Ein Vater aus dem US-Bundesstaat Missouri begeisterte innerhalb weniger Stunden Millionen von Menschen: Er hielt vor dem Repräsentantenhaus eine Rede für seine trans Tochter und setzte ein emotionales Zeichen gegen Diskriminierung und für Toleranz.
Warum sich alle Politiker*innen und Eltern die emotionale Rede dieses Vaters anhören sollten
Brandon Boulware sprach als Anwalt und vierfacher Vater Anfang März vor dem Repräsentantenhaus des US-Bundestaats Missouri. Doch erst jetzt wurde seine großartige Rede bekannt, die von einer amerikanischen Bürgerrechtsorganisation im Web geteilt wurde und innerhalb weniger Stunden viral ging. Mehr als 5 Millionen Menschen sahen bereits am Dienstag den Clip, in dem sich Boulware sich für mehr Rechte und Toleranz für transgender Kinder ausspricht. Als trans werden Menschen bezeichnet, die sich nicht (ausschließlich) mit dem Geschlecht identifizieren, dass laut Biologie bei ihrer Geburt festgelegt wurde.
Während der Amtszeit von Präsident Trump wurden die Rechte von Transgendern stark eingeschränkt und erst mit dem Amtswechsel durch Joe Biden weht ein neuer Wind im Repräsentantenhaus.
In seinem Plädoyer bezog sich der Anwalt sich auf einen konkreten Resolutionsentwurf, der es Transgender-Sportlern verbieten will, an öffentlichen Schulen an Wettbewerben für Mädchen und Frauen teilzunehmen. Seine Rede war ein ganz persönliches Anliegen, denn seine eigene trans Tochter wäre von diesem Verbot betroffen. Warum seine Worte so ins Herz von Millionen gehen? Weil er mit sehr ehrlichen Worten zugibt, dass auch er in der Vergangenheit als Vater Fehler gemacht hat und anderen Eltern und Politiker*innen damit zeigt: Es ist nie zu spät seine Einstellung zu ändern und für mehr Toleranz zu kämpfen.
"Mein Kind war unglücklich. Ich hatte ein Kind, das nie lächelte."
Der Anwalt gibt zu, dass er sich selbst über Jahre lang falsch verhalten hat: Er zwang seine Tochter, als Junge zu leben, sich wie einer zu kleiden und "Jungsdinge" zu unternehmen und verbot ihr, mit Mädchenspielzeug zu spielen. Dies habe er aus dem Grunde getan, um und auch sich selber vor "unvermeidlichen Fragen" zu schützen und vor dem Hass der Gesellschaft. Doch er bemerkte irgendwann, wie falsch das war, da seine Tochter ein sehr unglückliches Kind war.
Eines Tages habe er gemerkt, dass sein Kind verleugnen muss, wer es war, nur weil seine Eltern dies so wollten. Das habe bei ihm zu einem Umdenken geführt und er und seine Frau hätten aufgehört, das Kind zu zwingen, sich wie ein Junge verhalten zu müssen. Ab dem Tag sei ihr Leben ein komplett anderes geworden.
"Und es geschah sofort. Es war eine totale Veränderung. Jetzt habe ich eine selbstbewusste, lächelnde, glückliche Tochter. Sie spielt in Mädchen-Volleyballteams. Sie hat Freundschaften. Sie ist ein Kind."
Brandon Boulware
Seine ganze Rede könnt ihr euch hier noch einmal in voller Länge ansehen:
Glühendes Vorbild für alle Eltern
Den Geburtstag seiner Tochter, den 3. März, nahm der Anwalt dann zum Anlass, um sich öffentlich gegen das geplante Verbot der Transgender-Teilnahme an Wettbewerben zu positionieren. Damit verdeutlichte den Politiker*innen nicht nur, was sie einem Menschen nehmen, wenn sie ihn aus der Gesellschaft ausgrenzen und ihm Dinge verbieten, die er liebt. Er ist ein hervorragendes Beispiel für alle Eltern, genauer hinzusehen, was das eigene Kind sich wünscht und wer es ist.
Dabei wird es für Mütter und Väter und ihren eigenen Anspruch der Gesellschaft zu genügen auch unbequem, doch dieser Vater zeigt, dass es vollkommen okay ist, verunsichert zu sein. Denn dann fängt man an, seine Einstellung zum Wohle des Kindes zu überdenken und sich frei von den gesellschaftlichen Zwängen zu machen. Denn das ist nie zu spät.
Bildquelle: Getty Images/Yulia Naumenko