"Wenn du 5 Mal aufs Töpfchen gehst, dann bekommst du eine Paw-Patrol-Figur!" Oder: "Wenn du dich jetzt schnell bettfertig machst, dann darfst du noch 10 Minuten Fernsehen!" Diese oder ähnliche Belohnungen haben wir wahrscheinlich alle schon einmal unseren Kindern in Aussicht gestellt. Aber ist das wirklich gut so ein Belohnungssystem für Kinder? Wir haben 10 Tipps, die euch weiterhelfen können.
Ein Lob oder eine kleine Belohnung tun einfach gut. Vor allem Kinder wünschen sich eine Anerkennung, wenn sie etwas richtig gut gemacht haben oder sie sich so verhalten, wie Mama und Papa sich das vorstellen. Schwierig ist es nur, das auch gerecht umzusetzen – und gerade Kinder haben ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden. Daraus resultiert, dass sie wissen wollen, wann und was sie bekommen. Für euch heißt das: Wofür und womit belohnen wir unser Kind? Schlussendlich muss jede Familie das für sich selber definieren, was bei ihr eine besondere Belohnung wert ist – vor allem aber, und das ist sehr wichtig, muss das Belohnungssystem für die Kinder transparent und nachvollziehbar sein.
Tipp 1: Ziele definieren
Als Erstes müssen wir Eltern uns folgende Frage selbst beantworten: Was wollen wir mit Belohnungen erreichen, was soll unser Kind lernen? Ist es uns zum Beispiel wichtig, dass es sich möglichst bald selber anziehen kann, damit es morgens keinen Stress gibt und wir pünktlich in Kindergarten, Schule oder im Büro ankommen? Oder soll vielleicht das Zubettgehen entspannt ablaufen ohne Ärger? Ihr müsst also vorab für euch definieren, was euch wichtig und somit tatsächlich eine Belohnung wert ist.
Tipp 2: Die Regeln erklären
Dinge, die man versteht und einsieht, setzt man leichter und lieber um als etwas, dessen Sinn einem nicht klar ist. Deshalb: Erklärt eurem Kind, warum ihr möchtet, dass es etwas tut, und was das Kind selber für einen Vorteil davon hat. "Wenn wir pünktlich aus dem Haus kommen, kann ich dich auch früh genug wieder abholen, sodass noch Zeit bleibt für einen Besuch auf dem Spielplatz oder einen Besuch bei einem Spielkameraden." Erklärt eurem Kind auch, was Selbstverständlichkeiten wie Zähneputzen und Teller hinaus tragen sind, und was eine Sonderleistung ist, die eine Belohnung verdient.
Euer Kind soll einsehen, warum es etwas macht – und vor allem soll es begreifen, dass es etwas für sich selber tut. Festzuhalten ist auch, dass es nicht für alles eine Belohnung gibt. Hausaufgaben: nein. Freiwilliges Lernen in den Ferien: ja. Erziehungsexpert*innen sind sich einig: Am meisten bringt es, wenn das Kind von sich aus etwas will, die Motivation also von innen kommt.
Tipp 3: Passendes Belohnungssystem aussuchen
Ihr solltet für euch euer eigenes Belohnungssystem entwickeln. Das kann aussehen, wie es will – es muss nur zu euch und zu eurer Art des Familienlebens passen. Gibt es die verdiente Belohnung sofort im Anschluss an die erbrachte Leistung, oder will euer Kind lieber warten, Punkte oder Sternchen sammeln und am Ende erst seine Belohnung bekommen? Haltet ihr das in einem Buch fest oder will dein Kind seine Leistung lieber an der Magnetwand in der Küche vor Augen haben? Verständigt euch darauf, wie euer Belohnungssystem aussehen soll – und steckt euch ein gemeinsames Ziel, was ihr damit erreichen wollt.
Tipp 4: Richtig belohnen
Welche Belohnung die passende ist, hängt immer auch davon ab, um welches Kind es sich handelt: Kleinkind oder schon größeres Schulkind und, ganz wichtig und nicht zu vernachlässigen: Welches Wesen hat das Kind, welchen Charakter. Eltern mit zwei Kindern kennen das: Jedes Kind ist anders. Das eine freut sich über ein neues Buch, weil es lieber im Zimmer bleibt und liest, das andere hat viel mehr Spaß an einem neuen Ballspiel. Und natürlich sind Belohnungen auch abhängig vom Alter. Über einen Malblock freut sich eine 4-Jährige, ein 14-Jähriger dagegen nicht mehr.
Tipp 5: Geeignete Belohnungen wählen
- Gleich als erstes: Geld zählt nicht dazu. Geld ist nicht sinnlich, und schon gar nicht kindgerecht. Außerdem müssen sich die Kids in ihrem späteren Leben noch genug für ihr Geld anstrengen.
- Immer nur Süßigkeiten sind ebenfalls keine gute Option. Ab und zu einmal kann es schon etwas zum Naschen sein – es gibt aber auch gesündere Alternativen wie knackige Nüsse und besonders leckeres exotisches Obst.
- Die Größe der Belohnung muss angemessen sein. Ein neues Videospiel für ein Mal Müll runterbringen ist definitiv übertrieben.
- Es sollten vernünftige Sachen sein, zum Beispiel neue Malstifte, eine hübsche Haarschleife oder bunte Schnürsenkel für die Sportschuhe.
- Das Kind darf sich beim Einkaufen etwas aussuchen: Wie wäre es zum Beispiel mit einer Pflanze, die es dann pflegen darf? Oder es denkt beim Shoppen an Kaninchen oder Katze und bringt ein tierisches Leckerli mit? Geteilte Freude ist ja bekanntlich doppelte Freude.
Tipp 6: Nicht nur materielle Belohnungen
Natürlich muss eine Belohnung nicht immer in einer Shoppingtour enden, vielleicht darf sich euer Kind auch einfach mal was wünschen: sein Lieblingsessen zum Beispiel, das Lieblingsdessert oder Lieblingskuchen? Oder es darf mal etwas tun, was nur zu ganz besonderen Anlässen erlaubt ist: Eine Stunde länger aufbleiben oder vor dem Fernseher essen wären da kindgerechte Ideen, die ganz bestimmt gut ankommen.
Tipp 7: Schenkt möglichst oft das Wertvollste: Zeit
Für euer Kind ist es bestimmt das Allerschönste, Zeit mit euch zu verbringen. Deshalb gehören gemeinsame Aktivitäten unbedingt zu einem Belohnungssystem für Kinder dazu. Spielt doch mal wieder ein Brettspiel zusammen, lest Geschichten oder plant einen gemeinsamen Ausflug. Familienzeit tut nämlich nicht nur dem Kind, sondern auch uns Eltern richtig gut!
Tipp 8: Belohnung – nicht Bestechung
Eines solltet ihr nicht vergessen: Es geht in der Erziehung um das Würdigen einer besonderen Leistung des Kindes, die es von sich aus erbracht hat, und nicht darum, es zu einem bestimmten gewünschten Verhalten zu drängen. “Wenn Du das und das tust oder lässt, dann bekommst du von mir ...“ Kinder sind ja auch nicht doof. Solche Aufforderungen können leicht zu einer Erwartungs- oder sogar Forderungshaltung führen: “Was krieg ich dafür?“ - sodass sich ohne versprochene “Belohnung“ bald nichts mehr freiwillig tut.
Tipp 9: Auch Worte zählen
"Toll – gut gemacht, Schatz!". Kinder brauchen nicht für alles eine Belohnung im materiellen Sinn – auch ein Lob ist Belohnung. Denn es geht in erster Linie um die Anerkennung einer Leistung. Ein solches Lob wirkt darüber hinaus als Bestätigung und Ermutigung: "Du hast alles richtig gemacht – mach weiter so".
Ob Geschenk oder Schokolade, ob Sternchen oder Lob – ihr habt die Wahl, wie das Belohnungssystem für Kinder bei euch umgesetzt werden soll.
Tipp 10: Vorbild sein
Nicht zuletzt sind auch wir Eltern gefordert: Vorbild sein ist nämlich viel wirksamer als alle guten Worte und schönen Geschenke. Es sind diese Erlebnisse, die bei Kindern Eindruck machen: Wie die Eltern miteinander umgehen, mit ihm, dem Kind und den Geschwistern, mit Oma und Opa, also ihren eigenen Eltern, aber auch mit Menschen außerhalb der Familie. Wie die Erwachsenen sich bei Tisch verhalten, wie sie Meinungsverschiedenheiten lösen, wie liebevoll ihr Umgang miteinander ist. Das alles prägt sogar viel nachhaltiger – und ohne, dass Belohnungen notwendig wären.
Belohnungssystem für Kinder: Ist das was für uns?
Ob ihr Belohnungen überhaupt für gut und sinnvoll erachtet, müsst ihr natürlich selbst in der Familie entscheiden. Vielleicht haltet ihr es ja auch mit der großen Reform-Pädagogin Maria Montessori, die sagte: "Preise und Strafen sind Anregungen zu unnatürlicher oder erzwungener Bemühung, und deshalb können wir in diesem Zusammenhang nicht von der natürlichen Entwicklung des Kindes sprechen." Maria Montessori sieht dafür einen anderen Weg, die Leistungen von Kindern zu würdigen: "Eine achtsame Wertschätzung und aufmerksame Anerkennung des Kindes ist sicher der bessere Weg als eine materielle Belohnung."
Wenn euch interessiert, wie Kinder (auch ganz ohne Belohnung) lernen, bekommt ihr dazu spannende Fakten in unserem Video:
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