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"U-Boot-Eltern": Was das ist und wieso sie Schaden anrichten können

U-Boot-Eltern
© Getty Images/alexsokolov

Überfürsorgliche Helikopter-Eltern sind seit Jahren in aller Munde. Seit einiger Zeit taucht in dem Zusammenhang der Begriff "U-Boot-Eltern" auf. Sind sie schlimmer als Helikopter-Eltern? Woran ihr erkennt, ob euer Verhalten in diese Richtung geht und was der Erziehungsexperte dazu sagt.

Wenn Eltern nur "das Beste fürs Kind" wollen

Sicherlich würden wir alle die Aussage unterzeichnen, dass wir das Beste für unseren Nachwuchs möchten. Unsere Kinder gut und sicher zu begleiten und vor allen möglichen Gefahren zu bewahren, ist erstmal per se nichts Schlechtes. Angesichts der aktuell herausfordernden Zeit ist das allein schon eine enorme Elternaufgabe.

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Helikopter- oder Rasenmäher-Eltern vs. U-Boot-Eltern

Dann gibt es jedoch extreme Tendenzen in die eine oder andere Richtung, die populärwissenschaftlich mit gewissen Etiketten versehen wurden: Die sogenannten Helikopter-Eltern kreisen ständig nur um ihr Kind und sehen es als ihre Aufgabe, ihr Kind von allem Problematischem fern zu halten. Auf dem Spielplatz klettern sie am liebsten noch hinterher, damit nichts passiert. Sie organisieren gern den Tag und die Freizeit ihres Kindes durch, damit alles unter Kontrolle bleibt und das Kind maximal gefördert wird.

Das klingt erstmal durchaus positiv. Das einzige Problem: Wenn ihr das ins Extreme steigert, besteht die Gefahr, dass das Kind sehr unselbstständig wird und sich wenig selber zutraut bzw. nicht resilient genug wird. Die Bedürfnisse des Kindes geraten bei diesem Erziehungsstil total aus dem Blick. Es wird überbehütet.

Potenziert wird dieses Verhalten bei den Rasenmäher-Eltern: So bezeichnet die Populärwissenschaft jene Eltern, die alle Hürden oder möglichen Problem der Kinder schon vorher aus dem Weg räumen. Das Kind lernt keinerlei Fehlerkultur und weiß kaum, wie es selbstständig gut mit Konflikten und schwierigen Situationen umgehen soll. Die U-Boot-Eltern sind dagegen das andere Extrem: Sie interessieren sich erst für die Schulbildung des Kindes, wenn es kurz nach 12 ist. Und dann wenden sie sich direkt an die höchste Instanz.

Was sind U-Boot-Eltern?

Auch der Begriff "U-Boot-Eltern" ist keineswegs ein Fachterminus aus der Psychologie. Die Bezeichnung für verschiedene Typen von Eltern entstanden durch journalistische Diskurse und einen eher alltagspsychologischen Blickwinkel. Von U-Boot-Eltern liest man vor allem im Zusammenhang mit dem Verhältnis von Eltern und Schullehrern. In einem Focus-Interview bezeichnet der Lehrer und Schulrechtsexperte Thomas Böhm einen bestimmten Elterntyp so: Diese Eltern würden sich eine lange Zeit nicht blicken lassen, kein Elterngespräch annehmen und kaum Anteil am schulischen Werdegang des Kindes nehmen.

Erst wenn die Versetzung gefährdet ist oder es ein anderes schwerwiegendes schulisches Problem gibt, tauchen sie wie ein U-Boot wieder auf und "fahren dann die richtig schweren Geschütze auf". Solche Eltern, die sich vorher nie gekümmert haben, um diese Situation zu vermeiden, drohen dann im schlimmsten Fall gleich mit dem Anwalt. Der Leidtragende ist dann das Kind.

Typisches U-Boot-Eltern-Verhalten häuft sich an Schulen

Laut Experte Thomas Böhm würden sich solche Klageschriften von Eltern in den letzten Jahren häufen. Das Phänomen der U-Boot-Eltern sei also kein reiner Einzelfall mehr.

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Typisch für diese Eltern ist:

  • Sie sehen sich nicht als Partner der Lehrenden, sondern führen den Kampf "Eltern gegen Lehrer"
  • Sie sind konfrontativ statt kooperativ
  • Sie nehmen die offiziellen Elternabende oder Angebote zu Elterngesprächen selten wahr
  • Sie suchen selten das persönliche Gespräch zu den Schulmitarbeitenden
  • Sie nehmen erste Anzeichen, dass das Kind schulische Probleme hat nicht ernst
  • Sie melden sich erst, wenn ein Schulverweis droht oder die Versetzung gefährdet ist, manche sogar bei einer Note, die schlechter ist als die bisherigen
  • Sie schicken im Extremfall nur ein Anwaltsschreiben, Widerspruch oder gleich eine Klage, ohne sich vorher mit der Schule im Gespräch auszutauschen

Warum U-Boot-Eltern ihrem Kind am meisten schaden

Auch Eltern, die in der Konsequenz so reagieren, wollen aus ihrer Sicht nur das Beste für ihr Kind. Doch mit ihrem Verhalten sorgen sie leider dafür, dass es immer schlimmer wird für den Schüler oder die Schülerin. Thomas Böhm beschreibt in seinem Buch "Diese Note akzeptieren wir nicht" genau, welche Rechten und Pflichten Eltern und auch Lehrende haben. Wenn beide diese genau kennen und miteinander statt gegeneinander agieren, kann das beste Bildungsergebnis fürs Kind erzielt werden.

Jemand, der glaubt er hätte nur Rechte und keine Pflichten, hat alle Verantwortung an die Schule abgegeben. Diese Haltung kann nicht funktionieren.
Schulrechtsexperte Thomas Böhm

Er betont auch, dass überfürsorgliche Helikoptereltern, die einfach ständig vorm Lehrerzimmer stehen und über jedes Detail immer informiert sein möchten, sehr anstrengend sein können. Aber sie würden sich wenigstens für den Bildungsweg des Kindes interessieren. Das ist bei den U-Boot-Eltern selten der Fall: Sie sind häufig der Meinung, dass allein der Lehrer für die guten schulischen Leistungen verantwortlich ist. Daher suchen sie auch nicht gleich zu Beginn erster Schwierigkeiten das Gespräch. Eine gute Zusammenarbeit von Eltern und Lehrenden ist dadurch nicht möglich.

"Eltern – und auch Lehrer – vergessen häufig, dass Schule eine Gemeinschaftsveranstaltung ist. Nur wenn beide gemeinsam handeln und sich gut abstimmen, funktioniert das. (...) Oft verhalten sich die Eltern allerdings direkt abgrenzend und aggressiv. Sie haben lediglich das Ziel, sich durchzusetzen."
Thomas Böhm

U-Boot, Helikopter oder Rasenmäher? Letztlich geht es um dein Kind

Sich gar nicht für die Schulbildung des Kindes zu interessieren, ist genauso problematisch, wie über dem Lehrer zu glucken. Wichtig ist, was Thomas Böhm auch nochmal betont: Die Schule ist nicht allein verantwortlich, wenn ein Kind Probleme hat. Eine Vielzahl von Faktoren spielen da mit hinein. Wenn wir Eltern die Lehrenden als Feinde ansehen, werden wir unseren Kindern nicht helfen. Wir sollten sie als Partner ansehen und dabei nie vergessen, dass wir als Eltern unseren Kindern vermitteln müssen, wie wichtig Bildung und Lernen ist.

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Und nicht nur das: Wenn wir wollen, dass unsere Kinder Respekt vor der Lehrerin oder dem Lehrer haben, müssen wir ebenfalls respektvoll mit diesen umgehen. Dazu gehört auch, zuerst das direkte Gespräch zu suchen, wenn das Kind sich mit bestimmten Themen unwohl fühlt. Viele Dinge lassen sich dann schon klären.

Natürlich kann man in manchen Fällen begründeten Widerspruch gegen Leistungsbewertungen oder Verweise einlegen. Doch bevor man den Anwalt konsultiert oder gleich zur Schulleitung geht, sollte man mit den Lehrenden sprechen. Schließlich wird das Kind auch drunter leiden, wenn wir Eltern im Lehrerkollegium verhasst sind. Wer wissen möchte, welche rechtlichen Möglichkeiten und Pflichten er hat, kann ins Buch von Herrn Böhm schauen.

Diese Note akzeptieren wir nicht: Welche Rechte Eltern in der Schule haben.

Diese Note akzeptieren wir nicht: Welche Rechte Eltern in der Schule haben.

Preis kann jetzt höher sein. Preis vom 20.11.2024 23:06 Uhr

Gehört ihr zu den U-Boot-Eltern oder seid ihr eher übervorsichtig?

Helikopter-Eltern oder nicht? Macht das Familien-Quiz!

Quellen: Lexikon Stangl, Focus, Leben und Erziehen

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