Hättet ihr gewusst, dass Mutter und Hebamme früher Bier während der Geburt getrunken haben? Oder dass Kettensägen speziell für Geburten erfunden wurden? Sieben skurrile Fakten über die Geburt im Laufe der Menschheitsgeschichte.
1. Geburt auf Ziegelsteinen
Schwangeren Frauen zu biblischen Zeiten wurde keine Ruhe gegönnt: Sie durften sich während der Geburt weder hinsetzen noch hinlegen. Stattdessen mussten sie auf Ziegelsteinen stehen, damit die Hebamme genug Platz hatte, um an das Neugeborene heran zu kommen.
2. Während der Geburt wurde Bier getrunken
Heutzutage weiß jede Frau: Alkohol sollten Mütter während Schwangerschaft und Stillzeit lieber sein lassen. Es ist aber noch gar nicht so lange her, als schwangeren Frauen sogar empfohlen wurde, Alkohol zu trinken – und das vor allem während der Geburt. Im neunzehnten Jahrhundert verschrieben Ärzte Champagner als Behandlung für die morgendliche Übelkeit und Brandy mit Soda als Appetitstimulanzien. Bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein wurde Alkohol als Allzweck-Heilmittel angesehen. Er sollte die Nerven von Schwangeren beruhigen und ihre Kraft steigern. Außerdem wurde geglaubt, dass Alkohol den Uterus entspannen und sogar die Wehen verlangsamen könne. In der Tat war Bier während einer Geburt so beliebt, dass ein spezielles „groaning ale“ dafür gebraut wurde; also ein Ale für die Mütter, die vor Schmerzen stöhnen.
3. 40 Tage und 40 Nächte Ruhe
Mittlerweile läuft ein Großteil der Geburten recht problemlos und schnell ab. Viele Frauen können schon nach kurzer Zeit wieder nach Hause. In manchen Ländern arbeiten Mütter sogar wenige Tage nach der Geburt wieder. Im Mittelalter wäre das undenkbar gewesen. Damals sollten Mütter 40 Tage in ihren Gemächern bleiben und für das Wohl ihres Nachwuchses beten.
In vielen Kulturen dauert das Wochenbett 40 Tage, denn grade wenn es nicht das erste und ist, braucht der mütterliche Körper Erholung und auch die 'Seele' Zeit, sich mit dem neuen Baby zu connecten.
Im Mittelalter fand nach dem Wochenbett in royalen Kreisen eine Kirchenzeremonie statt, in der die Mutter Geschenke für das Neugeborene bekam und schöne Kleider zu tragen hatte. Mit dieser Zeremonie wurde die Frau wieder in der Gesellschaft begrüßt, sie galt wieder als „rein" und konnte ihren Pflichten als Ehefrau wieder nachkommen. In der Aristokratie bedeutete dies des Weiteren, dass das Baby nun einer Amme übergeben wurde, die die Aufzucht des Babys übernahm.
Zur Zeit der Tudors sollten Frauen übrigens nur drei Tage in ihrem Zimmer bleiben. Der Geburtsraum musste aber komplett abgedunkelt und von jeglicher Frischluft abgeriegelt werden, da man glaubte, dass dies dem Baby schaden könnte. Die ganzen drei Tage nach der Geburt durften die Fenster nicht geöffnet werden, um die Gesundheit des Babys nicht zu gefährden.
Diese Regeln stammen zum Großteil von Margaret Beaufort. Die Mutter von Heinrich VII. legte zahlreiche Grundsätze für das Verhalten von werdenden Müttern fest. Auch vor der Geburt durften königliche Mütter des 15. Jahrhunderts ihre Kammer nicht mehr verlassen und das einen ganzen Monat lang. Sie durften nur von Frauen bedient werden, es musste auch mitten im Sommer immer ein Feuer im Kamin angezündet werden und selbst die Schlüssellöcher mussten gestopft werden, um jeglichen Zug zu vermeiden.
4. Entbindung mit Publikum
Stand früher die Geburt eines Monarchen bevor, konnte sich die werdende Mutter sicher sein, dass sie ihre Wehen in Anwesenheit von bis zu 70 Personen ausstehen musste. Erzbischöfe, Kabinettsminister und zahlreiche andere hochrangige Personen waren bei der Entbindung anwesend, um sicherzustellen, dass auch alles mit rechten Dingen zuginge und das Neugeborene nicht durch ein fremdes Kind ersetzt würde.
Und es sind nicht nur königliche Mütter, die während der Geburt ein Publikum unterhalten mussten. Auch im kolonialen Amerika oder bei den Puritanern mussten Frauen mit rund zehn Personen rechnen, die die Geburt mitverfolgten – darunter die eigene Mutter, die Schwiegermutter und die Nachbarn, aber nur sehr selten der Vater des Kindes.
5. Kettensägen wurden erfunden, um Frauen während der Geburt zu helfen
Ja, das Schreckensinstrument aus Horrorfilmen wurde ursprünglich für Entbindungen entwickelt. Der Prototyp der modernen Kettensäge wurde im späten 18. Jahrhundert von den schottischen Ärzten John Aitken und James Jeffray entwickelt. Ursprünglich wurde das Gerät zur Symphysiotomie benutzt. Dabei wird bei der schwangeren Frau die Knorpelfaserverbindung zwischen den Schambeinen durchtrennt. Dadurch lässt sich das Becken der Frau „wie ein Scharnier“ öffnen.
Dieser Eingriff wurde, quasi als Vorgänger des Kaiserschnitts, vor allem bei sehr großen Babys gemacht – und das bis in die späten 80er Jahre des letzten Jahrhunderts. Die Konsequenzen einer Symphysiotomie können allerdings gravierend ausfallen: Für die Mutter ist der Eingriff mit monatelangen Schmerzen verbunden, für das Baby kann die Symphysiotomie gar tödlich oder mit schweren Verletzungen enden.
Als Anfang des 19. Jahrhunderts Kaiserschnitte immer üblicher wurden, wurden Kettensägen dann eher dafür eingesetzt, Bäume zu fällen.
6. Es ist Queen Victoria zu verdanken, dass sich der Gebrauch von Schmerzmittel während der Geburt verbreitet hat
Vor der Mitte des 18. Jahrhunderts glaubten die Menschen, dass, wenn Mütter dem Schmerz der Geburt nicht standhalten konnten, sie auch den Anstrengungen der Mutterschaft nicht Herr werden konnten. Deshalb war die Nutzung von Schmerzmitteln gegen den Wehen-Schmerz höchst verpönt.
Queen Victoria hat diese Binsenweisheit wenig gekümmert. Bei der Geburt ihres achten Kindes, Prinz Leopold, bat sie ihren Hofarzt Dr. John Snow (echt jetzt!) ihr die „gesegnete Droge“ Chloroform zu verabreichen – und begründete damit ein weltweites Phänomen, was den Gebrauch von Schmerzmitteln während der Geburt anging. Wir sagen: Danke, Vicky für PDA und Co!!
7. Das Geschlecht des Babys lässt sich bis zur Geburt beeinflussen …
… das glaubte man wenigstens früher. Im 15. und 16. Jahrhundert „glaubten die Leute, dass das Geschlecht eines Kindes erst in dem Moment, in dem es geboren wird, bestimmt wird. Also dachten sie, dass sie während der Schwangerschaft das Geschlecht des Babys noch beeinflussen können," erklärt Historikerin Tracy Borman in einem Interview mit dem Telegraph. So mussten vor allem royale Mütter während ihrer Schwangerschaft sehr viel schwitzen, denn Wärme sollte einen Jungen hervorbringen.
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