Wenn dein Kind morgens über Bauchschmerzen klagt, nicht in die Schule will oder plötzlich schlechter schläft, könnte Schulangst dahinterstecken. Dieses Phänomen betrifft viele Schüler*innen und kann verschiedene Ursachen haben – vom Leistungsdruck über Mobbing bis hin zu Überforderung. Mit dem richtigen Verständnis und gezielter Unterstützung kannst du deinem Kind helfen, diese belastende Situation zu überwinden.
- 1.Anzeichen für Schulangst
- 2.Ursachen von Schulangst: Warum dein Kind die Schule fürchtet
- 2.1.Leistungsdruck und Versagensängste
- 2.2.Mobbing durch Mitschüler*innen
- 2.3.Überforderung mit dem Lernstoff
- 3.Schulangst: Wie sollten Eltern damit umgehen?
- 3.1.1. Die Angst ernst nehmen
- 3.2.2. Offene Gespräche führen
- 3.3.3. Professionelle Hilfe suchen
- 4.Wer hilft bei Schulangst?
- 5.Was können Lehrer bei Schulangst tun?
- 6.Welche Schule bei Schulangst?
- 7.Die Schulangst besiegen
Anzeichen für Schulangst
Die typischen Anzeichen für Schulangst sind vielfältig. Sie treten aber über einen längeren Zeitraum auf. Es handelt sich dabei u.a. um:
- Körperliche Beschwerden wie Bauch- und Kopfschmerzen
- Schlafprobleme und Albträume
- Appetitlosigkeit am Morgen
- Nervosität und Unruhe vor Schultagen
- Plötzlicher Leistungsabfall
- Häufige Aussagen wie "Ich schaffe das nicht" oder "Ich will nicht in die Schule"
- Soziale Isolation
- Während der Schulzeit wirken betroffene Kinder niedergeschlagen, in den Ferien blühen sie regelrecht auf.
Laut dem Deutschen Schulbarometer zeigten sich in einer Umfrage 2024 bei einem Fünftel der befragten Schüler*innen psychische Auffälligkeiten und eine geringe Lebensqualität.
Ursachen von Schulangst: Warum dein Kind die Schule fürchtet
Die Gründe für Schulangst sind individuell. Oft beginnt alles mit einem negativen Erlebnis, das sich zu einer tieferen Angst entwickelt. Zu den häufigsten Auslösern zählen:
Leistungsdruck und Versagensängste
Besonders leistungsorientierte Kinder setzen sich oft selbst unter enormen Druck. Alles unter einer "guten" Note wird als Katastrophe empfunden. Diese Kinder geraten in eine Angstspirale: Die Furcht vor dem Versagen führt zu Konzentrationsproblemen, die wiederum zu schlechteren Leistungen führen können.
Mobbing durch Mitschüler*innen
Ein besonders schmerzvoller Grund für Schulangst ist Mobbing. Wenn dein Kind von Klassenkamerad*innen ausgegrenzt, gehänselt oder gar körperlich angegriffen wird, entwickelt es verständlicherweise Angst vor dem Schulbesuch.
Überforderung mit dem Lernstoff
Manche Kinder haben Schwierigkeiten, mit dem Unterrichtsstoff mitzuhalten. Die ständige Überforderung führt zu Frustration und Angst, die Eltern oder Lehrer*innen zu enttäuschen.
Weitere Gründe für Schulangst:
- Angespanntes Klima in der Klasse oder in der Schule
- Angst vor Lehrer*innen
- Scham, Schüchtern- oder Verlegenheit
Schulangst: Wie sollten Eltern damit umgehen?
Als Elternteil bist du der wichtigste Anker für dein Kind. Deine Unterstützung ist entscheidend, um die Schulangst zu überwinden. Diese konkreten Schritte können deinem Kind helfen:
1. Die Angst ernst nehmen
Der erste und wichtigste Schritt: Nimm die Ängste deines Kindes ernst. Sätze wie "Stell dich nicht so an" oder "Das wird schon wieder" haben noch nie eine Situation verbessert. Zeige Verständnis und signalisiere, dass ihr gemeinsam eine Lösung finden werdet.
2. Offene Gespräche führen
Sprich mit deinem Kind über seine Ängste. Frage behutsam nach, was genau es in der Schule belastet. Manchmal braucht es mehrere Anläufe, bis Kinder sich öffnen. Wichtig ist eine vertrauensvolle Atmosphäre ohne Druck.
3. Professionelle Hilfe suchen
Du musst nicht alles alleine schaffen. Diese Anlaufstellen können helfen:
- Lehrer*innen und Schulpsycholog*innen
- Kinderärzte & Kinderärztinnen
- Kinder- und Jugendpsycholog*innen
- Beratungsstellen für Familien
Wer hilft bei Schulangst?
In erster Linie natürlich ihr Eltern. Ihr seid der Dreh- und Angelpunkt und gebt euren Kindern die Sicherheit und Geborgenheit, die sie brauchen. Zunächst ist es wichtig, dass ihr die Angst eurer Kinder ernst nehmt. Sie haben nicht einfach nur einen schlechten Tag, sie haben wirklich Schulangst.
Bei hartnäckiger Schulangst mit Lernblockaden und Prüfungsängsten (ohne dass tatsächlich eine Überforderung vorliegt) kann eine sogenannte kognitive Verhaltenstherapie durch den Facharzt wirksam helfen. In einer solchen therapeutischen Begleitung werden verschiedene Techniken durchgeführt.
- Selbstverbalisation („Ich muss eins nach dem anderen machen, dann schaffe ich es auch“)
- Rollenspiele
- Ankern (Verankern von Zuversicht)
- Gedankenstopp in Verbindung mit Entspannungstechniken (z.B. Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen)
- Die Bearbeitung von verzerrten Denkmustern („Ich mache immer alles falsch“)
Grundsätzlich müssen Kinder lernen, Ängste und angstauslösende Situationen zu bewältigen und Angst bis zu einem bestimmten Ausmaß als normalen Teil des Lebens zu tolerieren.
Wichtig: Ihr solltet euren ängstlichen Kindern – bis auf Ausnahmefälle – keine Medikamente zur Beruhigung verabreichen; auch keine Mittel wie Baldriantropfen oder Globuli.
Zu viel Druck auf Kindern
Schulangst muss ernst genommen werden. Ich glaube, das wird viel zu oft immer noch belächelt oder als "hat das Kind wohl keine Lust" abgetan. Aber es ist einfach so, es wird heute so unfassbar viel von Kindern erwartet. Und natürlich spüren sie den Druck nach guten Noten, nach verschiedenen Freizeitbeschäftigungen.
Höher, schneller, weiter, das betrifft auch schon unsere Kinder. Und auch, wenn wir da im System Schule vielleicht nicht gegensteuern können, innerhalb der Familie können wir es. Deswegen: Nehmt eure Kinder in den Arm. Eine schlechte Note ist kein Weltuntergang, wir alle hatten nicht nur Einsen in der Schule. Was aber wirklich die Welt untergehen lässt, sind unglückliche Kinder, die sich jeden Tag mit Bauchschmerzen und Angst in die Schule quälen.
Was können Lehrer bei Schulangst tun?
Lehrer*innen sind keine Therapeut*innen. Und das solltet ihr auch nicht von ihnen verlangen. Aber ihr solltet dennoch natürlich das Gespräch suchen und gemeinsam mit dem Lehrpersonal überlegen, wie ihr euren Kindern helfen könnt.
Lehrer*innen können sich bemühen, rücksichtsvoll und besonnen mit dem betroffenen Kind umzugehen. Es könnte Zeit für soziales Lernen eingeplant werden. Feedback geben, ist immer eine gute Idee. Besprecht, ob es möglich ist, dass eure Kinder Leistung auch in alternativer Form nachweisen können, wenn die Prüfungsangst zu groß ist. Bei Mobbing sollten Lehrer*innen aktiv eingreifen und euer Kind schützen.
Welche Schule bei Schulangst?
Weil die Gründe für Schulangst so unterschiedlich sind, gibt es keine allgemeingültige Schulempfehlung. Einige Kinder kommen besser auf einer freien Schule zurecht, in der sie nicht so stark in das relativ starre Schulsystem gepresst werden. An freien Schulen dürfen Schüler*innen oftmals selbst entscheiden, zu welcher Zeit sie was lernen möchten. Das Wissen wird mit allen Sinnen aufgenommen, was einigen Kindern leichter fällt als reiner Frontalunterricht.
Liegt der Grund für die Schulangst im Mobbing durch Mitschüler*innen kann ein Schulwechsel in eine andere Regelschule bereits ausreichend sein. Die Schulform muss in dem Fall gar nicht unbedingt geändert werden. Zieht bei euren Entscheidungen immer auch den Wunsch eurer Kinder mit ein. Wollen sie, auch wenn das Mobbing aufgehört hat, nicht weiter diese Schule besuchen, solltet ihr einen Wechsel erwägen. Möchten sie bleiben, unterstützt diesen Wunsch.
Die Schulangst besiegen
So etwas Großes wie die Schulangst zu überwinden ist etwas Elementares und hat Auswirkungen auf das spätere Leben. Wenn man gelernt hat, sich einem Problem zu stellen und eben nicht in einen Vermeidungsmodus zu fallen, stärkt dies ungemein. Dafür brauchen eurer Kinder eine liebevolle Umgebung und so viel Unterstützung wie möglich. Und natürlich Geduld. Schulangst verschwindet nicht von heute auf morgen. Aber wenn ihr das Gefühl habt, dass sich nicht viel verändert hat und sich eure Kinder immer noch großen Leistungsdruck machen, bleibt am Ball. Lasst eure Kinder nicht allein.
Wenn ihr das Gefühl habt, die Schule unterstützt euch nicht genug, dann geht zum Kinder- und Jugendpsychologen. Auch wenn ihr oder eure Kinder das Gefühl habt, ihr seid allein, ihr müsst das nicht allein durchmachen. Wir Eltern lernen einmal mehr, über uns hinaus zuwachsen, aus Sorge und zum Schutz für unsere Kinder.