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Lehrer-Schüler-Beziehung: Das können beide Seiten für ein positives Lernklima tun

Lehrer-Schüler-Beziehung
© Getty Images/skynesher

Wenn Schüler*innen zu ihren Lehrer*innen ein gutes Verhältnis haben, wirkt sich das positiv auf ihre schulischen Leistungen aus: Sie gehen lieber in die Schule, das Lernen fällt ihnen leichter und die Noten sind besser. Was eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung ausmacht, wie sie sich stärken lässt und welche No-Gos gelten.

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Was macht eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung aus?

Zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen liegt immer ein asymmetrisches adultistisches Verhältnis vor: Die Lehrenden haben sowohl einen Kompetenzvorsprung als auch viel mehr Befugnisse als Lernende. Eine freundschaftliche Beziehung ist mit diesem Machtgefälle nicht möglich. Daher ist es für Lehrer*innen oft eine Gratwanderung, zu ihren Schüler*innen eine angemessene Beziehung aufzubauen. Es erfordert eine Menge Einfühlungsvermögen und soziale Kompetenz und Lehrende dürfen ihre Macht nicht ausnutzen. Gleichzeitig müssen sie eine gewisse Disziplin in der Klasse durchsetzen können, damit ein störungsfreies Lernklima entstehen kann.

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Eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung ist durch folgende Faktoren gekennzeichnet:

  • Verlässlichkeit: Kinder und Jugendliche brauchen Lehrer*innen, die ihnen eine sichere Begleitung und Verbindlichkeit vermitteln. Sie müssen sich auf sie verlassen können. Vor allem für Grundschüler*innen ist auch eine gewisse Fürsorglichkeit der Lehrenden wichtig.
  • Wertschätzung: Gegenseitiger Respekt und die Bereitschaft zu freundlicher Kommunikation auf beiden Seiten sind die Basis für eine positive Lernumgebung.
  • Gerechtigkeit: Lehrende sitzen am längeren Hebel. Umso mehr sollten Lehrer*innen fair sein, transparent benoten und weder Lieblingsschüler*innen noch jemanden "auf dem Kieker" haben.
  • Vertrautheit: Sich gegenseitig zu kennen und ein gutes professionelles Verhältnis zu pflegen, ist die Basis für Vertrauen. Das beginnt schon ganz banal damit, dass Lehrende ihrer Schüler*innen mit Namen kennen und auch so ansprechen sollten.
  • Empathie: Eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung macht es aus, dass Lehrpersonen sich in ihre Schüler*innen hineinversetzen können und entsprechend feinfühlig reagieren. Sie respektieren die Kinder in ihrer Unterschiedlichkeit.
  • Ansprechbarkeit: Gute Lehrer*innen vermitteln ihren Schüler*innen, dass sie sich bei an sie wenden können, wenn sie Hilfe benötigen – sowohl mit dem Unterrichtsstoff als auch bei Problemen. Lernende wiederum zeigen sich offen für persönliche Ansprachen und Feedback.

Diese Kennzeichen stehen einer guten Lehrer-Schüler-Beziehung entgegen:

  • Kühle Distanz: Eine alleinige Fokussierung auf Leistung kann bei Schüler*innen zu Lernfrust führen.
  • Kumpeltypen: Wird die Beziehung zu freundschaftlich, kann es als Lehrer*in mühsam werden, auf dem Befolgen von Regeln in der Klasse zu bestehen. Die Schüler*innen "tanzen der Lehrkraft evtl. auf der Nase herum" und nehmen sie nicht mehr ernst.
  • Schlechte Fehlerkultur: Lehrende, die Schüler*innen bei Fehlern bloßstellen oder zulassen, dass die Klasse den/die Betroffene/n auslacht, tragen zu Leistungsabfall und emotionalem Druck bei und ermöglichen so eher, dass es zu Mobbing kommt.
  • Zu viel Privates: Das Privatleben von Lehrpersonen und Lernenden sollte tabu sein. Bei einem zu engen persönlichen Verhältnis können Lehrende nicht mehr objektiv bewerten. Lehrer*innen und Schüler*innen sollten sich nicht auf den sozialen Medien folgen und keine privaten Fotos oder Nachrichten verschicken. In manchen Bundesländern ist das sogar dienstrechtlich untersagt. Gute Lehrer*innen "quetschen" Schüler*innen auch nicht aus, sondern hören offen und lösungsorientiert zu, wenn diese mit privaten Problemen an sie herantreten.

Warum ist eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung wichtig?

Der Bildungsforscher John Hattie hat die Wichtigkeit einer guten Lehrer-Schüler-Beziehung durch seine Studie "Visible Learning" bewiesen. Diese Effekte hat ein gutes Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden:

  • Motivation: Wenn Schüler*innen und Lehrkräfte sich positiv gegenüberstehen, können sich die Kinder und Jugendlichen eher fürs Lernen begeistern.
  • Gutes Gefühl: Haben Kinder ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihrem Lehrer bzw. ihrer Lehrerin, gehen sie in die herausfordernde Schulsituation entspannter hinein und lassen sich weniger stressen.
  • Lernerfolg: Schüler*innen, die eine gute Beziehung zu ihren Lehrkräften haben, lernen tendenziell lieber, beteiligen sich aktiver am Unterricht und haben dadurch auch bessere Noten.
  • Weniger Schulabbrecher*innen: Bei Leistungsproblemen ziehen Jugendliche, die in ihren Lehrer*innen Vertrauenspersonen sehen, die Schule eher durch als Gleichaltrige, die dauernd Ärger mit den Lehrkräften haben.
  • Mehr Freude am Lehrerberuf: Nicht nur auf die Lernenden hat eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung positive Auswirkungen. Auch die Lehrenden gehen ihrem Job lieber nach und zeigen dadurch mehr Motivation und Erfolg bei der Wissensvermittlung.
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Eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung wirkt sich positiv auf den Lernerfolg von Kindern aus. Welche Faktoren außerdem eine Rolle beim kindlichen Lernen spielen, zeigt unser Video:

Wie Kinder lernen: 7 unglaubliche Fakten Abonniere uns
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Wie lässt sich die Lehrer-Schüler-Beziehung stärken?

Die folgenden Faktoren können helfen, eine gute und gleichzeitig professionelle Lehrer-Schüler-Beziehung zu etablieren. Wenn ihr als Eltern das Gefühl habt, dass an der Schule eurer Kinder noch "viel Luft nach oben" ist, könnt ihr sicher den ein oder anderen Punkt am Elternsprechtag anregen:

  • Regeln: Die klare Kommunikation und das Einhalten von Regeln bilden die Grundlage einer für beide Seiten funktionierenden Klassengemeinschaft. Wenn die Schüler*innen sich nicht daran halten und z. B. dauernd stören, fühlen sich die Lehrkräfte gestresst und demotiviert, was sich wiederum negativ auf die Lehrer-Schüler-Beziehung auswirkt. Auch sollten Schüler*innen das Vertrauen der Lehrenden nicht enttäuschen, nicht abschreiben oder schummeln. Bewährt hat sich z. B., die Regeln gut sichtbar im Klassenraum aufzuhängen. Bei Verstößen muss die Lehrkraft dann nur kurz darauf zeigen und jede*r weiß, was gemeint ist.
  • Klassensprecheraufgaben wahrnehmen: Klassensprecher*innen sind Vermittler*innen zwischen der Klasse und dem Lehrer oder der Lehrerin. Als solche können sie Kritik, Lob, Interessen und Vorschläge der Schüler*innen an die Lehrperson weitergeben und so zu einem besseren Verhältnis beitragen. Klassensprecher*innen haben oft einen guten Draht zu den meisten Schüler*innen und können Einzelne auch mal gezielt ansprechen, wenn sie z. B. dauernd den Unterricht stören.
  • Orientierung an den Bedürfnissen der Lernenden: Lehrende sollten versuchen, möglichst so zu unterrichten, dass die Schüler*innen in ihren Bedürfnissen abgeholt werden. So kann es bei sehr aktiven Klassen z. B. Sinn machen, sog. "Laufdiktate" zu üben, um dem Bewegungsdrang der Schüler*innen entgegen zu kommen und so ihre Leistungsfähigkeit zu fördern.
  • Mitsprache: Für eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung ist es förderlich, wenn der Lehrer/die Lehrerin nicht immer alleine "bestimmt", sondern den Lernenden Entscheidungsmöglichkeiten zugesteht, z. B. was mögliche Themen angeht oder das Ziel für den Wandertag. Auch sollten Schüler*innen regelmäßig die Möglichkeit bekommen, zu sagen, womit sie sich im Unterricht wohlfühlen und womit eher nicht.
  • Gelegenheiten zum gegenseitigen Kennenlernen: Klassenausflüge und -fahrten, Schulfeste oder gemeinsame AGs machen es möglich, ins Gespräch zu kommen. Eine weitere Möglichkeit ist, dass beide Seiten schon beim Vorstellen ein bisschen von ihrer Persönlichkeit preisgeben, z. B. sowohl Lehrer*innen als auch Schüler*innen etwas von ihren Hobbys oder Haustieren erzählen.
  • Auch als Fachlehrperson wertschätzend sein: Wenn sich Lehrer*innen und Schüler*innen nur z. B. einmal in der Woche für 1-2 Schulstunden sehen, entsteht nur schwer eine persönliche Beziehung. Trotzdem machen sich Lernende ein Bild von der Lehrperson und registrieren durchaus, ob diese die Klasse ernst nimmt, authentisch und fair ist und wertschätzend kommuniziert. Das kann sich durchaus auf die Leistungsfähigkeit der Schüler*innen auswirken.
  • Sprechstunde: Lehrer*innen können versuchen, ihren Schüler*innen beispielsweise einmal wöchentlich ein gewisses Zeitfenster anzubieten, zu dem sie persönlich, per Mail oder telefonisch erreichbar sind, falls es Fragen oder Probleme gibt.
  • Persönliche Ansprache: Studien aus dem Classroom-Management haben gezeigt, dass Lehrpersonen, die ihre Schüler*innen persönlich begrüßen, z. B. mit Handschlag und Namen, weniger Probleme mit der Disziplin in der Klasse haben. Sie bemerken schon bei dieser Mini-Interaktion kleine Auffälligkeiten oder wenn es einem Schüler/einer Schülerin nicht so gut geht und können ggf. darauf eingehen.
  • Austausch mit den Eltern: Für die Lehrer*innen ist das private Umfeld der Schüler*innen sehr wichtig. Denn wenn gerade ein Umzug, eine Trennung oder ein neues Geschwisterkind die Familie durcheinanderwirbelt, kann das Auswirkungen auf die schulischen Leistungen haben. Und wenn das Lehrpersonal darüber Bescheid weiß, kann es im Einzelfall auch besser unterstützen. Eltern sollten in solchen Situationen also Kontakt zum Lehrer/zur Lehrerin aufnehmen.

Was gar nicht geht, sind hingegen persönliche Geschenke an den Lehrer oder die Lehrerin, damit er oder sie das Kind "lieber mag" und die Noten dadurch besser werden. Geschenke anzunehmen, ist für Beamte grundsätzlich verboten!

Was passiert bei einer sexuellen Beziehung zwischen Lehrer*in und Schüler*in?

Ein weiteres absolutes No-Go sind zu enge persönliche Beziehungen zwischen Lehrpersonen und Lernenden, an voran natürlich sexuelle Kontakte. Bei einer sexuellen Beziehung zwischen Lehrer*in und minderjahrigem/minderjähriger Schüler*in verstößt der/die Lehrende gegen die Fürsorgepflicht und nutzt das Abhängigkeitsverhältnis, in dem die Schüler*innen zu den Lehrer*innen stehen, aus. Strafrechtlich liegt sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen vor (§174 StGB), wofür der Lehrer bzw. die Lehrerin mit einer Freiheitsstrafe bestraft wird.

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Geschehen die sexuellen Handlungen einvernehmlich, sind sie nicht strafbar, sofern der Schüler bzw. die Schülerin älter als 14 Jahre alt ist. Allerdings muss die Einvernehmlichkeit bewiesen werden. Gegen das Beamtenrecht verstößt der Lehrer bzw. die Lehrerin allerdings auch dann noch: Es handelt sich in jedem Fall um ein schweres Dienstvergehen, was in der Regel zu einer Entlassung aus dem Beamtenverhältnis führt. Sexueller Kontakt zu einem Schüler/einer Schülerin kann also nicht nur dazu führen, dass der/die Lehrende die Schule verlassen muss, sondern sogar dazu, dass er/sie seinen/ihren Beruf nicht mehr ausüben darf.

Quellen: Bundesministerium der Justiz, Bundesministerium des Innern und für Heimat, Deutsches Schulportal, Andrea Bethge, Andreas Jantowski: Sechzehn Tipps zur professionellen Beziehungsgestaltung im Kontext von Distanz und Digitalisierung

Der Stress-Test: Wie gestresst ist mein Kind?

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