Mama, nicht weggehen! Papa, nimm mich mit! Wenn ein Kind bei der Trennung von seinen engsten Bezugspersonen nicht nur ein bisschen weint, sondern richtige Panik zeigt und auch in den Momenten des Zusammenseins extreme Nähe sucht, dann leidet es eventuell unter Verlustangst. Wie ihr Verlustangst beim Kind erkennt und am besten damit umgeht.
Verlustangst Kind: 5 Symptome, an denen ihr kindliche Verlustangst erkennt
Fast alle Eltern kennen die Fremdelphase im älteren Baby- bzw. Kleinkindalter. Und ganz generell gibt es immer wieder Phasen, in denen unsere Kinder verstärkt an uns hängen und Aufmerksamkeit und Nähe brauchen. Das ist ganz normal und sogar wichtig für die kindliche Entwicklung. Wenn euer Kind jedoch nach dem Alter von 3 Jahren diese Symptome zeigt, liegt eventuell eine Verlustangst beim Kind vor.
- Fremdelt ein Kind auch nach dem Kleinkindalter noch sehr stark, könnte beim Kind Verlustangst vorliegen.
- Läuft die Eingewöhnung in der Kita sehr schlecht, weil das Kind sich der Trennung vehement widersetzt, könnte möglicherweise eine Verlustangst vorliegen.
- Kinder, die unter Verlustangst leiden, haben auch Probleme, ohne ihre Bezugsperson in die Schule zu gehen. Wenn das Kind im Grundschulalter immer noch massive Probleme mit der Trennung von seiner Bezugsperson hat, wäre es ratsam, das Thema Verlustangst beim Kinderarzt oder der Kinderärztin anzusprechen.
- Hat ein Kind Verlustangst, können damit auch körperliche Symptome einhergehen, wie z. B. Bauchweh, Kopfschmerzen, allgemeines Unwohlsein, (Durch-)Schlafprobleme und Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten.
Verlustangst Kind: Was sind die Auslöser?
Es lässt sich nicht in jedem Fall ein konkreter Auslöser festmachen. Aber es gibt bestimmte Ergebnisse, die eine kindliche Verlustangst begünstigen können:
- Verlust einer geliebten Person durch einen Todesfall
- Traumatisches Erlebnis wie ein schlimmer Unfall des Kindes selbst oder seiner Bezugspersonen
- Generell traumatische Erfahrung
- Tatsächliche Erfahrung des Verlassenwerdens durch z. B. Scheidung/ Trennung
- Verlust der gewohnten Umgebung durch einen Umzug
- Emotionale Vernachlässigung
- Lebens(umstände)verändernde Krisen wie Krieg oder auch Corona
Nicht jedes traumatische Erlebnis muss für Kinder eine Verlustangst zur Folge haben. Schlimme Erlebnisse können diese aber begünstigen.
Es gibt verschiedene Wege der Trauerbewältigung. Sie muss immer auf die individuelle Situation und Person abgestimmt werden. Im Video findet ihr aber dennoch ein paar generelle Tipps für die ersten Schritte ...
So wird Verlustangst bei Kindern behandelt
Wenn ihr denkt, dass euer Kind unter Verlustangst oder unter einer sehr stark ausgeprägten Trennungsangst leidet, wendet euch am besten an eure Kinderarztpraxis. Von dort aus werdet ihr mit den richtigen Expert*innen für Verlustangst beim Kind in Kontakt gebracht. Je nach Ausprägung und der Ursache werden verschiedene Behandlungsmethoden angewandt, die immer individuell auf eure Situation abgestimmt werden. Einfach nur abwarten und hoffen, dass die kindliche Verlustangst von alleine wieder verschwindet, ist hingegen keine so gute Idee, wenn euer Kind unter einer klinischen Verlustangst leidet. Diese ist in jedem Fall behandlungsbedürftig.
Und das könnt ihr selbst gegen die Verlustangst eures Kindes tun
Vermutet ihr, dass euer Kind Verlustangst hat? Dann könnt ihr euch vor eurem Termin beim Kinderarzt oder der Kinderärztin zu folgenden Punkten Gedanken machen oder kleine Übungen mit eurem Kind machen:
- Überlegt, ob es für euer Kind traumatische Erlebnisse in Bezug auf Trennung gab. Das müssen nicht unbedingt für euch direkt ersichtliche Traumata sein. Aber vielleicht nimmt euer Kind den Kontaktabbruch mit einem lieb gewonnenen Menschen oder den Tod z. B. eines Haustieres schlimmer war, als euch bewusst ist.
- Übt zuhause im sicheren Umfeld "kleine" Trennungen. Geht dabei aber behutsam und in ganz kleinen Schritte vor. Wenn ihr merkt, dass euer Kind auf die kleinsten Veränderungen mit Verlustangst reagiert, ist professionelle Hilfe aber unausweichlich.
- Redet viel mir eurem Kind und versucht, wenn euch das selbst möglich ist (ihr könnt von dem Trauma ja auch selbst betroffen und dann möglicherweise nicht in der Lage dazu sein), spielerisch über das Thema zu kommunizieren z. B. mit Hilfe von Büchern, Rollenspielen (mit Lego, Barbie, etc.), Malen und Musik.
- Fördert das Selbstbewusstsein eures Kindes. Seid für euer Kind mit Trennungsangst da, aber unterstützt es dabei weiter in seiner Selbstständigkeit. Zeigt ihm seine Stärken auf und lasst ihm Freiraum, wenn es diesen selbst einfordert.
Diese Folgen kann Verlustangst bei Kindern haben
Wird bei einem Kind Verlustangst nicht erkannt oder aus welchen Gründen auch immer nicht professionell behandelt, kann dies weitreichende Folgen für das spätere Leben des Kindes haben:
- Bindungsschwierigkeiten bis hin zur Beziehungsunfähigkeit aus der Angst heraus, (wieder) verlassen zu werden.
- Kontrollzwang kann ebenfalls eine psychische Erkrankung in Folge einer kindlichen Verlustangst sein. Betroffene versuchen dadurch einem möglichen Verlust vorzubeugen.
- Ausgeprägte Unterordnung, um zu vermeiden, anzuecken oder Streit auszulösen, was zu Ablehnung oder Trennung, also Verlust, führen könnte.
- Burnout, beruflich wie privat, da aus Angst vor Ablehnung und negativen Folgen keine Anfragen, Aufgaben oder Bitten abgelehnt werden.
- Soziale Isolierung aus Angst vor Ablehnung oder Verlust.
- Depressionen und/oder psychosomatische Erkrankungen
Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen aber natürlich keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker, damit sie euch individuell weiterhelfen können.
Quellen: Dr. Gumpert, MSD Manual, Studie: Children's Experiences of Death Anxiety and Responses to the Covid-19 Pandemic, Kidshealth.org
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