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Kein Bock mehr

Lustlosigkeit in der Pubertät: Was tun, wenn der Antrieb fehlt

Keine Lust auf gar nix: Die Pubertät ist da
© getty images / iStock / denozy

Auf einmal ist alles ätzend, anstrengend oder mega langweilig: Es kommt die Zeit, in der Kinder antriebslos wirken und keine Lust auf gar nichts haben. Wenn euer Nachwuchs gerade mit einer Nullbockphase kämpft, kann neben Geduld auch viel Wissen helfen. Denn wer weiß, was mit Körper und Psyche in der Vorpubertät passiert, der kann auch in herausfordernden Zeiten einen guten Kontakt halten.

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Halb Kind, halb Teenager: Gegen Ende der Grundschulzeit, gewöhnlich so mit neun, zehn Jahren, geht es plötzlich los. Statt Vorfreude, Aufregung und Interesse, wie ihr es von eurem Nachwuchs gewohnt seid, macht sich auf einmal Lust- und Antriebslosigkeit breit. Und die Laune war definitiv auch schon mal besser. Es scheint, als wäre eurem Kind alles egal, permanente schlechte Laune ist ab sofort der neuste Begleiter.

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Lustlosigkeit bei Kindern

Vorschläge für gemeinsame Aktivitäten werden mit „Boah kein Bock!“ kommentiert, was auch immer ihr unternehmen wollt, ist für eure Kinder eine absolute Zumutung. Auf die freundliche Nachfrage wie es in der Schule, bei den Freundinnen oder beim Sport war kommt, wenn überhaupt, nur eine einsilbige Antwort. Machen wir uns nichts vor: Der Haussegen hängt zurzeit gewaltig schief.

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Antriebslosigkeit in der (Vor)Pubertät

Im ersten Moment könnt ihr da vielleicht noch drüber hinweggehen, aber wenn wir ehrlich sind: Nach einer Weile nervt es, dass unsere Kinder so vollkommen antriebslos rumschluffen. Aber: Das ist total normal. Wir waren früher auch nicht viel anders. Denn auch wenn eure Kinder mit neun oder zehn Jahren noch nicht in der Pubertät sind, genau die zeichnet sich schon am Horizont ab. Die Gefühlsausbrüche oder das Schweigen eurer Grundschulkinder hat einen einfachen Grund: die Vorpubertät.

Eure Kinder werden langsam aber sicher größer und auch wenn sie der Baby- und Kleinkindzeit entwachsen sind, aus dem Gröbsten raus sind sie noch lange nicht. An die Wackelzahnpubertät schließt sich jetzt die Vorpubertät an. Und die bringt all die Vorboten in Sachen körperlichen und seelischen Umbau mit, die euch in der Teenagerzeit noch begleiten werden.

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11-Jährige interessieren sich für nichts

Es wirkt so, als hätten unsere Kinder plötzliche jegliche Interessen verloren. Vor Kurzem waren Playmobil, Skateboard noch super beliebt und das Kuscheltier durfte auch noch mit im Bett schlafen. Und plötzlich wollen die Kids davon gar nichts mehr wissen. Jedenfalls so lange, wie wir ihnen diese Dinge vorschlagen. Denn natürlich hängen sie noch an Altvertrautem. Aber stärker als in den vergangenen Jahren, haben Freundinnen und Freunde an Einfluss gewonnen. Jetzt bestimmt die Peergroup, was von Interesse ist. Und da werden dann auch mal die eigenen Spielzeuge vernachlässigt.

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Aber, keine Sorge: Natürlich interessieren sich eure Kinder noch für Altbekanntes. Nur nicht mehr so offensichtlich. Da werden Kuscheltiere weggeräumt und erst abends, wenn keiner zuguckt, geknuddelt. Alles ganz normal. Kommentiert dieses Verhalten nicht, sondern nehmt es einfach als ein Zeichen hin, dass eure antriebslosen Kinder gerade auch nicht so recht wissen, was sie eigentlich wollen.

10-Jährige immer schlecht gelaunt

Durch die Freund*innen rücken neue Themen in den Blickpunkt. Smartphones und Selfies, Social Media Stars, Bubble Tea, vielleicht auch Make-up oder Klamotten. Klar können wir Erwachsenen da sagen: Versteh’ ich nicht, brauchst du nicht, machen wir nicht mit. Aber je mehr Verbote ihr aussprecht, umso schlechter wird die Laune. Das bedeutet nicht, dass ihr eurem Nachwuchs alle Freiheiten lassen sollt, aber durchaus schon, dass ihr Verständnis aufbringt und gemeinsam verhandelt, in welchem Rahmen eure Kinder sich neu verhalten dürfen.

Gemeinsam ins Gespräch gehen, auch wenn es zunächst nicht so wirkt, als würde das Erfolg bringen, ist tatsächlich der Schlüssel gegen schlechte Laune. Denn so fühlen sich eure Kinder verstanden und ernst genommen. Ihr erreicht mit Kompromissen (mit denen sich alle Beteiligten wohlfühlen sollten) mehr, also mit unbegründeten Absagen. Es hebt am Ende nicht nur die Stimmung eurer Kids, sondern sorgt für Familienfrieden und ab und zu auch ein Lachen am Abendbrottisch.

Andrea Zschocher

Alles eine Phase ...

In den guten Momenten kann ich dieser Phase vor der Pubertät tatsächlich viel Gutes abgewinnen. Denn die Kinder interessieren sich für viele neue Dinge, beginnen zu diskutieren und ihre Welt wird einfach größer. Sie lernen, dass es Menschen außerhalb des eigenen Familienkreises gibt, auf die sie sich verlassen können. Das ist doch erstmal toll. Aber es ist eben auch ungewohnt. Und wie bei jeder Neuerung als unsere Kinder sechs Monate oder drei Jahre alt waren, müssen wir Eltern damit erstmal zurechtkommen.

Und natürlich ist bei uns hier auch nicht eitel Sonnenschein. In den herausfordernden Momenten denke ich durchaus: WARUM? Warum muss das jetzt auch noch sein? Warum muss ich immer alles diskutieren? Wo bin ich falsch abgebogen, dass es sich anfühlt, als hätte ich in der Erziehung und Begleitung meiner Kinder versagt. Aber ich denke, das gehört dazu. Denn als sie kleiner waren, war ich ja auch ab und zu unsicher, ob das jetzt der richtige Weg ist. Wir wachsen mit jeder Phase ein Stück weiter auseinander. Alles ganz normal. Wichtig ist nur, dass wir einander auch in den stürmischen Zeiten nicht verlieren. Deswegen hilft hier nur: Aushalten, offen bleiben und signalisieren: Ich bin da.

Andrea Zschocher

Zwölfjährige haben plötzlich Geheimnisse

Wenn eure Kinder plötzlich zur Geheimniskrämerei neigen, und Schranktüren und Schubladen, die sonst immer offen standen, auf einmal verschließen, dann ist das ganz normal. Es ändert sich eben was in eurem Zusammenleben. Wart ihr vorher ganz nah dran an den Kindern, gibt es jetzt einsilbige Antworten und Geheimnistuerei. Das besorgt euch sicherlich, ist aber ein wichtiger Entwicklungsschritt.

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Auf Eltern, die sich gedanklich noch im „Behüten-Modus“ befinden, kommt eine große Umstellung zu: Mit Beginn der Vorpubertät müsst ihr immer mehr Energie aufwenden, um aus eurem Nachwuchs überhaupt so etwas wie eine Reaktion herauszukitzeln. Ihr werdet vermutlich auch feststellen: Die alten Kommunikationskanäle funktionieren nicht mehr.

Grundschulkind hat keinen Bock mehr auf Schule

Leider wird selbst bei den Kindern, die bisher mühelos gute Noten aus der Schule mitgebracht haben, meist ein kleines Leistungstief erkennbar. Denn Bock auf Schule haben die Zehn-bis Zwölfjährigen plötzlich so gar nicht mehr. Noten sind ihnen auf einmal nicht mehr so wichtig, viel interessanter ist, was im Freundeskreis gerade so abgeht. Hobbys, die früher Spaß machten? Nicht mehr angesagt. Im Haushalt mithelfen? Keine Chance. Das Zimmer aufräumen? Ist jetzt Privatsache. Erzählen, was sie bewegt? Doch nicht den Eltern…

Das Leben zwischen Wackelzahnpubertät und der echten Pubertät ist ganz schön herausfordern. Der Umbau des Körpers beginnt, er bereitet sich langsam auf das vor, was dann in der Pubertät im Teenageralter so richtig durchbricht. Das verbraucht ganz schön viel Kraft und Energie. Gleichzeitig wächst der Wunsch nach Eigenständigkeit. Das Allerletzte, was Heranwachsende jetzt hören wollen, sind elterliche Ratschläge – erst recht, wenn sie mit Vorwürfen verbunden sind. Als Eltern wünschen wir uns in dieser Zeit am liebsten ein Allheilmittel, einen Satz, mit dem wir wieder alles gerade rücken können und unser vertrautes Kind wieder bekommen.

Mein Kind will mich nicht verstehen

Einen Zaubertrick, um euren Kindern wieder mehr Antrieb zu geben, gibt es leider nicht. Das trotzige Auftreten, die Lustlosigkeit, das wortkarge Auf-den-Teller-Starren – alles Folge dessen, dass nun eine große, körperliche wie geistige Entwicklung stattfindet. Das Verhalten eures Kindes ist weder bewusst respektlos, noch wollen sie euch verletzen. Manche kognitiven Fähigkeiten sind zu Beginn der Pubertät einfach noch nicht richtig entwickelt. Die eigenen Emotionen unter Kontrolle zu bekommen und auch die Sichtweise anderer einzunehmen, muss erst noch gelernt werden – das angebliche „Nicht-verstehen-Wollen“, das Eltern gerne mal unterstellen, ist also tatsächlich oft ein echtes „Nicht-Verstehen“.

Kind interessiert sich nicht mehr für die Familie

Während der Vorpubertät steigt das Level von Hormonen wie Testosteron oder Oxytocin an. Sie beeinflussen als Neuromodulatoren auch die Arbeitsweise des Nervensystems und sind dafür verantwortlich, dass sich das Sozialverhalten während der Vorpubertät ändert. Beziehungen zu Gleichaltrigen werden auf einmal wesentlich wichtiger als zur Familie. Die Identitätssuche beginnt und Jugendliche interessieren sich nun vor allem, was Gleichaltrige über sie denken und soziale Medien spielen von nun an eine überdurchschnittlich wichtige Rolle im Alltag. Die exzessive Nutzung von Smartphone und Tablet stört viele Eltern, ist aber heute der wichtigste Kanal für die Kommunikation mit Gleichaltrigen. Dass ihr als Eltern dabei immer weniger von den sozialen Kontakten eures Kindes mitbekommt, ist oft nicht einmal Absicht.

Kind motivieren, das keine Lust hat

Doch was tun, wenn ihr das Gefühl habt, gar nicht mehr an eure Kinder ranzukommen?

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  • Nicht resignieren: Die Abgrenzung, die schlechte Laune, die Null-Bock-Haltung sind ganz normale Ausdrucksformen für Kinder ab neun Jahren
  • Keine Vorwürfe ans Kind machen
  • Gemeinsame Unternehmungen planen: Gemeinsame Erlebnisse sind die beste Basis, um wieder ins Gespräch zu kommen und ein Gemeinschaftsgefühl zu erwecken
  • Bei der Planung die neuen Interessen eures Kindes berücksichtigen
  • Spaß haben nicht vergessen: Es geht darum gemeinsam Spaß zu haben, nicht einen Punkt auf einer Liste abzuhaken
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Das hilft, wenn Kinder keinen Bock haben

Und was hilft, wenn euer Kind absolut keine Aufgaben mehr im Haushalt übernehmen möchte, sich nicht um einen Praktikumsplatz kümmert und generell keine Lust mehr auf irgendwas hat? Kinder brauchen Bestätigung. Deshalb solltet ihr Aufgaben nicht als Angriff oder Vorwurf formulieren, sondern eher als Herausforderung darstellen, die ihr eurem Kind zutraut. Auf diese Weise wird sein Ansporn angeregt und nur so können Kinder an den Anforderungen, die ihre Umwelt an sie stellt, wachsen.

Mittel gegen Antriebslosigkeit bei Grundschulkindern

Was also hilft gegen die präpubertäre Antriebslosigkeit? Gemeinsame Erlebnisse, positive Herausforderungen – und Freiräume. Es ist schön, wenn ihr viel plant und vorhabt. Ein „atmender“ Terminkalender, der dem Kind ab und zu einfach mal seine Ruhe lässt, ist aber noch besser. Er sorgt dafür, dass Kinder lernen, aus Freizeit und Freiräumen aktiv etwas zu machen und ihr Leben immer stärker selbst zu gestalten. Und wenn es in seiner freien Zeit erstmal nur rumhängen will, dann ist das auch okay.

Wichtig zu wissen: Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

Pubertäts-Quiz: Ist euer Kind schon mittendrin?

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