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Komplikationen

Alle Fragen und Antworten rund um das emotionale Thema Frühgeburt

Rund 9 % der Babys in Deutschland kommen früher auf die Welt als geplant, über zwei Drittel von ihnen nach der 34. Schwangerschaftswoche, in einer Zeit, in der die wichtigsten Entwicklungsschritte abgeschlossen und die Überlebenschancen schon dieselben wie bei “voll ausgetragenen” Babys sind. Aber welche Ursachen haben Frühgeburten und wie kann man sie erkennen?

Meistens hast du keinen Einfluss darauf, wann dein Baby kommt. Einige Risikofaktoren lassen sich aber dennoch ausschließen.

Auch, wenn die Statistik es gut mit uns meint: Als schwangere Mama denkt man an alle Risiken, denn zu viele von ihnen liegen außer unserer Kontrolle. So können Frühgeburten in Risikoschwangerschaften auftreten, aber auch durch unbekannte Faktoren ausgelöst werden, auf die wir keinen Einfluss haben. Das macht es nicht leichter, wenn du bereits weißt, dass eine Frühgeburt bei dir wahrscheinlich oder vielleicht medizinisch notwendig sein wird. Ich hatte mit vorzeitigen Wehen regelrecht eine Ziellinie im Kopf mit dem Termin, an dem mein Baby auch außerhalb meines Körpers lebensfähig wäre. Der Austausch mit anderen Müttern und auch die Unterstützung meiner Hebamme, die ich glücklicherweise in der 32. SSW fand, haben mir sehr geholfen: “Alles ist gut, in schon zwei Wochen darf er kommen” hat sie zu mir gesagt. “Und wenn er eher kommt, dann schafft ihr das auch. Ich habe alles schon gesehen.” In den bangenden und durch Bettruhe ziemlich isolierten Wochen zuvor haben mir aber vor allem die Fakten und Statistiken sehr geholfen. Hier sind alle Infos zum Thema:

Was ist eine Frühgeburt?

Man spricht von einer Frühgeburt, wenn dein Baby vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche, also vor 37+0 auf die Welt kommt. Auch das Gewicht spielt eine Rolle: Wiegt ein Kind unter 2.500 g wird es wie ein Frühchen behandelt, selbst dann, wenn es nach dem Zeitpunkt geboren wurde.

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Was sind die Anzeichen einer Frühgeburt?

Die Mehrzahl der Frühgeburten, etwa 80 %, beginnen spontan und oft ohne vorherige Symptome. Folgende Anzeichen können aber auf drohende eine Frühgeburt hindeuten:

  • Blutungen in der Schwangerschaft
  • vorzeitige Wehen
  • Verlust von Fruchtwasser bzw. vorzeitiger Blasensprung
  • geöffneter Muttermund

Wie kann man einer Frühgeburt vorbeugen?

Leider gibt es kein sicheres Rezept, eine Frühgeburt zu vermeiden, denn viele Faktoren können eine Geburt frühzeitig einleiten oder auch notwendig machen - und liegen häufig nicht in deiner Hand. Dabei ist der beste Weg, die Chancen einer Frühgeburt und von Komplikationen gering zu halten, auf die gängigen medizinischen Empfehlungen für eine gesunde Lebensweise während der Schwangerschaft zu achten und körperliche Veränderungen zeitnah mit deiner Frauenärztin zu besprechen. Tipps für eine gesunde Schwangerschaft:

  • gesunde, ausgewogene Ernährung in der Schwangerschaft
  • die ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen bei der Gynäkologin und ggf. hausärztliche Kontrolluntersuchungen zu Blutwerten einhalten
  • Stress und Überlastung vermeiden (im Alltag und auch im Job, wichtig ist hier die Einhaltung des Mutterschutzgesetzes deines Arbeitgebers)
  • auf Genussmittel wie Zigaretten, Alkohol und Drogen verzichten
  • Medikamente vermeiden und nur unter ärztlicher Aufsicht verwenden
  • verschriebene Medikamente (z. B. gegen Eisenmangel) und ggf. ärztlich empfohlene Schwangerschaftsvitamine regelmäßig einnehmen

Frühgeburt: Ursachen und Risikofaktoren

Experten können nicht immer genau sagen, ob Frühgeburten durch jeweils eine bestimmte Ursache oder das Zusammenspiel mehrerer Faktoren ausgelöst werden. Dabei können äußere Faktoren wie Unfälle oder Lebensumstände genauso eine Rolle spielen wie gesundheitliche Risiken und Infektionen der Mutter und die Genetik des Kindes. Folgende Ursachen können das Frühgeburtsrisiko erhöhen:

  • Scheideninfektionen, besonders wenn sie häufiger auftreten und zum Muttermund aufsteigen
  • Entzündung und Infektionen des Zahnfleisches und Mundraums
  • Stress und Überlastung (emotional, körperlich oder geistig)
  • veränderter Zustand der Plazenta (vorzeitige Ablösung, Vorstehung, Ruptur)
  • vorzeitige Wehen
  • Bluthochdruck
  • Eisenmangel
  • zu viel Fruchtwasser
  • starkes Unter- oder Übergewicht
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Risikoschwangerschaft
  • vorangegangene Fehl- und Frühgeburten
  • Anomalien oder Infektionen des Kindes
  • Rauchen, Alkohol-und Drogenmissbrauch

Frühgeburt: ab SSW 34 haben Babys die besten Chancen

Bereits ab der 34. Schwangerschaftswoche haben Frühchen statistisch gesehen dieselben Überlebenschancen wie zu Termin geborene Kinder. Auch das Risiko für Behinderungen ist bereits ab SSW 32 dasselbe. Die meisten Kliniken leiten außerordentliche Maßnahmen ab der 24. Schwangerschaftswoche ein, denn auch juristisch gesehen besitzen Babys nun ein volles Lebensrecht.

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Leider sieht es bei Babys, die vor SSW 22, also etwa Mitte des 6. Monats, geboren werden, oft anders aus. Trotz wachsender medizinischer Möglichkeiten gelten sie außerhalb des Mutterleibs als nicht überlebensfähig, sodass Ärzte nach der genauen Abwägung des Entwicklungsstandes in der Regel keine außerordentlichen Maßnahmen anwenden. Bei Geburten nach SSW 22 steigt die Überlebenschance von Babys bereits auf 40 %, wenn auch das Risiko von Behinderungen bei 30 % noch sehr hoch ist.

Kann man eine Frühgeburt aufhalten?

Mithilfe von Wehenhemmern kann eine anstehende Frühgeburt manchmal verzögert und so mit der Gabe einer Lungenreifespritze die Reifung der kindlichen Lungen beschleunigt werden. Langfristig können Tokolytika aber den Geburtsprozess nicht aufhalten. Leichte vorzeitige Wehen, die vorrangig stressbedingt sind, können mit Schonung, Magnesium und Bryophyllum oft abgeschwächt werden.

Frühgeburtenrate ist am wachsen - warum ist das so?

Die Anzahl der Frühgeburten ist laut einer umfassenden Studie der WHO in den letzten 20 Jahren stetig gewachsen. Dabei spielen aber nicht nur Gesellschaftskrankheiten wie Blutdruckerhöhung und Diabetes, also negative Faktoren, eine Rolle, sondern auch die wachsenden medizinischen Möglichkeiten: Schwere Komplikationen können aufgrund guter Vorsorge besser erkannt und eine Geburt ggf. eher eingeleitet oder ein Kaiserschnitt durchgeführt werden, um die Überlebenschancen für Mutter und Kind zu verbessern. Auch gesellschaftliche Aspekte sind von Bedeutung: Viele Frauen entscheiden sich später im Leben, Kinder zu bekommen, dabei steigt mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsschwangerschaft, bei denen ein vorzeitiger Kaiserschnitt oft nötig wird. Bei einer Kinderwunscherfüllung durch künstliche Befruchtung sind Mehrlingsschwangerschaften wahrscheinlicher. Somit spiegelt die Frühgeburtenrate in manchen Fällen Risiken, in anderen aber auch Chancen wieder, die es in der Vergangenheit nicht gegeben hätte.

Quellen:
WHO
Stiftung Kindergesundheit
Frauenärzte im Netz

Bildquelle: Getty Images