Instagram darf erst ab einem Alter von 13 Jahren genutzt werden. Die Facebook-eigene Plattform forscht an einer neuen sicheren App für Kinder unter 13, die von Eltern gesteuert werden kann. Außerdem will Instagram in die Technologieentwicklung von Alterserkennung investieren. Laut Experten fehlt es an einer sicheren Messenger-Alternative für Kinder. Daher fordert die Initiative Klicksafe "sichere Surfräume" von öffentlich-rechtlichen Anbietern.
Instagram für Kinder zwischen 6 und 12
Da Facebook glaubt, dass sich schon Kinder ab sechs Jahren für Social Media interessieren sollten, bietet es die Messenger Kids App. Dort können Grundschulkinder miteinander chatten. Seit 2017 gibt es die App in den USA und ist dort nicht unumstritten, weil es widererwartend doch einige Sicherheitslücken gab. Daraufhin hatte Facebook im letzten Jahr nachgebessert und wollte die App auch für viele weitere Länder weltweit anbieten. Aktuell ist sie im deutschen App Store nicht verfügbar.
Der Konzern scheint seine Bemühungen, einen sicheren Chat Messenger auch für kleinere Kinder zu entwickeln, jedoch nicht aufzugeben. Gegenüber dem Guardian bestätigte eine Unternehmenssprecherin, Facebook würde an einer für Eltern kontrollierbaren Instagram-Version arbeiten. Diese soll für Kinder ab sechs Jahren geeignet sein.
Instagram will in Technologien zur Alterserkennung investieren
Im Unternehmesblog von Instagram positionierte sich der Social-Media-Dienst zum Thema Alterserkennung. Dort erwähnte das Unternehmen, dass es wisse, dass viele Kinder sich bei Instagram anmelden, obwohl sie nicht das geforderte Alter von 13 Jahren haben. Es sei aktuell eine technische Herausforderung, den Dienst so zu gestalten, dass das Alter verifiziert werden kann und es unmöglich wird über das echte Alter zu lügen.
Daher können sich aktuell auch Kinder dort anmelden, die jünger als 13 sind oder eben erwachsene Personen. Die Gefahr von Cybergrooming ist in diesem Bereich mehr als hoch. Dort will die Facebook-Tochter investieren und es sollen keine Direktnachrichten mehr zwischen unbekannten Erwachsenen und Minderjährigen möglich sein.
"Während viele Menschen bei der Angabe ihres Alters ehrlich sind, wissen wir, dass junge Menschen bei ihrem Geburtsdatum lügen können. Wir möchten mehr tun, um dies zu verhindern, aber die Verifizierung des Alters von Personen im Internet ist komplex und ein Problem, mit dem viele in unserer Branche zu kämpfen haben. Um diese Herausforderung zu meistern, entwickeln wir neue Technologien für künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, die uns dabei helfen, die Sicherheit von Jugendlichen zu gewährleisten und neue altersgerechte Funktionen anzuwenden, wie die unten beschriebenen."
Instagram.com/blog
Brauchen Kinder unter 13 einen sicheren Messengerdienst?
Laut Jugendschutz.net haben die Hälfte aller 10-Jährigen ein eigene Smartphone und chatten miteinander in Messenger Apps. Am häufigsten wird dafür in Deutschland WhatsApp genutzt, obwohl die Plattform erst ab 16 Jahren genutzt werden darf. Auch Tik Tok erfreut sich großer Beliebtheit in dieser Altersgruppe, ist jedoch offiziell auch erst ab 13 Jahren zugänglich.
Dass es Kindern überhaupt möglich ist, diese Dienste im jüngeren Alter zu nutzen, ist ein großes Problem. Denn die Risiken für Minderjährige mit jugendgefährdenden Inhalten konfrontiert und von fremden Dritten kontaktiert zu werden, ist extrem hoch. Zudem besteht auch die Gefahr von Cybermobbing, die auch schon die ganz Kleinen treffen kann.
Klicksafe fordert "sichere Surfräume" für Kinder von öffentlich-rechtlichen Anbietern
Birgit Kimmel, von der Initiative Klicksafe, begrüßt zwar den Vorstoß, dass Instagram grundsätzlich sicherer werden will, merkt aber kritisch an, dass hier ein internationales Unternehmen mit diesem Vorstoß auch aus gewinnorientierten Interessen Kundendaten von ganz jungen Nutzer*innen sammeln will. Sie fordert die Politik auf, diese Fragen dringend zu diskutieren.
"Es stellt sich hier deshalb die Frage, warum „sichere Surfräume“ für Kinder nicht von öffentlich-rechtlichen Anbietern aufgebaut werden, die von einer Gesellschaft mitfinanziert werden, und deren vordringliches Interesse, schon alleine durch ihr Finanzierungsmodell, nicht ausschließlich kommerzielle, gewinnorientierte Interessen sind."
Birgit Kimmel, Leitung EU-Initiative klicksafe
Sichere Messengerdienste für Kinder
Jugendschutz.net hat 2017 mehrere alternative Messenger-Dienste für Kinder verglichen. Eine sichere, kindgerechtere Alternative zu den großen Diensten wären demnach Maily, Tocomail, Monster Messenger oder VTech Kid Connect. Doch das Problem: Sie sind nicht so reichweitenstark wie WhatsApp oder Instagram. Warum sollten Kinder eine Chat App nutzen, die ihre Freund*innen und Mitschüler*innen nicht nutzen?
An wirklich guten, reichweitenstarken alternativen Social Apps für Kinder unter 13 fehle es laut Jugendschutz.net noch. Vielleicht bringt Instagram hier eine Alternative, die wirklich sicher sein kann. Doch dies kann nur gelingen, wenn auch die Eltern mit ins Boot geholt werden und eine gewisse Kontrolle darüber haben, was die Kinder in den Chats schreiben und teilen. Wichtig wäre zudem, dass sich dritte erwachsene Personen nicht ungehindert Zutritt zu diesen Kinder-Apps verschaffen könnten. Bisher gibt es keine App, die diese Sicherheitslücke in Sachen Alterserkennung zu 100 % in den Griff bekommt.
Tipp: Wenn ihr auf der Suche nach einem sicheren Messenger Dienst für eure Kinder seid, dann schaut mal bei Klicksafe, Schauhin oder Jugendschutz.net vorbei. Hier findet ihr viele Informationen zum sicheren Umgang für Social Media für Kinder und Infos zu bestimmten Apps.
Meine Meinung
Ich persönlich verstehe nicht, wieso ein Kind von 10 Jahren und jünger schon eine Messenger App und Social Media App nutzen muss. Die Gefahren sollten uns Eltern mittlerweile allzu bekannt sein. Es ist eine Sache, wenn ein Kinder per Handy erreichbar ist, und es ihm und mir als Mutter eine Sicherheit auf dem Schulweg und beim Treffen von Freunden ermöglicht. Auch in Sachen Homeschooling ist es nützlich, wenn sich Schüler und Eltern per Chat austauschen.
Doch meiner Meinung nach sollte das auch außerhalb von Apps wie WhatsApp möglich sein, denn am heimischen PC können Eltern besser einsehen, was die Kinder machen und schreiben als auf einem Smartphone, das sie auch mal still und heimlich auf dem Spielplatz verwenden und miteinander Videos tauschen. Und solange diese Sicherheitslücken in den Messengern und Social Apps bestehen, können wir Eltern einfach nie 100 % sicher sein, mit welchen Inhalten und Personen unsere Kinder in Kontakt kommen.
Bildquelle: Getty Images/Mladen Zivkovic