Es gibt mindestens so viele Ernährungsmythen wie es verschiedene Lebensmittel gibt. Manche begegnen uns immer wieder und werden gar von Generation zu Generation weiter gegeben.
Schon meine Oma sagte, dass man nach dem Kirschen essen kein Wasser trinken darf. Und jetzt ratet mal, wer das erst kürzlich zu seinem Kind sagte "Du hast Kirschen gegessen. Jetzt nichts trinken!"? Genau: Ich! Aber stimmt das überhaupt, habe ich mich gefragt und beschlossen, dieser und 20 weiteren Ernährungsmythen auf den Grund zu gehen.
Klickt euch durch unsere Bildergallerie und lasst euch überraschen, welche der 21 Ernährungsmythen stimmt und welche nicht. Vielleicht entfleucht euren Lippen dabei ebenso das ein oder andere “Aaaaah!!!”, wie mir bei der Recherche!
Kinder sollen zum Essen nichts trinken.
Stimmt nicht!
Gerade Kinder nehmen oft zu wenig Flüssigkeit zu sich. Deshalb gehört ein Getränk zu jeder Mahlzeit unbedingt dazu. Allerdings gibt es zwei Punkt zu beachten:
- Das Essen sollte im besten Falle nicht mit der Flüssigkeit heruntergespült werden. Denn damit wird der Speichel verdünnt und die wichtige Vorverdauung im Mund verkürzt. Also: Erst gründlich kauen, schlucken und dann trinken.
- Behaltet die Menge im Auge, gerade zu Beginn des Essens. Es kannst sonst sein, dass sich euer Kind “satt” trinkt. Lieber erst ein paar Löffeln futtern und dann zum Glas greifen.
Als unbehandelt gekennzeichnete Obstschalen sind unbedenklich!
Stimmt nicht!
Die Kennzeichnung “unbehandelt” oder “nach der Ernte unbehandelt” bei Obst sagt lediglich, dass die Schale der Früchte nicht mit Konservierungsstoffen länger haltbar gemacht wurde. Deswegen können aber trotzem ungesunde Pestizide verwendet worden sein, weswegen Kinder (und Erwachsene ebenso) sie nicht ungewaschen essen sollten. Wer auf Nummer sicher gehen will, greift zu Bio-Fürchten. Aber auch hier gilt: Vor dem Verzehr waschen.
Destilliertes Wasser ist giftig!
Stimmt nicht ganz!
Man dachte lange, dass destilliertes Wasser dazu führt, dass Körperzellen platzen. Chemischer Hintergrund: In jeder Körperzelle befinden sich Salze und Mineralien – im destillierten Wasser dagegen nicht. Um diesen Konzentrationsunterschied auszugleichen, nehmen die Zellen so lange Wasser auf, bis sie platzen. Das stimmt zwar für Versuche im Labor, aber nicht im normalen Leben. Denn im Magen wird das destillierte Wasser durch Nahrungsbestandteile mit Salzen und Mineralien angereichert.
Was aber stimmt, ist, dass destilliertes Wasser keinerlei Salze und Mineralien hat, die unser Körper dringend braucht. Wer also nur destilliertes Wasser trinkt, bekommt dadurch eventuell einen Nährstoffmangel und dadurch gesundheitliche Probleme. Bei Kinder geht sowas noch schneller.
Deshalb gilt: Kindern kein destilliertes Wasser geben und auch keine Babynahrung damit anrühren.
Hinweis: Destilliertes Wasser ist nicht gleich abgekochtes Wasser! Letzteres ist unbedenklich für Kinder und Babys.
Glückliche Kühe geben bessere Milch!
Stimmt!
Das hat jedenfalls das dänische Institut für Landwirtschaftsforschung festgestellt. Biomilch von „glücklichen Kühen“, die auf der Weide stehen und sich von frischem Gras und Klee ernähren, enthält mehr Vitamin E, Beta-Karotin und gesunde Fettsäuren als die von Stallkühen. Und uns macht es doch auch gleich glücklicher, wenn wir wissen, dass unsere Milch von Kühen kommt, die gut behandelt wurden.
Wer Kühe noch glücklicher machen will, greift zur Pflanzenmilch. Welche davon schmeckt und gesund ist, verrät dir unser umfangreicher Milchalternativen-Test.
Schokolade macht Pickel!
Stimmt nicht!
Auch wenn sich dieses Vorurteil hartnäckig hält: Bei gesunden Menschen führen solche Naschereien nicht zu unreiner Haut. Dass beispielsweise in der Pubertät Pusteln entstehen, hat hormonelle Ursachen und kann auch durch einen konsequenten Verzicht auf Schokolade leider nicht verhindert werden.
Was wirklich gegen die fiese Pubertät-Akne hilft? Hier haben wir ein paar Tipps.
Brauner Zucker ist gesünder als weißer!
Stimmt nicht!
Zucker bleibt Zucker. Egal, ob braun oder weiß. Er besteht immer zu rund 99 Prozent aus reiner Saccharose. Zwar können bei der braunen Variante irgendwo noch ein paar wenige Vitamine stecken, aber die Menge ist so gering, dass sie bei der Ernährung in puncto Gesundheit keine Rolle spielt. Und auch kalorientechnisch bringt brauner Zucker keine Vorteile.
Es gibt aber gesündere Zuckeralternativen. Welche das sind und wie ihr sie verwenden könnt, erfahrt ihr in unserem Artikel Zuckerersatz: Gesunde und natürliche Alternativen für kleine “süße Zähne”
Wenn ihr wissen wollt, wieviel Süßes eure Kinder überhaupt naschen dürfen, lest ihr später am besten Wieviel Zucker ist für mein Kind okay?
Und es geht auch ganz ohne Zucker! Glaubt ihr nicht? Dann schaut bei Zuckerfreie Ernährung für Kinder vorbei.
Verschluckte Obstkerne reizen den Blinddarm!
Stimmt nicht!
Kirsch- oder Apfelkerne sind viel zu groß, um durch die Öffnung zwischen Darm und dem Wurmfortsatz zupassen und dort eine Entzündung hervorzurufen. Die Verbindung ist nämlich nur zwei bis drei Millimeter groß. Selbst Traubenkerne passen da kaum durch. Es ist also höchst unwahrscheinlich, dass ein Obstkern eine Blinddarmentzündung hervorruft.
Frisches Brot macht Bauchschmerzen!
Stimmt nicht!
Wer glaubt, dass die Bakterien und Mikroorganismen aus dem rohen Brotteig im Magen weitergären und dadurch Bauchschmerzen hervorufen, der irrt. Die Bakterien und Mikroorganismen haben nämliche keine Chance die extreme Hitze beim Backen im Ofen zu überleben und können daher im Magen keinen Schaden mehr anrichten.
Aufgetaute Essen darf man nicht wieder einfrieren!
Stimmt zum Teil!
Kommt auf das Lebensmittel an! Leicht verderbliche Produkte sollte man nicht unbedingt wieder einfrieren. Brot oder Brötchen sind dagegen eher unbedenklich. Es gibt sogar Experten, die das erneute Tiefkühlen generell für unbedenklich halten. Auf der sicheren Seite seid ihr allerdings, wenn ihr Lebensmittel nicht wieder einfrieren, besonders bei Lebensmittel wie Fleisch und Fisch, auf denen sich schnell und gerne Bakterien tummeln.
Salat ist gesund!
Stimmt nicht ganz!
Die meisten Blattsalate enthalten kaum Nährstoffe, dafür aber viel Wasser. Das ist super zum Abnehmen, aber eher schlecht, um die Familie mit Vitaminen und Mineralien zu versorgen. Aber Salat kann ja auch viel mehr sein als schnöde grüne Blätter. Ein bisschen Rohkost wie Paprika, Gurke, Tomate, Radieschen und Sprossen dazu, ein Dressing mit gesundem Öl darüber und fertig ist das gesunde Power-Food für die ganze Familie.
Wenn ihr Tipps und Rezeptideen braucht, schaut bei Gesunde Salate: Salat-Rezepte für die ganze Familie vorbei.
Kaugummi kann Magen und Darm verkleben!
Stimmt nicht!
Die Magensäure enthält Salzsäure – und die ist so stark, dass selbst der klebrigste Kaugummi keine Chance hat, an der Magenwand festzubacken. Der Kaugummi wird in seine Bestandteile zerlegt und „flutscht“ dann völlig problemlos durch den Darm.
ACE-Saft ist für Kinder besonders gesund!
Stimmt nicht!
Gerade ACE-Säfte sind oft so hoch mit Vitaminen angereichert, dass bereits ein Glas den Tagesbedarf eines Erwachsenen decken kann. Für Kinder ist das schon zu viel. Mit den handelsüblichen 0,5- bis 0,75-Liter-Flaschen werden diese Vitamine deutlich überdosiert.
Außerdem enthalten die meisten Säfte zu viel Zucker, was den positiven Nutzen der Vitamine (sofern sie überhaupt nötig sind) schnell wieder aufhebt.
Unser Tipp: Für die Kids lieber zu Saftschorle greifen, am besten selbst gemixt, mit geringem Saftanteil, und die Vitamine über frisches Obst und Gemüse zuführen.
Vitamine schützen vor Erkältungen.
Stimmt nicht!
Egal, ob als Pulver oder in Tablettenform: Dass eine zusätzliche Dosis Vitamin C vor einer Erkältung schützt, konnte bisher in keiner Studie nachgewiesen werden. Trotzdem hält sich dieser Ernährungsmythos hartnäckig.
Was hingegen stimmt, ist, dass eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit allen wichtigen Vitaminen und Mineralien unserer Immunsystem stärkt und es sich so besser gegen Viren wehren kann. Fiesen Kita-Viren fallen wir trotzdem viel zu oft zum Opfer!
Fischstäbchen werden aus Fischabfall gemacht.
Stimmt nicht!
Fischstäbchen sind zwar nicht das gesündeste Essen, aber das liegt nicht an irgendwelchen Fischabfällen, sondern eher an der Panande. Unter dieser verbirgt sich in allen gängigen Fischstäbchen-Produkten hochwertiger Fisch. Mindestens 65 % mageres Fischfilet sind Vorschrift. Wer es noch gesünder und nachhaltiger mag, greift auch hier zu Bio-Produkten. Die Panade wiederum besteht aus Mehl, Wasser, Gewürzen und Semmelbröseln und zieht sich beim Braten im Fett schön mit selbigem voll.
Für wirklich gesunde Fischstäbchen also am besten möglichst wenig Öl zum Braten verwenden oder gleich im Backofen zubereiten.
Toastbrot ist ungesund.
Stimmt nicht!
Als normales Kastenbrot ist es genauso wertvoll wie ein aus Auszugsmehl gebackenes Graubrot. Aber: Mehr Mineralstoffe und Vitamine stecken in Brot aus Vollkornmehl – und das gibt’s auch als Toast.
Mit Salz kann man sich vergiften.
Stimmt!
Das geht theoretisch tatsächlich. Denn zu viel Salz im Körper entzieht den Zellen Wasser. Die tödliche Dosis liegt bei etwa drei Gramm Kochsalz pro Kilogramm Körpergewicht. Bei einem Kleinkind, das zehn Kilo wiegt, sind das 30 Gramm Salz – also nur anderthalb Esslöffel. Deshalb sollten Babys und Kleinkinder besonders wenig bis gar kein Salz essen. Normal gesalzene Speisen führen bei älteren Kindern aber auf keinen Fall zu einer Vergiftung, gesund ist zu viel Salz aber dennoch nicht.
Joghurtdeckel ablecken ist gefährlich.
Stimmt nicht!
Die einzige Gefahr die dabei besteht, ist das man sich an der scharfen Kante des Deckels in die Zunge schneidet. Gesundheitlich gibt es hingegen keinen Grund, Kindern das Ablecken des Deckels zu verbieten. Denn er enthält keine Antibiotika, Konservierungsstoffe oder Gifte, wie mancher meint.
Wasser nach Steinobst macht Bauchschmerzen.
Stimmt!
Wer viele Kirschen isst, muss tatsächlich vorsichtig sein. Hintergrund: Auf den roten Früchten sitzen wie auch auf den Schalen der meisten anderen Steinobstsorten viele Hefekeime. Und die können im Magen gären. Zwar werden sie durch die Magensäure teilweise abgetötet, wenn aber mehr als ein Pfund Kirschen durch die Speiseröhre saust, kommt die Magensäure nicht nach. Durch Wasser wird sie dann zusätzlich verdünnt. Und ein Pfund leckere Kirschen ist im Sommer schnell verputzt!
Ein Apfel ersetzt das Zähne putzen.
Stimmt nicht!
Das kann sich nur ein Zahnputz-unwilliges Kind ausgedacht haben, oder? Das Apfelkauen rubbelt zwar oberflächliche Beläge ab, der Zahnsaum und die Zahnzwischenräume werden so aber nicht erreicht. Und: Aus dem Fruchtzucker des Apfels bilden Bakterien neue Zahnbeläge, und die Fruchtsäure greift den Zahnschmelz an. Richtige Zahnpflege sieht also anders aus.
Eure Kinder putzen auch nicht so gerne Zähne? Dann findet ihr in unserem Artikel Zähne putzen bei Kleinkindern: So klappt es bei uns sicher ein paar gute Tipps. Oder ihr probiert es mal mit einer elektrischen Zahnbürste. Und falls ihr euch fragt, ob vor oder nach dem Frühstück putzen – auch danach haben wir Zahnärzte befragt.
Kinder brauchen Fleisch.
Stimmt nicht!
Zu einer gesunden und vollwertigen Ernährung muss bei Kindern kein Fleisch gehören. Wichtig ist nur, dass das Kind möglichst ausgewogen isst und alle wichtigen Nährstoffe abgedeckt werden – das ist für Kinder mit und ohne Fleisch auf dem Speiseplan das Ausschlag gebende.
Auch das Argument, dass durch Fleischverzicht nicht genügend Eisen und Protein aufgenommen wird, ist Quatsch. Es gibt sehr viele gleichwertige pflanzliche Eisen und Proteinquellen.
Was hingegen stimmt, ist, dass man Fleisch nur in geringer Menge und in guter Qulität essen soll. Dann kann es eine ausgewogene Ernährung gut ergänzen, notwendig ist es für diese jedoch nicht.
Wenn ihr mehr über vegetarische oder gar vegane Ernährung bei Kindern wissen wollt, lest Vegane Ernährung von Kindern: Richtig oder falsch? Und passende Rezepttipps haben wir auch noch, z. B. Vegetarische Rezepte für das Baby und die ganze Familie.
Kalziummangel erkennt man an den weißen Flecken auf den Fingernägeln.
Stimmt nicht!
Die Flecken entstehen durch kleine Verletzungen des Nagelbetts oder durch Stöße auf die Fingernägel. Dadurch bilden sich Mini-Luftbläschen, die weiß durch den Nagel scheinen. Die Hand, die wir am häufigsten benutzen, hat deshalb in der Regel auch die meisten Flecken.
Das wisst ihr alles schon? Wenn ihr euch mit Ernährungsmythen so gut auskennt, dann macht doch gleich unser Ernährungs-Quiz! Mal schauen, wie es da mit eurem Wissen aussieht. Oder probiert unser "Vegan oder nicht?"-Quiz aus.