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Helikopter & Co.: 6 Sätze von überfürsorglichen Eltern

Überfürsorgliche Eltern NoGos
© Getty Images / Halfpoint

Natürlich wollen wir, dass unsere Kinder selbstständig werden und für sich einstehen können. Aber mal ehrlich: Oft genug ist der Grad so verdammt schmal zwischen liebevollem und überfürsorglichem Verhalten – das unseren Kindern in der Konsequenz die Möglichkeit zur Selbstständigkeit raubt. In diesen sechs typischen Situationen haben wir wohl alle schon mal gesteckt. So könnt ihr die Überbehütungs-NoGos vermeiden und braucht euch nicht zu sorgen, in Richtung Helikopter-Eltern abzudriften.

Überfürsorglichkeits-NoGo #1: „Ich übernehme das schnell für dich“

Typische Situation: Euer Kind will sich selbst die Schuhe anziehen, selbst den Löffel halten, selbst die Tasche mit dem Sandspielzeug einräumen. Im ersten Versuch klappt das natürlich nicht perfekt. Oft ertappen wir uns dann dabei, dem Kind die Aufgabe darum sofort abzunehmen – vordergründig, um behilflich zu sein, meist jedoch tatsächlich, weil es zu lange dauert oder sonst zu viel Dreck oder Unordnung entsteht.

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Die Gefahr dabei: Wir Eltern hindern unser Kind mit unserer Ungeduld daran, die Welt zu begreifen bzw. selbst in den Griff zu bekommen. Beim Nachwuchs kommt an: Ich kann das nicht. So verlieren die Kinder die Lust am Selbermachen, trauen sich immer weniger zu und werden später die Hilfestellung von uns Eltern einfordern, und das dann meist mehr und öfter als uns lieb ist.

Tipps für mehr Eigenständigkeit

  • Lasst euer Kind im eigenen Tempo fertig werden und eigene Erfahrungen sammeln. Natürlich kann das nicht ausufernd der Fall sein. Zum Einen solltet ihr unauffällig mögliche Gefahren aus dem Weg räumen. Zum Anderen diesen Tipp niemals mit Zeitdruck ausprobieren. Das kann sonst ja nur nach hinten losgehen.
  • Wenn ihr aber euer Zeit-Management dem kindlichen Experimentiertrieb anpassen könnt, dann go for it. Während euer Nachwuchs 15 Minuten braucht, um einen Gummistiefel an den (falschen) Fuß zu bekommen, könnt ihr ja in Ruhe noch diese überfällige Mail schreiben oder schon mal Essensvorbereitungen treffen. Oder ihr setzt euch mit einem Buch aufs Sofa und nutzt das Warten als Me-Time.
  • Lobt euer Kind für Bemühungen und Fortschritte.

Überfürsorglichkeits-NoGo #2: „Du bist mein Prinz/ meine Prinzessin“

Typische Situation: Wir Eltern machen unseren Kindern gern eine Freude. Oft möchten auch die Großeltern immer mal wieder etwas schenken. Da kommt schnell einiges an Spielzeug, Kleidung oder Kinderzimmer-Ausstattung zusammen. Wir meinen es ja gut und haben an den meisten Geschenken selbst eine große Freude.

Die Gefahr dabei: Ein vollgestopftes Kinderzimmer überfordert die Kleinen, im Überfluss verlieren sie den Überblick. Und langfristig können sie so nie lernen, Ordnung zu halten. Zudem entwickeln sie eine übersteigerte Anspruchshaltung, die ihnen später Frust einbringt. Denn spätestens im Grundschulalter, oft aber schon im Kindergarten merken unsere Kinder ja, dass sie nicht immer alles, was sie sich wünschen auch bekommen.

Tipps für nachhaltiges Schenken

  • Setzt euch realistische Grenzen. Die Anzahl an Dingen, die Kinder wirklich benötigen, ist überschaubar. Kein Kind braucht fünf verschiedene Stifteboxen oder Winterjacken, nur weil die Designs so unterschiedlich sind.
  • Sprecht Geschenke vorher im Familienkreis ab. Lieber ein gemeinsames Geschenk, das langfristig Freude macht als zehn kleine Dinge, die nach kurzer Zeit unbeachtet in der Ecke liegen.
  • Second Hand ist für alle: Kindermode wird oft nur kurze Zeit getragen. Es muss also nicht alles neu gekauft werden, für kleines Geld bekommt ihr eigentlich das meiste auch in Second Hand-Läden. Nehmt eure Kinder dahin mit und vermittelt ihnen nebenbei, dass Kleidung aus zweiter Hand kein Makel ist, sondern gelebte Nachhaltigkeit.
  • Zeit statt Zeug: Wie wäre es mit einem Besuch im Wildtierpark oder Kino statt der neuen Lego-Spielewelt? Gemeinsam verbrachte Zeit und neue Erlebnisse sind für Kinder immer ein Gewinn.

Überfürsorglichkeits-NoGo #3: „Ich kämpfe für dich“

Typische Situation: Es gibt Streit auf dem Spielplatz zwischen gleichaltrigen Kindern. Statt sie das allein regeln zu lassen, gehen wir manchmal dazwischen, weil wir glauben, unser Nachwuchs braucht ganz dringend Hilfe.

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Die Gefahr dabei: Mit unserem Verhalten nehmen wir unseren Kind die Chance, Konflikte selbst zu managen, Aggressionen wegzustecken sowie sich zu entwickeln und Widerstände zu überwinden. Auf lange Sicht fühlt sich unser Kind ohne uns Eltern schwach und hilflos.

Tipps für Spielplatzbesuche

  • Haltet euch zurück und wartet erstmal ab.
  • Vertraut auf eure Kinder. Die Welt der Kleinkinder ist keine heile Schmuse-Welt, meistens wissen unsere Kleinen ganz genau, wie sie reagieren müssen. Außerdem lernen sie aus jedem Konflikt, nehmen wertvolle Erkenntnisse auf, die es später im Kindergarten und in der Schule dringend braucht.
  • Wichtiger Hinweis: Das heißt natürlich nicht, dass ihr euch nie einmischen sollt. Wird gehauen, gebissen oder herrscht zwischen den streitenden Kinder ein großer Altersunterschied, solltet ihr natürlich eingreifen. Aber auch hier könnt ihr ja abwartend vorgehen und nicht sofort die Situation an euch reißen.

Überfürsorglichkeits-NoGo #4: „Du brauchst nicht zu weinen“

Typische Situation: Wir Eltern stellen Regeln auf. Unsere Kinder haben keine Lust, sich daran zu halten. Das ist ganz normal, es gehört zum Großwerden dazu. Statt aber nun darauf zu bestehen, dass bei uns die Regel gilt, dass nach dem Zähne putzen keine Süßigkeiten gegessen werden oder Hände waschen nach dem Spielplatzbesuch ein Muss ist, lassen wir uns durch das Weinen des Kindes erweichen und verzichten auf die Regel. Keine Regel ohne Ausnahme, klar. Aber sollten wir dem Willen des Kindes immer nachgeben, wenn die Tränen fließen?

Die Gefahr dabei: Wenn wir den Konflikt mit unseren Kindern scheuen oder inkonsequent im Umgang mit Regeln sind, fordern wir unsere Kinder geradezu dazu auf, permanent alles in Frage zu stellen. Im Ergebnis weichen sinnvolle Grenzen von Tag zu Tag weiter auf und wir müssen sie pausenlos neu aufbauen. Es beginnt ein unfassbar anstrengender Kreislauf der niemandem gut tut.

Tipps für Regeln

  • Lernt, das Weinen zu unterscheiden. Es gibt das Weinen aus Schmerz und einem Schutzbedürfnis, auf das wir immer reagieren sollten und uns schützend vor sie stellen müssen. Und es gibt das Weinen aus Wut und Protest, was vollkommen ok ist, aber nicht dazu führen muss, unsere Grenzen aufzuweichen.
  • Formuliert klare Regeln, hinter denen ihr wirklich steht. Nur dann werdet ihr sie auch durchziehen. Lautet eure Regel: Keine Süßigkeiten vor dem Abendessen, dann gilt das auch, egal wie wütend euer Nachwuchs dabei auf euch wird.
  • Erklärt eurem Kind die (neue) Regel und macht das mehr als einmal. Wir Erwachsenen brauchen doch immer mal wieder eine Erinnerung. Wenn die freundlich und wohlwollend geschieht, minimiert das Frust.
  • Zeigt Verständnis für die Tränen der Wut. Natürlich ist das doof, dass wir Großen etwas verbieten, was die Kleinen sich so sehr wünschen. Aber über Gefühle zu sprechen und anzuerkennen ist für unsere Kinder wichtig
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Überfürsorglichkeits-NoGo #5: „Ich habe große Angst um dich“

Typische Situation: Wir Eltern machen uns immer Sorgen. Das gehört zum Elternsein irgendwie dazu. Manche packen ihre Kinder dann aber als Konsequenz in Watte. Schon bei kleinsten körperlichen Herausforderungen wie einer Treppe oder einem Spielgerät sichern sie es. Vermeintlich gefährliche Experimente wie ein etwas schwieriges Klettergerüst auf dem Spielplatz lassen diese Eltern dann nicht zu.

Die Gefahr dabei:
Wir Eltern verunsichern durch unsere Unsicherheit unser Kind; es traut sich selbst nichts mehr zu. Außerdem können sich seine Instinkte nicht entwickeln, dabei haben normalerweise schon Kleinkinder ein gutes Gespür für natürliche Gefahren, z. B. Höhe.

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Tipps für mehr Sicherheit

  • Natürlich wollen wir auf unsere Kinder aufpassen und sie vor Verletzungen bewahren. Aber das bedeutet nicht, dass jeder blaue Fleck verhindert werden muss. Das Stolpern, Hinfallen und Anstoßen gehört zu einer Kindheit dazu und ist total normal.
  • Erinnert euch an eure eigene Kindheit. Was habt ihr denn alles erlebt? Wie viel war verboten? Natürlich haben sich die Zeiten geändert und wir lassen unsere Kinder heute oft in einem viel kleineren Radius Selbstwirksamkeit erleben. Aber einen Rahmen fürs kontrollierte Abenteuer sollte es geben.
  • Versucht loszulassen: Egal wie sehr ihr es versucht, ihr werdet eure Kinder nicht vor jedem Schmerz oder Unfall bewahren können. In aller Regel gehen diese auch immer glimpflich aus. Und unsere Kinder gehen gestärkt daraus hervor.
Andrea Zschocher

Diverse Unfälle

Ich bin keine ängstliche Mutter, für mich gehören die typischen kleinen blauen Flecken an den Kinderbeinen zu einer Kindheit dazu. Das war bei mir auch schon so. Als Mutter von drei Kindern haben meine Kinder schon einiges an blauen Flecken und Besuchen in der Notaufnahme erlebt. Gerade diese sind natürlich erstmal ein Stressfaktor und während man äußerlich ruhig bleibt um das Kind zu beruhigen, rast der Kopf, was man hätte tun können, um den Unfall zu verhindern. Die Antwort war immer: Nichts. Denn die Situationen waren immer typische Spielsituationen die einfach blöd gelaufen sind.

Andrea Zschocher

Überfürsorglichkeits-NoGo #6: „Ich bin ganz für dich da“

Typische Situation: Ein Elternteil, meist sind es die Mütter, stellt die eigenen Bedürfnisse bewusst zurück. Das Kind steht zuhause an erster Stelle, weil es diese Extra-Behandlung als Ausgleich für andere „Härten“ angeblich dringend braucht.

Die Gefahr dabei: Das Kind kann diese selbstlose Aufopferung nicht wertschätzen. Es leidet aber unbewusst unter der Grenzenlosigkeit.

Tipps für Eigenständigkeit

  • Natürlich stecken alle Eltern in der Babyzeit zurück, das kleine Baby steht einfach an erster Stelle. So sollte es auch sein, denn gerade in der Neugeborenenzeit können Babys nicht warten und benötigen prompte Bedürfniserfüllung. Aber eben nur in dieser Zeit.
  • Schon Kleinkinder können lernen zu warten und müssen lernen, dass ihre Bedürfnisbefriedigung nicht über der von allen anderen steht. In Familien mit mehreren Kindern ergibt sich das ganz organisch, bei Ein-Kind-Familien müsst ihr Eltern da ein bisschen aktiver drauf aufmerksam machen.
  • Vereinbart Zeiten, die nur euren Kindern und euch gehören, ganz ohne jede Störung. So können die Kinder ihren Kuschel- Zuwendungs-Liebesakku aufladen und ihr auch. Klar ist damit aber auch: in der freien Zeit, dürfen Mama und Papa sich auch um sich kümmern.
  • Erzieht eure Kinder zur Eigenständigkeit. Das bedeutet, dass ihr sie auch, altersangemessen, zur Mithilfe im Haushalt auffordert. So lernen die Kleinen früh, selbstständig zu sein.
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