Wenn leseschwache Kinder Hunden vorlesen, haben sie mehr Selbstvertrauen und lesen flüssiger. Alles über ein lohnenswertes Projekt.
Manchmal dauert es, bis sich etwas durchsetzt, aber so langsam kommen auch deutsche Bibliotheken auf die Idee, dass es eine gute Sache ist, wenn Kinder Hunden etwas vorlesen. Im amerikanischen Salt Lake City startete 1999 das erste Programm von Intermountain Therapy Animals und es hat sich immer mehr ausgebreitet. 2008 begann Kimberly Ann Grobholz in München das erste Lesehund-Projekt in Deutschland. Mittlerweile gibt es auch über die Grenzen von Bayern hinaus Leseförderungsprogramme mit Hunden.
Leseförderung mit Hund
Bei diesen Programmen kommen geschulte Hunde in die Büchereien und Schulklassen. Es sind besonders freundliche und ruhige Vierbeiner, die sich neben die Kinder setzen und ihnen Aufmerksamkeit schenken, während diese ihnen vorlesen. Dieses Leseprogramm hat viele Vorzüge gegenüber herkömmlichen Leseförderungsprogrammen und es zeigt sich, dass die Kinder mit der Zeit viel flüssiger lesen können. Das hat seine Gründe:
Hunde verbessern nicht: Ein Hund kann nicht unterbrechen und das Gelesene verbessern. Diese Unterbrechungen hemmen den Lesefluss des Kindes. Wenn man es lässt, wird es seinen Weg schon finden.
Hunde spotten nicht: Wenn Kinder in der Klasse vorlesen müssen, werden sie manchmal gehänselt - ein Hund kann so etwas nicht machen.
Wohlige Atmosphäre: Hunde verbreiten Ruhe. Studien haben bewiesen, dass sich der Blutdruck senkt, wenn man so ein Fellknäuel streichelt, da beruhigende Hormone im Hirn ausgeschüttet werden. Stress wird abgebaut.
Mehr Selbstvertrauen: All diese genannten Dinge machen das Kind selbstbewusster. Sollte es zudem vorher noch Angst vor Hunden gehabt haben, wird diese abgebaut, was das Kind noch mutiger macht.
Wo sind die Lesehunde?
Leider gibt es kein Gesamtverzeichnis, in dem man nachschauen kann, ob es in der eigenen Stadt ein solches Programm gibt. Bekannt sind München mit dem Lesehund, , außerdem gibt es das Lesehund-Projekt der Johanniter im Allgäu und auch Stefan Knobel mit seinem Golden Retriever Quedo lässt in der Bücherei Bilk Kinder vorlesen.
Damit es mehr Vorlesehunde werden: Initiative ist gefragt
Aufgrund der tollen Erfolge sollte es eigentlich in jeder Bibliothek einen Vorlesehund geben, aber davon sind wir noch weit entfernt. Der Bedarf ist da - es kann nicht schaden, bei der eigenen Bibliothek nachzufragen, ob so ein Programm angedacht oder schon vorhanden ist. Es gibt das offizielle amerikanische Programm R.E.A.D. , das die Büchereien oder Hundebesitzer, die denken, dass sie einen geeigneten Kandidaten zuhause auf der Couch liegen haben, kontaktieren können.
Es müssen nämlich auch mehr Hunde her, um dieses Programm in ganz Deutschland zu verbreiten. Man kann nicht einfach mit seinem Dackel in die Bücherei gehen und sagen, er ist ein Vorlesehund. Dazu muss der Hund als Therapiehund ausgebildet werden. Das kann dauern und kostet Geld. Die Leseprogramme sind meistens ehrenamtlich, also kann man kaum Einkommen erwarten, manchmal gibt es Aufwandsentschädigungen. Viel wichtiger sollte die Freude sein, die der eigene Vierbeiner den Kindern schenkt, die durch ihn immer besser lesen können und damit einen besseren Start ins Leben haben.
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