In den sozialen Medien erhitzt gerade eine Diskussion um Hausaufgaben die Gemüter. Angestoßen wurde sie von einem TikTok-Video der Amerikanerin Lottie. In diesem Video zählt sie verschiedene Dinge auf, die ihr bei der Kindererziehung besonders wichtig sind. Darunter auch der Fakt, dass sie die Hausaufgaben für ihre Kinder macht. Das wird nun heiß diskutiert.
Ja nach Klasse und Schulform haben unsere Kinder mehr oder weniger Hausaufgaben auf. Für die meisten Eltern eine Selbstverständlichkeit, dass diese pünktlich, ordentlich und vor allem vom Kind selbst erledigt werden.
Mama Lottie macht die Hausaufgaben ihrer Kinder
Die amerikanische Mama Lottie sieht das ganz anders, wie sie auf ihren TikTok-Channel lottie..weaver erzählt, während sie ganz neben bei ihrer tägichen Routine wie Haare bürsten, schminken und Auto fahren nachgeht. Ab Minute 01:45 sagt sie in ihrem Video: "Ich helfe meinen Kindern ihre Hausaufgaben zu machen." Das klingt jetzt noch nicht sehr kontrovers. Aber sie redet ja noch weiter.
"Ich weiß, dass alle Eltern helfen. Aber wenn meine Kinder beschäftigt sind oder im Stress, dann mache ich ihre Hausaufgaben für sie."
Und sie weiß genau, dass das für andere Eltern wiederum nicht selbstverständlich ist. Denn sie fährt fort: "Ich werde nicht zulassen, dass sie wegen vier freaking Matheaufgaben gestresst sind, für die sie gerade keine Zeit haben oder was auch immer. Ich mache das dann."
Sie meint selbst, dass das vielleicht nicht richtig sei, aber sie wird weiterhin helfen und sie macht bereits den Großteil ihrer Schulaufgabe für ihre Töchter.
Das geht doch nicht oder doch?
In den deutschen sozialen Medien ist eine wilde Diskussion entbrannt, ob es richtig ist, seine Kinder bei den Hausaugaben mehr als nur zu begleiten. Die Mehrzahl der Eltern hält das für keine gute Idee und denkt, dass Lottie ihren Kindern damit auf lange Sicht keinen Gefallen tut. Interessanterweise sehen das die Kommentator*innen unter dem TikTok-Video anders. Dort erhält sie sehr viel Zuspruch fürs Hausaugaben machen. Vielleicht eine kulturelle Sache bzw. eine Sache der verschiedenen Schulsysteme in den USA und Deutschland.
Was sagen die Schulkind-Eltern unserer Redaktion dazu?
Ich mache die Hausaufgaben meiner Kinder ...
... nicht! Aber ich kann das auch gut aushalten. Nur so lernen sie doch Selbstständigkeit, oder? Wie oft ich selbst als Schülerin keine Hausaufgaben gemacht habe. Oder sie hektisch morgens vor der Stunde von Klassenkamerad*innen abgeschrieben habe. Das gehört doch alles dazu. Als Einschränkung möchte ich nur sagen: Diese extrem umfangreichen Hausaufgaben im Sinne von: Bereite einen Vortrag und eine Präsentation und einen Tanz zum Thema Laubbaum vor, da bin ich eh raus. Ich weiß, dass viele Eltern da unterstützen, weil die Aufgabenstellung für Kinder manchmal auch viel zu viel ist. Aber da spiele ich eher die Frage an die Schule zurück, ob der Umfang angemessen ist.
Wir lassen unsere Kinder nicht alleine
Bei uns gibt's keine Hausaufgaben und wenn doch, dann freiwillige. Ich bin aber auch der Meinung, dass Lernen gerne gemeinsam mit den Eltern stattfinden kann und sollte, die Kids müssen damit nicht alleingelassen werden.
Ich mache die Übungen aber auch nicht FÜR mein Kind, bin nur dabei und für Fragen da. In der Ganztagsschule hat mein Kind bis zum späten Nachmittag die Chance, sich in Selbstständigkeit zu üben. Bei uns sind ganz seltene Schulaufgaben deshalb eine schöne Möglichkeit, an seinem Schulalltag teilzuhaben, gemeinsam drüber zu sprechen und das Gelernte mit ihm einzuordnen.
Muss das überhaupt sein?
Das amerikanische Schulsystem ist nicht direkt mit dem deutschen zu vergleichen. Und selbst hier bei uns gibt es massive Unterschiede beim Umfang der Hausaugaben, selbst innerhalb einer Schule. Bisher musste ich meinem Kind noch nie bei den Aufgaben helfen, weil sie immer schon im Hort erledigt werden. Aber sicher wird sich das mit der steigenden Klassenstufe ändern.
Wenn es soweit ist, dass ich mir wirklich Gedanken darüber mache, ob es eine Option ist, die Hausaugaben für mein Kind zu machen, weil sie ein zu großer Stressfaktor für es sind, werde ich mir hoffentlich erst über Folgendes klar werden:
1. Sind es wirklich zu viele Aufgaben?
2. Oder liegt das Problem bei zu wenig Zeit für die Hausaufgaben in der Tagesplanung?
3. Warum braucht oder will mein Kind Hilfe bei den Aufgaben haben?
4. Braucht es generell Lernunterstützung oder ist es eine Motivationssache?
5. Wie können wir den Rahmen für die Hausaugaben so gestalten, dass mein Kind sie ohne größeren Stress selbst bewältigen kann?
6. Geht es anderen Familien in der Klasse auch so?
7. Ist ein Gespräch mit der Lehrkraft angesagt, um das aktuell Hausaugaben-System zu überdenken?
Bei größeren Bastel- oder Präsentation-Projekten helfe ich übrigens gerne – denn das macht zusammen einfach mehr Spaß und ich habe in der Uni meine Projekte auch am liebsten zusammen mit Partner*innen gemacht.
Fragen stellen statt Antworten geben
Ich habe auch noch nie die Hausaufgaben meiner Tochter gemacht, stehe ihr aber immer zum Erklären zur Verfügung. Dabei lege ich Wert darauf, dass ich ihr nicht direkt die Lösung vorsage, sondern Gegenfragen stelle, mit denen sie evt. von selbst darauf kommt. Bei Referaten und Co. verhält es sich ähnlich: Wir besprechen im Vorfeld, welche Aspekte sie für wichtig hält und wie sie das Ganze gerne gliedern würde und ich gebe ggf. Feedback. Die Arbeit macht sie dann aber selbst. Anschließend stehe ich gerne als Publikum zur Verfügung, wenn sie den Vortrag üben möchte. Ich habe halt aber auch nur ein Kind, weshalb sich das ganz gut mit Haushalt, Arbeit und Co. vereinbaren lässt. Wie involviert ich bei mehreren Kindern wäre, kann ich nicht mit Sicherheit sagen.
Alles selbst erarbeitet
Seit Tag 1 kümmert sich meine große Tochter eigenständig um ihre Hausaufgaben. Ich habe ihr zum Schulstart gesagt, dass das ihr Job ist ab sofort und das war okay für sie ... Das heißt natürlich nicht, dass ich sie nicht unterstütze, wenn sie Fragen hat und ich höre sie auch Vokabeln ab. Weil ihr der Lernstoff relativ leicht fällt, hat unsere Methode (bisher) funktioniert. Lässt sich aber sicher nicht auf jedes Kind übertragen. Aber weil ich da nie so hinterher war mit den "Hausis", gab es für Heftführung und Schrift eben auch keine Top-Noten und bestimmt hat sie auch nicht die Referate des Jahres gehalten. Dafür war aber alles selbst erarbeitet!
Und wie macht ihr das?
Wir sind sehr an eurer Sicht auf das Thema "Hausaugaben für die Kinder machen - Ja oder Nein?" interessiert. Schreibt uns dazu oder kommentiert unter unseren Beiträgen dazu auf Facebook und Instagram.