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Leiser Verlust

Fehlgeburt ohne Blutung: Stiller Abschied vom Glück

Bei einer Fehlgeburt ohne Blutung gibt es oft nur ein leises Gefühl, dass da etwas nicht stimmt
Bei einer Fehlgeburt ohne Blutung gibt es oft nur ein leises Gefühl, dass da etwas nicht stimmt (© Getty Images/ ilona titova)

Für viele schwangere Frauen ist es eine große Angst: eine Fehlgeburt ohne Blutung zu erleiden. Denn wenn eine Schwangere keine Schmerzen und keine Blutungen hat, dann erfährt sie oft erst bei der nächsten Untersuchung beim Frauenarzt davon, dass ihr Baby im Bauch gestorben ist – und das ist ein Riesenschock. Hier findet ihr alle Infos zur Fehlgeburt ohne Blutung, auch Missed Abort oder verhaltene Fehlgeburt genannt. Damit können wir euch den Schmerz nicht nehmen, aber vielleicht ein bisschen Unsicherheit, wenn ihr euch gerade fragt, ob mit eurer Schwangerschaft alles in Ordnung ist.

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Was ist ein Missed Abort oder verhaltene Fehlgeburt?

Es gibt mehrere Bezeichnungen für den tragischen und meist unbemerkten Verlust eines Babys in den ersten Schwangerschaftswochen: Missed Abort, verhaltene Fehlgeburt, stille Fehlgeburt oder ausbleibende Fehlgeburt. Aber egal, wie man es nennt, es ist eine sehr schmerzliche Erfahrung für Frauen. In der Regel spricht man von dieser Art der Fehlgeburt, wenn die Schwangere eine Fehlgeburt ohne Blutungen und Schmerzen hat und dadurch gar nicht weiß, dass sie eine Fehlgeburt erlitten hat.

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Das geschieht vielmals in den allerersten Tagen und Wochen der Schwangerschaft – manchmal wissen die betroffenen Frauen noch gar nicht (sicher), dass sie schwanger sind. Wenn die Schwangerschaft bereits feststand, stellt oft der oder die Gynäkolog*in beim regulären Kontrolltermin fest, dass das kleine Leben bereits wieder geendet hat. Ein großer Schock für die betroffenen Frauen.

Welche Symptome gibt es bei einer Fehlgeburt ohne Blutung?

Das schwer erträgliche an einer verhaltenen Fehlgeburt ist ja gerade, dass es keine bis nur wenige Anzeichen gibt. Bei regulären Fehlgeburten sind meist Blutungen ein deutliches Alarmzeichen, mit oder ohne deutliche Unterleibsschmerzen. Diese Blutungen fehlen bei einem Missed Abort. Dennoch kann es Symptome geben, die auf die stille Fehlgeburt hinweisen – oftmals werden sie den betroffenen Frauen, aber erst nach der schockierenden Feststellung des fehlenden Herzschlags beim Frauenarzt bewusst:

  • Keine Spannungsgefühl mehr in den Brüsten
  • Verschwundene Übelkeit
  • Nachlassende Müdigkeit
  • Verschwinden aller bisher an sich bemerkten Schwangerschaftssymptome
Charoline Bauer

Da war was

Nachdem ich erfahren habe, dass ich eine verhaltene Fehlgeburt hatte, sind mir verschiedene Symptome aufgefallen, die auf die unbemerkte Fehlgeburt hingewiesen haben, bzw., dass bestimmter Symptome wie z. B. spannende Brüste verschwunden waren. Da ich aber das erste Mal schwanger war und von Anfang an keine großen Schwangerschaftsanzeichen hatte, war mir das plötzliche Fehlen der wenigen Symptome, die ich hatte, gar nicht aufgefallen.

Charoline Bauer

Wie wird ein stille Fehlgeburt ohne Blutung festgestellt?

Natürlich kommt es manchmal vor, dass eine Schwangere kleine Veränderungen an ihrem Körper auffallen und sie den Verdacht auf eine Fehlgeburt ohne Blutung hat. Aber gerade Frauen, die zum ersten Mal schwanger sind, wissen noch nicht genau, was sie erwartet und bemerken den Missed Abort nicht. 

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In den allermeisten Fällen wird die verhaltene Fehlgeburt bei einer der Routineuntersuchungen in der Frauenarztpraxis festgestellt, wenn der Embryo im Ultraschall für die errechnete Schwangerschaftswoche zu klein ist oder deutliche Fehlentwicklungen zu sehen sind und kein Herzschlag mehr erkennbar ist.

Charoline Bauer

Und plötzlich Nichts

Meine allererste Schwangerschaft endete mit einer Fehlgeburt ohne Blutung. Bei einem Kontrolltermin in der 10. SSW wurde festgestellt, dass mein Baby keinen Herzschlag mehr hatte. Ich kann diesen Moment bis heute nicht richtig beschreiben. Mit einem Schlag wurde irgendwie alles leise und taub. Natürlich habe ich danach noch funktioniert, mit der Ärztin besprochen und bin irgendwie nach Hause gekommen, aber alles in einer Art Automatismus, der ablief, während mein Inneres sich komplett neu sortieren musste.

Charoline Bauer

Was passiert nach einer unbemerkten Fehlgeburt?

Hat die Gynäkologin bei ihrer Untersuchung eine unbemerkte Fehlgeburt festgestellt, kann sie verschiedene Maßnahmen einleiten. Denn im Gegensatz zu einer Fehlgeburt mit Blutung ist es bei einer verhaltenen Abortion oft so, dass der verstorbene Embryo und die Plazenta nicht vom Körper abgestoßen werden, sondern unverändert in der Gebärmutter verbleiben. Folgende medizinische Behandlungen stehen dann zur Verfügung:

  • Medikamentöse Behandlung mit dem wehenauslösenden Medikament Misoprostol (Cytotec). Es wird eine einmalige Dosis des Medikaments gegeben, das den Muttermund weitet und ein Ablösen der Plazenta bewirkt. Dieser Prozess kann mehrere Tage dauern und geht meist mit stärkeren Blutungen einher.
  • Saugkürettage wird eingesetzt, wenn es in einem frühen Stadium zu einer Fehlgeburt ohne Blutungen kommt. Der Eingriff erfolgt meist ambulant, mit leichter Vollnarkose.
  • Ausschabung (Curettage) wird das Plazentagewebe mit einem Löffel ähnlichen medizinischen Werkzeug abgetragen. Der Eingriff kann mit leichter Vollnarkose ambulant durchgeführt werden. Bei beiden Curettage-Methode ist danach noch mit Blutungen zu rechnen.
  • Auf einen natürlichen Abgang warten. Das ist der natürlichste Weg. Er kommt nur infrage, wenn keine Entzündungswerte im Blut vorliegen und auch keine Blutungen oder Infektionen auftreten. In diesem Fall geben die Mediziner*innen dem Körper Zeit, sich selbst von der Schwangerschaft zu verabschieden. Erfolgt allerdings innerhalb einer bestimmten Zeit kein natürlicher Abgang, wird die Frauenärztin dich noch einmal beraten, wie ihr weiter machen könnt.

Wenn die verhaltene Fehlgeburt erst nach der 14. bis 16. SSW geschieht, muss in den meisten Fällen eine medikamentös eingeleitete Geburt stattfinden. Dann können aber stärkere Schmerzmittel als bei einer regulären Geburt verabreicht werden, sodass die stille Geburt relativ schmerzfrei ablaufen kann.

Besprecht mit eurer Frauenärztin, welche Möglichkeit am besten zu eurer gesundheitlichen Situation passt. Es ist aber auch wichtig, dass ihr emotional mit der Behandlung der Fehlgeburt einverstanden seid. Macht deutlich, wenn ihr euch mit einer anderen Maßnahme besser fühlen würdet. Wir sind alle verschieden und gerade in einer so schlimmen Situation wie einer Fehlgeburt solltet ihr, eure Gefühle und Gesundheit in den Mittelpunkt stehen.

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Charoline Bauer

Alles probiert

Ich hatte mich zusammen mit meiner Ärztin für einen natürlichen Abgang entschieden, was ich im Nachhinein bereut habe. Denn es hat sich drei Wochen lang nichts getan. Da ich keine erhöhten Entzündungswerte hatte, war es für meine Gynäkologin fein, solange und noch länger zu warten. Aber ich konnte es dann einfach nicht mehr aushalten.

Mir fehlte der Abschluss, sodass ich endlich mit der Verarbeitung der Fehlgeburt anfangen konnte. Dadurch, dass das alles in mir war, war ich immer noch mitten drin – es fühlte sich an, wie eine immer weiter andauernde Fehlgeburt. Das war schrecklich für mich.

Ich bekam dann das Medikament Cytotec, aber außer fiesen Unterleibsschmerzen tat sich damit leider nichts. Am Ende wurde es dann eine ambulante Ausschabung unter leichter Vollnarkose und ich war unglaublich erleichtert, dass ich endlich einen Schlussstrich ziehen und mit der Verarbeitung beginnen konnte.

Charoline Bauer

Was sind die Ursachen für einen Missed Abort?

Die allermeisten Fehlgeburten, mit und ohne Blutung, geschehen bis zur 6. SSW. Man spricht hier von Frühabort. In den allerersten Wochen gibt es unzählige Entwicklungsschritte, bei denen ein Fehler direkt zum natürlichen Abbruch der Schwangerschaft führt, sodass der Embryo nicht lebensfähig ist. Bei 50 bis 70 Prozent der Frühaborte liegt es an einem schwerwiegenden Fehler im Chromosomensatz. Weitere Gründe für eine Fehlgeburt können sein:

  • Sexuell übertragene Herpes-Viren
  • Streptokokken
  • Clamydien
  • Myome in der Gebärmutter
  • Alkohol- und Tabakkonsum
  • Sich körperlich stark auswirkender Stress und Belastung
In den meisten Fällen von Frühaborten gibt es keine selbstverschuldete oder beeinflussbare Ursache. So hart es auch klingt: Es ist ein Fehler in der natürlichen Entwicklung des Embryos passiert und die Natur hat diesen Fehler durch den Abbruch des Projekts gestoppt.

Wenn eine Frau mehrfach Frühaborte erleidet, werden die Mediziner*innen genauere Untersuchungen machen, ob dafür medizinische Gründe vorliegen und gegebenenfalls eine passende Behandlung initiieren. Bei einem einmaligen Missed Abort werden in der Regel keine weiteren Maßnahmen ergriffen.

Welche Risiken gehen mit einer verhaltenen Fehlgeburt ohne Blutung einher?

Das größte Risiko bei einer Fehlgeburt ohne Blutung ist die Gefahr einer Infektion, wenn das Plazentagewebe nicht aus der Gebärmutter entfernt wird. Geschieht dies nicht auf einem natürlichen Wege, werden die oben erwähnten medizinischen Maßnahmen ergriffen.

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In der Regel hat eine natürliche Fehlgeburt ohne gesundheitliche Vorbelastung keine Risiken zur Folge und beeinflusst auch zukünftige Schwangerschaften nicht negativ.

Wie häufig kommen stille Fehlgeburten vor?

Die allermeisten Fehlgeburten ereignen sich in den ersten 6. SSW. Viele Frauen bekommen davon nicht einmal etwas mit, weil der Abort mit einer Blutung erfolgt, welche oft als verspätete Regelblutung gedeutet wird. Konkrete Zahlen zu Fehlgeburten ohne Blutung und auch mit Blutung gibt es nicht, da ein natürlicher Schwangerschaftsabbruch vor der 24. SSW bzw. bei einem Geburtsgewicht von unter 500 g nicht meldepflichtig sind.

In der Medizin wird von etwa 25 % Fehlgeburten ausgegangen. 80 % dieser Aborte sind ein Frühabort, finden also zwischen der 1. und 12. SSW statt. Der Rest zählt als Spätabort zwischen der 14. und 24. SSW. Fehlgeburten, die danach stattfinden oder wenn der Embryo über 500 g wiegt, gelten als Totgeburt und werden im Geburtenregister erfasst. (Stand 2021)

Umgang und Hilfe bei einer frühen verhaltenen Fehlgeburt?

Wenn du einen Verdacht auf eine Fehlgeburt ohne Blutung bei dir hast, wende dich direkt an deine Gynäkologin. Nur ein Ultraschall kann Gewissheit über den Stand deiner Schwangerschaft bringen. 

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Wenn du psychologische Unterstützung benötigst, sind die Diakonie und die Caritas mögliche Ansprechpartner. Der Verlust eines Kindes, auch wenn er in den ersten Schwangerschaftswochen passiert, kann sehr belastend sein und es ist immer gut, um Hilfe zu bitten, wenn ein Umgang damit für sich allein zu schwer erscheint. 

In vielen Städten gibt es auch Selbsthilfeinitiativen, an die du dich wenden kannst. Auch wenn sich viele der Angebote an Eltern von Sternenkindern richten, findest du dort in der Regel auch Unterstützung beim Umgang mit einer Fehlgeburt.

Hinweis: Wenn ihr nicht weiter wisst, steht euch das Info-Telefon der Deutschen Depressionshilfe zur Verfügung. Ihr erreicht es unter 0800 / 33 44 533. In Notfällen, z. B. bei drängenden und konkreten Suizidgedanken zögert nicht, euch an die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter der Telefonnummer 112 zu wenden.

Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

Quellen: Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages, Statistisches Bundesamt, MSD Manual

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