Eine Lernschwäche ist eine massive Beeinträchtigung für dein Kind. Wir beantworten in diesem Artikel die wichtigsten Fragen zur Lernschwäche bei Kindern.
- 1.Wie erkennt man eine Lernschwäche?
- 2.Welche Lernschwächen gibt es?
- 2.1.Allgemeine Lernschwäche
- 2.2.Lese-Rechtschreibschwäche (Legasthenie)
- 2.3.Rechenschwäche (Dyskalkulie)
- 2.4.Konzentrationsschwäche
- 3.Wer diagnostiziert Lernschwäche?
- 4.Welche Schule ist die beste?
- 5.Lernschwäche, was tun?
- 6.Lernschwäche, was hilft?
- 7.Ist Lernschwäche genetisch bedingt und vererbbar?
- 8.Kinderbücher über Lernschwäche
- 9.Wie kann man Lernschwäche therapieren?
Wie erkennt man eine Lernschwäche?
Für Eltern ist es gar nicht so leicht, eine Lernschwäche zu bemerken. Ein Indiz kann sein, dass die Schulnoten schlechter werden. Dass dein Kind bei den Hausaufgaben nicht hinter herkommt, oder, dass du die Rückmeldung erhältst, dass dein Nachwuchs in der Schule nicht mithalten kann. Gerade in der 1. und 2. Klasse ist das aber nicht immer eindeutig festzustellen. Zum Einen passiert hier einfach sehr viel Neues und Kinder lernen ganz unterschiedlich, zum anderen gibt es eben noch keine Noten. Wenn du Grund zur Sorge hast, dann sprich die Klassenlehrerin oder den Klassenlehrer deines Kindes gezielt darauf an.
Welche Lernschwächen gibt es?
Es gibt unterschiedliche Arten von Lernschwächen. Einige sind genetisch bedingt, andere sind ein Nebeneffekt einer Krankheit wie beispielsweise dem Asperger-Syndrom, einem Hirnschlag oder Autismus.
Allgemeine Lernschwäche
Die allgemeine Lernschwäche sorgt dafür, dass die Leistung in allen schulischen Fächern nicht besonders gut ist. Sie wird leider oft übersehen, weil schnell der Eindruck entsteht, dass dein Kind im Unterricht einfach "nicht so gut" ist. Dabei können gezielte Übungen durchaus helfen, die Leistungen zu verbessern.
Lese-Rechtschreibschwäche (Legasthenie)
Kinder mit Legasthenie haben große Schwierigkeiten mit dem Lesen und/oder Schreiben. Weil alle Schulfächer aber Lesen und Schreiben erfordern, wirkt sich diese Lernschwäche auf alle Bereiche aus. Kindern mit Legasthenie fällt es schwer, den Sinn von Gelesenem zu erfassen. Egal wie viel sie üben, die Rechtschreibung bleibt fehlerhaft. Die massiven Probleme führen oft zu einer Verweigerung von Lesen und/oder Schreiben.
Nicht jeder Rechtschreibfehler ist ein Zeichen für Legasthenie. Wenn du Sorgen hast, dass dein Kind eine Lese-Rechtschreibschwäche hat, dann frage bei den Lehrpersonen nach.
Rechenschwäche (Dyskalkulie)
Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division, für Kinder mit Rechenschwäche ist das ein Buch mit sieben Siegeln. Sie machen in allen Grundrechenarten viele Fehler. In anderen Fächern zeigen sie aber gute bis sehr gute Leistungen. Kindern mit Dyskalkulie fehlt das Verständnis für Zahlen. Besonders bei Dyskalkulie kann Nachhilfe gute Ergebnisse erzielen.
Konzentrationsschwäche
Viele Kinder sind heute reizüberflutet. Kinder mit einer Konzentrationsschwäche schaffen es jedoch kaum, ihre Aufmerksamkeit auf ein Thema zu fokussieren. Sie können nur kurz zuhören, fangen viele Dinge an, führen sie aber nicht zuende. Kindern mit Konzentrationsschwäche tut häufig bewusste Entspannung sehr gut. Es sollte dennoch ein Kinderpsychologe die geeigneten Schritte vorgeben, die die Konzentration deines Kindes fördern.
Wer diagnostiziert Lernschwäche?
Es gibt verschiedene Fachpersonen, die die Diagnose stellen. Am Anfang von allem steht ein Gespräch mit der Lehrperson. Diese kann aus dem Unterrichtsgeschehen heraus schon Beobachtungen mitteilen. Erhärtet sich der Verdacht hier, schließt sich ein Termin bei einer Kinderpsychologin an.
Nicht zu empfehlen sind Online-Tests zur Lernschwäche, weil sie in erster Linie für Verunsicherung sorgen.
Welche Schule ist die beste?
Eine Lernschwäche ist keine Lernbehinderung. Es muss also nicht automatisch ein Schulwechsel erfolgen, wenn dein Kind die Diagnose erhält. Kinder, die eine Lernschwäche haben, haben keinen geringeren IQ als ihre Altersgenossen. Es kann aber den betroffenen Kindern helfen, wenn sie in ein Lernumfeld kommen, dass weniger Druck aufbaut. Denn das Pensum an Regelschulen kann lernschwache Schüler*innen überfordern.
Lernschwäche, was tun?
Das wichtigste ist: Nicht noch mehr Druck machen. Dein Kind sollte nicht das Gefühl bekommen, es sei auch nach Schulschluss noch unter Beobachtung. Hausaufgabenstress kann zu Familienstress führen. Nachhilfeangebote wahrnehmen, die oft auch vonseiten der Schule gemacht werden, kann eine Unterstützung bringen. Auch therapeutische Hilfe ist denkbar. Heute gehen Forscher*innen davon aus, dass bei lernschwachen Kindern die Kapazität des Arbeitsgedächtnis geringer ist. Das sorgt dafür, dass Informationen schlechter aufgenommen, verarbeitet und gespeichert werden können. Ein neuer Ansatz ist daher auch, an der Arbeitsgedächtniskapazität zu arbeiten.
Lernschwäche, was hilft?
Freizeit, so absurd das vielleicht zunächst klingt, hilft. Denn wenn der Alltag komplett vom Lernen bestimmt ist, dann sind das enorme Anstrengungen, die ein Kind dafür unternimmt. Dabei vergessen Eltern oft, dass Kinder auch Auszeiten brauchen. Zeiten, in denen nichts von ihnen gefordert wird.
Es kann außerdem hilfreich sein, eine lerntherapeutische Praxis aufzusuchen. Hier kann deinem Kind ganz gezielt und individuell geholfen werden. Es gibt keine "one size fits all"- Lösung. Die lerntherapeutischen Praxen sind oft aber auch sehr gefragt, sodass man nicht immer sofort einen Termin bekommt.
Ist Lernschwäche genetisch bedingt und vererbbar?
Die aktuelle Forschung bestätigt, dass Lernschwäche vererbbar sein kann. Die Fähigkeit Lesen oder Rechnen zu können, wird tatsächlich auch von unserer Genetik bestimmt. Dabei ist die Prozentzahl je nach Schwäche unterschiedlich. Eine Rechenschwäche wird zu 51 % vererbt, eine Leseschwäche zu 66 %. Wenn du also weißt, dass du oder dein*e Partner*in auch von einer Lernschwäche betroffen sind, dann kann es sein, dass du diese an dein Kind vererbt hast. Das bedeutet für dich vor allem, verstärkt auf dein Kind zu achten, um im Zweifelsfall schnell zu unterstützen.
Kinderbücher über Lernschwäche
Lernschwäche ist leider nur selten ein Thema in Kinderbüchern. Zum einen, weil beispielsweise Kinder, die von einer Leseschwäche betroffen sind, Bücher ja meist nur unter großen Anstrengungen lesen können. Zum anderen galten Lernschwächen lange als ein Thema, das Kindern nicht zugemutet werden kann. Totaler Quatsch, denn natürlich hilft es Kindern beim Verstehen, wenn sie mehr darüber erfahren.
Wie kann man Lernschwäche therapieren?
Lernschwache Kinder haben häufig auch wenig Selbstbewusstsein, weil ihnen von vielen Seiten signalisiert wird, dass sie dumm seien. Das stimmt aber nicht. Deswegen ist es wichtig, das Selbstbewusstsein zu stärken. Das klappt am besten mit kleinen Erfolgserlebnissen, bei denen die Kinder sehen, was sie alles können.
Wichtig ist auch, dass kein zusätzlicher Druck aufgebaut wird. Lernschwache Kinder stehen dauerhaft unter dem Druck, Leistung zu bringen. Du solltest Druck von deinem Nachwuchs nehmen. Ein Besuch bei einem Kinderpsychologen wird euch dann dabei helfen, konkrete Lösungsideen zu entwickeln, die individuell auf dein Kind zugeschnitten sind.
Mein Fazit
Ein Kind mit Lernschwäche ist in unserer auf Leistung fixierten Gesellschaft schnell ein großes Problem. Was dabei oft übersehen wird: Es gibt für Eltern recht wenig Unterstützung. Aber Eltern können nicht alles allein leisten. Denn wenn aus Eltern plötzlich auch noch Nachhilfelehrer*innen werden, dann leidet der Familienfrieden darunter. Externe Hilfe wird hier dringend benötigt.
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