Auch große Veränderungen hin zu einem umweltbewussteren Leben sind möglich. Der Beweis: Modelltischler Peter Jaensch. Vor wenigen Wochen ging seine Spielzeugfirma "holler poller" an den Start, für die er in liebevoller Handarbeit alle Holzfahrzeuge selbst entwickelt hat. Dafür hat der dreifache Vater seine Stelle als Entwicklungsleiter bei Playmobil aufgegeben. Was treibt ihn an und wie stellt er sich die Zukunft vor? Wir haben mit ihm gesprochen.
Spielzeugmacher ist ja ein eher ungewöhnlicher Beruf, fast ein bisschen wie aus einer alten Geschichte oder einem Märchen. Erzähle uns doch kurz etwas über deinen beruflichen Werdegang.
Peter: Wenn ich zurückblicke ist heute alles logisch. Bei meiner Ausbildung zum Modelltischler bei Porsche habe ich meine ersten Holzautos gebaut. Anschließend studierte ich Produktgestaltung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und arbeitete die Jahre nach dem Diplom als Industriedesigner. Nach zuletzt 15 Jahren in der Produktentwicklung bei Playmobil weiß ich heute sehr viel über die unterschiedlichsten Facetten der Spielzeugindustrie und das Spielverhalten der Kinder. Mit dieser Spielzeugexpertise und dem holzhandwerklichen und gestalterischen Hintergrund habe ich nun einen neuen beruflichen Weg eingeschlagen und "holler poller" gegründet.
Wie kam es zu der Idee, deine eigene Spielzeugfirma zu gründen?
Peter: Die ersten Überlegungen dazu hatte ich, als ich in meiner kleinen Holzwerkstatt verschiedene Holzspielsachen für meinen Jüngsten gebaut habe. Gerade für Kleinkinder müssen die Funktionen ganz simpel und selbsterklärend sein. Spielzeug das nicht gut funktioniert bleibt unbespielt liegen. Neue Ideen zu Design und System sind entstanden und gleichzeitig habe ich die Liebe zu diesem wunderbaren Material Holz neu wiederentdeckt. Wertige und durchdachte Spielsachen sind rar. Ich freue mich eine neuartige Produktwelt für Kleinkinder anbieten zu können.
Mit Kindern entwickelt
Es gibt ja durchaus auch schon einige Holzspielzeugfirmen. Was ist das Besondere an den Fahrzeugen von holler poller?
Peter: Die Produkte sind gemeinsam mit Kleinkindern entwickelt worden. In jedem Stück steckt viel Handarbeit und Liebe zum Detail. Für die Kinder selbsterklärend und einfach in der Handhabung. Das System erlaubt es, alles mit allem zu kombinieren, abzuschleppen und aneinanderzuhängen. Die Sinne werden angeregt, die Wahrnehmung geschult: Das Holz ist unlackiert und mit natürlichen Ölen behandelt, riecht angenehm, fühlt sich warm an. Optisch sind die Fahrzeuge designstarke Hingucker durch ihre überlegte und klare Gestaltung in Form und Farbe.
Kein Geschlecht & kein Beruf
Ich finde in dem Zusammenhang auch sehr interessant, dass die Figuren neutral gehalten sind, also weder einem Geschlecht noch einem Beruf zuzuordnen sind. Das hat sich laut Peter in der Testphase in einer Waldkita ergeben. Die Kinder spielen viel freier mit Figuren ohne Vorgaben, ohne Rollenbelegung und ohne Gesicht, da ihnen viel Raum für ihre eigene Fantasie gelassen wird. Vor allem bei unter Fünfjährigen würde das noch gut funktionieren, so Peter.
Der Name holler poller hat mich sofort angesprochen, ich fand ihn direkt ganz süß. Wie bist du darauf gekommen?
Peter: Der Name holler poller entstand aus einer Wortmalerei eines im Spiel vertieften Kindes. Ganz simpel und prägnant. Genauso wie die Holzspielsachen. Das fand ich sehr passend als Markennamen.
Langlebigkeit für eine nachhaltige Zukunft
Was erhoffst du dir in Sachen Nachhaltigkeit von der Zukunft?
Peter: Nachhaltigkeit nicht nur in der Produktion zu sehen, sondern auch in der Langlebigkeit. Ein Holzauto z.B. bekommt beim wilden Spielen individuelle Gebrauchsspuren, Kratzer oder kleine Dellen, die ihm eine eigene lebendige Patina geben. Man kann es zudem prima mit einfachen Mitteln daheim reparieren. Je benutzter desto schöner, so soll es über Generationen weitergereicht werden.
Spielzeug mit Herz
Als ich bei LinkedIn von Peters Firma gelesen habe, war für mich zunächst der Nachhaltigkeitsfaktor interessant. Im Gespräch fand ich dann aber noch viel spannender, dass es ihm ebenso darum geht, Spielzeug vom Kind her zu denken und wie viel Zeit er in die Testläufe gesteckt hat. Bei den Spielzeuggiganten stünde für ihn viel zu sehr der Profit im Vordergrund. Was Kindern tatsächlich gefällt oder wie man sie spielerisch fördern kann, würde viel zu wenig beachtet. Sein Mut, den der Schritt in die Selbstständigkeit sicher gekostet hat, hat mich wirklich beeindruckt.
Bestellen könnt ihr die „Holle“, „Bonnie“, „Bernd“, „Florian“ und die anderen Fahrzeuge für Kinder ab 18 Monaten im Shop auf der Webseite von holler poller.
Vieles ist leider nur auf den ersten Blick nachhaltig – schaut doch mal in unser Video zum Thema Greenwashing: