Von Bauchboxern, Schönheit und einem kleinen Ausflug in das "Hilfe, Schwangerschaftsstreifen"-Land: In dieser Tagebuchfolge ist die Welt von Daniela und dem Bauchbewohner mehr als in Ordnung.
SSW 30: Spektakel im Bauch
Mittlerweile hatte sich ein stattlicher Babybauch breit gemacht. Ich fand es herrlich. Generell fühlte ich mich super. Es ging mir und dem Baby gut. Der Platz wurde nun immer enger in meinem Bauch. Mittlerweile konnte man die Aktivitäten in meinem Inneren genau beobachten. Es war genau zu erkennen, wie sich das kleine Knödelchen seitlich drehte. Dabei bildete sich eine große Beule an der Bauchoberfläche, die im nächsten Moment aber auch schon wieder verschwand. Das war in den meisten Fällen der Po. War die Beule etwas länger, war es der Rücken. Manchmal sah man auch nur ein kleines zuckendes Beulchen, hierbei handelte es sich dann um ein Füßchen. Vor allem in den Abendstunden, wenn Ruhe einkehrte, wurde die Kleine zunehmend aktiver. Ich hätte das Ganze stundenlang bewundern können. Immer öfter versuchte ich nun auch mit dem Baby zu interagieren. Von außen tippte ich die kleinen Wölbungen immer wieder mal an, krabbelte oder kitzelte sie. Je nachdem, wie sich die kleine Dame gerade drehte.
Für andere war das natürlich ebenfalls ein absolutes Spektakel und lustig mit anzusehen. Ich wurde immer wieder danach gefragt, wie sich sowas anfühlt und ob es weh tut. Ich hatte dabei zum Glück keine Schmerzen. Es war lediglich ein merkwürdiges, schwer zu beschreibendes Gefühl. Gerade wenn sie sich seitlich drehte. Es wurde mir sprichwörtlich ein wenig flau um die Magengegend herum. Hin und wieder kam es vor, dass sie sich drehte während ich irgendwo stand. Hier verspürte ich dann einen starken Druck auf die Blase und durfte sofort rennen. Ohnehin musste ich mittlerweile ständig auf Toilette. Wie man das halt so von Schwangeren kennt. Die kleinen Tritte hingegen piksten oder kitzelten mich. Wenn es blöd lief, landete eines der kleinen Füßchen in bzw. unter meinem Rippenbogen. Das war unter Umständen etwas unangenehm. Man könnte es mit einem kleinen Stromschlag vergleichen. Schmerzhaft war das aber alles nicht. Jedenfalls für mich. Jede Frau empfindet das natürlich anders, daher ist es schwer, eine pauschale Aussage zu treffen.
Du strahlst ja so!
Nachdem mich die Grippe und kleinere Strapazen der letzten Wochen wortwörtlich etwas alt aussehen ließen, kam jetzt mein Comeback. Mir ging es seelisch und körperlich einfach bombastisch. Wirklich unglaublich, wie unterschiedlich die einzelnen Schwangerschaftswochen sein können. Es veränderte sich ständig alles - heute so, morgen so. Ich fühlte mich plötzlich rundum wohl. Das machte sich glücklicherweise auch äußerlich bemerkbar. Ich hatte tolles glänzendes Haar, eine astreine rosige Haut und schöne Fingernägel. Es war fantastisch.
Ich fühlte mich so wohl in meiner Haut wie schon lange nicht mehr. Außenstehende nahmen das ebenfalls wahr. Immer wieder wurde ich auf das Strahlen in meinen Augen angesprochen. Die Hormone leisteten wirklich ganze Arbeit. Ich war bis zum Rand vollgestopft mit ihnen, in dieser Woche anscheinend ausschließlich mit den Guten. Ein wunderbares Gefühl. So konnte es weitergehen. Obwohl es ja immer heißt, dass das zweite Trimester das Schönste sein soll, fühlte ich mich im dritten Schwangerschaftstrimester besser aufgehoben.
Im zweiten Schwangerschaftstrimester hatte ich viel Stress, viele Probleme mit mir selbst und wurde öfter von seelischen Tiefs heimgesucht. Ich zerbrach mir oft den Kopf über ungelegte Eier und hatte Angst vor der Zukunft. Das alles war mittlerweile wie weggeblasen. Ich war wieder voll und ganz ich selbst und freute mich auf das zukünftige Dasein als Mama. Auch meinen "neuen" Bauch fand ich unglaublich toll. Das hätte ich selbst nicht von mir erwartet. Ein großer runder Bauch kann für eine Frau unter Umständen eine ziemlich beängstigende Vorstellung sein. Nicht für mich. Ich zog gerne körperbetonte Kleidung an und trug meinen Babybauch stolz vor mir her. Ich freute mich über jeden Zentimeter Bauchumfang der dazu kam. Auch mein Freund war ein großer Babybauchfan. Er fand ihn weder beängstigend, noch unattraktiv. Ganz im Gegenteil. Es gab so gut wie keinen Abend mehr, an dem er nicht mit der Hand auf meinem Bauch einschlief.
Schwangerschaftsstreifen? Nein! Kuchen!
Eines sollte aber nicht ausbleiben. Natürlich machte auch ich mir irgendwann Gedanken über Schwangerschaftsstreifen. Freude über den Babybauch hin oder her. Ich gehöre zu den Frauen, die nicht mit dem besten Bindegewebe gesegnet wurden. Seit der Pubertät habe ich den einen oder anderen Dehnungsstreifen an den Oberschenkeln. Ich rechnete also mit dem Schlimmsten. Bisher war zum Glück noch nichts zu sehen. Das konnte sich aber von heute auf morgen ändern. Es gibt ja bekanntlich Fälle, da ist der Bauch noch am Tag der Geburt gerissen.
Von allen Seiten wurde ich daher mit Cremes und Ölen versorgt. Ob von Freunden, anderen Müttern oder durch irgendwelche kostenlosen Geschenke, die plötzlich per Post eintrudelten. Überall wurde mir suggeriert, dass Schwangerschaftsstreifen hässlich und tunlichst zu vermeiden seien. Ich sei selbst daran schuld, wenn sie kommen. Mit der richtigen Vorsorge würden diese gar nicht erst entstehen. Man müsse nur früh genug damit anfangen. Am besten direkt nach dem ersten Schwangerschaftsmonat. Die Palette der Dehnungsstreifenprodukte ist natürlich riesig und teilweise sehr teuer. Also ein außerordentlich lukrativer Markt. Es wurde mir von allen Seiten in den Kopf gehämmert. "Dehnungsstreifen sind böse!" "Du musst etwas dagegen tun!"
Also fing auch ich wie im Wahn mit dem Cremen, Ölen und Einmassieren an. Am besten nach dem Duschen, vor dem Duschen, während des Essens, während eines Spazierganges, in der Achterbahn, auf allen Vieren während man rhythmisch zu Lambada tanzt und im Schlaf. Denn merkt euch: Man kann nie genug Vorsorge betreiben! ;-) Das Ganze machte ich überzeugt ca. zwei Wochen lang mit. Dann ließ meine Motivation so langsam nach und ich fragte mich ernsthaft, ob das alles Sinn ergibt. Klar war der Bauch zart und weich danach, aber ob ich dadurch wirklich verschont bleiben sollte, war fraglich. Musste ich wirklich Öle für 20-30 Euro kaufen, hätte Olivenöl nicht denselben Effekt? Wie soll das alles funktionieren? Wie kommen die Dehnungsstreifen überhaupt zu Stande? Kann man diese wirklich verhindern?
Ich sprach meine Hebamme auf das Thema Dehnungsstreifen an und bat sie um Rat. Sie holte mich relativ schnell auf den Boden der Tatsachen zurück und meinte, dass man im Grunde nichts gegen sie machen kann. Die ganzen Produkte würden so minimal Abhilfe verschaffen, dass man es auch sein lassen kann. Ich sah das mittlerweile ähnlich. Das Einzige, was sie empfehlen konnte, war Zupfen. Ich sollte aber auch hier keine Wunder erwarten. Entweder man bekommt Schwangerschaftsstreifen oder man bekommt sie eben nicht. Das ist Veranlagung. Ich investierte somit fortan meine Zeit in "mentale" Dehnungsstreifenvorsorge.
Ich stellte mich einfach darauf ein, welche zu bekommen und diese als einen Teil meines Körpers zu akzeptieren. Alles halb so wild. Nichts wofür sich Frau schämen müsste. Auch wenn uns Werbung und Gesellschaft gerne anderes glauben lassen. Der Körper leistet so viel, ich leiste so viel...also kann ich mir auch Dehnungsstreifen leisten! Ende und aus! Das machte ich mir bewusst. Das Thema Dehnungsstreifen war somit nach kürzester Zeit vom Tisch. Nun konnte ich meine Zeit wieder wichtigeren Dingen widmen. Kuchen essen zum Beispiel! Ist ja auch irgendwie ´ne Art Bauchvorsorge. :-)
Alle Folgen meines Schwangerschaftstagebuchs findet ihr auf der Themenseite "Schwangerschaftstagebuch" hier bei familie.de. Und natürlich freue ich mich über jeden einzelnen Kommentar, ob direkt hier oder bei Facebook!
Eure Daniela
Bildquelle: privat