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Feindiagnostik in der Schwangerschaft: Wann sie sinnvoll ist und wie sie abläuft

Feindiagnostik: Schwangere recherchiert am Laptop
© Getty Images/LightFieldStudios

Bei der Feindiagnostik wird euer Baby mit einem besonders hochauflösenden Ultraschall ganz genau untersucht, um (seltene) Auffälligkeiten in seiner Entwicklung zu erkennen bzw. auszuschließen. Das Schwangerschafts-Screening ist freiwillig und nicht-invasiv, kann aber trotzdem große Fragen aufwerfen. Wie die Feindiagnostik abläuft, welche Kosten auf euch zukommen und welche Möglichkeiten das Screening bieten kann. 

Zwischen der 21. und der 23. Schwangerschaftswoche könnt ihr euch zusätzlich zur normalen Schwangerschaftsvorsorge für eine Untersuchung per Feindiagnostik entscheiden. Sie gehört zu der nicht-invasiven Pränataldiagnostik, das heißt, sie läuft ohne Eingriff ab und ist somit sicher für Mutter und Kind.

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Wie sinnvoll ist die Feindiagnostik?

Als Eltern habt ihr die volle Entscheidungsvollmacht, ob ihr die Untersuchung bei eurem Baby machen lassen wollt. Das Ultraschall-Screening überprüft die körperliche Entwicklung eures Babys und kann dabei bestimmte Krankheiten und Komplikationen ausschließen. So können viele Fehlentwicklungen, wie z. B. Herzfehler, bereits vor der Geburt erkannt und ggf. ihre Therapie geplant werden. Das kann auch bedeuten, dass sich die Wahl eurer Geburtsklinik ändert.

Die gute Nachricht: 95 % der Kinder in Deutschland werden ohne Fehlbildungen geboren. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei der Feindiagnostik nichts gefunden wird, ist also hoch. Gleichzeitig können über 90 % der behandlungsbedürftigen körperlichen Leiden erkannt werden. Somit ist also die Fehlerquote gering - und wenn ein auffälliger Befund gestellt wird, könnt ihr bewusst handeln. Die Mediziner*innen im Feindiagnostik-Zentrum stehen in engem Kontakt zu anderen Spezialist*innen, wenn ihr eine weiterführende Behandlung benötigt.

Ultraschall in der Schwangerschaft: Was sieht man in welcher SSW?

Ultraschall in der Schwangerschaft: Was sieht man in welcher SSW?
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Feindiagnostik: Was wird untersucht?

Bei dem Feinscreening steht die Untersuchung aller sichtbaren Strukturen im Körper des Babys im Vordergrund: Der Organe, des Bewegungsapparats, der Gefäße und Nerven. Je nachdem, ob ihr aufgrund eines bestimmten Verdachts einen Termin gemacht oder euch aus reiner Vorsorge dafür entschieden habt, kann der Ablauf und Fokus der Feindiagnostik leicht variieren.

Was ist bei der Feindiagnostik erkennbar?

Ziel der Feindiagnostik ist es, wichtige Fehlbildungen per Ultraschall zu ermitteln. Dabei werden Organe, Extremitäten und Wirbelsäule in den besonderen Fokus genommen - und über 90 % aller relevanten Fehlentwicklungen auch erkannt. Trotzdem kann es sein, dass manche Leiden erst später in der Schwangerschaft auftreten. Andere Erkrankungen, besonders Erbkrankheiten wie z. B. Down-Syndrom sind ab dem 2. Trimester schwerer erkennbar. Auch, wenn eine Erkrankung keine Auswirkungen auf die Organbildung hat, kann sie per Feindiagnostik nicht immer ausgeschlossen werden.

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Gleichzeitig ist es möglich, dass bestimmte körperliche Merkmale auf eine Erkrankung hinweisen könnten, die genauso bei völlig gesunden Kindern auftreten. In der Feindiagnostik wird dann von "Soft Markern" gesprochen, bei denen ggf. weitere Tests nötig sind, um Aufschluss zu geben.

In der Feindiagnostik erkennbar:

In der Feindiagnostik nicht erkennbar:

  • Fehlbildungen, die im weiteren Verlauf der Schwangerschaft entstehen, z. B. aufgrund einer Infektion wie Zytomegalie
  • Erbkrankheiten, die keine körperlichen Merkmale mit sich ziehen

Ablauf der Feindiagnostik

#1 Aufklärung

Wenn ihr in die Praxis kommt, werdet ihr zunächst gebeten, einen umfangreichen Anamnesebogen auszufüllen. Dazu gehört auch ein Aufklärungsbogen, der euch die über die Möglichkeiten und Grenzen der Feindiagnostik informiert. Euer Arzt/ eure Ärztin wird vor der Untersuchung eure Fragen mit euch besprechen und ggf. als auf eure Vorgeschichte eingehen.

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#2 Organscreening und Biometrie

Mit einem hochauflösenden Ultraschall-Gerät werden zunächst die Organe eures Babys genau unter die Lupe genommen. Dabei wird eine biometrische Messung vorgenommen, um die Organentwicklung einzuordnen. Hier wird euer Baby von Kopf bis Fuß vermessen und auf körperliche Auffälligkeiten untersucht. Anhand der Daten wird festgestellt, wie euer Kind wächst und ob eventuell Fehlbildungen wie eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, ein Wasserkopf oder eine Spina Bifida vorliegen. Auch die inneren Organe wie Gehirn, Herz, Niere und Lunge werden genau vermessen, ihre Entwicklung und Lage überprüft. Auch euer Gebärmutterhals und die Fruchtwassermenge werden kontrolliert. Und: Wenn ihr möchtet, könnt ihr meistens das Geschlecht eures Babys erfahren.

#3 Untersuchung von Herz und Blutfluss

Bei der anschließenden Farbdoppleruntersuchung stehen vor allem das Herz eures Babys und der Mutterkuchen im Fokus. Hier wird bildhaft dargestellt, ob das Herz gut ausgebildet ist und wie der Blutfluss zirkuliert. Die Plazenta wird daraufhin geprüft, ob die Blutversorgung zwischen Mutter und Baby optimal funktioniert und ideal für Entwicklung des Kindes ist. Mit dem Test sollen Fehlbildungen festgestellt, aber auch Risiken wie eine Plazentainsuffizienz, ausgeschlossen werden.

#4 Auswertung und Abschlussgespräch

Eure Ärztin wird die Ergebnisse der Feindiagnostik mit euch besprechen. Ihr bekommt einen genauen schriftlichen Befund für euren Frauenarzt sowie meistens einen Ausdruck einiger 3-D-Bilder eures Babys. Manchmal könnt ihr sie auch auf einen USB-Stick erhalten oder sie werden euch per E-Mail geschickt. Bei bestimmten Ergebnissen kann es sein, dass ihr eine Überweisung für weiterführende Tests, Beratungsgespräche oder Behandlungen in einer Klinik bekommt.

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Wann ist eine Feindiagnostik ratsam?

Die Feindiagnostik ist für euch eine völlig freiwillige Untersuchung. Bei einer bestimmten medizinischen Vorgeschichte oder Veranlagung kann es sein, dass sie euch ärztlich empfohlen wird. Auch, wenn ihr Sorgen und Ängste in eurer Schwangerschaft habt, könnt ihr euch privat für die Untersuchung entscheiden. Da mit der Feindiagnostik gewisse Erkrankungen und Fehlbildungen früh erkannt werden, kann sie oft rechtzeitige und wichtige Behandlungen ermöglichen.

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Gleichzeitig kann sich herausstellen, dass ein Verdacht unbegründet ist, z. B. wenn eine Fehlbildung ausgeschlossen werden kann, für die eine familiäre Veranlagung besteht. Ein auffälliger Befund kann aber auch vollkommen unerwartete Entscheidungen und Folgen für euch bedeuten.

In diesen Fällen wird die Feindiagnostik ggf. empfohlen:

  • Wenn bei den regulären Ultraschalluntersuchungen der Schwangerschaftsvorsorge-Untersuchungen Auffälligkeiten festgestellt wurden.
  • Bei einer Risikoschwangerschaft
  • Wenn es Probleme zu Beginn der Schwangerschaft gab, insbesondere bei Medikamenteneinnahme in der Frühschwangerschaft.
  • Wenn Geschwisterkinder mit einer Fehlbildung geboren wurden.
  • Bei diagnostizierten oder vermuteten Erbkrankheiten in der Familie.
  • Wenn ein Elternteil an bestimmten Krankheiten, wie z. B. Diabetes leidet.

Ist alles in Ordnung, kann das sehr beruhigend für den weiteren Verlauf eurer Schwangerschaft sein. Wichtig zu wissen: Bei der Feindiagnostik handelt es sich nicht nur um harmloses Babykino in 3D. Sinn der Untersuchung ist eindeutig, Abnormalitäten zu erkennen oder auszuschließen. Und: Bei der 3-D-Untersuchung sind nicht alle Erkrankungen und Fehlbildungen eines Babys erkennbar.

Jennifer Kober

Nehmt am besten jemanden zur Untersuchung mit

Auch wenn euch normalerweise nichts aus der Ruhe bringt: Bei der Feindiagnostik liegen schnell die Nerven blank, schließlich ist es eine längere Untersuchung (ca. 45 Minuten) und das Warten auf die mögliche Diagnose kann durchaus aufwühlend sein. Gleichzeitig prasseln jede Menge Infos auf euch ein. Nehmt euch also am besten eine Begleitperson mit, die euch im Wartezimmer ablenkt, bei den Formularen hilft und im Untersuchungsraum an eurer Seite sitzt.

Jennifer Kober

Wer zahlt bei der Feindiagnostik die Kosten?

Die Kosten für die Feindiagnostik werden meist von der Krankenkasse übernommen, wenn ihr eine Überweisung aufgrund einer Auffälligkeit im Ultraschall habt. Einige Kassen zahlen auch dann, wenn euch wegen eines bestehenden Risikos oder einer Vorgeschichte zu einer genaueren Untersuchung per Feindiagnostik geraten wird. Am besten, ihr wendet euch direkt an eure Krankenkasse. Wenn ihr die Kosten der Feindiagnostik privat zahlt, solltet ihr je nach Praxis mit einem Betrag von 250 bis 300 € rechnen. Davon kann ggf. ein Anteil übernommen werden, in manchen Fällen kann auch eine Zusatzversicherung für die Kosten aufkommen.

Was ist, wenn bei der Feindiagnostik etwas entdeckt wurde?

Wohl alle Eltern gehen in die Feindiagnostik mit der Hoffnung, dass mit ihrem Baby alles ok ist. Besonders, wenn euch ganz unerwartet eine Diagnose trifft ist es wichtig, dass ihr euch Zeit lasst, um die nächsten Schritte zu bedenken und euch ggf. auch weitere Beratung einholt. Sprecht mit eurem Frauenarzt, eurer Hebamme und wendet euch am besten auch an eine Beratungsstelle. Organisationen und Elterninitiativen können wertvolle Anlaufstellen sein, die ein offenes Ohr, Einblicke in ähnliche Situationen und weiterführende Informationen und Kontakte bieten können. Die wichtigsten auf einen Blick:

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Jennifer Kober

So war es bei uns

Wir haben uns in beiden Schwangerschaften aufgrund einer möglichen Herzerkrankung für die Feindiagnostik entschieden. Natürlich hatten wir die Hoffnung, dass alles gut mit unseren Kleinen ist. Gleichzeitig wussten wir aus familiärer Erfahrung, dass eine frühe Erkennung wichtig ist. Sie würde unsere Klinikwahl beeinflussen sowie die Planung von OPs direkt nach der Geburt bedeuten. In unserem Fall waren die Ärztinnen unglaublich einfühlsam.

Ich persönlich würde mich immer wieder für die Feindiagnostik entscheiden, weil sie Eltern im Ernstfall die Möglichkeit der konkreten Vorbereitung gibt. Das ist bei anderen Screenings, wie der Nackenfaltenmessung, noch einmal anders. Aber auch das ist zum Glück die individuelle Entscheidungssache jeder Familie. Wichtig ist, dass ihr euch mit allen Konsequenzen vertraut macht und zu keiner Untersuchung oder Behandlung drängen lasst, von der ihr nicht selber überzeugt seid.

Jennifer Kober

Quellen: knwDEGUMZentrum für Pränataldiagnostik und Humangenetik

Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

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