Das große Ziel aller Eltern: Die Kinder sollen es mal besser haben als man selbst. Dazu gehört auch Bildung, doch leider gibt es immer noch großen Nachholbedarf in Sachen sozialer Mobilität. Kinder von Akademikern machen eher Abitur und studieren als der Nachwuchs von Facharbeiten oder ungelernten Kräften.
In Dänemark müsste man leben: Dort schafft man innerhalb von zwei Generationen einen Aufstieg aus den unteren Einkommenszonen, in Deutschland dauert es sechs Generationen, bis man sich hochgearbeitet hat. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und die Organisation für wirtschaftlichen Zusammenarbeit (OECD) untersuchen schon seit Jahrzehnten die soziale Mobilität und man kann sagen, dass sich in Deutschland einiges verbessert hat, aber gerade bei der Unterstützung von sozial schwächeren Kindern ist noch viel Luft nach oben.
Soziale Mobilität: Bildung ist der größte Faktor
Um bessere Möglichkeiten zu haben, bedarf es der entsprechenden Bildung. Schüler mit Abitur bekommen bessere Jobs als welche mit einem Hauptschulabschluss. Der Staat muss also Anreize und Unterstützung bieten, damit die Kinder aus sozial schwachen Familien eine Chance bekommen. Da hat sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht viel verbessert. Zwar machen immer mehr Kinder Abitur, aber darunter sind wesentlich mehr Schüler, deren Eltern ebenfalls Abitur haben. Haben die Eltern einen Hauptschulabschluss, ist es immer noch um ein Vielfaches wahrscheinlicher, dass auch ihre Kinder diesen Abschluss machen.
Schulort ist entscheidend
Laut der OECD-Studie ist auch noch der Schulort entscheidend. Liegt er in einem sozialen Brennpunkt, gibt es nicht viel Diversität im Klassenzimmer, haben die Kinder schlechtere Chancen, bessere Noten zu erreichen. Wenn die Klassen besser durchmischt sind, steigt das Leistungsniveau. Kinder orientieren sich aneinander, auch was die Sprache betrifft. Bei dem derzeit herrschenden Lehrermangel finden sich zudem immer weniger Lehrkräfte, die an Schulen in sozialen Brennpunkten unterrichten möchten. Es wäre also ganz einfach - die Kinder aus sozial stärkeren Familien werden an einer Schule mit denen aus sozial schwächeren getauscht. Das bedeutet aber längere Schulwege und die Eltern hätten sicherlich auch etwas dagegen. Also doch zurück zu der realistischeren Version: Mehr Geld.
Gut ausgestattete Schule kann soziale Mobilität fördern
Wie sieht eine gut ausgestattete Schule aus? Sie bietet den Schülern Möglichkeiten, die sie daheim nicht haben. Neben ausreichender Ausstattung mit Lehrmitteln, analog wie digital, sollte sie vor allem Unterstützung und Anreize bieten. Eine Ganztagsschule mit ausreichendem Personal kann viel auffangen. Die Jungen und Mädchen werden bei den Hausaufgaben unterstützt, etwaige Defizite können schneller erkannt werden. Aber auch AGs, die Horizonte erweitern, sind wichtig für die Entwicklung der Kinder.
Infrastruktur ist das eine und sie ist auch sehr wichtig - technische Ausstattung hilft, aber fördernde Lehrer noch mehr. Sie geben Kindern das nötige Selbstbewusstsein, an sich zu glauben und sich zu entwickeln. Sie haben auch Vorbildfunktion für ihre Schüler. Gute Lehrer und Lehrerinnen nehmen Kinder die Scheu vor naturwissenschaftlichen Fächern, fördern Sprachbegabung und geben Impulse.
Investition in Ausbildungen
Ein Schulabschluss ist schon viel wert. Im beneidenswerten Dänemark achtet man zusätzlich darauf, dass auch die Ausbildungsberufe attraktiv für die Jugendlichen sind. Begabte Kinder sollen Abitur machen, aber ihre Schulkameraden sollen Erfüllung in Ausbildungsberufen bekommen. Auch über diesen Weg soll der soziale Aufstieg gefördert werden. Dafür werden die Lehrer an den berufsbildenden Schulen noch besser ausgebildet und die Jugendlichen werden mit sozialen Leistungen während ihrer Ausbildung gefördert, um noch mehr Anreiz zu schaffen.
Dänische Schulen sind besser ausgestattet und können ihren Schülern mehr bieten. Deshalb hat das Land auch so ein hohes Bildungsniveau. Das Land investiert in den Nachwuchs und genau das wird und muss Deutschland auch tun, will es nicht auf dem so wichtigen Technologiesektor abgehängt werden.
Wenn schon im Kita-Alter die Förderung beginnt, der Stab dann von gut ausgestatteten und gut ausgebildeten Lehrern übernommen wird, sind die Koordinaten für eine durchlässigere Gesellschaft gesetzt. Und so können dann auch immer mehr Kinder aus nicht privilegierten Familien den Traum vom sozialen Ausstieg verwirklichen.