Der Toilettengang ist für die meisten eine sehr private Angelegenheit und eher schambesetzt. Wir möchten dabei häufig allein und ungestört sein. Ich kenne viele Eltern, die sagen, dass sie nicht so gerne mit den Kindern auf die Toilette gehen und verstehe das auch. Doch gerade wenn euer Kleinkind trocken werden soll, hilft es der Sauberkeitserziehung, wenn ihr die Türen nicht schließt, sobald ihr aufs Klo geht.
Vorweg gesagt: Jedes Kind hat sein eigenes Tempo und es existiert kein festes Alter, in dem es trocken werden "muss". Es gibt weder eine Auszeichnung für Eltern, deren Zweijähriges schon windelfrei ist, noch "verurteilt" euch irgendjemand, weil euer Kind mit vier Jahren immer in eine Windel kackt. Trockenwerden ist kein Zeichen von besonderer Intelligenz und ihr solltet euer Kind nie schimpfen oder tadeln, wenn es sich weigert aufs Klo oder Töpfchen zu gehen. Was wir aber als Eltern tun können, ist Vorbild sein und den Toilettengang von Anfang an als etwas Natürliches zu zeigen.
#1 Keine Scham aufbauen bei der Sauberkeitserziehung
Kinderärzte und Psycholog*innen betonen, dass es für Kleinkinder wichtig ist, von ihren Eltern zu lernen, vor allem alle körperlichen Dinge. Eure Kinder beobachten euch genau bei der Körperhygiene und erfahren dadurch nicht nur, wie Hygiene und Pflege funktionieren. Sie entwickeln dadurch ein Verständnis für Körperfunktionen und lernen so auch, welche Schritte ganz normal zum Alltag dazu gehören: Mama oder Papa geht auf Toilette für Pipi und Kacka, dann säubert sie sich, spült und wäscht sich die Hände.
Wenn das Kind bei diesen Vorgängen dabei sein darf oder zumindest schauen kann, was ihr macht, nimmt es das als ganz normal war. Verhaltet ihr euch dabei offen, wird auch das Kind keine Scham dabei empfinden. Wenn ihr jedoch den Toilettengang zum Geheimnis macht und nicht möchtet, dass das euer Sohn oder die Tochter mal gucken darf, dann werden Fragen entstehen und ihr baut unbewusst eine Scham zu diesem Thema auf, das nicht schambehaftet sein sollte.
#2 Offene Klotüren und gemeinsames Pinkeln
Natürlich will man vor allem bei bestimmten großen Geschäften als Eltern einfach auch mal alleine sein. Das kann man dem Kind dann auch kommunizieren. Generell hilft es jedoch, wenn eure Badtüren offen sind und euer Baby und Kleinkind schon von Anfang an dabei ist, wenn ihr auf die Toilette geht. Das kann das Interesse an diesem Vorgang verstärken, zumindest aber wird es den Klogang normalisieren und das Kind weiß dann, was man auf Toilette macht.
Sobald ihr dann das Gefühl habt, euer Kind zeigt mehr Interesse, könntet ihr ein Töpfchen ins Bad stellen und mal zeigen, dass man Pipi darauf machen kann. Andere Kinder wiederum mögen es, selbst mittels einer Aufstieghilfe schon auf das große Klo zu gehen oder mit einem Kinder-Toilettensitz. Was ihr beim "Töpfchentraining" benutzt, ist sehr individuell.
Wir sind Vorbilder
Meine dreijährige Tochter war von Anfang an immer im Bad dabei, wenn wir groß oder klein gemacht haben. Wir haben ihr erklärt oder sogar auch mal gezeigt, was wir da tun, weil sie interessiert daran war und gucken wollte. Sie weiß auch, dass Mama einmal im Monat blutet und Einlagen bzw. Periodenunterwäsche mit Blut auswäscht. Das macht ihr keine Angst, weil ich ihr von Anfang an gezeigt und in einfachen Worten erklärt habe, dass das nicht weh tut und nichts Schlimmes ist.
Trocken geworden ist sie dann letztendlich so richtig im Urlaub dank ihrer Oma, die ihr die Toilette schmackhaft gemacht hat und sie täglich dazu ermutigt hat, aufs Klo pinkeln zu gehen. Doch nur weil es bei uns so gut lief, heißt das nicht, dass das bei allen anderen darum auch so laufen muss. Ich denke nur, unsere Offenheit hat geholfen, dass unser Kind sich dem Thema genähert hat. Irgendwann fing sie von allein an, auf Nachfrage auch mal aufs Klo zu wollen.
#3 Es gibt keine garantierte Methode der Sauberkeitserziehung
Es gibt ja diverse Experten und Expertinnen, die behaupten, dass diese oder jene Methode beim Töpfchentraining funktioniert. Ich persönlich halte da nicht viel davon. Wenn man mit vielen Eltern spricht, ist der Zeitpunkt wann die Kinder trocken geworden sind, selbst innerhalb einer Familie mit mehreren Kindern total verschieden. Genauso unterschiedlich sind die sogenannten Methoden wie es geklappt hat. Mit Zwang wird es garantiert nichts, dass euer Kleinkind Interesse für das Klo zeigt. Und auch wenn ihr meine obigen Tipps alle beherzigt, ist es nicht garantiert, dass euer Kind dann auch schneller trocken wird. Es geht lediglich darum, dass es positiv für ein gesundes Körpergefühl eures Nachwuchses ist, wenn ihr offen zeigt, was körperliche Hygiene und Pflege betrifft und den Klogang nicht durch geschlossene Türen tabuisiert.
Natürlich wird es dann ein Alter geben, wo das Kind dann alleine Pipi und Kacka machen möchte. Das ist bei jedem Kind auch unterschiedlich. Manche möchten, dass ihr dabei seid, andere möchten, dass ihr rausgeht und sie rufen dann, wenn sie fertig sind. Ihr werdet merken, was für euer Kind dahingehend richtig und wichtig ist.
#4 Sprecht offen darüber und bleibt entspannt
Was auf jeden Fall nie schaden kann, ist den Klogang zu thematisieren und darüber zu sprechen. Es bringt nichts, sich über das Kind zu ärgern, weil es noch eine Windel trägt und andere befreundete Kinder nicht. Sollte sich euer Kind jedoch auch verbal sehr der Toilette verweigern, könnt ihr durchaus mal fragen, woran es liegt oder ob es bestimmte negative Gefühle gegenüber dem Thema hat, Fragen da sind oder sogar Ängste und Unsicherheiten da sind.
Manchmal hat es vielleicht auch ganz andere psychische oder physische Beweggründe, die es ihm schwer machen, sich zu überwinden aufs Klo oder Töpfchen zu gehen. Ich möchte euch das sagen, was mir andere Eltern vieler Kinder mit auf den Weg gegeben haben: "Bleibt unbedingt entspannt, denn es ist noch jedes Kind irgendwann trocken geworden."
Ins Gespräch kommt ihr ziemlich gut über Bücher. Nehmt doch ein Buch mit ins Bad, dass ihn thematisiert und nähert euch spielerisch der ganzen Sauberkeitserziehung:
Die Entwicklung von Kindern ist eines der faszinierendsten Themen. Wusstet ihr schon, wie Kinder eigentlich Dinge lernen?