Ihr wollt eure Töchter, Enkelinnen, Nichten und Schwestern zu selbstbewussten Frauen erziehen? Ein Weg ist, nicht in Stereotype zu rutschen, durch die sich Mädchen kleiner und unsicherer fühlen können. Gar nicht so einfach, denn diese 'Typisch Mädchen'-Dinge verstecken sich überall in unserem Alltag. 7 Tipps, wie ihr nicht in die Blau-Rosa-Falle tappt.
Oft stecken wir Mädchen ohne Absicht in Schubladen, aus denen sie nie wieder herauskommen. Sie fühlen sich dann nicht schlau genug, nicht technisch versiert genug und nicht selbstbewusst genug, um die Dinge in die Hand zu nehmen. Damit sich das ändert, sollten wir alle mal tief in uns hineinhorchen und darüber nachdenken, wann wir Stereotypen benutzen und wie wir sie vermeiden können. Dann schaffen wir es irgendwann, dass 'Typisch Mädchen' nicht mehr als Beschimpfung gesehen wird, sondern als das was es eigentlich ist: ein Kompliment!
Tipp 1: Spielzeug für alle Interessen
Eure Tochter ist geboren und nun schaut euch mal an, was sie in den nächsten Jahren als Spielzeug geschenkt bekommt. Vergleicht es mit den Sachen, die die Jungen in eurer Familie geschenkt bekommen. Gebt ihr Auswahl! Es geht nicht darum, ihr zu verbieten, mit Puppen zu spielen, sondern ihr zu zeigen, was es sonst noch alles gibt, Autos, Raketen etc. Das gilt natürlich auch für Jungen – warum sollte nicht auch sie Spaß an einer Kinderküche haben? Je mehr Vielfalt die Kinder schon in jungen Jahren haben, desto stärker erweitert sich der Horizont und die Möglichkeiten, die sie für sich sehen.
Tipp 2: Zeigt Vorbilder
Es ist toll, wenn kleine Mädchen sehen, dass sie Bundeskanzlerin werden können, da es bereits eine gibt. Wenn ihr im Freundeskreis und in der Verwandtschaft Frauen in sogenannten "Männerberufen" wie Ingenieurinnen, Feuerwehrfrauen oder Herzchirurginnen habt, dann stellt sie euren Kindern vor oder redet über sie. Wenn das nicht geht, gibt es jetzt zum Glück viele Kinderbücher, die von interessanten Frauen handeln wie zum Beispiel Weltgeschichte für junge Leserinnen . Wir alle brauchen Vorbilder, um zu sehen, was alles möglich ist.
Tipp 3: Redet über Filme und Serien
Schauspielerin Geena Davis hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, zu erforschen, wie und ob überhaupt Frauen auf der Kinoleinwand und in Serien dargestellt werden. Wenn ihr mit euren Kindern etwas anschaut, redet darüber, was ihr da gerade gesehen habt. Trug das schlaue Mädchen eine Brille und war sie cool? Wer hat hier die Geschichte vorangetrieben? Wäre es auch sinnvoll gewesen, wenn eine Frau oder umgekehrt ein Mann diese Rolle gespielt hätte? So lernen Kinder die gängigen Stereotypen zu hinterfragen.
Tipp 4: Überlegt euch eure Komplimente
Wenn ihr vor euren Kindern Komplimente vergebt, hört mal hin, was ihr da toll gefunden habt. Wir sind oft so schnell dabei, das Outfit einer Frau gut zu finden oder die Haare. Meistens Äußerlichkeiten, nicht, wie die Frau ruhig geblieben ist, als um sie das Chaos tobte. Oder sie sich um andere kümmerte, obwohl sie selbst sehr beschäftigt war. Wie sie etwas sehr Kompliziertes in einfache Sätze formulieren konnte. Das bedeutet nicht das Aus für Sätze wie "Du siehst toll aus!", sondern es geht darum, dass Taten viel eher Futter für Komplimente sein sollten als Äußerlichkeiten.
Tipp 5: Hütet eure Zunge
Das gilt noch viel stärker für die negativen Kommentare, die Frauen über sich selbst abgeben. Wie oft klagt man vor den Kindern über den Hüftspeck oder, noch fieser, lästert über andere Frauen, dass sie dicker geworden ist. Kinder bekommen so etwas schnell mit und registrieren, wie wichtig das Äußere für das Selbstwertgefühl ist und setzen falsche Prioritäten. Auch ganz harmlose Äußerungen wie "Ich muss mich noch schminken" bzw. "Ich mach mich noch schnell hübsch" hinterlassen ein Bild von der unperfekten Frau, die erst etwas tun muss, um schön zu sein.
Tipp 6: Hausarbeit für alle
Auch etwas, das oft unbewusst passiert – die Verteilung von Hausarbeit. Jungen werden zum Rasenmäher geschickt, während Mädchen beim Abwasch helfen oder den Tisch decken. Wenn ihr es schafft, dass alle Dinge im Haushalt von allen irgendwann mal gemacht werden, ist das ein riesiger Schritt im Kampf gegen Stereotypen. Und natürlich ist es auch wichtig, dass die Kinder sehen, dass Papa auch die klassischen Hausarbeiten wie Kochen, Spülen, Putzen und Waschen übernimmt. Leider bleibt in vielen Familien der Alltag, die Hausarbeit und der Mental Load immer noch an den Müttern hängen. Wenn ihr es nicht für euch ändert, dann für eure Töchter & Söhne!
Tipp 7: Bewegt euch!
Wie wichtig und hilfreich Sport ist, kann gar nicht genug betont werden. Eigentlich ist es ganz egal, was wir machen, der Grundeffekt ist, dass wir durch Sport unseren Körper besser kennenlernen. Es wäre schön, wenn Mädchen lernen würden, dass Sport nicht nur etwas ist, mit dem man Speckrollen verschwinden lassen kann, sondern auch die Freude an Mannschaftssportarten wie Handball oder Fußball kennenlernen. Oder zu spüren wie viel Selbstverstrauen eine Kampfsportart wie Karate, Kung Fu oder Capoeira geben kann. Schön ist es auch, Sport gemeinsam zu machen, denn das stärkt auch das Band zwischen Eltern und Töchtern (und Söhnen) – also ab aufs Fahrrad, Inlineskates an die Füße oder mit dem Skateboard in die Halfpipe.
Ihr seht, es sind oft Kleinigkeiten, die etwas bewirken können. Wir müssen uns nur bewusst machen, dass wir im Alltag schon Koordinaten für das spätere Leben unserer Kinder setzen. Und tatsächlich prägt der Alltag, die unbewussten Gesten und Äußerungen unsere Kinder manchmal mehr, als bewusste elterliche Einflussnahme.
Es reicht aber nicht, unsere Töchter zu bestärken: Genauso wichtig ist, dass auch die Jungen lernen, dass Mädchen etwas genauso gut können und ihnen ebenbürtig sind. Denn starke Mädchen brauchen starke Jungs, die wissen, was Respekt und Gleichberechtigung ist. Nur gemeinsam sind wir wirklich stark!
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