Du hast dich so sehr auf dein Baby gefreut und nun ist es endlich da und eigentlich doch auch alles gut. Doch statt überglücklich zu sein, bist du eher genervt, erschöpft und fängst aus heiterem Himmel an zu weinen? Keine Angst, wahrscheinlich hat dich einfach der Babyblues erwischt. Wie du die "Heultage" erkennst, warum es sie gibt, was du tun kannst, damit es dir schnell besser geht und wie du den Babyblues von einer Wochenbettdepression unterscheidest.
Mit welchen Symptomen äußert sich der Babyblues?
An diesen Symptomen kannst du die "Heultage" nach der Geburt erkennen:
- Extreme Sensibilität: Es kann sein, dass du schon bei Kleinigkeiten oder auch ganz ohne Grund in Tränen ausbrichst.
- Stimmungsschwankungen: Im einen Moment denkst du, dein Herz zerspringt vor Glück und Stolz auf dein Baby, im nächsten Moment bist du zutiefst traurig oder ängstlich.
- Reizbarkeit: Du bist ungeduldig und tierisch genervt, was vor allem dein Partner/deine Partnerin abbekommt.
- Niedergeschlagenheit: Das süße Baby wird bewundert, du fühlst dich dagegen matt und abgeschlagen.
- Erschöpfung: Dauernd stillen, dazu der Schlafmangel und der Wochenfluss – du bist einfach nur müde und kaputt.
Mach dir bitte keine Sorgen: Es ist normal, dass man in den ersten Tagen nach der Geburt labil ist. Der Babyblues ist ganz natürlich und 50-80 % der Mamas leiden darunter. Du bist deswegen keine schlechte Mutter!
Was tun gegen den Babyblues?
Viel tun kann (und muss) man gegen den Babyblues nicht. Du darfst die Gefühle zulassen, sie sind normal und du brauchst dich nicht dafür zu schämen. Folgende Tipps können aber dazu beitragen, dass du dich schnell wieder besser fühlst:
- Ruhe: Stress dich nicht mit zu viel Besuch und lass den Haushalt ruhig auch mal genauso chaotisch aussehen wie die eigenen Haare. Das hat alles Zeit. Kuschel dich stattdessen mit deinem Baby ins Bett und lass es dir so gut wie möglich gehen.
- Unterstützung annehmen: Deine Mutter bietet dir an, im Bad mal durchzuputzen? Lass sie's machen! Die Nachbarin kocht für dich mit? Ist doch super. Wir Frauen sind es gewohnt, tough zu sein und immer alles selbst hinzukriegen. Aber bitte nimm Hilfe – insbesondere auch vom Partner – an und sorg in dieser Zeit nur für dich und dein Baby. Du hast aber wenig soziale Kontakte in deiner Nähe? Die ehrenamtlichen Helfer*innen des Netzwerks "Wellcome" stehen speziell dafür bereit.
- Gespräche: Friss die negativen Gefühle nicht in dich rein, sondern sprich darüber. Die erste Ansprechpartnerin ist die Hebamme. Sie kann dich beruhigen und unterstützen. Auch der Austausch mit anderen frisch gebackenen Eltern kann dir zeigen, dass du nicht alleine bist. Lass dich aber bitte nicht davon irritieren, wenn diese (angeblich) keinen Babyblues haben. Viele geben es einfach nicht zu.
- Kuscheln: Drück dein Baby an dich, am besten Haut-an-Haut. Das dabei ausgeschüttete "Kuschelhormon" Oxytocin sorgt ganz automatisch für bessere Stimmung und eine tiefe Bindung zu deinem Kind.
- Mal raus: Du willst nicht mehr im Bett liegen, dir fällt die Decke auf den Kopf? Meist reichen schon ein paar Schritte mit Kinderwagen an der frischen Luft, um sich wieder besser zu fühlen.
- Kleine Highlights: Pasta vom Lieblingslieferdienst, ein Cappuccino auf dem Balkon, eine Gesichtsmaske ... Kleine Verwöhnmomente heben die Stimmung ungemein. Der andere Elternteil kümmert sich in der Zeit ums Baby, damit Mama in Ruhe essen/schlürfen/chillen etc. kann.
Warum tritt der Babyblues auf?
#1 Hormonelle Ursachen
In der Schwangerschaft hatte sich die Hormonmenge erheblich geändert, so ist zum Beispiel der Östrogenspiegel etwa um das Hundertfache erhöht. Mit der Nachgeburt verlässt nun die Plazenta als Hormonproduktionsstätte den Körper.
Ein paar Tage lang zirkulieren noch Restmengen des Hormons im Blut, dann kommt es zu einem regelrechten Absturz: Die Level von Östrogenen und Progesteron stürzen in den Keller, gleichzeitig steigt das Prolaktin an. Dieser hormonelle Umbruch gilt als Hauptursache für den Babyblues.
#2 Neues Leben
Auch die neue Situation kann dazu beitragen, dass du dich in einem Stimmungstief befindest. Ein Baby verändert das Leben grundlegend, nun ist alles anders. Der Alltag muss komplett umstrukturiert werden. Daran muss man sich erstmal gewöhnen. Auch wenn die Geburt nicht so war, wie du dir das gewünscht hast, kann das den Babyblues fördern. Schlafmangel und Stillprobleme kommen außerdem dazu.
Bei nicht wenigen Eltern tragen auch Instagram & Co. zu Frust nach der Geburt bei. Denn die sozialen Medien gaukeln uns vor, dass schon direkt nach der Entbindung alles wunderbar ist: Eine hübsche, strahlende Mama (natürlich schon wieder mit Top-Figur) und ein süß angezogenes friedlich schlummerndes Baby genießen uneingeschränktes Glück. Prallen die falschen Erwartungen dann auf die Realität, kann das erstmal enttäuschend wirken.
Vielen Eltern wird mit der Geburt des Babys außerdem in aller Deutlichkeit klar, dass sie für dieses kleine Wesen nun die volle Verantwortung tragen. Sie machen sich vielleicht Sorgen um die Gesundheit ihres Kleinen oder haben Angst, bei der Erziehung Fehler zu machen. Diese Bedenken können natürlich auch Väter haben. Man schätzt, dass auch 5-10 % der Papas an Babyblues leiden.
#3 Wochenbett als besondere Zeit
Im Wochenbett geht's ganz um Mama und Baby: Körper und Seele von beiden brauchen jetzt Zeit, um die Geburt zu verarbeiten, neue Kraft zu schöpfen und im gemeinsamen Alltag anzukommen. Stehen in dieser sensiblen Phase zu viele Besucher*innen auf der Matte, kann das durchaus am Nervenkostüm zerren.
Hinzu kommt, dass sich viele Frauen körperlich nicht wirklich wohlfühlen: Der Bauch ist immer noch da und wird es auch noch eine Weile bleiben. Auch den Wochenfluss empfinden manche als unangenehm. Das alles trägt dazu bei, dass wir uns unsicher fühlen und erstmal viel empfindlicher reagieren.
Über den Babyblues wird noch immer kaum gesprochen, obwohl er zum Wochenbett dazugehört. Was euch in den ersten Wochen nach der Geburt sonst noch erwarten kann, zeigt unser Video:
Was ist der Unterschied zwischen Babyblues und Wochenbettdepression?
Der Babyblues ist also verhältnismäßig harmlos und der „ganz normale Wahnsinn“ nach der Geburt. Viel ernster ist eine Wochenbettdepression. Obwohl sie in kaum einem Vorbereitungskurs erwähnt wird, ist die postpartale Depression vermutlich die häufigste Komplikation im Wochenbett.
Die Tabelle zeigt die wichtigsten Unterschiede zwischen Babyblues und Wochenbettdepression auf einen Blick:
Babyblues | Wochenbettdepression |
Nach einigen Tagen vorbei | Hält über Wochen oder Monate an |
Tritt in den ersten Tagen nach der Entbindung auf | Kann auch zu einem späteren Zeitpunkt auftreten |
Benötigt keine medizinische oder psychologische Betreuung | Erfordert professionelle Hilfe |
Labile Stimmungslage | Krankheit |
Vorübergehende Unzufriedenheit | Tiefe Schuldgefühle wegen der Empfindung, das Kind nicht genug lieben zu können |
Erschöpfung | Antriebslosigkeit, innere Leere |
Wenn der Babyblues länger als zwei Wochen anhält, besteht das Risiko, dass sich eine Wochenbettdepression manifestiert. Auch Väter können psychische Probleme bekommen und z. B. Angststörungen entwickeln. Wenn du also das Gefühl hast, in eine Depression zu schlittern oder der Babyblues bei dir besonders schlimm ist, wende dich bitte unbedingt an deine Hebamme, Gynäkologin oder an "Frühe Hilfen". Die Berater*innen lassen dir konkrete Unterstützung zukommen.
FAQ zum Babyblues
Wann tritt der Babyblues auf?
Wann ist der Babyblues am schlimmsten?
Wie lange dauert der Babyblues?
Quellen: Berufsverband der Frauenärzte, Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit