Kennt ihr das Teekesselchen-Spiel? Dabei muss ein Wort mit mindestens zwei unterschiedlichen Bedeutungen, also ein Homonym oder ein Polysem, anhand der beiden Definitionen erraten werden. Ohne das entsprechende Wort zu verwenden. Wir haben ein wenig Inspiration für ein Spiel mit Schulkindern gesammelt. Los geht's! Diese 13 deutschen Wörter haben eine doppelte Bedeutung.
#1 Ente, die
Den jüngsten Generationen möglicherweise kaum noch ein Begriff: die Zeitungsente. Dabei handelt es sich weder um ein Maskottchen noch eine lustige Comicfigur. Eine Zeitungsente hat mit dem Tier rein gar nichts zu tun, sondern ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine Falschmeldung.
In den Redaktionen wurden (noch) ungeprüfte Artikel mit unbekannter Quelle mit einem "n.t." für "non testatum" versehen, das ist lateinisch für "nicht geprüft" bzw. "unbewiesen". Lässt man sich "n.t." einmal auf der Zunge zergehen, dürfte schnell auffallen, dass es sich gesprochen wie "Ente" anhört.
#2 Bank, die
Ein Teekesselchen, das alle kennen und das doch immer wieder für kurze Verwirrung sorgt: Die eine Bank kann man ausrauben (sollte man allerdings nicht), auf die andere setzt man sich. Das Kreditinstitut hat seinen Namen von den "banchi", italienischen Geldwechslern, die es bereits im Mittelalter gab. "Banc" im althochdeutschen bedeutet allerdings "Tisch" oder auch "Sitzgelegenheit".
#3 Fliege, die
Auch ein Fliege ist – je nach Kontext – nicht immer ein Insekt, denn die hübsche Schleife, die manche Männer (oder auch Frauen) anstelle einer Krawatte am Kragen tragen, heißt ebenfalls "Fliege". Wo da der Zusammenhang ist, erschließt sich mir allerdings nicht ...
#4 Hahn, der
Und schon wieder ein Tier auf der Liste, das sich seinen Namen teilen muss: Unter einem "Hahn" verstehen wir im Deutschen nicht nur ein männliches Huhn, sondern eben auch den "Wasserhahn" im Bad oder in der Küche.
Einer Legende nach war es im 18. Jahrhundert üblich, Wasserhähne in Form von Tieren zu gestalten. Und da sich der Hahn als beliebtestes Design etablierte, sagen wir noch heute: "Hol mir mal bitte ein Glas Hahnwasser".
#5 Flügel, der
"Flügel" sind nicht nur zum Fliegen da, auch Klavierspielen kann man mit ihnen. Besonders gebaute Klaviere haben eine geschwungene Form, die an einen Flügel erinnert, weshalb sich diese Bezeichnung bis heute gehalten hat.
#6 Maus, die
Mäuse gibt es heutzutage in fast jedem Haushalt. Und es werden immer wieder neue Versionen produziert. Die Rede ist natürlich nicht von der kleinen Wald- oder Spitzmaus, sondern von der Computermaus. Erstmals schriftlich verwendet wurde dieser Begriff 1965 von Bill English.
Falls deine Maus noch ein Kabel (also einen Schwanz) hat, ist die Verwandtschaft auch recht offensichtlich.
#7 Rock, der
Im Deutschen müssen sich ein Kleidungsstück sowie ein bestimmter Musikstil die Bezeichnung "Rock" teilen. Während der Rock zum Anziehen vom althochdeutschen Wort "(h)roc" abstammt, hat die Rockmusik ihren Namen von dem englischen "rock" für "Stein" oder "Felsen", was einen harten, rauen Stil beschreiben soll. Ein recht interessanter Gegensatz, wenn man es bedenkt ...
#8 Schlange, die
Schlangen sind nicht immer gefährlich. Aber sie sind sicherlich meistens ziemlich nervig. Gemeint ist nicht das zischende Tier, das viele Menschen (mich eingeschlossen) nicht besonders sympathisch finden, sondern auch eine lange Reihe an Menschen, die auf etwas Bestimmtes warten. Man kann daher also im Supermarkt an der "Schlange" stehen oder im Wald vor einer davonrennen.
#9 Tau, der / das
Ein wenig seltener dürfte da schon dieses Teekesselchen sein: Als "Tau" bezeichnen wir im Deutschen die kleinen funkelnden Wassertröpfchen, die sich morgens häufig auf den Gräsern oder Blättern der Pflanzen befinden. Nicht zu verwechseln ist der Tau mit dem Tau, also einem dicken Seil, mit dem beispielsweise Boote am Hafen angebunden werden.
Vorsicht: Bei diesem Teekesselchen werden unterschiedliche Artikel verwendet. So heißt es zwar "der Morgentau", aber "das Bootstau".
#10 Schloss, das
Was ein Schloss ist, wissen wir wahrscheinlich alle. Ein wunderschönes Gebäude wie aus dem Märchen, in dem früher Prinzessinnen und Herzöge gewohnt haben. Das "Schloss" hat im Deutschen aber auch noch eine zweite Bedeutung: Damit lässt sich beispielsweise eine Tür oder ein Fahrrad abschließen.
#11 Schimmel, der
Auch dieses Teekesselchen dürfte – je nach Kontext – für Stirnrunzeln sorgen. Jedenfalls bei Personen, die sich eher weniger gut mit unterschiedlichen Pferderassen und deren Fellfarben auskennen. Mit einem "Schimmel" kann also ein weiß-graues Reittier gemeint sein, und nicht nur der Schimmel auf dem alten Joghurt.
Besonders lustig wird es, wenn echte Pferdekenner*innen von einem Apfelschimmel sprechen und Umstehende nur noch Bahnhof verstehen.
#12 Strom, der
Strom beleuchtet unsere Städte, wärmt unser Essen und sorgt dafür, dass der Fernseher läuft – er ist heutzutage somit kaum noch aus unserem Alltag wegzudenken. Aber es gibt noch einen zweiten Strom, und der ist mindestens genauso überlebenswichtig: Fließendes Wasser trägt ebenfalls diese Bezeichnung, synonym zu einem Fluss oder dem kleineren Bach.
#13 Traube, die
Trauben sind leckere Früchte – oder doch nicht?! Sammelt sich eine größere Masse an Menschen an einem bestimmten Punkt, etwa vor einem Sommerschlussverkauf, bei einem Konzert oder auf einer Demonstration, wird diese ebenfalls "(Menschen-)Traube" genannt. Ergibt irgendwie Sinn, schließlich drängen sich auch Trauben alle dicht an dicht ...
Video: 5 coole Lernapps für Schüler*innen
Spaßige Lernapps erwarten euch im obigen Video. Mehr humorvollen Sprach-Content gibt es hier:
- 19 Wörter, die es nur im Deutschen gibt
- Bei diesen 13 deutschen Wörtern verwechseln wir alle die Artikel
- 11 kuriose spanische Wörter, die wir auch im Deutschen brauchen
Ihr seid echte Profis, wenn es um Deutsch geht? Dann testet eure Aussprache in unserem ultimativen Quiz: