Eine Entbindung im Geburtshaus kann sehr viele Vorteile gegenüber der Klinik haben, denn die hebammengeleiteten Einrichtungen können eine sehr persönliche und ganzheitliche Betreuung sicherstellen. Welche Voraussetzungen dazu erfüllt sein müssen und was genau auf dich zukommt.
- 1.Vorteile einer Geburt im Geburtshaus
- 2.Nachteile beim Geburtshaus
- 3.Was ist ein Geburtshaus?
- 4.Welche Angebote gibt es im Geburtshaus noch?
- 5.Wie lange bleibe ich nach der Geburt im Geburtshaus?
- 6.Für wen ist eine Entbindung im Geburtshaus geeignet?
- 7.Was passiert, wenn es zu Komplikationen bei der Entbindung im Geburtshaus kommt?
- 8.Wer trägt die Kosten einer Entbindung im Geburtshaus?
- 9.Gut vorbereitet mit dem familie.de-Geburtsplan
Vorteile einer Geburt im Geburtshaus
- ruhige, intime, geschützte und familiäre Atmosphäre
- persönliche, intensive Begleitung und Betreuung durch Hebammen
- ganzheitliche Betreuung durch Vorsorge, Kurse und Wochenbettbegleitung
- vertraute Umgebung und Hebammenbetreuung durch regelmäßige Vorsorge-Termine
- Fokus auf den natürlichen Geburtsprozess
- Möglichkeit der Umsetzung eigener Vorstellung
- ambulante Geburt (ihr könnt nach wenigen Stunden nach Hause)
- großes Angebot an Geburtshilfen (Seile, Wanne ...)
- Fokus auf eure Familie und aktiver Einbezug des Partners/der Partnerin
Nachteile beim Geburtshaus
- längerer Weg in die Notaufnahme und zu Perinatalzentren
- Umplanung bei medizinischen Notfällen nötig, ggf. kurz vor, während oder nach der Geburt
- keine Möglichkeit der konventionellen Schmerztherapie (Stichwort PDA)
- wird eine postpartale Beobachtung im Wochenbett nötig, müsst ihr in eine Klinik fahren
Viele Vorteile und Nachteile der Geburt um Geburtshaus ergeben sich aus eurer persönlichen, medizinischen und familiären Situation und auch aus eurem Schwangerschaftsverlauf und vorheriger Geburtserfahrungen. Deshalb unser Tipp: Sprecht mir eurer Frauenärztin und Hebamme sowie euren Liebsten und geht in euch, wie euer ganz persönlicher Geburtsplan aussehen soll.
Was ist ein Geburtshaus?
Ein Geburtshaus wird von Hebammen geleitet und bietet eine Alternative zur Entbindung in einem Krankenhaus. Der Vorteil: eine vertraute, wohnliche Umgebung, die im krassen Gegensatz zur kühlen Krankenhausatmosphäre steht. Oft geht es dort weit ruhiger und entspannter zu als in der hektischen Betriebsamkeit eines Hospitals, du fühlst dich aber nicht so 'isoliert' wie bei einer Hausgeburt.
Die Gebärenden können auf verschiedene Hilfsmittel wie Gebärhocker, Seile oder Geburtswannen zurückgreifen. Neben dem Geburtszimmer gibt es in manchen Häusern auch Wochenbettstationen, wo sich Mutter und Kind nach der Geburt noch einige Tage ausruhen können und betreut werden. Die Regel ist aber eine ambulante Geburt im Geburtshaus, bei der du nach einigen Stunden wieder nach Hause entlassen wirst.
Momentan gibt es über 100 solcher Einrichtungen in Deutschland. Ob sich ein Geburtshaus in deiner Nähe befindet, kannst du beim Deutschen Hebammenverband oder dem Netzwerk der Geburtshäuser checken.
Welche Angebote gibt es im Geburtshaus noch?
Die Betreuung dort geht weit über die während der Entbindung hinaus: Im Geburtshaus finden in der Regel auch Informationsveranstaltungen, Geburtsvorbereitungskurse, Schwangerschaftsyoga und Erste-Hilfe-Kurse für Eltern statt. Außerdem übernimmt eine Hebamme die Schwangerschaftsvorsorge und auch die Nachsorge während der Zeit des Wochenbetts.
Zusätzlich werden für die frischgebackenen Mamas nach der Geburt Rückbildungskurse und Stilltreffs organisiert. Natürlich ist das Angebot aber nicht in allen Geburtshäusern identisch.
In ihrem Erfahrungsbericht erzählt unsere Kollegin Laura, wie sie ihr Praktikum im Geburtshaus erlebte.
Gute Alternative
Bei der Frage Klinik oder Geburtshaus gibt es auch noch eine dritte Möglichkeit: Beim zweiten Kind habe ich auf Empfehlung meiner Hebamme in einer hebammengeleiteten Klinik entbunden. Auch hier lag der Fokus viel deutlicher auf einer selbstbestimmten, natürlichen Geburt ohne Interventionen und einer intensiven Hebammenbetreuung. Aber die Möglichkeit der medizinischen Maßnahmen war dennoch gegeben. Mein Tipp, falls ihr euch für eine Klinik entscheidet: Sprecht unbedingt eure Wünsche und Grenzen klar aus und bringt, wenn möglich eine*n Partner*in mit, die sie für euch durchsetzt oder kommuniziert, wenn ihr euch mit etwas nicht (mehr) wohlfühlt.
Wie lange bleibe ich nach der Geburt im Geburtshaus?
Nach einer komplikationslosen Geburt können Mutter und Kind meist nach 4-6 Stunden nach Hause. Einige Geburtshäuser bieten auch die Möglichkeit, 1-2 Tage zu bleiben.
Für wen ist eine Entbindung im Geburtshaus geeignet?
Im Geburtshaus sind bei einer Geburt keine Ärzte anwesend. Außerdem gibt es keine medizinischen Hilfsmittel, es darf keine PDA gelegt werden und ein Operationssaal ist auch nicht vorhanden. Deshalb müssen ein paar Voraussetzungen bei der Schwangeren erfüllt werden, damit eine Geburtshaus-Geburt überhaupt möglich ist:
- eine unkomplizierte Schwangerschaft
- ein gesundes Kind, das sich im Mutterleib in einer guten Geburtslage befindet
- keine Mehrlingsschwangerschaft
- kein Schwangerschaftsdiabetes, Präeklampsie, Gerinnungsstörungen, Bluthochdruck oder HELLP-Syndrom bei der werdenden Mutter
Wichtig: Die Qualität der Betreuung in Geburtshäusern wird intern durch die Mitarbeitenden, aber auch extern sehr engmaschig und zentral durch die QUAG – Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe e.V., überwacht. Dennoch ist jedes Geburtshaus individuell aufgestellt, was Größe, Räumlichkeiten, Betreuung und Aufbau des Teams anbelangt. Deshalb ist es wichtig, dich möglichst früh mit dem Geburtshaus in deiner Nähe in Verbindung zu setzen.
Was passiert, wenn es zu Komplikationen bei der Entbindung im Geburtshaus kommt?
Hebammen sind darin geschult, kritische Situationen während oder nach einer Geburt zu erkennen. Dann wird sofort ein Arzt hinzugerufen oder die Geburt ins Krankenhaus verlegt. Oft arbeitet ein Geburtshaus eng mit einer Klinik zusammen, die nicht weit entfernt ist.
Übrigens: Wollen das die Eltern, kann ein Arzt vorsorglich während der gesamten Geburt anwesend sein.
Überlegt euch, was euch wirklich wichtig ist
Eine Freundin von mir hat ihr erstes Kind im Geburtshaus bekommen. Sie wollte unbedingt die Krankenhaus-Atmosphäre vermeiden und eine friedliche Umgebung während der Geburt. Als es dann richtig losging, hat sie ihre Entscheidung aufgrund der starken Schmerzen jedoch bereut, da es im Geburtshaus keine herkömmlichen Schmerzmittel oder gar die Möglichkeiten einer PDA wie im Krankenhaus gibt. Gleichzeitig war sie froh, dass sich gleich mehrere Hebammen um sie kümmern konnten, was bei einer Geburt im herkömmlichen Kreißsaal selten so ist.
Dennoch würde sie es im Nachhinein beim ersten Kind nicht nochmal machen, weil man sich an diesem Punkt, ihrer Meinung nach, selbst im Zustand der Geburt noch nicht erlebt hat und nicht einschätzen kann, ob man nicht am Ende doch die Vorteile des Krankenhauses in Anspruch nehmen will.
Wer trägt die Kosten einer Entbindung im Geburtshaus?
Gesetzliche Krankenkassen kommen ganz oder zum Teil für die Geburtskosten auf. Die Einrichtung, für die du dich entschieden hast, kann dich aber dazu genauer informieren. Zusatzkosten entstehen, wenn du dir einen Rufbereitschaftsdienst einer bestimmten Hebamme wünschst.
Wichtig: Falls du in einem Geburtshaus entbinden willst, solltest du dich frühzeitig dort anmelden, denn die Plätze der immer noch wenigen Einrichtungen sind begehrt. Bereits nach dem ersten Schwangerschaftstrimester macht eine Kontaktaufnahme Sinn.
Fazit: Ist ein Geburtshaus das Richtige für mich?
Die Entscheidung für einen Geburtsort ist sehr persönlich. Ein Geburtshaus ist ideal für Frauen, die eine naturnahe, selbstbestimmte Geburt in geborgener Atmosphäre wünschen und keine Risikofaktoren aufweisen. Informiert euch am besten früh, besucht Informationsabende und sprecht mit eurer Hebamme über eure Wünsche und Vorstellungen.
FAQ
Gibt es spezielle Kurse im Geburtshaus, die ich besuchen kann?
Wie läuft die Nachsorge nach der Geburt im Geburtshaus ab?
Kann ich im Geburtshaus eine Wassergeburt haben?
Wie buche ich einen Platz im Geburtshaus?
Darf mein Partner/meine Partnerin dabei sein?
Gut vorbereitet mit dem familie.de-Geburtsplan
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Wenn du überlegst, vielleicht doch in eine Klinik zu gehen, aber auch fürs Geburtshaus ist eine Kliniktasche eine gute Idee. 10 Dinge, die nicht fehlen dürfen:
Quellen: Deutscher Hebammenverband, Netzwerk der Geburtshäuser,