Schwimmen können ist nicht gleich schwimmen können. Die eigene Einschätzung von Eltern oder Kindern kann da trügen. Die DLRG und der Deutsche Schwimmverband e.V. haben verschiedene Schwimmabzeichen festgelegt, die der Bestimmung der Schwimmsicherheit dienen. Welche Abzeichen es gibt und wie die genauen Anforderungen sind, um die Prüfung für diese Schwimmabzeichen abzulegen.
Was ist ein Schwimmabzeichen?
Ein Schwimmabzeichen gibt an, welches Können eine Person im Wasser besitzt. Das ist nicht auf das Alter bezogen. Es ist völlig egal, wie alt der Schwimmer oder die Schwimmerin ist. Man kann auch als Erwachsene oder Erwachsener seine Schwimmfähigkeiten noch mit einem Schwimmabzeichen nachweisen. Bzw. kann es sein, dass auch ein Erwachsener bestimmte Fähigkeiten des Schwimmabzeichens Silber oder Gold nicht besitzt oder über die Jahre verlernt hat. Denn dabei geht es um die Schwimmsicherheit im Wasser.
Dazu kann das Kind einen entsprechenden Schwimmkurs in einem Schwimmverein in eurer Region besuchen, wo es diese Fähigkeiten erlernt und übt. Am Ende des Kurses steht eine Prüfung, bei der das Kind zeigen muss, ob es die Anforderungen erfüllt und kann am Ende das Schwimmabzeichen als Urkunde erhalten.
"Eine Differenzierung zwischen Jugend- und Erwachsenenschwimmabzeichen/ Schwimmpass findet seit der Novelle der Deutschen Prüfungsordnung Schwimmen - Retten - Tauchen am 1.1.2020 nicht mehr statt."
Natürlich können Eltern ihren Kindern auch selber schwimmen beibringen. Die Prüfung zum Schwimmabzeichen kann ein Kind bei einem zertifizierten Schwimmtrainer- bzw. Bademeister*in ablegen, die das Abzeichen dann ausstellen. Wann das richtige Alter für einen Schwimmkurz sein kann und was einen guten Kurs ausmacht, erfahrt ihr hier:
Im Video haben wir außerdem weitere Tipps, wenn ihr als Eltern selber die Schwimmlehrer*innen sein möchtet:
Ist ein Schwimmabzeichen für die Schule Pflicht?
Ein Schwimmabzeichen ist keine Pflicht für den Schwimmunterricht in der Schule. Euer Kind muss für die Schule kein Schwimmabzeichen oder die Wassergewöhnung nachweisen, es ist aber natürlich hilfreich. Die Kultusminister sind sich einig, dass Schwimmsport und das Erlernen sicheren Schwimmens ein wichtiger Teil der Bildungsaufgabe des Schulunterrichts ist. Jedoch ist dieser Unterricht in jedem Bundesland anders geregelt und nicht jede Gemeinde kann ihn auch für alle Kinder anbieten. Es mangelt vor allem an Schwimmhallen und qualifizierten Trainerinnen und Trainern.
Daher empfehlen die DLRG und der Deutsche Schwimm-Verband, dass Kinder mit einer Wassergewöhnung und dem Seepferdchen beginnen. Dann sind sie auf das Schulschwimmen und/oder einen Schwimmkurs zur Erlangung eines offiziellen Schwimmabzeichens optimal vorbereitet.
In Berlin Ferienkurse nutzen
Ich weiß, es ist sehr schwierig, Schimmkurse für Kinder zu buchen, weil sie entweder über Monate ausgebucht oder sehr teuer sind. Mein Tipp, der vielleicht Berliner*innen entlasten kann:
Wenn eure Kinder nach der dritten Klasse nicht das Seepferdchen oder das Bronze-Abzeichen haben, könnt ihr kostenfrei in allen Ferien, Schwimmkurse buchen. Die gibt es berlinweit sehr intensiv. Ihr müsst eure Kinder lediglich täglich dort abgeben. Am Ende des einwöchigen Kurses, können eure Kinder dann die Prüfung ablegen.
Eine super Sache, wie ich finde, denn sicher schwimmen können, ist nicht nur etwas, worauf unsere Kinder letztlich super stolz sind, sondern was uns Eltern auch ein besseres Gefühl gibt. Das Seepferdchen reicht dafür leider überhaupt nicht aus.
Alle Schwimmabzeichen im Überblick
Wie schon erwähnt gibt es bei den Schwimmabzeichen keine Altersbeschränkung mehr. Lediglich für Kinder, die noch Nichtschwimmer*innen sind, ist es ausschlaggebend, ab wann sie welchen Kurs besuchen können. Es wird jedoch generell bei den Schwimmabzeichen nicht mehr zwischen Jugend- und Erwachsenenschwimmen unterschieden. Ihr erfahrt hier, was euer Kind können muss bzw. im jeweiligen Schwimmkurs erlernt, damit es das Schwimmabzeichen bekommt.
Wenn euer Kind die Prüfung erfolgreich bestanden hat, bekommt es einen Schwimmpass und kann sein Abzeichen als Aufnäher stolz auf den Badesachen tragen:
Das Seepferdchen: Für Frühschwimmer
Das Seepferdchen ist ein erstes Frühschwimmerabzeichen. Es ist die Voraussetzung für alle darauf aufbauenden Abzeichen, die die Schwimmkenntnisse dann vertiefen. Die DLRG weist darauf hin, dass ein Seepferdchen "noch kein Nachweis für sicheres Schwimmen" ist. Das heißt, Eltern deren Kinder Schwimmfähigkeiten nach dem Seepferdchen nachgewiesen haben, müssen trotzdem im Wasser von Erziehungsberechtigten beaufsichtigt werden. Viele Kinder tragen ihr Seepferdchen-Abzeichen als Aufnäher dann stolz auf dem Badeanzug bzw. der Badehose.
Folgenden Prüfungsleistungen muss das Kind für das Seepferchen nachweisen:
- Theoretische Kenntnis von Baderegeln
- Sprung vom Beckenrand mit anschließendem 25 m Schwimmen in einer Schwimmart ohne Schwimmhilfe in der Bauch- oder Rückenlage
- Heraufholen eines Gegenstandes mit den Händen aus dem schultertiefem Wasser
"Der erste Schritt ist das Seepferdchen (Frühschwimmerabzeichen). In diesem Kurs machst du dich mit dem Wasser vertraut. Mit dem Seepferdchen kannst du noch nicht sicher schwimmen – deshalb bleibe dran und besuche einen Schwimmkurs."
Schwimmabzeichen Bronze (Für Freischwimmer)
Das Schwimmabzeichen Bronze wäre die erste Stufe der erweiterten Schwimmfähigkeiten nach dem Seepferdchen. Dafür muss man Folgendes bei einer Prüfung vorzeigen:
- Kenntnis der Baderegeln
- Kopfsprung vom Beckenrand mit anschließendem 25-m freiem Schwimmen von mindestens 200 m, davon 150 m in der Bauch- oder Rückenlage und 50 m in einer anderen Körperlage
- 2 m tiefer Tauchgang und Heraufholen eines kleines Gegenstandes
- Paketsprung vom Startblock oder 1m-Brett in das Wasser
Schwimmabzeichen Silber
Das silberne Schwimmabzeichen prüft erweiterte Fähigkeiten nach dem Schwimmabzeichen in Bronze. Dafür müssen in einer Prüfung folgende Fähigkeiten vorgezeigt werden:
- Kenntnis der Baderegeln und Verhalten zur Selbstrettung
- Kopfsprung vom Beckenrand und anschließend 20 Minuten lang bis 400 m schwimmen, davon 300 m in Bauch- oder Rückenlage und 100 m in einer anderen Körperlage
- Vom Beckenrand abstoßen und Strecke von 10 m Tauchen
- zweimal bis 2 m Tiefe tauchen und kleinen Gegenstand hervorholen
- Sprung aus 3 m Höhe oder 2 verschiedene Sprünge aus 1 m Höhe
Schwimmabzeichen Gold
Die Königsklasse der Schwimmabzeichen ist das goldene Abzeichen. Dafür hat es auch die höchsten Anforderungen. Folgende Fähigkeiten müssen in einer Prüfung bewiesen werden:
- Kenntnis der Baderegeln, Selbstrettung und Fremdrettung
- Kopfsprung vom Beckenrand und anschließend 30 Minuten lang 800 m schwimmen, davon 650 m in Bauch- oder Rückenlage und 150 m in einer anderen Körperlage
- Startsprung mit 25 m Kraulschwimmen
- Startsprung mit 50 m Brustschwimmen in maximal 1,15 Minuten
- 50 m Rückenschwimmen mit Grätschschwung oder Rückenkraulschwimmen
- 10 m tauchen aus der Schwimmlage, ohne Abstoßen vom Beckenrand
- dreimal 2 m tief tauchen und 3 kleine Gegenstände hervorholen, maximal drei Tauchversuche in 3 Minuten
- Sprung aus 3 m Höhe oder 2 verschiedene Sprünge aus 1 m Höhe
- Schwimmpartner*in 50 m im Wasser ziehen oder schieben
Wo kann mein Kind das Schwimmabzeichen ablegen?
Die Schwimmabzeichen kann euer Kind in einem entsprechenden Schwimmkurs eurer regionalen Bäderbetriebe ablegen, wenn es vorher einen Schwimmkurs besucht hat oder sich fähig dazu fühlt. Ein Kurs ist keine Voraussetzung dafür, hilft aber den meisten Kindern beim Erlernen der Schwimmfähigkeiten. Die qualifizierten Schwimmlehrenden entscheiden dann, wann euer Kind soweit ist, dass es das Schwimmabzeichen ablegen kann.
Das kann zu ganz verschiedenen Zeitpunkten sein und kommt auf das Können eures Kindes an. Die Prüfung zur Erlangung der Schwimmabzeichen kann nur ein qualifizierter Schwimmlehrer bzw. -lehrerin abnehmen. Ihr könnt aber auch außerhalb eines Kurses mit eurem Kind auch den Bademeister bzw. die Bademeisterin eurer Schwimmhalle ansprechen, dass euer Kind soweit ist und das Abzeichen gern ablegen möchte.
Bevor euer Kind ein solches Abzeichen erlangen kann, sollte es seine Fähigkeiten im Wasser mit dem Seepferdchen unter Beweis stellen, damit sicher gestellt ist, dass es ans Wasser gewöhnt ist und und gewisse schwimmerische Fähigkeiten für die nächste Stufe mitbringt.
Inoffizielle Schwimmabzeichen: Seeräuber
Einige Schwimmschulen bieten neben anderen internen Abzeichen noch den "Seeräuber" als Schwimmabzeichen an. Dabei handelt es sich aber nicht um ein offizielles Schwimmabzeichen nach DLRG oder Deutschem Schwimm-Verband e.V. Welche Anforderungen dafür gelten, lest ihr in unserem ausführlichen Beitrag:
Quellen: DLRG, Deutscher Schwimm-Verband e.V., Bundesverband zur Förderung der Schwimmausbildung, DRK