Irgendwann stellt jedes Kind die Frage: "Wie kriegt man Kinder?". Wahrscheinlich erwischt uns der Nachwuchs damit eiskalt, haben wir doch damit gar nicht gerechnet. Wir möchten euch ein paar Ideen an die Hand geben, was beim Thema Aufklärung für Kinder wichtig ist und haben konkrete Vorschläge, wie ihr ein solches Gespräch altersgerecht beginnen könnt.
Warum ist Aufklärung so wichtig?
Beate Martin leitet seit 25 Jahren als sozialpädagogische Psychologin Elternkurse bei Pro Familia und berät Kindergärten in Sachen Sexualerziehung. Ihre Erfahrung: "In den ersten Lebensjahren des Kindes denken Eltern, es sei noch zu früh, das Thema anzuschneiden.
Sie wissen oft auch nicht genau, wie sie es anfangen sollen, weil es ja immer auch um eigene Gefühle geht." Sind die Kinder dann neun oder zehn Jahre alt, haben sie möglicherweise schon alles zum Thema Aufklärung über Freunde oder aus dem Internet erfahren. Da werden sie anfangen "Wie kriegt man Kinder?" zu googeln und die Antworten, die die Kinder dort finden, werden sie mit Sicherheit nicht gleich verstehen und viele Fragen aufwerfen.
Wollen wir also Einfluss darauf nehmen, wann unsere Kinder was erfahren, sollten wir es nicht Dritten oder gar dem Internet überlassen. Aufklärung und Sexualität nicht zum Thema zu machen oder der Frage "Wie bekommt man Kinder?" auszuweichen ist keine gute Idee, denn das merken die Kleinen und meinen es sei etwas Peinliches und man solle darüber besser nicht sprechen.
Kindern ein Gefühl für ihren Körper zu vermitteln, ist so wichtig. Und immer wieder klar zu machen, dass es IHR Körper ist und sie darüber bestimmen dürfen, kann zudem vor sexuellen Übergriffen schützen.
"Wie kriegt man Kinder?" – ehrlich antworten und erklären
Christa Kursch-Anbuhl, seit 30 Jahren Familienberaterin, sieht mit Sorge, dass über permanent verfügbare Internetzugänge viel zu früh einschlägige Bilder in die Köpfe der Kinder gelangen können, bevor ihnen die Grundzüge der Sexualität erläutert werden.
Die Expertin rät Eltern deshalb, ihren Kindern so früh wie möglich zu signalisieren, dass sie mit allen Fragen rund um Schwangerschaft, Geschlechtsverkehr und Geburt zu ihnen kommen können. Das funktioniert aber nur, wenn wir Eltern offen über Sex sprechen. Dazu gehört es auch, die Geschlechtsteile unaufgeregt vor den Kindern zu benennen.
Aber zugegeben, die Frage "Wie bekommt man Kinder?", kann uns schon eiskalt erwischen. Deswegen ist es sinnvoll, sich auf das Thema Aufklärung vorzubereiten, um sofort reagieren zu können, wenn die Frage kommt. Aufklärungsbücher für Kinder und Jugendliche eignen sich dafür wunderbar. Platziert, sie doch einfach sichtbar für euer Kind und wenn es Interesse zeigt, könnt ihr einige Seiten zusammen durchgehen:
Verständnis und positive Gefühle bei der Aufklärung vermitteln
Sexualität löst starke Gefühle aus. "DAS hast du mit Papa gemacht?" fragen Kinder oft entgeistert, wenn man ihnen erklärt, wie das Baby konkret in den Bauch gekommen ist.
Eltern sollten auf Ablehnung oder sogar leichten Ekel gefasst sein und feinfühlig reagieren, sagt Beate Martin. Sie rät dazu, dem Kind zu sagen, dass man seine Reaktion versteht. Aber auch, "dass Sex etwas ist, das Erwachsene eben gern machen und dass das Kind später, wenn es selbst erwachsen ist, anders darüber denken wird als heute."
Hilfreich ist der Schwenk auf die Gefühlsebene. Formulierungen wie "Damals bist du entstanden und das war für Papa und mich ein wundervolles Gefühl" verknüpfen die Erklärung des Zeugungsvorganges mit positiven Empfindungen.
Auch Christa Kursch-Anbuhl hält es für wichtiger, Kindern zu vermitteln, dass Sex etwas Schönes ist, als sie mit Sachinformationen zu bombardieren. "Wenn Kinder sehen, dass ihre Eltern im Alltag nett und feinfühlig miteinander umgehen, werden sie Sex viel eher richtig einordnen können und als etwas Schönes erfassen."
Auf die Frage "Wie kriegt man Kinder?" altersgerecht antworten
Kleinkinder und die meisten Vorschulkinder wollen in der Regel nur eine kurze Auskunft zur Frage "Wie kommt das Baby in den Bauch?". Der Rat der Expertinnen: Kleine Informationseinheiten anbieten und dann auf weitere Fragen warten. Auf keinen Fall sollten Eltern Antworten auf Fragen geben, die gar nicht gestellt wurden. Frühkindliche Aufklärung über ihren Körper, die Geschlechtsorgane und darüber, dass nur sie über ihren Körper verfügen dürfen, ist extrem wichtig, schon vor der Grundschule.
Anders sieht es bei Schulkindern aus. Sie nutzen das Thema Sexualität gern, um die Reaktion der Eltern zu testen, indem sie provozieren. Hier ist in puncto Aufklärung Feingefühl nötig, um zu erspüren, was genau das Kind mit seiner Frage bezweckt.
Es ist nicht selten, dass Neunjährige mit Bildern von sexuellen Handlungen konfrontiert werden, die sie komplett überfordern. Sie können dann nicht einmal eine konkrete Frage stellen, sondern nur merkwürdig formulierte Fragmente herausstottern. In solchen Situationen sollten Eltern nachfragen: "Warum beschäftigt dich das?" oder "Was genau möchtest du wissen?" "Wie kriegt man Kinder ?" ist da noch eine der harmloseren Fragen, die man recht gut noch erklären kann. Bei sexuellen Gefühlen oder Handlungen wird das schon schwieriger.
Spürt ihr, dass es dem Kind gar nicht so recht klar ist, worum es gehen soll, hilft oft die Ideen-Formulierung weiter: "Meine Idee ist, dass du xy wissen möchtest. Wollen wir uns zusammen auf die Suche nach der Antwort machen?"
"Wie macht man Kinder?" Das könntet ihr antworten
Dann wollen wir doch mal beispielhaft ans Eingemachte. Was könnt ihr euren Kindern denn nun auf solche Fragen wie "Wie kriegt man Kinder?" antworten:
- "Wie bekommt man Kinder?": Für jüngere Kinder eignet sich eine Umschreibung wie: Mama und Papa haben sich sehr lieb und kuscheln ganz eng. Bei älteren Kindern kann man durch aus schon biologisch werden: Um ein Kind zu zeugen, braucht es Spermium und ein Ei. Das Spermium produziert der Mann, das Ei wächst in der Frau heran. Haben ein Mann und eine Frau Sex, kommt das Sperma des Mannes in die Frau und befruchtet dort das Ei, dadurch entsteht dann ein Kind.
- "War ich auch in Mamas Bauch?": Unabhängig vom Alter kann man hier schön erklären, dass ein Baby langsam in Mamas Bauch heranwächst, dort versorgt wird und dort neun Monate bleibt, bis es dann geboren wird.
- "Wie kommt das Baby aus dem Bauch wieder raus?" Nach neun Monaten ist das Baby bereit, um auf die Welt zu kommen. In Teamarbeit leisten Mama und das Baby dann etwas ganz Besonderes: Durch die Scheide kommt das Kind zur Welt. Sind die Kinder besonders interessiert, könnt ihr auch noch auf einen Kaiserschnitt eingehen.
Wichtig ist, einfach ruhig zu bleiben und euch langsam vorzutasten, wie viel eure Kinder schon wissen wollen. Wartet einfach auf Rückfragen, sie werden kommen, im Zweifel beim Einkaufen an der Kasse...
Es ist etwas ganz Natürliches!
Bei uns zu Hause war das ein völlig unaufgeregtes Thema und es gab nicht "den" Tag der Aufklärung. Es war einfach von Anfang an Thema, sodass wir immer mal wieder altersgerecht etwas erfahren haben.
Wir handhaben das jetzt mit unserem Sohn ganz ähnlich. Er zeigt jetzt auf das ein oder andere Körperteil, unter anderem auch auf meinen Bauch. Ich sage dann schon mal: "Das ist Mamas Bauch und da warst du drin."
Wichtig bei dem ganzen Thema finde ich, den Kindern klar zu machen, dass nur sie über ihren Körper bestimmen. Das bedeutet auch, dass wir Eltern die Grenzen unserer Kinder wahren. Da beginnt übrigens schon beim Wickeln und Zähneputzen.
Das bedeutet jetzt natürlich nicht, dass ich meinem Kind tagelang nicht die Zähne putze oder es nicht wickel. Es bedeutet einfach nur, dass wir Eltern uns dann Strategien überlegen müssen, sodass die Kinder freiwillig mitmachen.
Mit diesen Büchern für Kinder und Teenies kann sich euer Nachwuchs bereits etwas an das Thema Aufklärung herantasten: