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Gut gemacht!

Kinder loben: Wann aufrichtiges Lob angebracht ist – und wie Kids davon profitieren

Kinder richtig Loben

Wir alle lieben Lob und Anerkennung. Unsere Kinder natürlich auch und sie brauchen die positive Bestärkung. Aber wie viel Lob ist angebracht? Müssen wir jedes Krickelkrakel-Bild und jedes Sandtürmchen bejubeln? Und wie loben wir unsere Kinder eigentlich richtig? Wann aufrichtiges Lob angebracht ist – und wie Kinder davon profitieren.

„Richtig“ loben: drei Punkte, die eure Kinder stark machen

Nicht jedes Lob ist förderlich. Wenn euer Kind etwas richtig gut gemacht hat, sagt es! Besonders gut kommt das Lob aber an, wenn ihr diese drei Dinge bedenkt:

1. Seid ehrlich und glaubwürdig!

Kinder haben ein Gespür dafür, ob Lob ehrlich gemeint ist. Es verliert ziemlich schnell seine Wirkung, wenn ihr euer Kind für Selbstverständlichkeiten lobt oder Dinge, die es schon lange kann. Gebt eurem Kind die Chance, sein Können und Tun realistisch einzuschätzen.

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2. Präzisiert euer Lob

„Toll gemacht!“, „Super“, „Bravo“ zeigt eure Begeisterung, aber ehrlich gesagt, kann ein Kind damit wenig anfangen. Auch ein „Das Bild sieht aber schön aus!“ ist noch zu unkonkret. Versucht, genauer zu sagen, was euch gefällt. „Die Farben hast du sehr gut ausgesucht“, oder „Man erkennt richtig, wie fröhlich das Mädchen guckt“. Dann wird euer Kind auch bei jeder Zeichnung für etwas anderes gelobt und gewöhnt sich nicht an ein pauschales „Du malst aber toll!“ .

3. Lobt die Anstrengung, nicht die Fähigkeit

Was kompliziert klingt, ist eigentlich ganz einfach: Ein Anstrengungslob, wie etwa „Da hast du dir wirklich Mühe gegeben!“ motiviert die Kinder, sich weiterhin Mühe zu geben und aus eigener Anstrengung Erfolge zu erzielen.

Die Fähigkeiten und Eigenschaften eurer Kinder, zum Beispiel Intelligenz oder Schönheit, können sie im Gegensatz dazu nicht beeinflussen. Das kann dazu führen, dass sie Herausforderungen eher vermeiden und sich auf das konzentrieren, was sie nicht selbst verantworten, weil sie vermeiden wollen, als „unfähig“ dazustehen. Auch das „Vergleichslob“ („Das kannst du viel besser als die anderen Kinder!“) senkt übrigens die Eigenmotiviation. Vermutlich, weil es den Kindern suggeriert, es wäre wichtiger, besser zu sein als andere, als etwas tatsächlich zu können.

Kinder loben – auf's richtige Maß kommt's an

Das richtige Lob ist wichtig, genauso aber auch das richtige Maß an Lob. Manche Eltern bejubeln ihr Kind für jedes „Gemälde“ aus der Kita, jeden selbst angezogenen Strumpf und jeden Schaukelschwung. Gern versuchen wir, gerade Kinder mit wenig Selbstbewusstsein mit besonders viel Lob zu bestärken. Doch eine Studie hat herausgefunden, dass genau dieses Verhalten das Gegenteil bewirkt!

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Die Forscher gingen von der Annahme aus, dass übertriebenes Lob einen zu hohen Erwartungsdruck aufbaut. Kinder, die extrem gelobt würden, würden große Herausforderungen meiden, aus Angst, diese nicht „unglaublich gut“ , sondern eben nur „gut" zu meistern. Das sollte insbesondere für Kinder gelten, die über ein niedriges Selbstwertgefühl verfügen, sich also sowieso schon wenig zutrauen. Wenn das stimmt, dann wäre übertriebenes Lob gerade für die Kinder schädlich, die es vermutlich am häufigsten zu hören bekommen.

Um diese Annahmen zu testen, haben die Forscher drei Studien durchgeführt. Erst wurde in zwei Versuchen getestet, ob Kinder mit niedrigem Selbstwertgefühl tatsächlich häufiger und stärker gelobt werden. Beide Studien zeigten, dass wenig selbstbewusste Kinder tatsächlich deutlich häufiger übertrieben gelobt wurden.

In einer dritten Studie wollten die Autoren zeigen, welche Auswirkung übertriebenes Lob auf die Kinder hat. Dazu haben sie wieder das Selbstwertgefühl der Kinder gemessen, sie dann ein Bild malen und von einem angeblichen „bekannten Maler“ bewerten lassen. Dieser lobte die Kinder entweder gar nicht, angemessen, oder aber übertrieben.

Anschließend sollten die Kinder ein weiteres Bild malen. Sie konnten zwischen einfachen, mittelschwierigen und schwierigen Bildern wählen. Die Ergebnisse dieser Aufgabenauswahl zeigten das Ergebnis des Lobes deutlich: Kinder mit niedrigem Selbstwertgefühl, die gar nicht oder angemessen gelobt wurden, wählten anschließend die schwierigsten Bilder.

Wenn aber Kinder mit niedrigem Selbstwertgefühl übertrieben gelobt wurden, wählten sie die einfachsten Bilder. Sie befürchteten, nicht noch einmal so eine großartige Leistung erbringen zu können und wählten daher den leichtesten Weg.

Für Kinder mit einem hohen Selbstwertgefühl spielte die Art des Lobs übrigens keine Rolle für die Auswahl des nächsten Bildes.

Britta Boeck

Gar nicht so einfach ...

Auch hier klafft wieder eine große Lücke zwischen Theorie und Praxis. Ich erwische mich immer wieder dabei, es eigentlich genau falsch zu machen und meinen Sohn für Kleinigkeiten überschwänglich zu loben. Besonders ist es mir beim Lesen der oben erwähnten Studie aufgefallen. Gerade malen ist hier so ein Thema. Mein Sohn macht es selten und erst mit viereinhalb hat er zum ersten Mal etwas Konkretes gemalt, nämlich ein Gesicht. Um ihn zu bestärken, habe ich ihn über den grünen Klee gelobt und allen das Bild gezeigt. Jetzt weiß ich: Genau verkehrt!

Wir werden natürlich fleißig weiter malen und ich werde mich auch weiterhin freuen, wenn seine Bilder besser werden. Aber ich werde es ihm auch genau so sagen. Darüber sprechen, dass ich es toll finde, dass er weiter übt und ihm konkret sagen, was durch die Übung besser geworden ist.

Britta Boeck
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Expert:innen sagen: Geduld zahlt sich aus beim Kinder loben

Professor Gerald Hüther, bekannter Göttinger Hirnforscher, hebt hervor: „Die entscheidenden Lernprozesse geschehen dadurch, dass man sie als eigene Erfahrung machen konnte“ – deshalb ist es besonders hilfreich, Lob und Ermutigung für selbstständiges Problemlösen zu geben. Und vor das Lob die Geduld zu stellen: Es kann leicht passieren, dass wir fünf Minuten zu früh aufgeben und beim Rechnen, Bauen oder Diskutieren allzu rasch mit unserer Lösung herüberkommen. Das bringt Kinder um Lob- und Lernchancen.

Also: Lieber das Kind machen und experimentieren lassen. Und auch für Schritte auf dem richtigen Weg loben, das ist entscheidend, sagt Hüther: „Was wir mit unserem Lob bewirken möchten, ist doch, dass unser Kind das Gefühl hat, stolz auf sich sein zu können und auf das, was es geleistet hat. Wenn Kinder nur stolz darauf sind, dass sie eine größere Belohnung bekommen haben, wäre etwas schief gelaufen.“ Und so bildet sich auch ein Schatz an „Geschafft-Geschichten“, Beispiele aus dem Leben, an die wir uns erinnern können, um uns auch in neuen Situationen optimistisch zurechtzufinden.

Lob gibt Kindern Kraft

Die Quelle solch fruchtbaren Lobens ist Vertrauen: darauf zu setzen, dass unsere Kinder einen Weg zur Selbstständigkeit gehen, auf dem sie von einem inneren Orientierungssinn zuverlässig geleitet werden. Klar, wir stellen Verkehrsschilder an diesem Weg auf. Und unsere guten Worte, unser von Herzen kommendes Lob, das sind quasi die Tankstellen, an denen die Kinder sich immer wieder Kraft, Stolz und Freude holen für den neuen Tag.

„Hübsches Kleid!“ – warum wir Äußerlichkeiten weniger loben sollten

Besonders kleinen Mädchen wird oft gesagt, dass sie hübsch aussehen. Sie werden für ihre Kleidung, ihre Frisur, ihren Stil gelobt, und das schon im Kindergarten-Alter. Auch mir passiert das immer wieder und ich beobachte im Kindergarten, dass gerade Mädchen häufig zur Begrüßung einen anerkennenden Kommentar für ihr Aussehen bekommen. Bei Jungs ist das deutlich seltener der Fall.

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Natürlich sind kleine Mädchen hübsch. Und beim Klamottenkaufen fällt mir immer wieder auf, dass Mädchen-Sachen deutlich detailreicher, vielfältiger und nach weitläufigen Vorstellungen „hübscher" sind als Jungs-Sachen. Das, und dass überhaupt bei Kleidung schon zwischen Junge und Mädchen unterschieden wird, ist aber ein eigenes Thema.

Dennoch lernen Kinder früh, dass Jungs dafür gelobt werden, was sie tun und können und Mädchen dafür, wie sie aussehen und sich benehmen. Mädchen bekommen – überspitzt gesagt – signalisiert: „Was ich kann, interessiert kaum jemanden. Was zählt, sind mein Körper und meine Kleidung.“ Damit lenken wir, wie sie als Erwachsene ihre Prioritäten setzen.

Worüber wir stattdessen reden können – ein paar Beispiele

Wenn euch wirklich ein Kleidungsstück oder die Frisur eines Kindes besonders gut gefällt, müsst ihr daraus natürlich kein Geheimnis machen. Aber vielleicht könnt ihr das Lob anders ins Gespräch einbinden. Auch hier gilt: konkretisieren hilft. Was an dem Kleid ist so schön? „Dein Kleid hat eine tolle Farbe! Magst du Blau auch so gern? Oder was ist deine Lieblingsfarbe?“ „Deine Haare sehen toll aus! Kann dein Papa so gut flechten, oder wer hat das gemacht?“

Statt ein Kind dafür zu loben, dass es brav ist, sagt ihm lieber, dass es toll zuhören kann, gerade sehr geduldig war oder wie gut ihr es findet, dass es die Regeln kennt und sich daran halten kann.

Statt „Du bist aber lieb!“, sagt, dass ihr euch freut, dass das Kind seine Kekse mit anderen teilt oder auf andere achtet. Es sind diese Kleinigkeiten, die den Unterschied und Kinder zu selbstbewussten Erwachsenen machen.

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Bildquelle: Getty Images / Fizkes

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