Sanftes und gezieltes Beckenbodentraining nach der Geburt deines Babys ist wichtig. In den ersten Tagen helfen Ruhe und entlastende Alltagstipps, um deinen Körper bei der Heilung zu unterstützen. Danach kannst du mit unseren Übungen beginnen – als PDF zum Ausdrucken.
Um deine schwache Beckenbodenmuskulatur zu stärken, ist eine Kombination aus Entlastung und vorsichtigem Training entscheidend. Unser Trainingsplan hilft, einer Beckenbodenschwäche und Inkontinenz vorzubeugen und ihr entgegenzuwirken.
Wann kann ich mit Beckenbodentraining nach der Geburt starten?
Direkt nach der Entbindung gilt: Mit dem Beckenbodentraining kannst du starten, wenn deine Geburtsverletzungen verheilt sind. Nach einem Kaiserschnitt oder Dammschnitt sind das ca. 4-6 Wochen.
Ohne Verletzungen sind leichte Übungen in Absprache mit deiner Ärztin und Hebamme schon nach wenigen Tagen möglich und helfen dir bei der Heilung. Im Anschluss an die Übungen haben wir weitere Beckenboden-Tipps für die ersten Tage im Wochenbett.
Beckenbodentraining nach der Geburt Übungen PDF
Im Anschluss findest du alle Übungen im Detail erklärt. Als Checkliste haben wir hier deinen Beckenbodenplan als PDF zum Ausdrucken:
Übung #1: Beckenboden anspannen
Schon in den ersten Tagen kannst du meistens damit beginnen, deinen Beckenboden ganz sanft anzuspannen. Eine tolle Übung, die du im Wochenbett ausprobieren und langsam steigern kannst. Später kannst du sie auch überall und jederzeit machen:
- Spanne deinen Beckenboden kurz, bis zu 5 Sek. lang an
- Stelle dir vor, du würdest deinen Harndrang zurückhalten
- Zwischendurch locker lassen
- Starte mit zehn oder auch zwanzig Wiederholungen
Die Übung ist besonders effektiv, wenn du sie so oft wie möglich am Tag durchführst. Egal, ob beim Zähneputzen, unter der Dusche oder im Supermarkt.
Zum Thema Inkontinenz nach der Geburt: Hier findest du alles, was du gegen Blasenschwäche und für deinen Beckenboden tun kannst.
Übung #2: Becken kippen
Schon in den ersten Tagen kannst du auch mit dem Becken-Kippen beginnen, die Übung funktioniert auch super im Bett. Sie hilft dir, ein Gespür für deinen Beckenboden zu bekommen, ihn zu aktivieren und bei späteren Übungen bewusst in deinen Bauch zu atmen:
- Lege dich auf den Rücken und stelle deine Beine angewinkelt auf. Deine Wirbelsäule liegt fest am Boden.
- Beide Hände liegen locker links und rechts vom Bauchnabel oder weiter unten innen neben den Hüftknochen.
- Atme bewusst ein und kippe dein Becken leicht in Richtung Füße. Stelle dir vor, dein Beckenboden wird ganz weich und dein Bauch weit. Du kannst auch fühlen, wie sich der Bereich im Unterbauch ganz weich anfühlt.
- Beim Ausatmen kippst du dein Becken leicht in Richtung Kinn. Dabei kannst du dir vorstellen, wie deine Bauchmuskeln sich in der Mitte leicht zusammenziehen. Du wirst auch merken, wie dein Unterbauch etwas härter wird.
- Du kannst bewusst, aber ganz normal atmen. Beim Ausatmen kann es helfen, dir vorzustellen, du bläst die Luft sanft durch einen Strohhalm.
- Bis zu zehnmal wiederholen.
Übung #3: Bauchatmung
Auch diese Übung hilft dir, deinen Körper bewusster wahrzunehmen und deinen Beckenboden zu regenerieren:
- Lege dich entspannt auf den Fußboden, deine Beine können flach am Boden liegen oder leicht aufgestellt sein.
- Lege beide Hände auf deinen Bauch oder Unterbauch.
- Atme ruhig ein und nimm wahr, wie dein gesamter Körper sich entspannt und dein Bauch weit wird.
- Beim Ausatmen spannst du deinen Beckenboden leicht an und deinen Bauchnabel leicht nach innen. Stell dir vor, deine Bauchmuskeln ziehen sich in der Mitte zusammen.
- Später kannst du die Übung auch im Fersensitz durchführen.
- Am Anfang reichen 5 Wiederholungen, du kannst sie später steigern.
- Die Übung lässt sich später intensivieren, indem du erst ein, später beide Beine hebst und 90 Grad anwinkelst, sodass deine Waden parallel zum Boden sind.
Übung #4: Brücke
Geben Hebamme und Frauenärztin ihr Go!, kannst du meist wenige Wochen nach der Geburt mit weiterem Training starten. Eine tolle Übung, die deinen Beckenboden und deine Bauchmuskeln stärkt, ist die Brücke:
- Leg dich auf den Boden und stelle beide Beine hüftbreit auf. Deine Arme liegen locker seitlich an. Versuche, normal weiterzuatmen, so wie in der vorherigen Übung.
- Aktiviere deinen Beckenboden, indem du beim Ausatmen Scheide und After anspannst.
- Hebe dabei deinen Po an und halte die Spannung kurz. Dann Po langsam wieder ablegen.
- Versuche, währenddessen normal weiterzuatmen.
- Zehn Wiederholungen, nach und nach kannst du dich zu mehreren Durchgängen steigern.
Und natürlich kannst du dein Kleines ins Beckenbodentraining mit einbeziehen!
Übung #5: Pulsieren
Wenn es mit dem Beckenboden-Anspannen schon gut klappt, kannst du mit dieser Übung noch einen drauflegen:
- Setze deinen Timer auf 60 Sekunden
- Spanne jetzt deinen Beckenboden an und lasse schnell wieder los.
- Wie viele Wiederholungen schaffst du?
Am besten führst du die Übung täglich durch. Du wirst sehen, wie schnell du dich verbesserst!
Beckenbodentraining nach der Geburt: Rektusdiastase
Warte mit dem Bauchmuskeltraining nach der Geburt, bis du deinen Rückbildungskurs abgeschlossen hast und deine Bauchmuskulatur wieder geschlossen ist.
Bei Beckenboden- und Rückbildungsübungen werden die tiefen und schrägen Bauchmuskeln mittrainiert, um sie Schriit für Schritt sanft zu stärken. Dadurch kann sich deine Rektusdiastase wieder richtig zurückbilden. Belastest du deine geraden Bauchmuskeln dagegen zu stark, kann sie sich verschlimmern und deine Körpermitte weiter schwächen.
Merkst du, dass deine Bauchmuskeln sich nicht wieder schließen, sprich es beim nächsten Arztbesuch an. Physiotherapie und spezielle Beckenbodenzentren können dir helfen. Es ist nie zu spät, an deiner Rektusdiastase zu arbeiten. Anlaufstellen findest du im Suchregister der Deutschen Kontinenz Gesellschaft.
Beckenboden nach der Geburt in Bauchlage unterstützen
Direkt nach der Geburt ist Ruhe die beste Medizin: Dein Beckenboden braucht Entspannung, um zu heilen und du selber brauchst Zeit, um in deinem Leben als Mama anzukommen.
Hattest du keinen Kaiserschnitt, kannst du schon in den ersten Tagen langsam starten, indem du dich einfach auf den Bauch legst, am besten mit einem Kissen unter dem Bauch. Der Druck hilft deiner Gebärmutter bei der Rückbildung und beim Abtransport des Wochenflusses. Du kannst die Übung bis zu 3-mal täglich je 10 bis 15 min durchführen.
Für den Beckenboden nach der Geburt schwer heben vermeiden
Vermeide in der ersten Zeit schwere Sachen zu heben oder zu tragen, auch, wenn du keine Geburtsverletzungen hast und dich fit fühlst. Das zusätzliche Gewicht belastet deinen Beckenboden und kann die Heilung verlangsamen. Das gilt vor allem so lange, bis deine Bauchmuskulatur wieder geschlossen und gestärkt ist.
Eine alte Hebammen-Faustregel: Trage während der Rückbildung nichts, das schwerer ist als dein Baby.
Dabei gehst du am besten nach deinem Körpergefühl. Zu schweres Tragen nach der Geburt macht sich meistens mit Beckenbodenschmerzen bemerkbar.
Aufrechte Haltung entlastet den Beckenboden
Bei einem schwachen Beckenboden neigen wir dazu, in uns zusammenzusacken.
Eine aufrechte Körperhaltung dagegen kann den Beckenboden stabilisieren.
Unser Tipp für den Alltag:
- Stelle dich z. B. beim Wickeln mit leicht gebeugten Knien hin
- Spanne leicht deine Gesäß- und Bauchmuskeln an
- Schiebe die Brustwirbelsäule nach vorn
Dazu hilft es, wenn du in den ersten Wochen vom Liegen nicht gerade aufstehst, sondern über die Seite, um deinen Beckenboden nicht unnötig zu belasten.
Beckenboden nach der Geburt im Sitzen stärken
Auch wie du dich hinsetzt, hat einen großen Effekt, denn ein gebeugter Rücken übt Druck auf deinen Beckenboden aus.
Egal, ob du mit deinem Kleinen auf dem Boden spielst, beim Stillen oder am Küchentisch: Halte deinen Rücken so gerade wie möglich. Am besten setzt du dich auf ein weiches Kissen.
Besonders gute Sitzpositionen für den Beckenboden sind der Fersensitz und der Schneidersitz.
Beckenbodentraining nach der Geburt: Ab zur Rückbildung!
Sobald deine Dammnarbe oder Kaiserschnittnarbe abgeheilt ist, kannst du auch mit leichter Gymnastik beginnen, um deine Bauch- und Beinmuskulatur zu stärken.
Besonders gut für den Einstieg ist ein Rückbildungskurs, der in den ersten neun Monaten von deiner Krankenkasse bezahlt wird.
Sanfte Sportarten wie Yoga und Pilates stärken deine Körpermitte, ohne deinen Beckenboden zu belasten.
Was ist, wenn ich meinen Beckenboden nach der Geburt zu früh belaste?
Höre (neben deiner Ärztin und Hebamme) unbedingt auf deinen Körper, wenn du mit dem Beckenbodentraining beginnst. Die Muskulatur muss langsam wieder aufgebaut werden und es kann auch schnell passieren, dass du dich übernimmst. Oder an einem Tag viel auf den Beinen warst und es dir dann wieder schlechter geht:
Hast du deinen Beckenboden nach der Geburt zu früh belastet oder zu stark, werden Symptome wie das Druckgefühl und der Harndrang wieder stärker. Manche Mamas haben auch Schmerzen oder ein Gefühl wie Muskelkater. Dann ist es wichtig, ein paar Tage auszusetzen und mit deiner Gynäkologin oder Krankengymnastin zu sprechen, wenn die Beschwerden nicht nachlassen. Und im Anschluss etwas sanfter weiterzumachen.
Ist dein Beckenboden nach der Geburt sehr schwach?
Wenn du folgende Anzeichen bei dir bemerkst, solltest du deinen Beckenboden besser nur leicht belasten und mit deiner Ärztin sprechen.
- Schweregefühl nach längerem Laufen oder Stehen
- Schwingendes Druckgefühl beim Laufen und Hüpfen
- Extremer Harndrang bei voller Blase, unzureichende Kontrolle des Harnstrahls
- Deine Scheide fühlt sich noch weit an
Auch jetzt kann sanftes Beckenbodentraining helfen, es besteht aber auch immer die Möglichkeit, dich durch eine Krankengymnastin unterstützen zu lassen – auch viele Jahre nach der Geburt ist das noch möglich.
Beckenbodentraining nach der Geburt: Yoni-Ei
Für ein effektives Beckenbodentraining eignet sich auch ein Yoni-Ei, das du in deine Vagina einführst. Du kannst versuchen:
- Das Ei längere Zeit zu halten
- Es mit deiner Beckenbodenmuskulatur hin und her zu schieben
- Deine Kegel-Übungen damit auszuführen
Besonders effektiv: Verwende dein Yoni-Ei während dem Beckenbodentraining und versuche gleichzeitig, Druck auf das Ei auszuüben.
Yoni-Eier aus echten Edelsteinen findest du z. B. bei Amorelie, wie dieses Set von La Gemmes (unser Favorit).
Beckenbodentraining nach der Geburt mit Liebeskugeln
Vielleicht hast du schon Liebeskugeln zu Hause. Auch diese kannst du super fürs Beckenbodentraining verwenden.
Versuche, mit deiner Vagina Druck auf die Kugeln auszuüben. Täglich ein paar Minuten machen schon einen riesigen Unterschied.
Beckenbodentraininer mit App
Alternativ zu Liebeskugeln und Co. kannst du dir auch einen Beckenbodentrainer besorgen.
Per App kannst du das Beckenbodentraining steuern und deinen Fortschritt tracken, z. B. mit dem Elvie-Trainer.
Unseren Elvie-Erfahrungsbericht kannst du hier nachlesen.
Video: 5 Fakten übers Wochenbett
Im Wochenbett nach der Geburt darf sich unser Körper erholen, aber es kommt auch jede Menge Neues und Anstrengendes auf uns zu. Im Video haben wir fünf wichtige Fakten.
Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen und Ärzte, Hebammen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.
Quellen: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Berufsverband der Frauenärzte e.V., Helios Kliniken GmbH