Wenn die nächste Klassenarbeit ansteht, ist die Panik beim Nachwuchs meistens groß. Kann ich alles rechtzeitig nochmal wiederholen und mein Wissen auffrischen, damit es am Ende eine gute Note wird? Damit ihr euch darüber nicht mehr so viele Sorgen macht, haben wir hier 5 Tipps von Lehrerin und Expertin für Schulpsychologie Angela Abaya-Garcia, mit denen sich dein Kind gut auf Klassenarbeiten vorbereiten kann.
Gute Noten sind kein Kinderspiel – oder doch?
Die Noten, die dein Kind auf Klassenarbeiten bekommt, sagen nichts darüber aus, wie erfolgreich es grundsätzlich im Leben ist – das sei schon einmal von Anfang an betont. Eine Note verrät nicht einmal unbedingt, ob dein Kind auf diese Arbeit gelernt hat! Häufig kommt es vor, dass sich Kinder gut vorbereiten, den Stoff lernen und zuhause alles wunderbar hinkriegen. In der Klassenarbeit macht das Kind dann plötzlich Fehler, die sich keiner erklären kann, weder das Kind, noch die Eltern.
Eine Prüfungssituation ist nicht zu unterschätzen und bereits in der Grundschule bedeutet eine benotete Leistungskontrolle Stress. Und dieser Stress kann dein Kind blockieren, was zu Leichtsinnsfehlern und dem Übersehen von Details führen kann.
Viele Eltern sind ratlos, wie sie ihre Kinder optimal bei den Hausaufgaben und der Vorbereitung auf Klassenarbeiten unterstützen können. Und wenn trotz aller Anstrengungen die Noten nicht zufriedenstellend sind, sind Eltern und Kind frustriert.
Die Lehrerin und Expertin für Schulpsychologie Angela Abaya-Garcia, selbst Mutter zweier Kinder, hat Methoden entwickelt, die ein Schulkind fit für die Extremsituation Klassenarbeit machen. Dabei hat sie auch mit einbezogen, dass viele Eltern – genau wie sie selbst als berufstätige Mutter - nicht immer genug Zeit haben, am Nachmittag mit ihrem Kind zu lernen. Ihre Tricks fördern die Selbstständigkeit deines Kindes, lockern das sture Auswendiglernen durch abwechslungsreiche Lerntechniken auf und sind vor allem eins: effektiv. Denn Lernen ist nicht gleich Lernen!
1. Lass dein Kind ein Video drehen
Wenn sich dein Kind das nächste Mal auf eine Klassenarbeit oder ein Referat vorbereitet, darf es ein Video von sich selbst drehen. Wie in einem Youtube-Tutorial soll es einem unsichtbaren Publikum die Thematik erklären. Das geht ganz einfach mit einem Smartphone und Kinder sind heutzutage sowieso fit, was das angeht. Danach darf sich das Kind das Video ansehen und mit seinem Heft überprüfen, ob alle wichtigen Fakten in seinem Vortrag enthalten waren. Wenn nicht, wird gleich ein neues Video gedreht.
Den Lernstoff so zu wiederholen spricht gleich mehrere Ebenen an, da das Kind die Fakten mündlich gliedern und ausdrücken muss und danach als sein eigener Kritiker auftritt. Sich selbst zu überprüfen, ist mindestens so effektiv wie Kritik durch eine außenstehende Person, da dein Kind seine Defizite so eigenständig (!) erkennen kann und diese Lücken ausgleicht. Fehler, die es im Video gemacht hat, macht es garantiert nicht mehr in der Klassenarbeit!
2. Lass dein Kind Arbeitsblätter erstellen
Eine sehr gute Methode zur Wiederholung des Lernstoffs ist, für dein Kind ein Arbeitsblatt oder eine Probe-Klassenarbeit zu schreiben. Formuliere Fragen oder Aufgaben und lass dein Kind diese Aufgaben lösen. So wird nicht nur der Lernstoff wiederholt, sondern auch eine ähnliche Situation wie in der Klassenarbeit geschaffen. Und je öfter dein Kind diese Situation erlebt, desto weniger lässt es sich im Ernstfall von der Prüfungssituation irritieren. Es wird quasi nicht nur der inhaltliche Stoff erprobt, sondern auch die Situation: Ein Blatt mit Aufgaben, ein ruhiger Raum und ein begrenzter Zeitrahmen.
Eine Steigerung dieser Methode ist, wenn nicht du für dein Kind, sondern dein Kind für dich ein Arbeitsblatt erstellt! Dein Nachwuchs reflektiert so, welche Themenpunkte besonders wichtig sind, was für Fragen in der Klassenarbeit gestellt werden könnten und auf welche Weise ein Sachverhalt abgefragt werden könnte. Dein Kind wechselt die Perspektive und darf jetzt selbst einmal Noten verteilen! Das Arbeitsblatt verrät dir außerdem, ob dein Kind alles verstanden hat. Wenn du das Arbeitsblatt beantwortest, kannst du auch absichtlich Fehler einbauen. Findet das Kind alle Fehler?
3. Gestalte Kunstwerke mit deinem Kind
Stures Auswendiglernen ist nicht nur langweilig, sondern bleibt meist auch nur im Kurzzeitgedächtnis haften. Bring ruhig etwas Abwechslung in die Vorbereitung auf eine Klassenarbeit und lass dein Kind auch mal künstlerisch aktiv werden. Sachthemen kann es zum Beispiel als Poster darstellen, in Form einer Mindmap oder einfach als Bild. Ist das Thema "Wiesenblumen", kann dein Kind die Blumen aufmalen und mit deren Eigenschaften versehen. Oder beim Thema "Bäume und Blätter" kann das Kind ein Poster mit getrockneten Blättern gestalten. Das Poster kann zur Wiederholung des Schulstoffs oder als Lerninstrument genutzt werden. Das heißt, dein Nachwuchs darf ruhig das geöffnete Buch neben sich liegen haben - es geht hier vorrangig um die Visualisierung der Inhalte. Neben der bildhaften Darstellung ergibt sich ein weiterer Vorteil aus dieser Methode: Es hat sich gezeigt, dass wir uns Inhalte besser merken können, wenn sie mit Bewegung und Aktion verbunden werden. Malen, Kleben, Beschriften, Pinseln – all das verankert das Gelernte im Gedächtnis deines Kindes.
4. Mach ein Spiel daraus!
Lernen ist nichts anderes als Üben und Üben kann auch spielerisch passieren! Überlege dir Spiele, die das Lernen etwas aufpeppen. Ganz einfach umzusetzen ist zum Beispiel das Quiz: Du stellst deinem und mindestens einem anderen Kind weitere Fragen und wer die Frage zuerst und korrekt beantwortet, kriegt einen Punkt. Das ist zum Beispiel eine gute Möglichkeit, um das Einmaleins zu trainieren. Eine weitere spielerische Möglichkeit ist das gute alte Memo-Spiel: Eine Karte zeigt einen Pilz, die zweite den dazugehörigen Namen des Pilzes. Um Zeit zu sparen, lassen sich im Internet viele passende Vorlagen finden. Der Ehrgeiz, ein Spiel zu gewinnen, motiviert meist mehr, als alleine in ein Heft zu gucken und sich Inhalte einzuprägen.
5. Beginnt rechtzeitig mit der Lernvorbereitung
Auch wenn sich das Thema einer Klassenarbeit auch in ein oder zwei Tagen lernen lässt – plant ruhig mehr Zeit ein und beginnt früher mit der Vorbereitung. Auf den letzten Drücker möglichst viel zu lernen kann zwar funktionieren, der Inhalt bleibt aber maximal im Kurzzeitgedächtnis erhalten. Und die Gefahr, in der Prüfungssituation seine volle Leistung abrufen zu können, ist mit dem Kurzzeit-Lernen nicht nur unwahrscheinlich, sondern erhöht sogar die Wahrscheinlichkeit für Leichtsinnsfehler und Blackouts. Grund ist der Stress, der zunächst durch die tagelange Prokrastination, also dem Aufschieben des unangenehmen Büffelns, entsteht und durch das auf ein paar Stunden konzentrierte und durch viel Druck belastete Lernen am Tag vor der Klassenarbeit. Es ist viel sinnvoller, bereits einige Tage vorher anzufangen, den Stoff zu lernen und ihn immer wieder zu wiederholen (zum Beispiel vor dem Einschlafen durchlesen), so dass die Inhalte wirklich im Gedächtnis verankert werden. In Summe ergibt sich am Ende die gleiche Anzahl an Stunden, die dein Kind für die Vorbereitung gebraucht hat.
Neben Klassenarbeiten warten in der Schulzeit auch Hausaufgaben, Noten, (manchmal nervige) Lehrer und auch das Beisammensein mit anderen Kindern auf den Nachwuchs. Doch all das beginnt erstmal mit einem besonderen Tag: Der Einschulung. Dafür haben wir ein paar Tipps.
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