Das beliebte Grusel-Hotel Transsilvanien kehrt heute einem vierten Teil zurück. Alle Prime-Mitglieder können das Monsterspektakel jetzt bei Amazon streamen. Anke Engelke verleiht auch dieses mal der cleveren Ericka Van Helsing ihre Stimme. Das haben wir als Anlass genutzt, um mit ihr über das Thema Gruseln zu sprechen und durften unter anderem erfahren, welcher Kinderfilm ihr auch heute noch Angst macht, was Kindern bei Angst hilft und wieso wir das Kino als Institution auch heute noch brauchen.
In "Hotel Transsilvanien – Eine Monster-Verwandlung" werden die Charaktere vertauscht – mit wem würdest du gerne einmal für ein paar Tage tauschen?
"Am ehesten würde ich mit Griffin tauschen, den man ja bei "Hotel Transsilvanien" bislang ja immer nur als frei schwebende Brille sieht: er ist unsichtbar! Das würde mir gefallen, mal eine Zeitlang aus der Perspektive anderer sehen und vielleicht fühlen zu können. Dann ist alles möglich: man kann mal im Kanzleramt vorbeischauen, mal fremde Familien zu Hause besuchen - super! Wenn Menschen sich unbeobachtet fühlen - wie sind sie dann? Und Fliegen können wäre auch nicht schlecht! Einfach mal Menschen begleiten, die man zu selten sieht."
Insgesamt dreht sich im Film alles um Monster und das Gruseln – ist das ein Filmgenre, das dich reizt?
"Oh nein, null Komma null! Ich bin wirklich ein Angsthase bei Filmen, weil ich die gruseligen Bilder immer mitnehme in den Schlaf. "Hotel Transsilvanien" ist ja zum Glück lustig und dadurch ist die Gruselei wirklich gemäßigt.
Ich habe mich immer schon schnell gefürchtet, auch als Kind schon, und Gruselgeschichten fand ich wirklich nur mittelgut. Trotzdem habe ich mir früher am Kiosk diese Gruselhefte gekauft, „Gespenstergeschichten“ hießen die, und jede Geschichte endete mit dem Satz „Seltsam, aber so steht es geschrieben“! Ein offenes Ende, wie gruselig! Da muss ich mich heute schon fragen: „Warum hab ich das gelesen?!“. Verrückt, oder?"
Viele alte Geschichten wie die von Wilhelm Busch oder Grimms Märchen sind sehr gruselig. Wieso haben wir das als Kinder vorgelesen bekommen?
"Gute Frage. Vielleicht hat das etwas mit Tradition zu tun und damit, dass man Standards manchmal aus Bequemlichkeit nicht hinterfragt? Ich tippe mal, dass Kinder bis zu einem gewissen Alter das Vorlesen genießen, also das Ritual, und dass sie nicht gezielt nach gruseligen Geschichten fragen. Das wäre natürlich klasse, wenn Eltern und Kinder da als Team entscheiden, welche Bücher zu wem passen. Es gibt ja inzwischen wissenschaftliche Arbeiten und dementsprechend richtig spannende Erkenntnisse zum Thema „grausame Märchen“. Klar, durch Vorlesen früh die Fantasie von Kindern anregen, das ist toll und wichtig, aber ich habe keine Ahnung, wie man das mit den Märchen am besten handhabt: ich habe mein Pädagogikstudium wegen meines Berufs abgebrochen, leider - seltsam, aber so steht es geschrieben!"
Gibt es einen Film, der dich als Kind so richtig verstört hat?
"Als Kind habe ich im Fernsehen den Film „Tschitti Tschitti Bäng bäng“ gesehen, auweia, und der Kinderfänger hat mich unglaublich verstört! Später, als ich schon erwachsen war, habe ich die Geschichte als Musical gesehen, weil ich die Musik und die Story eigentlich wirklich toll finde.
Ich war gespannt, ob ich mich wieder vor dem Kinderfänger fürchten würde, ob sich da vielleicht ein beknacktes Trauma entwickelt hat bei mir, und als er dann auf der Bühne erschien, mit seinem „aaaahhh children“: ZACK, wieder Schiss gehabt! Aber ich bin wirklich ein schwieriger Fall: ich habe z.B. die Fernsehreihe "Pippi Langstrumpf" geliebt und da gab es ja diese zwei Halunken, Donner-Carl und Blom, und obwohl sie total albern dargestellt wurden, richtig doof waren, ungeschickt, und ständig hingefallen sind, habe ich mich ein bißchen gefürchtet und mich als Kind gefragt: „Was ist denn, wenn die zu uns kommen und bei uns irgendwas klauen!?“
Was war denn dein Lieblingsfilm als Kind?
"Unbedingt „Das fliegende Klassenzimmer“! Ich mochte Erich Kästners Erzählweise immer schon sehr. Das war ein tolles Erlebnis, den Film in unserem Dorfkino zu sehen! Dort habe ich auch meinen ersten Disney-Film gesehen, „Das Dschungelbuch“, den habe ich auch sehr gemocht."
Kino stirbt aus – das sagen spätestens nach dem dritten Lockdown immer mehr Menschen. Glaubst du in 20 Jahren gehen Eltern noch mit ihren Kindern ins Kino?
"Schwierige Frage, das kann ja kein Mensch wissen. Aber hoffen kann man, und aktiv daran mitarbeiten, dass das Kino nicht stirbt! Ich gehe super gern ins Kino, weil ich gerne abtauche in eine andere Welt, weil ich meine eigene Gedanken- und Gefühlswelt gerne mal verlasse. Zu Hause kann ich das irgendwie nicht: wenn ich auf dem Sofa sitze und einen Film schaue, muss ich ständig an die Dinge denken, die noch zu erledigen sind.
Filme, die für eine große Leinwand gemacht sind, schaue ich auch gerne in dem großen Format, aber ohne Serien würde mir inzwischen wirklich auch etwas fehlen. Dennoch wäre es traurig, wenn dieser Ort verschwinden würde, an dem wir im Dunkeln miteinander Momente teilen und Gefühle und – siehe „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“ – Ängste.
Kinos sind wichtig, weil wir dort etwas miteinander teilen, miteinander erleben und einander begegnen. Ist ja wurscht, ob das das Kino ist, der Jazzclub oder der lokale kleine Fußballplatz: Ich glaube, wir brauchen Orte, an denen wir uns austauschen, oder? Wir müssen raus, finde ich, immer mal wieder raus aus unserer gemütlichen Bubble, in die wir uns ja jetzt auch zwangsläufig ein bißchen zurückgezogen haben durch die Pandemie. Das würde ich mir wünschen, dass wir uns wieder miteinander verabreden: „Komm, lass uns den und den Film anschauen im Kino heute Abend!"
Und was bist du für eine Kinogängerin? Kaufst du Snacks? Meckerst du Leute an, die während des Films reden?
"Ich gestehe: Ich bringe mir manchmal verbotenerweise Essen mit ins Kino, weil ich das Meiste zu ungesund finde, oder die Konzerne blöd finde, die hinter den Süßigkeiten und Getränken stecken.
In manchen Kinos gibt es aber inzwischen ganz gute Snacks, zum Teil sogar fair gehandeltes Eis und veganes Nusszeug. Aber es geht nix über frisches Popcorn, am liebsten süß und salzig gemischt!"
Angenommen ich gehe mit meinen Kindern in dem Film und sie bekommen Angst – was ist das beste Hilfsmittel gegen Gruseln?
"Leider bin ich keine Expertin, aber Händchenhalten ist doch immer gut, besonders wenn's spannend oder sogar gruselig wird. Und ich mochte das als Kind immer gern, wenn vor und nach dem Film miteinander geredet wurde. Auf dem Weg ins Kino oder in der Schlange beim Popcornkaufen also "was passiert im Film? Was erwartet uns?“, und hinterher „wie hat's uns gefallen? Was haben wir nicht kapiert?“
„Das Kind vorbereiten“ klingt immer leicht verstaubt und sehr pädagogisch und didaktisch, aber es bringt ja allen etwas, wenn man sich zusammen vors Kinoplakat stellt und mal wild assoziiert."
- Darum geht's im Film: Als Van Helsings geheimnisvolle Erfindung „Der Monsterfizierungsstrahl“ außer Kontrolle gerät, werden Draku und seine Monster-Kumpel alle in Menschen verwandelt – und Johnny wird zum Monster! In ihren neuen falschen Körpern müssen sich Draku, der jetzt all seiner Superkräfte beraubt worden ist, und Johnny, der nun überschwänglich sein neues Leben als Monster genießt, zusammentun und in einem Wettlauf gegen die Zeit um die ganze Welt reisen, um ein Heilmittel zu finden, ehe es zu spät ist – und ehe sie sich gegenseitig in den Wahnsinn treiben.
- Filmstart: 14. Januar 2022 bei Amazon Prime
- FSK: 0
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