Der Geburtstermin rückt näher und näher – und bald ist das Baby da! Juhu! Wäre da bloß nicht die diffuse Angst vor einem Dammriss oder Dammschnitt! Wenn das Köpfchen des Babys geboren wird, kann es passieren, dass der Damm reißt oder aus medizinischen Gründen ein Dammschnitt gemacht werden muss.
Wo befindet sich der Damm genau?
Viele Frauen wissen gar nicht so genau, wo sich der Damm befindet und was es mit ihm überhaupt auf sich hat. Oft lernen sie ihn erst nach der Geburt kennen: wenn nach einem Dammriss oder -schnitt die Wunde schmerzt. Mit "Damm“ ist das feste Gewebe zwischen Scheide und After gemeint. Der Damm ist Teil der wichtigen Beckenbodenmuskulatur. Das Dammgewebe ist äußerst dehnbar.
Wenn aber bei der Geburt der Kopf oder die Schulter des Babys geboren wird, ist manchmal Schluss mit der Dehnbarkeit: Der Damm reißt. Manchmal nur in Form von kleinen Rissen, selten auch mit einem großen Riss, der in Richtung After verläuft. Meist wird das Reißen des Dammes bei der Geburt selbst gar nicht gemerkt und erst der Arzt macht die Mama darauf aufmerksam, wenn das Baby da ist.
Wie kann frau einem Dammriss unter der Geburt vorbeugen?
Wichtig zu wissen: Ein Dammriss KANN bei einer Geburt entstehen, das MUSS aber nicht der Fall sein! Ausschlaggebend sind hier die Dehnbarkeit des Gewebes und die Geschwindigkeit der Geburt.
Ihr könnt euren Damm auch selbst auf die Geburt vorbereiten, zum Beispiel mit einer Dammmassage. Studien haben gezeigt, dass Erstgebärende das Einreißen reduzieren können, wenn sie ihren Damm in den letzten sechs Wochen vor der Geburt regelmäßig mit Öl massieren.
Wie kann man einen Dammriss vermeiden?
Neben einer Dammmassage können auch folgende Dinge helfen:
- Sitzbäder mit Heublumen oder Lindenblüten helfen, das Gewebe zu lockern.
- hockend gebären, dann hilft die Schwerkraft – und belastet das Dammgewebe nicht so stark. Eine Geburt in der Liegeposition dagegen ist für den Damm eine deutlich größere Belastung.
- eine erfahrene Hebamme wird euch anleiten, so dass das Kind nicht zu schnell geboren wird.
- vielleicht legt eure Hebamme während der Geburt eine warme Kompresse auf, um das Dammgewebe zu lockern.
Welche Dammriss-Grade gibt es?
Ein Dammriss wird in verschiedene Grade unterteilt:
- Dammriss Grad 1: Hier sind nur die Haut von Scheide und Damm leicht verletzt, nicht das Dammgewebe selbst.
- Dammriss Grad 2: Hier reißt die Muskulatur des Damms bis höchstens zum äußeren Schließmuskel. Der Schließmuskel selbst ist unverletzt.
- Dammriss Grad 3: Hier reißt auch der äußere Schließmuskel des Afters.
- Dammriss Grad 4: Hier reißt auch die Darmschleimhaut und die vordere Wand des Enddarms.
Die meisten Dammrisse haben Grad 1 und 2, größere Dammrisse kommen sehr viel seltener vor. Kleine Dammrisse ersten Grades werden meist nicht genäht und heilen schnell ab.
Größere Risse und Schnitte müssen allerdings genäht werden, meistens in mehreren Schichten, um alle Gewebeschichten wieder miteinander zu verbinden.
Dammrisse heilen meistens unproblematisch ab. Besonders in den ersten Tagen nach der Entbindung kann es aber sein, dass die Wunde schmerzt – vor allem beim Sitzen und beim Toilettengang.
Wann wird ein Dammschnitt bei der Geburt durchgeführt?
Vor einigen Jahren wurde in immer mehr Kliniken bei der Geburt ein Dammschnitt (Episiotomie) durchgeführt - und zwar mit der Intention, einem Dammriss vorzubeugen. Ein seitlicher Einschnitt in den Damm soll verhindern, dass das Gewebe zu stark gedehnt wird und dauerhaft an Festigkeit verliert.
Inzwischen ist diese Praxis umstritten und die Zahl der Dammschnitte ist wieder leicht zurückgegangen. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass das Risiko eines spontanen Dammrisses einen entscheidenden Vorteil hat: Wenn das Gewebe reißt, dann an der schwächsten Stelle. Dadurch werden weniger Blutgefäße und Muskeln verletzt als bei einem vorbeugenden Dammschnitt. Die Wunde kann damit schneller heilen.
Ein routinemäßiger Dammschnitt macht wenig Sinn, schlussletztlich muss bei jeder Geburt individuell entschieden werden. Ein Dammschnitt verkürzt aber in jedem Fall die Austreibungsphase, da die Geburtsöffnung deutlich vergrößert wird.
Ein Dammschnitt kann sogar lebensrettend sein, zum Beispiel wenn die Herztöne des Kindes plötzlich abfallen und das Kind möglichst schnell auf die Welt kommen soll. Bei einer Frühgeburt wird der Druck auf den kindlichen Kopf verringert, wenn die Geburtsöffnung größer ist.
Dammriss oder Dammschnitt: Wie lange können die Schmerzen anhalten?
Manche Frauen haben einen Dammschnitt bzw. -riss und merken ihn dennoch gar nicht. Andere Frauen leiden einige Wochen nach der Geburt noch unter Schmerzen.
Halten die Schmerzen länger an, sprecht bitte mit eurer Hebamme und/oder Frauenärztin. Ihr solltet in der sensiblen Zeit des Wochenbettes keine extremen Scherzen haben, sondern euch voll auf euer Baby konzentrieren können. Vielleicht ist es auch eine Option, Schmerzmittel zu nehmen?
Dammschnittrate der Wunschklinik online anschauen
Der Verein Mother Hood e. V. stellt online eine Karte zu Verfügung. Hier könnt ihr checken, wie häufig in eurer Wunschklinik ein Dammschnitt in der Vergangenheit durchgeführt wurde. Darüber hinaus verrät die Karte auch die Kaiserschnitt- und Saugglockenrate.
Dammriss bzw. Dammschnitt: Wann lösen sich die Fäden auf?
Ein Dammriss 3. und 4. Grades sowie ein Dammschnitt wird nach der Geburt genäht. Hierzu erhalten die Mamas eine örtliche Betäubung. Die Fäden müssen nicht gezogen werden, sondern sie lösen sich nach ungefähr zwei Woche von selbst auf.
Wichtig ist dann, die Wunde so trocken wie möglich zu halten. Sitzbäder sollten nur sehr kurz angewendet, auf Baden die ersten Wochen gänzlich verzichtet werden.
Dammriss oder Dammschnitt: Wie lange dauert die Heilung?
Lösen sich nach zwei Wochen die Fäden, ist die Wunde gut verheilt. Schon nach wenigen Tagen werdet ihr eine deutliche Besserung spüren und vielleicht ab und zu schon gar nicht mehr daran denken.
Eine genauere Zeitspanne können wir euch leider nicht sagen, da es auf die Ausprägung des Dammrisses bzw. -schnittes ankommt. Darüber hinaus hat jede Frau eine andere Wundheilung.
Ab wann ist Rückbildungsgymnastik nach einem Dammschnitt oder Dammriss möglich?
Verheilt alles gut, könnt ihr schon wenige Tage nach der Geburt im Bett liegend einige Übungen probieren. Sprecht am Besten mit eurer Hebamme. Einen Rückbildungskurs könnt ihr in der Regel sechs bis acht Wochen nach der Geburt belegen.
Dammriss oder Dammschnitt: Was hilft, wenn es doch passiert ist?
Unter der Geburt merken die aller meisten Frauen gar nicht, dass es doch zu einem Dammriss oder Dammschnitt kam. Der Körper ist einfach so voller Hormone und dann liegt ja auch das Baby noch auf Mama.
Folgende Dinge können helfen, die Schmerzen zu lindern:
- Hämorriden-Kissen (z. B. über Amazon von Aiooy für 12,99 €), das erleichtert das Sitzen
- in regelmäßigen Abständen kühlen (füllt ein Kondom mit Wasser und friert es ein)
- Arnika, nach Absprache auch Schmerzmittel
- nach einigen Tagen können kurze (!) Sitzbäder (z. B. von Kamillosan über Amazon für 6,60 €9 für Entspannung sorgen
- verzichtet nach dem Toilettengang auf Klopapier, sondern greift auf Feuchttücher oder die HappyPo-Dusche (z. B. über Amazon für 19,99 €) zurück
Bildquelle: Gettyimages/Motortion