Gerade die Geburt des ersten Kindes ist für viele Frauen ein einziges großes Fragezeichen, dass oftmals auch mit vielen Ängsten verbunden ist. Viele davon kann euch vielleicht eine Beleghebamme abnehmen oder euch zumindest ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen geben. Wir haben die wichtigsten Fakten rund ums Thema Beleghebamme und haben auch mit einer Beleghebamme aus Berlin zu ihrer Sicht der Dinge gesprochen.
- 1.Was ist eine Beleghebamme?
- 2.Dienst-Beleghebamme
- 3.Begleit-Beleghebamme
- 4.Welchen Vorteil bringt eine Geburt mit Beleghebamme?
- 5.Wie finde ich eine Beleghebamme?
- 6.Ab wann muss ich mir eine Beleghebamme suchen?
- 7.Was kostet eine Beleghebamme?
- 8.Wer bezahlt eine Beleghebamme?
- 9.Betreuung durch die Beleghebamme vor der Geburt
- 10.Betreuung durch die Beleghebamme während der Geburt
- 11.Betreuung durch die Beleghebamme nach der Geburt
- 12.Interview: Warum hast du dich dazu entschieden als Beleghebamme zu arbeiten?
- 13.Interview: Welche Herausforderungen bringt es mit sich, wenn man als Beleghebamme arbeitet?
Was ist eine Beleghebamme?
Es gibt verschiedene Arten von Beleghebammen: die meisten arbeiten selbstständig mit einer oder mehreren Geburtskliniken zusammen oder sie arbeiten direkt im Schichtsystem eines Krankenhauses. Man spricht hier auch von Begleit-Beleghebamme und Dienst-Beleghebamme.
Dienst-Beleghebamme
Eine Beleghebamme, die regulär im Schichtdienst auf einer Geburtsklinik arbeitet, nimmt dort ähnlich wie die festangestellten Hebammen am Schichtsystem im Kreißsaal und auf der Wöchnerinnenstation teil.
Begleit-Beleghebamme
Die Begleit-Beleghebamme hat zumeist einen Vertrag mit einer Krankenhaus. Sie betreut dich bereits während der Schwangerschaft und begleitet dich dann, wenn es mit den Wehen los geht, in die Klinik und begleitet deine gesamte Geburt. Viele Beleghebammen übernehmen auch die Wochenbettbetreuung nach der Geburt, aber das müsst ihr explizit anfragen und vereinbaren.
Welchen Vorteil bringt eine Geburt mit Beleghebamme?
Eine Beleghebamme hat den Vorteil, dass sie dir als Vertrauensperson während der gesamten Geburt – also während des ganzen großen Finales voller Unbekannten – mit Rat und Tat zur Seite steht. Wenn sie dich bereits in der Schwangerschaft betreut hat, kennt sie dich, deine Ängst und Wünsche bereits gut und kann gezielt darauf eingehen. Außerdem bleibt sie die ganze Geburt über an deiner Seite, egal wie lange diese dauert (Wie lange dauert überhaupt ein Geburt?) So musst du während dieser intensiven Zeit nicht mit verschiedenen Hebammen arbeiten, die du zuvor vermutlich noch nie gesehen hast. Bei einer langen Geburt können das nämlich schon einmal bis zu drei oder vier verschiedene Hebammen sein, die sich um dich kümmern.
Das bestätigt uns auch Christiane Hammerl, seit vier Jahren Beleghebamme in Berlin: "Aus meiner Sicht als Beleghebamme sehe ich viele Vorteile. Ich kenne „meine Frauen“, „meine Familien“ die ich zur Geburt betreue sehr gut. Dies gibt mir Sicherheit und die Gebärende und ihr Partner/inn kann sich sicher sein, dass nur ich die Frau betreue und zwar als 1:1 Betreuung, die gesamte Geburt über. Es gibt keinen Schichtwechsel. Entscheidungen werden mit der Frau, dem Partner und der Ärztin auf Augenhöhe getroffen."
Wie finde ich eine Beleghebamme?
Wenn du schon genau weißt, in welchem Krankenhaus du entbinden willst, kannst du dich dort direkt an möglichen Beleghebammen erkundigen. Oft findest du diese Info auch schon auf der Webseite der Klinik.
Wenn du noch nicht weißt, wo du entbinden wirst, weil es vielleicht mehrere Möglichkeiten gibt, die in Frage kommen oder es dir egal ist, kannst du auch im Internet auf die Suche nach einer Beleghebamme gehen. In Hebammennetzwerke, -gemeinschaftspraxen und Geburtshäuser arbeiten oft Beleghebammen bzw. darüber kann dir ein Kontakt vermittelt werden.
Wichtig ist zu wissen, dass die meisten Begleit-Beleghebammen nur mit bestimmten Krankenhäusern zusammenarbeiten. Es ist eher unwahrscheinlich, aber nicht ganz ausgeschlossen, dass man einfach seine Beleghebamme mit in eine Geburtsklinik seiner Wahl bringen darf (wenn Hebamme und Klinik keinen Vertrag mit einander haben.)
Ab wann muss ich mir eine Beleghebamme suchen?
Möglichst schnell! Das gilt ja schon für die generelle Hebammensuche, denn Hebammen sind in Deutschland mittlerweile leider schwer zu bekommen. Wer von seiner Beleghebamme schon während der Schwangerschaft betreut werden will – was meistens üblich ist – sollte sich direkt nach einem durch den Frauenarzt bestätigten positiven Schwangerschaftstest auf die Suche machen.
Was kostet eine Beleghebamme?
Die Kosten für die Arbeit der Beleghebamme übernimmt deine Krankenkasse, so wie sie es auch für jede andere Hebammenbetreuung in der Schwangerschaft, während und nach der Geburt tut.
Eine Beleghebamme berechnet aber eine Rufbereitschaftspauschale. Das bedeutet, dass deine Hebamme ab der 37. SSW bis nach der Geburt 27/4 abrufbereit für dich ist. Wenn es mit der Geburt los geht, rufst du sie an und sie kommt – egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Und sie bleibt bei dir, solange die Geburt eben dauert. Diese Flexibilität muss natürlich vergütet werden. Die Kosten für die Rufbereitschaft unterscheiden sich von Region zu Region und auch von Beleghebamme zu Beleghebamme. In der Regel kostet die Rufbereitschaftspauschale einer Beleghebamme zwischen 500 und 1.000 €.
Wer bezahlt eine Beleghebamme?
Die Kosten für die Rufbereitschaft einer Beleghebamme sind nicht ohne. Wer muss das zahlen? Zum größten Teil die Eltern. Ein Teilbetrag wird aber auch von den meisten gesetzlichen und von einigen privaten Krankenkassen erstattet. Im Schnitt übernehmen die Kassen etwa 250 € der Kosten für eine Beleghebamme.
Das muss man auf jeden Fall wissen, wenn man sich für eine Beleghebamme entscheidet. Denn nicht jede Familie kann oder will so viel Geld in die Geburt investieren. Eine Geburt im Krankenhaus ohne Beleghebamme wird übrigens komplett von der Kasse übernommen – aber natürlich hast du dabei nicht die Vorteile einer Geburt mit Beleghebamme.
Betreuung durch die Beleghebamme vor der Geburt
In vielen Fällen übernehmen die Beleghebammen auch schon die Betreuung während der Schwangerschaft. Entweder sie übernehmen komplette Vorsorgeuntersuchungen, die dann von der Hebamme statt deiner Frauenärztin durchgeführt werden. Oder sie betreuuen dich zusätzlich mit einigen Terminen, um dich kennenzulernen und sich mit dir auf die Geburt vorzubereiten. Wenn es dann los geht (ab der 37. SSW.), musst du deine Beleghebamme nur anrufen und sie eilt zu dir ins Krankenhaus zur Geburtsbetreuung.
Betreuung durch die Beleghebamme während der Geburt
Deine Beleghebamme unterstützt dich während der gesamten Geburt, egal wie lange es dauert. Sie weiß, was du dir wünschst, wo deine Ängste liegen und wie sie dir vielleicht am besten helfen kann. So hast du neben deinem Partner*in noch eine zweite Vertrauensperson, eine mit Fachwissen, an deiner Seite.
Betreuung durch die Beleghebamme nach der Geburt
Eine Beleghebamme versorgt dich auch nach der Geburt. Sie gibt dir Tipps zum Umgang mit deinem Neugeborenen und dem Stillen. Sie kennt deine Geburtserfahrung und weiß in der Nachsorge genau, worauf sie achten muss und wo eventuell deine speziellen Bedürfnisse und Probleme liegen. Die meisten Beleghebammen arbeiten nach der Geburt also als Nachsorgehebamme für dich weiter. Frage deine Beleghebamme, ob sie bei dir auch die Nachsorge übernimmt. Falls nicht, kannst du dich rechtzeitig um eine andere Nachsorgehebamme kümmern.
Und was macht den Reiz für eine Hebamme aus, als Beleghebamme zu arbeiten? Das haben wir natürlich unsere Expertin, die Beleghebamme Christiane Hammerl aus Berlin gefragt:
Interview: Warum hast du dich dazu entschieden als Beleghebamme zu arbeiten?
"Ich arbeite gerne 1:1 mit den Frauen unter der Geburt. Ich kann meine Arbeit umso besser machen, je besser ich die Familien vorher schon kennenlerne. So weiß ich über die Sorgen, Wünsche und Bedürfnisse der Gebärenden Bescheid. Ich betreue gerne Geburten in der Klinik, da ich dann auch für Risikopatientinnen (mit Vorerkrankungen) da sein kann, für die eine außerklinische Geburt nicht empfohlen wird."
Interview: Welche Herausforderungen bringt es mit sich, wenn man als Beleghebamme arbeitet?
"Die größte Herausforderung ist es, die 24/7 Rufbereitschaft mit meiner Familie unter einen Hut zu bringen. Ich versuche pro Monat ca. 3-5 Frauen anzunehmen, die Entbindungstermine sollten dabei über den jeweiligen Monat gut verteilt liegen, damit sich Geburten nicht überschneiden. Bis jetzt hatte ich immer Glück, „meine“ Babies sprechen sich wohl im geheimen untereinander ab."
Hattet ihr auch eine Beleghebamme? Teilt eure Erfahrungen dazu auf Facebook mit uns. Wir sind gespannt!