Nachhaltiger leben wollen inzwischen die meisten. Oft sind die umweltverträglichen Alternativen aber sehr teuer, nicht wirksam oder es scheitert an der Alltagstauglichkeit. Ich habe Kastanienwaschmittel hergestellt und getestet.
Warum kann man mit Kastanien waschen?
Zunächst einmal: nicht jede Kastanie könnt ihr auch in ein Bio-Waschmittel verwandeln. Das funktioniert ausschließlich mit Rosskastanien. Maronen oder Esskastanien – der Name verrät es ja bereits – kann man essen, dafür aber nicht damit waschen.
Was macht die Rosskastanie aus? Sie enthält Saponine. Das sind waschaktive Pflanzeninhaltsstoffe, die in ihrem chemischen Aufbau Tensiden ähneln, die in handelsüblichen Waschmitteln enthalten sind. Sie schäumen in Verbindung mit Wasser und reinigen geruchsneutral. Die Rosskastanie gehört übrigens bezeichnenderweise zur Familie der Seifenbaumgewächse.
Was braucht man für Kastanienwaschmittel?
Das Tolle ist, dass ihr tatsächlich kein Geld ausgeben müsst, wenn ihr Kastanienwaschmittel selber machen wollt. Neben den Kastanien braucht ihr nur:
- Schneidebrett
- Scharfes Messer
- Messbecher
- Wasser
- Schraubgläser
Wie kann man Kastanienwaschmittel selber machen?
Das Bio-Waschmittel ist recht einfach zu machen, plant für eine Waschladung 10 bis 15 Minuten ein. Und so wird es gemacht:
Schritt 1: Für eine Waschladung nehmt ihr euch etwa eine Handvoll Kastanien, die ihr mit einem scharfen Messer klein schneidet. Für dunkle Wäsche kann die Schale dran bleiben, für helle Wäsche solltet ihr die Kastanien schälen, damit eure Kleidung nach einer Weile keinen Grauschleier bekommt.
Besser ohne Schale
Ich habe einiges ausprobiert. Nicht zufrieden war ich mit geviertelten, ungeschälten Kastanien. Das hatte ich zwar so gelesen, aber das Ergebnis hat mich nicht überzeugt. Ungeschält sollten die Stückchen meiner Meinung nach deutlich kleiner sein, damit genug Saponine in euer Waschmittel gelangen. Ich bin am Ende zu immer schälen übergegangen.
Schritt 2: Die Kastanienstückchen füllt ihr dann in ein Schraubglas.
Schritt 3: Gebt etwa 200 ml lauwarmes Wasser dazu und schließt das Glas.
Schritt 4: Schüttelt das Ganze ein bisschen durch und lasst es dann 8 Stunden ziehen. Danach ist es einsatzbereit.
Waschen mit Kastanienwaschmittel
Am Anfang ist die Flüssigkeit noch sehr hell, aber nach einigen Stunden wird sie tatsächlich richtig milchig und beim Schütteln entsteht Schaum. Den Geruch würde ich als nussig beschreiben, sehr angenehm.
Als erstes Testobjekt habe ich unseren Flurteppich gewaschen. Der ist nach einigen Tagen immer ziemlich grau vor Schmutz und ich hatte mir erhofft, dass ich darum das Ergebnis besonders gut beurteilen könnte. Das Waschmittel gebt ihr einfach ins Waschmittelfach eurer Waschmaschine. Ich habe den Schraubverschluss einfach nur einen kleinen Spalt hochgeschoben, damit die Stückchen drin bleiben, ihr könnt aber natürlich auch sieben. Beim Waschgang sieht man auch in der Maschine ein bisschen Schaum, das hatte ich eigentlich nicht erwartet. Und auch das Ergebnis von unserem Teppich war absolut zufriedenstellend.
Der Geruch war einfach neutral. Der Teppich hatte aber auch vorher nicht gestunken. Ich habe darum danach den ultimativen Geruchsversuch gemacht: Teenager-Sportklamotten. Ich war ehrlich gesagt mehr als skeptisch, aber auch die Sachen haben danach nach nichts gerochen. Wer gerne ein bisschen Geruch hätte, kann einen Tropfen Lavendelöl in das Kastanienwaschmittel geben. Probiert habe ich das selbst aber nicht.
Ist Kastanienwaschmittel haltbar?
Leider müsst ihr euer Waschmittel immer relativ schnell aufbrauchen. Ich hatte mal zu viel gemacht und nach 2 Tagen war die Flüssigkeit schmierig und stinkig. Im Kühlschrank könnt ihr es etwas länger aufbewahren, aber auch nur ein paar Tage. Macht also immer nur so viel, wie ihr am nächsten Tag braucht. Alternativ könnt ihr Pulver herstellen. Hierfür schält ihr Kastanien und zerkleinert sie mit dem Mixer.
Verteilt euer Pulver dann auf Backpapier und schiebt es bei 50 Grad etwa 4 Stunden in den Ofen. Mein Blech war recht voll, da haben 4 Stunden nicht ganz gereicht. Macht einfach zwischendurch einen Test. Um haltbar zu sein, muss es ganz durchgetrocknet sein.
Wenn es ganz getrocknet ist, könnt ihr es in Einmachgläser füllen. Dann könnt ihr damit jederzeit eine Portion Waschmittel ansetzen. Gebt dafür 2-3 Esslöffel in ein Gefäß und übergießt es mit Wasser.
Das Wasser wird beim Aufgießen direkt sehr milchig, das Granulat scheint also seine Stoffe schneller abzugeben als Kastanienstückchen. Ich denke, dass man dann auch schon nach weniger als 8 Stunden waschen kann.
Besser als gedacht
Mit den bisherigen Waschergebnissen bin ich absolut zufrieden. Hartnäckige Flecken habe ich bisher keine damit behandelt, da würde ich jetzt eher davon ausgehen, dass die nicht rausgehen. Aber ist das Ganze alltagstauglich? Geht so. Bei 4 Personen, die alle Sport machen, läuft die Waschmaschine fast täglich. Wir haben 2 Kastanienbäume im Garten und im Moment schnappe ich einfach jeden Tag eine Hand voll und setze für den nächsten Tag eine Portion an. Das ist jetzt nicht sooo viel Aufwand, dazu bin ich bereit, zumal es ja auch bares Geld spart. Aber für 4 Personen Pulver herstellen, mit dem wir bis zum nächsten Herbst waschen können? Nein. Das ist mir zu viel Arbeit. Das komplette Backblech voll ergab nur 1,5 kleine Marmeladengläser. Ich mache es, solange Kastanien rumliegen und dann wieder im nächsten Jahr. Klar, das ist nur ein kleiner Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit, aber letztendlich ist es auch die Summe an kleinen Dingen, die wir für die Umwelt tun.
Nicht alles, was wir als nachhaltig empfinden, ist es auch. Schaut mal in unser Video zum Thema Greenwashing: