Ehrlich und ungeschönt: Das Problem mit der Verstopfung in der Schwangerschaft kennt fast jede werdende Mama. Warum es mit Baby im Bauch bei der Verdauung häufig hakt, was akut hilft und wie du mit kleinen Tricks wirksam vorbeugen kannst.
Dieses fiese Gefühl, dringend aufs Klo zu müssen, aber einfach nicht zu können, zählt zu den typischen Beschwerden in der Schwangerschaft. Gut jede zweite werdende Mama macht Bekanntschaft mit Verstopfung, hartem Stuhlgang und oft auch einem begleitenden, unangenehmen Völlegefühl oder Zwicken im Bauch. Manche Frauen trifft es schon in der Frühschwangerschaft ab dem 1. Trimester, noch öfter ist so eine Obstipation ab dem dritten Trimester ein Thema. Das Problem kann fies sein, löst sich aber meist, wenn Frau weiß, was sie tun kann.
Was sind die Ursachen von Verstopfung in der Schwangerschaft?
- Das Hormon Progesteron entspannt während der Schwangerschaft den Darm und verlangsamt seine Beweglichkeit.
- Dazu kommt, dass der wachsende Uterus und das größer werdende Baby im Verlauf der Schwangerschaft zunehmend auf die Bauchorgane drücken. Das spüren die meisten Frauen vor allem gegen Ende. Klar: Das Kind braucht immer mehr Platz im Bauch.
- Weniger Bewegung, Stress oder Ängste der werdenden Mutter können eine Verstopfung ebenfalls begünstigen.
- Weitere berüchtigte Verursacher einer Obstipation sind Eisen als Nahrungsergänzungsmittel – und wenn eine Frau zu wenig Flüssigkeit zu sich nimmt oder sich anders als vorher ernährt, was in der Schwangerschaft ja häufiger passiert.
Was hilft bei einer akuten Verstopfung?
Klingt banal, ist aber essentiell – und half auch mir, als ich mich in der Schwangerschaft immer wieder mit dem Nicht-aufs-Klo-können quälte: Wichtig ist, dass du dir Zeit nimmst, wenn du auf Toilette musst. Versuche es am besten gleich morgens nach dem Aufstehen und immer, nachdem du etwas gegessen hast. Ärzte raten außerdem: Setze dich aufs Klo, sobald du den ersten Druck verspürst. Wer den Reiz unterdrückt, begünstigt die Verstopfung.
Das kannst du als Schwangere noch gegen Verstopfung tun:
- Achte darauf, genug zu trinken: Rund zwei Liter Wasser sollten es pro Tag schon sein. Am besten trinkst du direkt nach dem Aufstehen ein Glas.
- Vermeide schwerverdauliche, blähende Kost: Dazu zählt alles, was Blähungen begünstigt wie beispielsweise Kohl, Hülsenfrüchte oder Zwiebeln.
- Halte dich bei "stopfenden" Nahrungsmitteln zurück: Gemeint sind zum Beispiel Weißmehlprodukte, Schwarztee, viele Süßigkeiten wie Schokolade, Eier und Bananen.
- Iss lieber langsam: Kaue deine Nahrung gründlich – die Verdauung fängt schon im Mund an.
- Ballaststoffe nicht vergessen: Iss genug Vollkornprodukte, Obst und Gemüse: Pflanzliche Kost regt mit ihren Ballaststoffen die Verdauung an und beugt Heißhungerattacken vor. Wichtig: Du musst Wasser dazu trinken, sonst kann sich der Effekt ins Gegenteil umkehren. Das gilt auch, wenn du auf Verdauungshelfer wie Kleie, Flohsamen und Leinsamen setzt. Mische dir einfach jeden Tag ein bis zwei Teelöffel davon ins Müsli oder in den Joghurt und trinke dazu eine Tasse Wasser.
- Baue probiotische Lebensmittel in deinen Speiseplan ein: Joghurt, Buttermilch, Kefir, Misosuppe oder Sauerkraut regen die Verdauung sanft an. Wer zu Blähungen neigt, steigert sich am besten langsam.
- Magnesium sorgt bei vielen Menschen für weicheren Stuhlgang. Sprich ruhig mit deiner Gynäkologin darüber, welches Präparat und welche Dosis sie dir empfiehlt. Gut zu wissen: Magnesium steckt auch in Nüssen, Samen oder grünem Gemüse.
- Hat dir deine Ärztin ein Eisenpräparat verschrieben, kann das die Verstopfungsneigung leider noch verstärken. Nimm es besser erst nach dem Essen mit viel Flüssigkeit ein und sprich mit deiner Ärztin über mögliche Alternativen.
- Bäuchleinsalbe mit Kümmel und Anis: Eine entblähende Salbe fürs Baby tut bei Verdauungsbeschwerden auch dir gut. Reib dir etwas davon auf deinen Bauch und gönn dir einige Minuten Entspannung. Oder noch besser:
- Zeit für eine Bauchmassage: Streiche mit deinem Mittel- und Zeigefinger mit sanftem Druck im Uhrzeigersinn um deinen Bauchnabel. Die kreisende Bewegung kann die Verdauung anregen und wirkt so der Verstopfung entgegen.
- Sei sportlich: Bleib auch mit Baby im Bauch aktiv. Regelmäßige Bewegung ist jetzt besonders wichtig. Am besten an der frischen Luft. Das tut dir und deinem Kind – oder deinen Kindern – gleichermaßen gut. Radeln, Laufen, Schwimmen, Aquafitness, aber auch Beckenbodenübungen und Schwangerschafts-Yoga sind eine gute Idee.
Wenn nix mehr geht, hilft Magnesium
Okay, es fällt mir jetzt nicht gerade leicht, das zu schreiben. Aber hey: Keine Tabus ;) Mein Zaubermittel in Sachen Verstopfung in der Schwangerschaft war Magnesium. Ich griff daher oft zu Nüssen, Mandeln und Kürbiskernen.
Löst sich trotz aller Versuche auch nach drei bis vier Tagen nichts, macht es Sinn, sich seiner Hebamme oder Gynäkologin anzuvertrauen. Denn wer langfristig unter Verstopfung leidet und nichts dagegen unternimmt, riskiert Nebenwirkungen wie Hämorrhoiden. Keine Sorge: Die Expert*innen kennen das Problem aus ihrer Praxis bestens.
Sind Abführmittel in der Schwangerschaft erlaubt?
Hier ist Vorsicht angebracht. Manche Präparate stehen im Verdacht, vorzeitige Wehen auszulösen. Langfristig eingenommen können Abführmittel fürs Baby gefährliche Wasserverluste und Elektrolytveränderungen verursachen.
Wenn du sehr unter der Verstopfung in der Schwangerschaft leidest, sprich ruhig mit deiner Gynäkologin. In der Regel kommen abführende Mittel wie Lactulose (Milchzucker) oder Macrogol infrage. Deine Ärztin kann dir genau sagen, was in deinem Fall Sinn macht bzw. welches Medikament aus der Apotheke dir bei einer schweren Verstopfung gefahrlos Erleichterung verschafft.
Getrocknete Pflaumen oder Aprikosen haben sich mit ihrer Extra-Portion an Ballaststoffen bei Verstopfung bewährt. Schniple dein Lieblings-Obst abends klein, gib es in ein Glas Wasser und lasse es über Nacht einweichen. Am nächsten Morgen trinkst du alles auf einen Rutsch aus – oder gibst die Früchte ins Müsli und nimmst das Einweichwasser stückchenfrei zu dir. Testurteil: sehr gut.
Viele Hebammen raten zu Dörrobst
Kann eine Verstopfung in der Schwangerschaft gefährlich werden?
Bist du unsicher, sprich am besten mit deiner Gynäkologin oder deiner Hebamme über deine Sorgen und Symptome. Sie können dich individuell beraten. In der Regel ist eine Verstopfung inklusive Bauchdrücken in der Schwangerschaft nur lästig und unbequem. Musst du ständig stark pressen, kann das allerdings zu Nebenwirkungen wie geschwollenen, juckenden Gefäßen am Darmausgang führen – besser bekannt als Hämorrhoiden. Und das kann ziemlich unangenehm sein. Versuche deshalb auch bei hartem Stuhlgang nicht zu pressen. Ein Alternativ-Tipp:
- Nimm dir einen kleinen Hocker mit ins Bad, auf dem du deine Beine abstellen kannst.
- Beuge dich leicht mit deinem Oberkörper vor und versuche, alles lockerzulassen.
- Forme dann auf dem Klo sitzend mit deinen Lippen ein O, durch das du langsam und tief ausatmest. Wiederhole das eine Weile. So entspannt sich der Bereich, der jetzt loslassen soll.
Gut zu wissen: Während sich das Problem mit Verstopfung und Hämorrhoiden bei manchen Frauen nach der Geburt von alleine löst, machen andere damit im Wochenbett so ihre Erfahrungen. Aber auch hier gibt es gute Tipps, die dagegen helfen:
Quellen, Stand Juni 2023: Embryotox, das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin; Cochrane Collaboration; Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA); Berufsverband der Frauenärzte & Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
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