Auf unsere Kinder prasseln viele verschiedene Herausforderungen ein, auf die sie emotional reagieren müssen. Vor allem durch den Corona-Lockdown hat sich im Familien- und Schulalltag sehr viel verändert. Zwei Mütter haben ein Tagebuch für Schulkinder herausgebracht, das uns Eltern dabei helfen soll, unsere Kinder für all die Alltagsprobleme stärker zu machen.
Wie Corona den Alltag unserer Kinder nochmal verändert hat
Jetzt könnte man fragen: Müssen unsere Kinder denn stärker werden? Natürlich ist keine Familie gleich und es gibt überall ganz unterschiedliche Herausforderungen. Doch während der Krise haben Umfragen und vor allem eine Studie zu den Ängsten von Kindern gezeigt, dass vor allem unsere Kinder sehr unter dieser Situation leiden. Im Übergang von Kita zu Schule warten große Umbrüche. Der Alltag vieler Kinder ist dann ab der Grundschule angefüllt mit vielen neuen Herausforderungen: Sie müssen mit den verschiedensten Menschen und Situationen zurechtkommen, lernen viele neue Dinge und dazu kommen noch die neuen Corona-Regeln.
Abstand halten, Maske tragen, neue Mitschüler, Lehrer, Unterrichtsinhalte, Homeschooling und Co. haben ihren herausfordernden Alltag noch vielfältiger gemacht. Damit geht jedes Kind unterschiedlich um. Manchmal sind Eltern einfach überfordert und wissen nicht, wie sie ihren Kindern da besser helfen können. Dafür haben sich zwei kreative Frauen eine coole Lösung überlegt.
Ein Werkzeugkasten für mehr Achtsamkeit im Kinderalltag
Die zwei Berliner Mütter Bianca Soff (Grafikerin) und Lydia Gorges (Fotografin) haben ihre frei gewordene Zeit während des Corona-Lockdowns kreativ genutzt und ein Buch entwickelt, das „wie ein Werkzeugkasten funktioniert und auf positiver Psychologie basiert.". Das klingt jetzt furchtbar theoretisch, ist aber eigentlich recht nahe liegend und ganz praktisch gedacht.
Das "Tagebuch für Zukunftskinder" ist ein Ausfüllbuch für Kinder ab dem Grundschulalter (von sechs bis zwölf Jahren) und einen erwachsenen Begleiter. Es soll Eltern animieren, sich gemeinsam mit ihren Kindern deren Gefühlen, Ängsten und Sorgen zu widmen bzw. einfach ein wenig Zeit miteinander zu verbringen.
Aber es gibt sehr viele Themen die wichtig sind: Momentan Corona, oder Dinge wie hänseln oder gar Mobbing in der Schule oder digital brauchen starke Kinder und unterstützende Eltern. Es ist essentiell, dass auf Ängste und Stresssituationen eingegangen werden kann, und das Tagebuch gibt Eltern gute Tools hierfür an die Hand.
Bianca Soff
Aufgeteilt in verschiedene Wochen findet das Kind Anregungen, seinen Tag zu reflektieren, herauszufinden, was ihm gefällt und welche Sorgen es hat und darüber mit seinen Eltern ins Gespräch zu kommen. Es enthält Kreativ-, Kritzel-, Atem- und kleine Yogaübungen, die es stärker machen und ihm helfen sollen, positiver zu denken bzw. negative Denkmuster besser zu verstehen und diese so durchbrechen zu können.
Zukunftskinder könnte somit für Kinder stehen, die alle nötigen Tools gelernt haben, um mit einer immer schneller werdenden und fordernderen Umwelt zu recht zu kommen. Wir möchten die Kids dabei unterstützen, mit Herausforderungen leichter umgehen zu können, ihren Mut, Selbstbewusstsein, Resilienz und Flexibilität zu stärken und zu fördern.
Lydia Gorges
Kleine, einfache Übungen gegen emotionalen Stress
Die Buchidee der zwei Mütter basiert auf Empfehlungen, die die amerikanische Professorin Carol Dweck in Studien mit Kindern entwickelt hat. Sie hat zum "Grown Mindset" (dynamisches Selbstbild) bei Kindern geforscht und herausgefunden, dass dieses Selbstbild viel damit zu tun hat, wie wir uns entwickeln und mit Erlebnissen umgehen.
Die Übungen im Buch helfen, diese Fähigkeiten der Kinder zu stärken. Wer ein dynamisches Selbstbild hat, lernt aus seinen Fehlern anstatt zu resignieren. Da setzen die Autorinnen an und haben auf liebevoll bunt gestalteten Seiten zahlreichen Platz für die Gefühle und Gedanken der Kinder gelassen. Autorin Bianca Soff hat uns verraten, welche Übungen im Buch vorkommen und wie man gemeinsam mit seinem Kind Achtsamkeit üben kann:
#Positives Selbstbild
„Wenn man also mit den Kindern Übungen macht, die das Bewusstsein für die eigene Person und Fähigkeiten stärkt, hat das einen positiven Effekt auf das eigene Selbstbild. Das eigene positive und wirksame Selbstbild ist ein entscheidender Faktor, wie man mit Problemen umgeht. Auch das tägliche Revue passieren lassen des Tages wie die „3-positive-Dinge-Übung“ ist toll dafür, weil man ganz bewusst darüber nachdenkt was gut war. Das fördert positive Emotionen, die wiederum ein Glücksempfinden fördern und somit Ängsten und depressiven Empfindungen entgegenstehen und sich keine negativen Denkmuster entwickeln."
#Stress abbauen und Selbst-Bewusstsein entwickeln
„Atemübungen helfen, Stress abzubauen bzw. zu regulieren, sie sind aber auch in den Coaching-Übungen gegen Angst dabei, denn grundsätzlich beruhigt ruhiges Atmen. Das muss man sich nur immer wieder bewusst machen. Bewusstsein für sich und die eigenen Emotionen entwickeln, ist grundsätzlich wichtig. Nur wenn man seine Emotionen wahrnehmen und benennen kann, lässt sich auch etwas daran ändern. Ein sehr wichtiger Nebeneffekt des Buches ist auch die gemeinsame Ausfüllzeit zusammen. Das Kind merkt: Ich bin wichtig. Meine Gefühle spielen eine Rolle.“
#Achtsamkeit fördern
„Achtsamkeit für uns heißt, mal wieder ganz bewusst im Hier und Jetzt bei sich und bei den Kindern sein. Häufig sind wir viel zu beschäftigt mit anderen Dingen, gestresst und getrieben. Das merken Kinder natürlich ganz extrem und reagieren auch darauf. Kinder sind ja von Natur aus achtsam, sie können sich ganz fokussiert im Hier und Jetzt mit Dingen beschäftigen. Zudem nehmen sie viel schneller Stimmungen von außen wahr als wir denken. Aber dieses Bewusstsein geht irgendwann verloren, vielleicht durch zu viel Ablenkung und Zerstreuung? (...)
Unsere Erfahrungen zeigen, dass Kinder viel offener dafür sind, als wir denken. Vielleicht auch, weil sie weniger rational und mehr emotional reagieren. Wenn sich etwas gut anfühlt, dann machen sie das. Entscheidend bei allem, was man macht, ist, dass es keinen Druck erzeugt, sondern Spaß. Wenn ein Kind mal keine Lust hat, dann sollte man dies natürlich akzeptieren."
Gratis Download-Code für interessierte Eltern
Lydia und Bianca haben zusätzlich zum Buch auch ein PDF zum Ausdrucken erstellt, das „super als Ergänzung zum Buch funktioniert und unterstützen soll, täglich mit den Kids das tagsüber Erlebte nochmal Revue passieren zu lassen." Dazu könnt ihr euch jede Woche die Ausfüllseiten für sieben Tage ausdrucken. „Es ist auch eine Datei für eine DIY Mappe dabei, um die Schätze zu sammeln." Mit dem Code (im Wert von 4,99 €) "Gratis-Download-Zukunftseltern" könnt ihr die Zusatzinhalte gratis herunterladen.
Coole Buchidee
Ich finde dieses Ausfüllbuch wirklich toll. Im Gegensatz zu vielen Ratgebern, die man einfach liest, kann man damit richtig "arbeiten" und die Tipps im Buch gleich umsetzen bzw. lebt es davon, dass das Kind die Seiten selbst mit Leben füllt.
Leider muss ich noch 4 Jahre warten, bis meine Tochter in dem Alter ist und in die Schule kommt. Ich bekomme jedoch im Freundes- und Kolleginnenkreis schon jetzt mit, wie herausfordernd es vor allem mit dem Coronavirus und Maske tragen ist, die Kinder auf den Übergang von Kita zu Schule vorzubereiten.
Vielen Eltern fehlt zudem einfach die nötige Zeit und Ruhe regelmäßig mit den Kindern über kleine und große Probleme zu sprechen und sie haben einfach keinen Ansatz, wie dies einfühlsamer gelingen kann. Schließlich soll auch kein Zwang dahinter stecken und die Kinder sollen sich wohl fühlen. Ein solches Buch kann bestimmt dabei helfen. Ich kann es mir auch gut als Geschenk für den Schulanfang oder als Weihnachtsgeschenk vorstellen. Es ist wirklich schön gestaltet und bietet vielfältige Anregungen Woche für Woche.
Bildquelle: Cover und Innenseiten von Futurekid,
Autorinnenportrait von Jens Schmidt