Frauen, die einen Kinderwunsch haben, sollten sich unbedingt mit dem Thema Impfen auseinandersetzen und ihren Impfstatus checken lassen. Es gibt viele Impfungen, die schützen nicht nur die Mutter sondern vor allem auch das Kind gegen schwere Erkrankungen. Um einige wichtige Impfungen sollten sich Frauen schon vor der geplanten Schwangerschaft kümmern.
Sobald eine Frau einen Kinderwunsch hat, sollte sie sich mit ihrem Impfstatus beschäftigen. Das empfehlen die Berufsverbände der Frauenärzte e.V. sowie die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und zahlreiche Kinderwunschmediziner. Dabei geht es darum, das Neugeborene, das noch nicht immunisiert werden kann, schon in der Schwangerschaft zu schützen. Doch nicht jede wichtige Impfung kann nachgeholt werden, wenn man schwanger ist. Daher solltet ihr wissen, welche Impfungen bei Kinderwunsch sinnvoll sind und welche ihr euch während eurer Schwangerschaft noch geben lassen solltet.
"Gerade durch eine rechtzeitige Impf-Vorbereitung können Fehl- oder Frühgeburten, Fehlbildungen und schwere Folgeschäden des Kindes vermieden werden."
Kinderwunschzentrum an der Wien
Wichtige Impfungen bei Kinderwunsch
Schwangere sollten laut dem Berufsverband der Frauenärzte bzw. der DGGG nicht mit Lebendimpfstoffen wie z. B. Masern, Mumps, Röteln oder Windpocken geimpft werden. Dies ist nicht zu 100 % sicher für das Ungeborene. Dennoch sind diese Impfungen wichtig für die werdende Mutter. Sobald ihr also einen Kinderwunsch habt, sprecht ihr am besten mit eurem behandelnden Arzt bzw. der Gynäkologin darüber, welche Impfungen ihr jetzt noch vor einer möglichen Schwangerschaft haben solltet oder was aufgefrischt werden müsste. Die folgenden Impfungen empfiehlt auch die STIKO für werdende Mütter:
- Masern: Die meisten erhalten den MMR-Impfstoff (für Masern-Mumps-Röteln) bereits in der Kindheit, doch erwachsene Frauen mit Kinderwunsch mit unklarem Impfstatus oder ohne bisherige MMR-Impfung sollten diese auffrischen lassen oder sich erstmalig gegen Masern impfen lassen.
- Röteln: Frauen im gebärfähigen Alter sollten sich zweimalig dem MMR-Impfstoff gegen Röteln impfen lassen.
- Varizellen/Windpocken: Wenn im Impfausweis keine zweimalige Windpocken-Impfung dokumentiert ist, sollte frau sich gegen Windpocken impfen lassen.
- Hepatitis B: Beim Hepatitis B-Virus besteht eine hohe Übertragbarkeit auf das Neugeborene, daher sollten Frauen über einen vollständigen Hepatitis B-Impfstatus verfügen.
- Keuchhusten: Wenn der Impfpass keine Immunisierung gegen Keuchhusten in den letzten 10 Jahren enthält, sollte dieser nachgeholt werden. Diese muss alle 10 Jahren erfolgen.
„Bei Kinderwunsch sollten fehlende Impfungen noch rechtzeitig vor der geplanten Schwangerschaft nachgeholt werden. Das betrifft auch allgemeine Impfungen wie beispielsweise die Zeckenimpfung."
Prof. Obruca vom Kinderwunschzentrum an der Wien
Im Rahmen einer Kinderwunschtherapie prüfen die Praxen und Kliniken bei den ersten Voruntersuchungen immer, ob der Impfstatus des Paares vollständig ist. Ihr könnt also gleich zu den ersten Terminen euren Impfausweis mitbringen und erleichtert dem Arzt bzw. der Ärztin die Nachforschung.
Über Schwangerschaften kursieren ja viele Mythen und falsche Wahrheiten, die häufig unhinterfragt weitergegeben werden. Im Video verrät Hebamme Jana Friedrich, was da wirklich dran ist:
Sollte ich mich bei Kinderwunsch auch gegen das Corona-Virus impfen lassen?
Die STIKO sowie Kinderwunschmediziner empfehlen vor allem Frauen einer Corona-Risiko-Gruppe die Impfung gegen das Corona-Virus schon vor der Schwangerschaft. Es gibt keine Beweise, dass die aufgekommenen Gerüchte, die Impfung würde bei Männern oder Frauen Unfruchtbarkeit begünstigen, stimmen. Es gibt inzwischen einige Studien, bei denen Frauen mit Kinderwunsch geimpft worden sind und es gab diesbezüglich keine Auswirkungen.
Impfungen während der Schwangerschaft
In einer Schwangerschaft sollte laut BVF und DGGG nur "so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig" geimpft werden. Es gibt wichtige Immunisierungen, von denen der Fötus unbedingt profitiert, die auch in der Schwangerschaft durchgeführt werden können. Auch die Impfung gegen das Corona-Virus wird schwangeren Frauen empfohlen, vor allem denjenigen, die zu den Corona-Risikopatient*innen gehören. In der Schwangerschaft sind alle Impfungen mit Totimpstoffen möglich, die keine Kontraindikation darstellen.
- Influenza (Grippe): Schwangere Frauen können sich ab dem zweiten Trimester und bei hoher Wahrscheinlichkeit einer Grippeerkrankungen auch im ersten Trimester gegen Influenza impfen lassen Die Impfung sollte jährlich vor Beginn der Grippesaison aufgefrischt werden.
- Keuchhusten, Diphterie, Tetanus: Keuchhusten kann für Säuglinge lebensbedrohlich sein, daher wurde die Impfung gegen Keuchhusten jetzt zur Kassenleistung erklärt. Schwangere können sich ab der 28. Schwangerschaftswoche gegen Keuchhusten impfen lassen. Die Impfung erfolgt als Kombinationsimpfstoff mit Diphterie und Tetanus.
- Hepatitis B: Wenn die Schwangere keine Hepatitis B-Immunisierung vorweisen kann, sollte diese in der Schwangerschaft erfolgen.
- Covid-19: Schwangere sollten sich laut RKI (Stand 7.2.2023) gegen das Corona-Virus impfen lassen. Laut aktuellsten Erkenntnissen besteht nach der Impfung auch eine Immunisierung des Babys und es gibt keine negativen Auswirkungen beim Stillen. Daher sind vor allem schwangere Risikopatient*innen angehalten, sich über eine Corona-Impfung bei ihrem Gynäkologe zu erkundigen.
"Schwangere haben ein erhöhtes Risiko an COVID-19 zu erkranken und können durch einen entsprechenden Impfschutz Frühgeburten und Folgeschäden aufgrund einer Covid-19-Erkrankung vermeiden. Idealerweise erfolgt die Impfung nach dem ersten Trimester. "
Kinderwunschzentrum an der Wien
Gynäkologen können euch häufig selbst impfen. In manchen Fällen werdet ihr dafür zu eurem Allgemeinarzt geschickt. Erkundigt euch daher rechtzeitig, wann welche Impfung erfolgen kann bzw. bringt schon zur ersten Schwangerschaftsuntersuchung euren Impfausweis mit und besprecht alle eure eventuellen Fragen oder Bedenken.
Quellen: RKI, Frauenärzte im Netz, Kinderwunschzentrum
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