Nach der Lektüre seiner Büchern "99 harmlosen Fragen" und "99 seichte Fragen", in denen Ralph Caspers auch viel von sich selbst preisgibt, haben wir das Gefühl, wir kennend ihn schon ziemlich gut. Und weil er also schon fast alle seichten und harmlosen Fragen von Relevanz in seinen Büchern behandelt hat, bleibt uns gar nichts anderes übrig, als jetzt ganz dicke Bretter zu bohren und ihm die tiefgründigsten und schwierigsten Fragen zu stellen, die uns in der Redaktionskonferenz eingefallen sind.
#1 Lieber Ralph, wer bist Du eigentlich?
(Anmerkung der Autorin: Auf Seite 9 in seinem neuen Buch (Kapitel ‘Wie würdest Du Dich vorstellen?’) manövriert er sich da ganz schön professionell um eine Antwort rum. Jetzt mal raus mit der Sprache!)
Wenn ich das wüsste! Das Lustige ist ja, dass ich mich ganz anders sehe, als andere Menschen mich sehen. Und alle sehen vielleicht dazu noch ganz unterschiedliche Seiten von mir. Die, die kleiner als ich sind, schauen mir in die Nasenlöcher. Die, die größer sind als ich, können prima meine Schuppen zählen. Am liebsten bin ich die Duschszene aus Psycho: Es gibt nicht das zu sehen, was alle denken zu sehen.
#2 Damit Du gleich merkst, wie ernst wir's meinen, hier Frage Nummer zwei: Henne oder Ei? Was war zuerst da?
Das ist einfach. Entwicklungsgeschichtlich war das Ei zuerst da. Dinosaurier haben schon Eier gelegt, da gab es Hühner noch gar nicht. Übrigens total interessant: Dino-Nuggets aus dem Tiefkühlfach sind ja aus Hühnern und nicht aus Dinosauriern. Aber wahrscheinlich schmeckt das Fleisch ganz ähnlich: Denn Dinosaurier sind die Vorfahren von Hühnern. Genauer gesagt, aus den Vogelbeckensauriern entwickelten sich unsere heutigen Vögel.
#3 Eltern sagen ja gelegentlich gerne mal: “Jetzt reicht’s aber!” Wir wollen deshalb jetzt gerne wissen: Wann reicht's? Wann ist eigentlich genug?
Jetzt ist genug. Deshalb beantworte ich keine Fragen mehr. Aber dummerweise haben wir Menschen die Angewohnheit, immer weiter zu machen.
#4 Jetzt kriegen wir Dich: Auf welche Frage hast Du keine Antwort?
Manchmal sehe ich Menschen, die Selbstgespräche führen. Zum Beispiel im Supermarkt beim Einkaufen. Das irritiert mich kurz und ich frage mich dann, ob diese Menschen mitbekommen, dass sie mit sich selbst reden. Ich stelle mir vor, dass ich das laute Selbstgespräch beenden würde, wenn ich es bei mir bemerkte. Wenn die Leute aber nicht merken, dass sie mit sich selbst reden – kann ich dann sicher sein, dass ich nicht auch ständig Selbstgespräche führe?
Ralph Caspers, 1972 auf Borneo (ja, echt!) geboren, ist bekannt als Fernsehmoderator, Autor, Drehbuchautor und Schauspieler. Er studierte an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Seit 1999 moderiert er „Die Sendung mit der Maus“ und ist sowohl Moderator als auch Drehbuchautor der Kindersendung „Wissen macht Ah!“. Caspers lebt mit seiner Familie in Köln.
#5 Wann hört man eigentlich auf ein Kind zu sein?
Das kommt auf die Definition von „Kind sein“ an. Wenn man Kind als Verwandtschaftsverhältnis sieht, dann hört man auf, Kind zu sein, wenn beide Eltern gestorben sind. Man ist zwar ahnentechnisch immer noch „Kind von“, aber praktisch nicht mehr – ohne Eltern, die das machen, was Eltern eben so machen. Wenn man „Kind sein“ definiert als „Schwamm, der alles aufsaugt“, dann hört man auf, Kind zu sein, wenn man aufhört, Fragen zu stellen und wissen zu wollen, wie alles funktioniert.
#6 In welches Haus hätte Dich der sprechende Hut in Hogwarts gesteckt?
Der Hut hat mich zu Hufflepuff sortiert.
#7 Achtung, jetzt wird's romantisch: Woran erkennt man Liebe, wenn man ihr begegnet?
Ein Zeichen ist, dass man alles von sich gibt und trotzdem nicht ärmer wird.
#8 Eine ganz praktische und aktuelle Doppel-Frage: Warum sollte man eigentlich zur Bundestagswahl gehen im September? Und ist es nicht gemein, dass Eltern nicht für ihre minderjährigen Kinder mitwählen dürfen (sie müssen ja schließlich auch sonst immer für sie mitentscheiden und mitbezahlen)?
Wir leben in einer Demokratie. Die funktioniert nur, wenn Menschen wählen gehen. Mit jeder Wahl trifft man eine Entscheidung für die Zukunft. Je jünger man ist, desto mehr hat man von dieser Zukunft. Deshalb sollten Kinder, die naturgemäß in dieser Zukunft viel mehr Zeit verbringen als ältere Menschen, auch mitentscheiden dürfen. Das Argument, Kinder hätten keine Ahnung und dürfen deshalb nicht wählen, zieht nicht – ich kenne so viele Erwachsene, die auch keine Ahnung haben und trotzdem wählen dürfen.
Ich kenne so viele Erwachsene, die auch keine Ahnung haben und trotzdem wählen dürfen.
#9 Und nun zum Schluss natürlich noch die Mutter aller Fragen: Was ist eigentlich der Sinn des Lebens?
Schlechte Nachrichten: Alles ist bedeutungslos. Nichts hat einen Sinn. Das ist aber auch eine gute Nachricht, denn niemand muss sich auf die Suche nach dem Sinn machen, weil es ihn sowieso nicht gibt. Ja, da werden plötzlich viele Termine im Kalender wieder frei.
Und noch was ist in diesem Zusammenhang sehr praktisch: Unser Gehirn ist eine Sinngebungsmaschine. Es kann überhaupt nicht gut ertragen, wenn etwas sinnlos ist. Deshalb muss es allem einen Sinn geben. Das Leben hat keinen Sinn, aber wir können ihm einen Sinn geben.
Ein paar sinnhafte Hobbys für Kids gibt's hier im Video
Lieber Ralph, wir fanden dieses Gespräch mit Dir alles andere als sinnlos und bedanken und ganz herzlich für Deine Zeit!
Wer immer noch nicht genug von Ralph gelesen hat, dem sei dieses Interview meiner hochgeschätzten Kollegin Andrea ans Herz gelegt:
Allen anderen legen wir Ralphs Fragen-Bücher ans Herz. Von der familie.de-Redaktion erprobt: Die meisten Fragen regen entweder zu weiteren Nachfragen oder hitzigen Diskussionen am Abendessenstisch an!
Bildquelle: Foto: Johannes Haas, Buchcover: Duden Verlag