um das Geschwisterkind? Wenn Geschwisterkinder (unter zwölf Jahren) zu betreuen sind, gibt es die Möglichkeit, dass die Krankenkasse eine Haushaltshilfe finanziert. Erkundigt euch bei der Krankenkassen nach den geltenden Richtlinien.
- Ideen für den Zeitvertreib im Krankenhaus: Da gibt es sicher jede Menge Bücher, die ihr schon immer mal vorlesen wolltet und Spiele, für die jetzt endlich mal genug Zeit ist. Weitere Ideen: Gemeinsam Fotoalben vom Urlaub anschauen, einfache Bastel-Projekte oder Beschäftigungshefte mit Rätseln, Stickern etc. oder je nach Alter ein Spieletablet oder die Nintendo-Switch-Lite einpacken. Das hängt aber sehr davon ab, wie es eurem Kind nach der Behandlung und/oder OP geht und wie lange es dort bleiben muss. Fragt am besten vorher nach, worauf ihr euch einstellen müsst.
- Kind bei Schule und Kita abmelden: Ihr Eltern solltet in jedem Fall den Kindergarten oder die Schule informieren, dass (und aus welchen Gründen) euer Kind ins Krankenhaus muss.
Wie können wir unser Kind im Krankenhaus unterstützen?
Seid für euer Kind da und erklärt spielerisch, was passiert und was es erwarten kann. Und seid darauf vorbereitet, dass euer Kind nicht nur körperlich, sondern auch emotional besondere Unterstützung braucht:
Manche Kinder weinen viel, andere ziehen sich in sich zurück, werden aggressiv oder haben vermehrt Wutanfälle. Oft machen Kinder in der Zeit im Krankenhaus auch kleine "Rückschritte" in der Entwicklung: Sie nässen wieder ein, brauchen ihren Schnuller wieder oder eine intensivere Einschlafbegleitung.
Was euer Kind im Krankenhaus jetzt braucht:
- Geborgenheit & Sicherheit: Ein Krankenhaus ist eine ungewohnte Umgebung. Gebt eurem Kind vertraute Dinge mit und fragt im Krankenhaus nach, was erlaubt ist. Knuddelkissen, Schmusetuch und das Lieblingsspielzeug sind wichtige Begleiter. Manchmal kann auch eigene Bettwäsche und ein getragenes Shirt oder ein Gegenstand der Eltern viel Geborgenheit geben.
- Liebe vermitteln: Seid da und besucht euer Kind, so viel ihr könnt und seid bereit für lange Kuscheleinheiten, Vorlesen und Gespräche. Damit ihr euren Kindern nah seid, auch wenn ihr nicht da seid, könntet ihr Bilder von eurer Familie aufs Tischchen stellen oder die Geschwister bitten, etwas zu basteln.
- Fragen beantworten: Gut ist es, offen und ehrlich mit eurem Kind zu sein, aber ihm nur so viel zu verraten, wie es von seiner Entwicklung her auch verarbeiten kann. Versucht seine Fragen möglichst nah zu beantworten bzw. sprecht vorher mit dem Personal. Ihr kennt euer Kind am besten und wisst, wie ihr Dinge kommuniziert. Es kann auch helfen, dass ihr dabei seid, wenn die behandelnden Ärzte und Ärztinnen eurem Kind erklären, was genau passieren wird.
- Sichere Atmosphäre schaffen: Die Sterilität des Krankenhauses kann nur durch warmherziges Personal gemildert werden. Fragt euer Kind, ob es sich wohlfühlt und wie es sich mit den Pflegenden und Ärztinnen versteht. Sollte es mit bestimmten Personen große Probleme haben, solltet ihr das auch ernst nehmen und im Krankenhaus ansprechen. Auch ist es wichtig, dass ihr die Stimme eures Kindes seid, um Vorlieben oder Ängste auszusprechen.
- Unterhaltung und Ablenkung: Je nachdem, wie es eurem Kind geht und ob es viel schläft und/oder Schmerzen hat, wird ihm auch langweilig sein. Bücher oder Games können helfen und lenken vom Schmerz ab. Auf nicht allen Stationen sind ein Tablet oder eine Nintendo Switch erlaubt ist. Was immer geht, sind gute Bücher wie die aus unseren Sammlungen: Montessori-Bücher, Sachbücher, Kinderbücher ab 9 Jahren, Bücher für Teenager.
Fit für den Kindernotfall
"Ruhe bewahren und die Situation richtig einschätzen", das hilft erfahrungsgemäß in vielen Lebenslagen – vom Chaos im Kinderzimmer über Ehestreit bis hin zum medizinischen Notfall. In diesem Buch von Dr. med Katharina Rieth (ihres Zeichens Kindernotärztin, Intensivmedizinerin, familie.de-Autorin und Video-Star bei mapadoo) geht's um letztere und wie sie vermieden werden können.
Für die eigene Familie oder auch als Geschenktipp für (werdende) Eltern – mit Mini-Vorwort zum 3. Kapitel von mir. (Okay, ja, das ist nur ein sehr kleines Zutun zu diesem Werk, aber ich freue mich, dass ich etwas beitragen konnte!)
Wann ihr in die Notaufnahme fahren oder einen Rettungswagen rufen solltet
- Euer Kind ist nicht richtig bei Bewusstsein oder sogar ohnmächtig.
- Das Kind hat Atemnot.
- Das Kind läuft bläulich an. (= Zeichen für Sauerstoffmangel)
- Das Kind hat Krampfanfälle.
- Euer Kind hat etwas Giftiges gegessen oder getrunken.
- Das Kind hat starke Verbrennungen.
- Ihr befürchtet nach einem Sturz einen Bruch oder eine Gehirnerschütterung.
- Ihr seht eine eingesunkene Fontanelle bei Neugeborenen (= Anzeichen für Flüssigkeitsmangel).
- Euer Kind hatte einen Unfall und klagt über starke Schmerzen.
Wenn es eurem Kind sehr schlecht geht (Atemnot, Bewusstlosigkeit, Krampfanfall o.ä.), solltet ihr den Notarzt rufen, statt selber zu fahren, und bei eurem Kind bleiben. Dasselbe gilt, wenn euer Kind sich durch einen Unfall nicht bewegen kann, daheim liegt und sich nicht bewegen kann. Wenn ihr es bewegt, kann das negative Auswirkungen haben.
Wann ihr mit dem Kind zum Kinderarzt gehen könnt
- Fremdkörper im Ohr oder in der Nase (nicht lebensbedrohlich)
- Durchfall (> 12 Stunden)
- Fieber (>zwei Tage)
- Starkes Erbrechen
- Unklarer Ausschlag
- Starker Husten / plötzlicher Hustenfall (evtl. Pseudokrupp)
- Starke Ohrenschmerzen
- Atembeschwerden
- Lang anhaltende Krankheitssymptome, die mehr als eine Woche anhalten
Bei undramatischen Krankheitsbildern müsst ihr nicht gleich ins Krankenhaus fahren, sondern könnt zu eurem Kinderarzt bzw. der Kinderärztin gehen, wenn es während der Öffnungszeiten passiert.
An Wochenenden, Feiertagen ist oder etwa bei schlimmen Hustenanfällen werdet ihr nicht abwarten können, bis euer Arzt Sprechstunde hat. Dann ist der Weg zur nächsten Notaufnahme oder zum Bereitschaftsarzt die beste Lösung. Die beste erste Anlaufstelle ist hier der Patientenservice unter 116117, der euch bei Symptomen und mit Adressen weiterhilft.
Folgende Kinderkrankheiten können auf euch zukommen. Im Video findet ihr die wichtigsten Symptome:
Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen und Ärzte, Hebammen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.
Quellen: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Berufsverband der Kind-und Jugendärztinnen