Ganz klassisch mit Papier und Stift oder doch besser mit Touchpen und Tablet? Die Digitalisierung sorgt für viele Diskussionen, vor allem im Bereich der Pädagogik. Eine Studie hat den Streit zwischen analogem Handwerk und digitalen Lernmethoden nun genauer unter die Lupe genommen – und zeigt, wie unsinnig Schwarz-Weiß-Denken ist.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten in ihrer Studie, wie sich analoges und digitales Schreibwerkzeug auf den Lernerfolg bei Vorschulkindern auswirkt. Ist es egal, ob der Nachwuchs am Tablet schreibt oder mit Stift und Papier? Insgesamt wurden 147 Kindergartenkinder in drei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe arbeitete mit Stift und Papier, eine weitere nutzte eine virtuelle Tastatur. Die Kinder der dritten Gruppe erhielten Tablet und Touchpen als Werkzeug. Sie sollten im Test auf spielerische Weise 16 Buchstaben lernen und daraus gebildete Worte lesen und schreiben.
Tablets sind (noch) zu rutschig
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es nicht "den einen" richtigen Weg gibt: Die Kinder, die Stift und Papier nutzten, waren bei der Erkennung von Buchstaben besonders gut. Die Gruppe mit der Tastatur schnitt jedoch beim Lesen und Schreiben von ganzen Worten besser ab, vor allem im Vergleich zu den Kids, die Tablet und Touchpen nutzten.
„Wir gehen davon aus, dass die rutschige Oberfläche des Tablets den Kindern zu viel Aufmerksamkeit abverlangte und es so zu einem schlechteren Schreiben kam“, schreibt Psychologe Markus Kiefer in der Studie. Das rutschige Tablet verlange den Kindern eine ganz andere motorische Steuerung ab, als ein raues Blatt Papier und ein Bleistift, geschweige denn eine Tastatur. Insgesamt stellen die Forschenden aber fest, dass die Unterschiede, die die Studie hervorbrachte, wirklich nur sehr gering sind.
Der Mittelweg als Lösung
Angesichts der Stärken und Schwächen, die für jedes Schreibwerkzeug ermittelt wurden, legt das Forschungsteam nahe, dass das Schreiben mit einem Bleistift den Erwerb von Buchstaben fördert und die visuell-räumlichen Fähigkeiten im Vergleich zur Tastatur verbessert. Aber auch die Nutzung von Tastaturen hat klare Vorteile, wenn es um Lese- und Schreibkompetenzen von ganzen Wörtern geht. Die Studienergebnisse zeigen, dass es weder sinnvoll ist, digitale Lernwerkzeuge zu verteufeln, noch dass es Sinn macht, klassische analoge Schreibwerkzeuge abzuschaffen. Eine Lösung könnten laut Studie Tablets mit einer rauen Oberfläche sein, bei denen das Schreiben mit einer ähnlichen Reibung verbunden ist und ein vergleichbares sensorisches Feedback liefert wie beim Schreiben mit Bleistift auf Papier.
Quelle: Studie Uni Ulm (engl).
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