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Keine Panik

Prüfungsangst: Daran erkennt ihr sie und so könnt ihr eurem Kind helfen

Prüfungsangst bei Kindern

Euer Kind ist vor der Klassenarbeit nervös und zapplig? Kein Grund zur Panik! Vor einem Test ein wenig aufgeregt zu sein ist ganz normal und kann die Leistungsfähigkeit sogar steigern. Was aber, wenn die Angst vor Prüfungen so schlimm wird, dass euer Kind in der Arbeit versagt, obwohl es den Stoff eigentlich beherrscht? Wie ihr Prüfungsangst bei Kindern und Jugendlichen erkennt und was wirklich dagegen hilft.

Was ist Prüfungsangst?

Wie gesagt, wenn euer Kind vor der Klassenarbeit ein bisschen angespannt und nervös ist, weiche Knie oder auch mal ein komisches Gefühl im Bauch hat, ist dies ganz normal. Und in der Regel nicht bedenklich. Im Gegenteil: Durch die außergewöhnliche Situation und Anspannung wird Adrenalin ausgeschüttet, was dem Kind sogar hilft, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren. Das Kind kann sich fokussieren und das Gelernte besser abrufen. Mit dieser "normalen" Prüfungsangst können Kids in der Regel einigermaßen gut umgehen und sie kommen gut durch die Prüfungssituation.

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Wenn statt Nervosität allerdings regelrechte Panik beim Kind aufkommt, ist dies nicht mehr harmlos. Die Prüfungssituation wird für den Körper als dermaßen existenziell bedrohlich eingestuft, dass er mit Angstsymptomen wie Herzrasen, Schwitzen und Übelkeit reagiert. Die Panik kann so groß werden, dass eine Angststörung, eine "phobische" Prüfungsangst, entstehen kann.

Die Angst dahinter Dabei hat das Kind oftmals weniger Angst vor der Prüfung selbst als vielmehr vor der Reaktion seines Umfelds auf das Ergebnis. Also davor, was die anderen Schüler*innen, die Lehrer*innen und die Eltern wohl sagen und vor allem davor, aufgrund einer schlechten Leistung von anderen abgelehnt zu werden.

Prüfungsangst: Was passiert im Gehirn?

Bei phobischer Prüfungsangst wird das vegetative Nervensystem des Kindes in einen Alarmzustand versetzt. Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol werden ausgeschüttet und ein Fluchtreflex angeregt. In dieser bedrohlichen Szenerie wird rationales Denken für das Kind unmöglich und es kann zum Blackout oder Panikattacken kommen. In der nächsten Prüfungssituation kann dies dazu führen, dass sich das Gehirn an die negative Erfahrung erinnert und wieder gleich reagiert.

Symptome für Prüfungsangst

Es ist nicht ganz leicht, "normale" Nervosität klar von Prüfungsangst abzugrenzen. Einige Symptome weisen aber auf Prüfungsangst hin:

  • Das Kind hat Blackouts während der Klassenarbeit: "Ich wusste plötzlich gar nichts mehr" ist eine typische Aussage. Zuhause konnte es den Stoff noch.
  • Schon beim Lernen vor der Klassenarbeit kommt Panik beim Kind hoch: Oft wird diese begleitet von der verzweifelten Angst, sich nichts merken zu können. Manche Kinder reagieren dann mit ununterbrochenem verbissenem Pauken, andere damit, überhaupt nicht mehr zu lernen.
  • Die sonstigen schulischen Leistungen sind gut, die Noten in den Arbeiten aber schlecht: Bei Prüfungsangst kann das Kind seine Fähigkeiten in den Tests nicht abrufen. In einer normalen, entspannten Schulsituation hat es hingegen keine Probleme mit dem Lernstoff.
  • Das Kind ist am Tag der Klassenarbeit dauernd krank: Die Angst vor der Prüfung ist so schlimm, dass das Kind sich körperlich schlecht fühlt und zuhause bleiben muss. So wird der Test und damit der Angstauslöser erstmal weggeschoben und verdrängt.
  • Körperliche Symptome: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Kopfweh, nicht schlafen können trotz großer Müdigkeit, Herzrasen, Schweißausbrüche oder starkes Frieren können physische Anzeichen der Prüfungsangst sein.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Das Kind kann sich nicht konzentrieren und sich beim Lernen nichts merken.
  • Emotionale Beeinträchtigungen: Das Kind ist weinerlich, traurig, manchmal auch aggressiv, gereizt und unsicher.
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Woher kommt die Prüfungsangst?

Prüfungsangst kann ganz unterschiedliche Ursachen haben, die oft auch miteinander zusammenhängen. Darunter zum Beispiel:

  • Angst vor dem wiederholten Versagen: Das Kind hat bereits eine Prüfungssituation erlebt, die es als schrecklich empfunden hat. Nun kommt die Panik hoch, dies nochmal mitmachen zu müssen. Auch wenn die Lehrerin oder der Lehrer das Kind vor der Klasse unangemessen heftig kritisiert hat oder wenn ihr als Eltern das Kind für eine schlechte Note ausgeschimpft habt, kann dies zu Ängsten vor Wiederholung führen.
  • Negative Erwartungen durch Schilderungen anderer: "Oh je, der Maier als Mathelehrer ist eine Katastrophe. Bei dem schreiben alle schlechte Noten." Solche oder ähnliche Aussagen anderer können dafür sorgen, dass das Kind übermäßige Angst vor der Prüfungssituation bekommt.
  • Negatives Selbstbild: Wenn das Kind das Gefühl hat, der Prüfungssituation nicht gewachsen zu sein und den Anforderungen nicht genügen zu können, kann dies ein Trigger für Panik vor der Prüfung werden.
  • Überzogene Erwartungen an das Kind: Setzt ihr als Eltern das Kind stark unter Druck und gebt ihm das Gefühl, den hohen Ansprüchen nicht zu gerecht zu werden, ist dies ein häufiger Auslöser für Prüfungsangst. Achtung: Auch in Aussicht gestellte Belohnungen können Druck aufbauen! Besser ist es, das Kind fürs viele Lernen mal mit einem kleinen Geschenk zu überraschen. Ihr solltet dies aber nicht schon im Vorfeld ankündigen oder gar von guten Noten abhängig machen.
  • Die Eltern leben die Angst vor: Wenn ihr selbst supernervös vor euren eigenen Prüfungen und/oder der eurer Kinder seid und übermäßige Angst vor dem Scheitern habt, färbt diese Panik auf euer Kind ab. Einen positiven, gelassenen Umgang vorzuleben, unterstützt das Kind hingegen in seinem Selbstbewusstsein.
  • Angst vor dem Ungewissen: Wenn das Kind nicht weiß, was in der Testsituation auf es zukommt, wie zum Beispiel die mündliche Prüfung abläuft, kann dies die Angst befeuern.

Wer bekommt Prüfungsangst?

Kinder, die besonders hohe Ansprüche an sich selbst haben, tendieren eher zu Prüfungsangst als weniger perfektionistische Kids, und Mädchen eher als Jungs. Wenn das Kind sehr introvertiert ist, ist die Gefahr der Prüfungsangst ebenfalls höher. Außerdem leiden verhaltensauffällige Kids, Kinder mit Lernschwäche oder Schüler*innen, die sich zu wenig oder falsch auf Prüfungen vorbereiten, häufiger an Prüfungsangst als Kinder ohne diese Probleme.

Grundsätzlich kann von Prüfungsangst aber jede*r betroffen sein: Studien haben gezeigt, dass etwa 15 Prozent der Schüler*innen und Erwachsenen an Prüfungsangst leiden. Die Angst tritt in der Regel frühestens mit 8 bis 11 Jahren auf. Nicht nur bei Kindern, auch bei Jugendlichen in der Pubertät ist Prüfungsangst nicht selten. Laut einer Statista-Umfrage aus dem Jahr 2016 geben 56,1 Prozent der Schüler*innen in Deutschland an, vor jeder Prüfung nervös zu sein. Eine andere Studie ergab, dass 8 bis 16 Prozent der Dritt- bzw. Sechstklässler*innen an "ausgeprägter Prüfungsangst" leiden. Dabei ist die Angst unter den älteren verbreiterter als unter den jüngeren Schüler*innen. Und nach der Schule ist die Prüfungsangst längst nicht vorbei: Über die Hälfte der Studierenden hat Erfahrungen damit.

Welche Folgen kann Prüfungsangst haben?

Wiederholte Prüfungsangst entwickelt irgendwann eine Eigendynamik. Die Angst zu versagen kommt schon während des Lernens für die nächste Klassenarbeit hoch. Sie führt dazu, dass der Lernstoff nicht mehr aufgenommen werden kann. Je schlechter vorbereitet sich das Kind wiederum fühlt, desto schlimmer wird die Prüfungsangst und desto wahrscheinlich läuft die Klassenarbeit wirklich schlecht. Das Kind kann sein volles Potenzial nicht mehr abrufen. So kommt ein Teufelskreis in Gang, der die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt und die gesunde Entwicklung des Kindes stören kann.

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Was tun bei Prüfungsangst?

Um die Prüfungsangst zu bewältigen, gibt es eine Reihe von Maßnahmen.

Das kann euer Kind mit eurer Hilfe bei Prüfungsangst tun

  • Kognitive Techniken anwenden: Negative Gedanken stoppen, positiv denken ("Ich schaffe das...", "Ich bin gut vorbereitet...", etc.).
  • Entspannungstechniken erlernen: Meditation, progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Atemübungen, Yoga oder autogenes Training können schon Kindern helfen, ruhiger zu werden.
  • Entspannt und effektiv lernen: Euer Kind sollte rechtzeitig und ganz in Ruhe anfangen können, zu lernen. (Zeit-)Druck verschärft die Prüfungsangst und wenn das Kind sich schlecht vorbereitet fühlt, wird die Panik noch schlimmer. Wichtig: Seid beim Lernen für euer Kind da und unterstützt es dabei. Wenn euer Lernen mit dem Kind gar nicht harmoniert, könnt ihr euch natürlich auch nach einem/einer Nachhilfelehrer*in umsehen.
  • Die Prüfung planen: Geht die Klassenarbeit mit eurem Kind gedanklich durch. Gut gegen die Nervosität ist es, wenn das Kind zuerst die leichten Aufgaben erledigt. Dann kann es sich am Schluss, wenn noch Zeit ist, den schwereren widmen. Helft eurem Kind auch, alle wichtigen Materialien für die Klassenarbeit einzupacken, z. B. Geodreieck, Zirkel, funktionierenden Taschenrechner oder Lexikon. Wer weiß, dass er alles dabei hat, kann ruhiger in den Test gehen.
  • Angstmacher vermeiden: Wenn es Kinder gibt, die seine Panik schüren, in dem sie dem Kind zum Beispiel vor der Arbeit Furcht einflößen, sollte euer Kind diesen lieber aus dem Weg gehen. Super hingegen ist es, wenn das Kind neben einem Freund oder einer Freundin sitzt, die selbst gelassen mit Prüfungssituationen umgeht. Die ausgestrahlte Ruhe kann sich dann übertragen.
  • Lieber einen Schritt zurück gehen: Wenn das Kind nur noch schlechte Noten schreibt und es sich abzeichnet, dass es den Rückstand kaum noch aufholen kann, könnt ihr gemeinsam darüber nachdenken, die Klasse zu wiederholen. Mit einem Neustart hat das Kind wieder mehr Chancen, ruhig und entspannt an den Lernstoff zu gehen.
  • Gesund ernähren: Um gut lernen zu können, brauchen Gehirn und Körper der Kinder gesunde Nährstoffe und Energie aus Vollkornprodukten, viel Obst und Gemüse. Ebenfalls wichtig ist, dass die Kids viel trinken, am besten Wasser oder ungesüßte Tees.
  • Viel bewegen: Klar, wenn das Kind gut vorbereitet ist, kann es entspannter in die Prüfung gehen. Trotzdem sind Lernpausen unheimlich wichtig. Ermöglicht es eurem Kind so oft wie möglich, sich draußen auszupowern und den Kopf wieder frei zu bekommen.

Das könnt ihr als Eltern tun, um euer Kind bei Prüfungsangst zu unterstützen

  • Leistung und Anstrengung unterscheiden: Eltern dürfen vom Kind fordern, dass es sich anstrengt und lernt, denn auf die Anstrengung hat das Kind unmittelbaren Einfluss. Nicht aber dürft ihr erwarten, dass die abgelieferte Leistung perfekt ist, denn dabei spielen auch Faktoren wie eine faire Prüfung, Glück und Talent eine Rolle. Dies kann das Kind nicht beeinflussen.
  • Die Lehrer*innen informieren: Wenn ihr wisst, dass euer Kind an Prüfungsangst leidet, informiert auf jeden Fall die Pädagog*innen darüber. Gute Lehrer*innen werden versuchen, die Prüfungssituation so angenehm wie möglich für die Kinder zu machen. Auch sollten gute Lehrer*innen die leistungsschwächeren Kinder genauso fair und ermutigend behandeln wie die mit den Einsen.
  • Unklarheiten aus dem Weg räumen: Wenn euer Kind Angst vor einer Prüfung hat, könnt ihr ihm dabei helfen, die Ungewissheiten auszuräumen. Fragt bei der Lehrerin nach, wie genau die Prüfung ablaufen wird, wo sie stattfindet, ob das Kind alleine oder neben dem Klassenkameraden sitzt, wieviel Zeit zur Verfügung steht etc. Je mehr das Kind über die Prüfungssituation weiß, desto weniger Angst vor dem Ungewissen braucht es zu haben.
  • Das Kind bestärken: Unterstützt euer Kind in seinem Selbstbewusstsein und signalisiert ihm, dass ihr an es glaubt – ohne Druck auszuüben. Macht ihm auch klar, dass Nervosität vor Klassenarbeiten ganz normal ist und dass die Welt nicht untergeht, wenn das Kind mal eine schlechte Note mit nach Hause bringt.

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Wer hilft bei Prüfungsangst?

Wenn ihr feststellt, dass diese Tipps euch nicht helfen und euer Kind an chronischer Prüfungsangst leidet, solltet ihr nicht zögern, euch professionelle Hilfe zu suchen. Erste Anlaufstelle kann die Hausärztin oder auch der Schulpsychologe sein. Sie können euch Adressen von erfahrenen Kinder- und Jugendtherapeut*innen nennen, die eurem Kind mit Therapieverfahren wie der kognitiven Verhaltenstherapie helfen können. In besonders folgenreichen Situationen, z. B. nach einem Blackout während der Abiprüfung, ist es manchmal möglich, die Prüfungsangst ärztlich durch ein Attest bescheinigen zu lassen und die Prüfung ggf. wiederholen zu dürfen.

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Ganz wichtig bei Prüfungsangst bei Kindern ist es, dass ihr als Eltern unterstützend zur Seite steht. Macht eurem Kind klar, dass es für das Problem eine Lösung gibt und ihr ihm dabei helft. Signalisiert ihm auch, dass es geliebt wird, egal, welche Leistungen es in der Schule bringt.

Helfen Medikamente gegen Prüfungsangst?

In besonders schweren Fällen können auch ärztlich verschriebene Medikamente helfen. Darunter Antidepressiva, Betablocker oder Benzodiazepine wie Xanax. Diese sind allerdings immer das aller letzte Mittel der Wahl, da sie nur die Symptome der Angst, nicht aber ihre Ursache angehen, ein hohes Suchtpotenzial und Nebenwirkungen haben. Auch kommen sie natürlich nur für Kinder und Jugendliche in Frage, die sich in therapeutischer Behandlung befinden.

Pflanzliche Arzneimittel wie Melisse, Passionsblume, Baldrian oder Johanniskraut können dem Kind ggf. helfen. Die Kids können sie zum Beispiel in der Nacht vor dem Test einnehmen und so evtl. besser einschlafen. Aber Vorsicht! Pflanzlich bedeutet nicht gleich ungefährlich, schon gar nicht für Kinder. Deswegen sollten auch pflanzliche Mittel immer erst nach ärztlicher Absprache und genau dosiert eingenommen werden!

Manchen Kindern und Jugendlichen helfen auch homöopathische Globuli oder Bachblüten, vor den Tests ruhiger zu werden. Wissenschaftlich erwiesen ist die Wirkung nicht. Dennoch berichten auch Mediziner*innen über positive Erfahrungen mit Homöopathika.

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Test: Ist mein Kind schon reif fürs Gymnasium?

Quellen: Online-Lexikon für Psychologie & Pädagogik, AOK, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus

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Bildquelle: Getty Images/ Nadezhda1906

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