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Bilinguale Erziehung: So können eure Kids zweisprachig aufwachsen

Biliguale Erziehung: Lächelnde Eltern mit Baby auf dem Arm
© Getty images/monkeybusinessimages

Eure Kids sollen zwei- oder mehrsprachig aufwachsen? Keine Panik, wenn das bei euch manchmal zu Unsicherheiten führt. Denn es gibt ganz viele und individuelle Lösungen, wie euch die bilinguale Erziehung gelingen kann. Mit einigen Tipps kann die zweisprachige Erziehung eurer Kinder super – und ohne zu viel Druck – gelingen. 

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Was ist bilinguale Erziehung?

Darunter versteht man, wenn Kinder zweisprachig aufwachsen – generell ab Geburt oder im Kleinkindalter. Die Sprachen sind dabei nicht entscheidend, ein Elternteil kann z. B. Deutsch sprechen, ein anderes Japanisch. Dabei ist es gar nicht selten, dass Kinder mit zwei oder mehr Sprachen aufwachsen: In Deutschland ist das bei über 20 % der Familien der Fall, weltweit bei über der Hälfte.

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Bilinguale Erziehung an sich dreht sich um die Sprache, in der kommuniziert wird und die die Kinder lernen sollen. Erzogen im Wortsinn wird dabei nicht. Allerdings geht mit Zweisprachigkeit meist auch ein multikulturelles Umfeld einher, das ebenfalls Auswirkungen auf die geistige und soziale Entwicklung der zweisprachigen Kinder hat. Und die Bilingualität selbst hat Auswirkungen darauf, wie sich unser Gehirn entwickelt.

Gründe für bilinguale Erziehung

Die Gründe für Zweisprachigkeit sind so verschieden, wie Familien es sind.

  • Eltern verschiedener (kultureller) Herkunft: Der häufigste ist der, dass ihr Eltern Zweisprachigkeit lebt und/oder zwei Sprachen einfach teil eurer Familienkultur sind.
  • Familienverbindung: Andere Eltern möchten, dass ihr Kind besser mit Verwandten, die vielleicht kein Deutsch sprechen, kommunizieren kann.
  • Kulturelles Erbe: Ihr wollt eurem Kind etwas ganz Persönliches mitgeben und das ist eben eure Sprache. Vor allem bei eher seltenen in Deutschland gesprochenen Sprachen kann eure gemeinsame Sprache einer Erinnerung an Heimat sein.
  • Bildung: Vielleicht sind euch auch die späteren Jobaussichten eurer Kinder wichtig. Nie wieder lernen Kinder so leicht, begeistert und wie nebenbei eine Sprache, als wenn sie bei euch Zuhause eben dauerhaft davon umgeben sind. Dafür ist es am besten, wenn ihr die Sprache selbst fließend sprecht.

Was ist, wenn mein Kind die Sprachen mischt?

Wenn ihr euch Sorgen macht, dass euer Kind die Sprachen mischt, kann Sprachforscherin Susanne Rieckborn euch beruhigen.

Ich sage immer, dass das kein Grund zur Beunruhigung ist. Wir haben in Studien nachgewiesen, dass Kinder die Sprachen von früh an trennen können.
Susanne Rieckborn
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Also keine Angst vor: "Einen Apfel, please!"

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Vorteile bilingualer Erziehung

Eure Kinder lernen beide Sprachen akzentfrei und intuitiv und können sich später in mehreren Sprachen ausdrücken. Ihr schenkt ihnen mit einer zweiten Sprache auch eine zweite Heimat, denn Sprache bietet eine wichtige Identifikationsmöglichkeit. Hinter jeder Sprache steckt eine ganze Kultur, und ihr bietet euren Kindern damit ein Tor zu mehr Kulturverständnis.

Das klingt so erschlagend, meint aber nur, dass sie eben schon von früh auf lernen, dass wir alle anders sind, andere Lebenshintergründe haben und dies etwas sehr Bereicherndes für eine Gesellschaft ist.

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Studien kommen außerdem zu dem Ergebnis, dass zweisprachig erzogene Kinder sich besser in andere hinein versetzen können.

Auch die Bilingualität selbst spielt bei der Selbstidentifikation der Kinder oft eine sehr wichtige Rolle. Studien zufolge haben zweisprachige Kinder oft stärkere soziale Kompetenzen und eine größere Offenheit für interkulturellen Austausch und andere mehrsprachige Menschen. Auch ihr Gehirn selbst ist anders aufgebaut, was z. B. die Aufmerksamkeitsspanne und die kognitiven Funktionen verbessert.

Nachteile bilingualer Erziehung

Die zweisprachige Erziehung wird nur dann von Erfolg gekrönt sein, wenn ihr echte Muttersprachler*innen seid. Habt ihr die Sprache auch nur gelernt und sprecht sich vielleicht sogar nur ein wenig, werdet ihr schnell an eure Grenzen stoßen.

Ein Mythos, der sich hält: Kinder lernen, wenn sie bilingual erzogen werden, nicht langsamer sprechen. Es kann aber sein, dass sie sich erst später ausdrücken oder ihr Wortschatz gefühlt langsamer Fahrt aufnimmt. Es wirkt dann, als würden sie hinter ihren Altersgenoss*innen zurückbleiben. Da gibt es selten Grund zur Sorge, in ihren kleinen Köpfen passiert nur sehr viel, weil sie aus der doppelten Anzahl an Worten das richtige Wort in der richtigen Sprache finden müssen.

"Die Entwicklung der Grammatik verläuft bei allen Kindern gleich. Nur der Wortschatz ist bei Zweisprachigkeit zunächst kleiner. Wenn der Vater zum Beispiel ein bestimmtes Spiel nur auf Französisch mit seinem Kind spielt, kennt es das Wort dafür auch nur auf Französisch", erklärt die Sprachforscherin Susanne Rieckborn. Gemeinsames Blättern in Bilderbüchern, Singen und Spielen helfen aber, den zweisprachigen Wortschatz ständig zu bereichern.

Jennifer Kober

Rückschritte sind normal

Es wird auch bei euch so sein, dass euer Kind eine Sprache (meist unbewusst) bevorzugt. Oder phasenweise in einer Sprache "weiter" ist als in der anderen. Und das darf auch eine Zeit lang so bleiben. Wenn ihr aktiv Zweisprachigkeit lebt, wird sich das auch wieder einpendeln. Für mich ist auch hier Vertrauen das Stichwort. Gute Möglichkeiten, um einer Sprache ganz ohne Druck mehr Stellenwert zu verschaffen, sind: Playdates, Events, Bücher, Musik – und auch Screentime. Unterschätzt nie den Wert der Lieblingsshow in einer anderen Sprache ;-)

Jennifer Kober
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Wie bilingual erziehen?

Tatsächlich gibt es viele verschiedene Modelle, eure Kinder zweisprachig zu erziehen. Die Expertin Rieckborn empfiehlt, dass jedes Elternteil in seiner oder ihrer Muttersprache spricht. "Das ist am glaubwürdigsten. Sprache ist ein Teil der Persönlichkeit. Daher lassen sich Gefühle und spontane Äußerungen auch am besten in der Muttersprache vermitteln", sagt Rieckborn. Und das ist gerade bei kleinen Babys wichtig, die weniger die Sprache selbst als das Gefühl, das damit ausgedrückt wird, verstehen. Ob zweisprachige Erziehung beide Sprachen von Anfang an gleich gut vermittelt, ist individuell verschieden.

"Es gibt eine Sprache, die stärker, und eine, die schwächer ist", erläutert die Sprachwissenschaftlerin. Die starke Sprache ist in der Regel die Sprache des Landes, in dem das Kind aufwächst. Sie ist später auch in Kita und Kindergarten die Regel. Deshalb sollte bei zweisprachiger Erziehung die schwache Sprache möglichst früh gefördert werden.

"Zum Beispiel mit Urlaubsreisen. So merkt das Kind, dass es auch mit dieser Sprache etwas ,anfangen' kann." Gut für die Zweisprachigkeit ist auch der Kontakt zu anderen zweisprachigen Familien oder einer Tagesmutter, die die schwache Sprache des Kindes spricht.

Ich rate Eltern, die schwache Sprache auf spielerische Art zu fördern.
Susanne Rieckborn
Jennifer Kober

So ist es bei uns

Meine Kinder wachsen beide zweisprachig auf – und wir haben schon mehrere Konzepte ausprobiert. OPOL (One Parent - One Language), bei dem jede*r Elternteil strikt in seiner Muttersprache spricht, funktioniert bei uns weniger. Denn das ist auch abhängig davon, wie stark beide Sprachen im Umfeld der Kinder und eurer Community vertreten sind – und wie viele Sprachen ihr selbst fließend sprecht.

Als beide Kinder in deutschsprachige Kitas gegangen sind, haben wir stärker 4 Walls umgesetzt, was bedeutet: Wir sprechen die minority language, in unserem Fall Englisch, verstärkt zu Hause. Ich spreche viel Deutsch mit den Kids, klar, aber unsere Familiensprache ist Englisch, weil das aufgrund unserer Lebensumstände auch schon vor den Kindern so war und ich selbst beide Sprachen fließend spreche. Jetzt, wo beide Kinder zweisprachige Einrichtungen besuchen, passen wir unsere Sprache eher an die Community an, in der wir uns gerade befinden.

Andere Eltern fahren besser, indem sie auf Time & Place setzen: vormittags sprechen sie nur die eine Sprache, dann die andere. Bei Oma reden immer alle Deutsch, oder beim Vorlesen abends eben nur Spanisch. Das ist auch ein guter Weg, sanft eine dritte Sprache einzuführen: in festen, verlässlichen Zeitfenstern.

Soll alles heißen: Zweisprachigkeit ist ein ganz natürlicher, lebendiger Prozess, den ihr und eure Kinder mitgestalten könnt, so wie es in euer Familienleben passt. Und der sich nicht nur von mit euren Lebensumständen, sondern auch mit dem Umfeld ändern kann (und darf!). Ihr könnt immer anpassen und nachbessern, wenn ihr merkt, eine Sprache geht im Alltag gerade unter.

Jennifer Kober

Bilinguale Erziehung: Kinder können Sprachen trennen

Kinder bauen sich eine eigene Sprachordnung auf, wie Prof. Bernd Kielhöfer von der Freien Universität Berlin erklärt. Sie unterscheiden nicht nur zwischen der Sprache, die sie mit der Mutter, und der, die sie mit dem Vater sprechen, sondern auch zwischen Familiensprache, Spielsprache und Umgebungssprache. "Dieses konsequente Ordnungsprinzip für funktionalen Sprachgebrauch und Sprachtrennung scheint die wichtigste Voraussetzung für das Gelingen der zweisprachigen Erziehung zu sein", erklärt der Sprachwissenschaftler.

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Zweisprachige Erziehung weise jeder Sprache eine besondere Aufgabe, ein eigenes Anwendungsgebiet zu. Eltern können diese Ordnung der Zweisprachligkeit nutzen, um die schwache Sprache zu stärken. Etwa indem sie die Spielsprache fördern, die für Kinder schon im zweiten Lebensjahr wichtig wird. Wenn Kinder regelmäßig mit Gleichaltrigen zusammenkommen, mit denen sie in ihrer schwachen Sprache kommunizieren müssen, bekommt die für sie auch mehr Bedeutung.

Elternratgeber Zweisprachigkeit: Informationen & Tipps zur zweisprachigen Entwicklung und Erziehung

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Frühkindlicher Bilingualismus und Code-Switching. Vor- und Nachteile einer bilingualen Erziehung

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Wie können Eltern die schwache Sprache stärken?

Meist bevorzugen Kinder die starke Sprache, die die Umgebung spricht, auch beim Spiel. Und das kann dazu führen, dass die Kleinen irgendwann die schwache Sprache sogar verweigern. "Dann sollte man nicht aufgeben, sondern konsequent bleiben und weiter mit den Kindern in beiden Sprachen sprechen. Es hat sich gezeigt, dass sich eine Sprache weiterentwickelt, selbst wenn sie über Monate nicht gesprochen wird", sagt Susanne Rieckborn.

Wie können Eltern Zweisprachigkeit fördern?

Fördern können Eltern die Zweisprachigkeit ihrer Kinder ganz einfach, wenn sie sie in zweisprachige Kitas bzw. Schulen bringen. Auch einsprachig aufwachsende Kinder können hier übrigens schnell durch zweisprachige Erziehung eine zweite Sprache erwerben.

Eine Studie der Universität Kiel hat gezeigt, dass sogar einsprachig aufwachsende Kinder mit drei Jahren noch Englisch auf dem Niveau von zweisprachigen Kindern erlernen können, wenn sie in eine zweisprachige Kita oder Kindergarten gehen. Das heißt dann "Immersion", also "Sprachbad".

Voraussetzung ist eine Erzieherin, die die Fremdsprache auf Muttersprach-Niveau beherrscht. Mit viel Gestik und Mimik verstehen Kinder bald, was sie meint – und lernen so, selbst in der Fremdsprache zu sprechen. Für alle, die eben "nur" Deutsch zu Hause sprechen, bietet so eine bilinguale Kita noch einen guten Weg in die Zweisprachigkeit. Ihr solltet dann nur in der Familie auch mit lernen, damit ihr wisst, wovon eure Kinder da in ihrem manchmal herrlichen Kauderwelsch erzählen.

Andrea Zschocher

Meine Meinung

Ich finde bilinguale Erziehung super. Weil es Kindern immer auch ein Stück mehr Identität schenkt, wenn sie die Sprache beider Eltern sprechen können. In meinem Freundeskreis gibt es viel zweisprachige Kinder und ich liebe dieses Kauderwelsch, mit dem sie mir antworten sehr.

Meine Kinder wachsen nur mit einer Sprache auf. Wenn mein Mann und ich etwas vor den Kindern besprechen wollen, sie das aber nicht mitbekommen sollen (ich sage nur EIS), dann wechseln wir ins Englische. Inzwischen wissen die Kinder aber sehr genau, dass wir über "Ice cream" reden und reiben sich die Finger.

Andrea Zschocher

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