1. familie.de
  2. Schwangerschaft
  3. Geburt
  4. Kaiserschnitt: Ablauf, Folgen und Statistiken

Geburt

Kaiserschnitt: Ablauf, Folgen und Statistiken

Auch wenn die Geburt unserer Kinder zu den bedeutendsten Momenten im Leben zählt, ist die Vorbereitung darauf oft mit Ängsten und Zweifeln verbunden. Steht der Begriff Kaiserschnitt im Raum, kommen Fragen zur Sicherheit, Notwendigkeit und zum Kontrollverlust auf. Deshalb ist es hier wichtig, im Vorfeld den Fokus auf gute medizinische Betreuung zu legen. Wir haben alle Infos.

Erfahre mehr zu unseren Affiliate-Links
Wenn du über diese Links einkaufst, erhalten wir eine Provision, die unsere redaktionelle Arbeit unterstützt. Der Preis für dich bleibt dabei unverändert. Diese Affiliate-Links sind durch ein Symbol gekennzeichnet.  Mehr erfahren.
Die Entscheidung zum Kaiserschnitt basiert auf vielen Faktoren, sodass die OP viele Fragen aufwirft.

Wie viele Kinder kommen per Kaiserschnitt zur Welt?

Etwa 30 Prozent der Kinder in Deutschland werden nicht vaginal, sondern per Kaiserschnitt (auch Sectio genannt) geboren. Dabei ist die Anzahl der Kaiserschnitte seit 2007 über 20 Prozent gestiegen. Das liegt zum einen an der Option des sogenannten Wunschkaiserschnitts: Mütter können sich auch für die Geburt per Kaiserschnitt entschließen, wenn kein dringender medizinischer Grund vorliegt. Zum anderen auch an der Tatsache, dass Risikoschwangerschaften und medizinische Notfälle besser und schneller behandelt werden können, weil die technischen Diagnosemöglichkeiten stetig wachsen. 

Anzeige

Laut der Klinik für Geburtsmedizin der Berliner Charité ist ein starker Anstieg der Wunschkaiserschnitte bisher ausgeblieben, weil bei den meisten Müttern ein starkes Verlangen nach einer natürlichen Geburt besteht. Da offiziell nicht zwischen Wunschkaiserschnitten und geplanten Kaiserschnitten differenziert wird, gibt es bisher auch keine genaue statistische Aufteilung. Die WHO gibt aber an, dass in etwa 15 Prozent der Geburten in der EU ein Kaiserschnitt medizinisch empfehlenswert ist. Verglichen mit der europäischen Kaiserschnitt-Rate von 25,2 Prozent wäre das also knapp über die Hälfte der Fälle. Auch wenn es häufig auf Unverständnis stößt, ist es meist nicht die klischeehafte Planbarkeit, die Frauen einen Wunschkaiserschnitt in Erwägung ziehen lässt: Häufig ist die Entscheidung mit starken Ängste, Zweifeln oder vorhergehenden Geburtstraumata verbunden.

Gründe für einen Kaiserschnitt

Laut WHO ist ein Kaiserschnitt immer dann sinnvoll, wenn die Risiken für Mutter und/ oder Kind bei einer natürlichen Geburt höher sind. Dabei spielt die individuelle Situation und der medizinische Zustand von Mutter und Kind eine große Rolle: Wo bei einer Frau eine natürliche Geburt möglich ist, kann bei einer anderen ein Kaiserschnitt nötig werden. Laut Charité wird in etwa 75 Prozent der Fälle ein Kaiserschnitt aus einem der folgenden Gründe durchgeführt: 

  • vorhergehender Kaiserschnitt
  • Geburtsstillstand
  • starke Geburtsverzögerung, die zur Unterversorgung des Kindes führt

Ein Kaiserschnitt wird also immer dann durchgeführt, wenn ein Baby nicht oder nicht sicher vaginal geboren werden kann. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben, sodass man zwischen dem primären Kaiserschnitt, der bereits während der Schwangerschaft von dir und deiner Hebamme oder Frauenärztin vorausgeplant wird und einem Notkaiserschnitt, der sich aus einer (lebens)bedrohlichen Situation während der Geburt kurzfristig ergibt, unterscheidet. In jedem Fall werden deine betreuenden Mediziner genau abwägen, ob ein Kaiserschnitt oder eine natürliche Geburt in eurem Fall weniger Risiken birgt.

Geplanter Kaiserschnitt (Primärer Kaiserschnitt)

Gründe für einen geplanten Kaiserschnitt:

  • Plazenta praevia
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Beckenendlage des Kindes
  • Erkrankungen des Kindes
  • Geringes Geburtsgewicht

Notkaiserschnitt (Sekundärer Kaiserschnitt)

Gründe für einen Notkaiserschnitt sind Situationen während der Geburt, die die Gesundheit von Mutter und/ oder Baby gefährden, z. B.:

  • HELLP-Syndrom
  • Präeklampsie
  • Geburtsstillstand
  • Vorzeitige Plazentaablösung
  • Erschöpfung der Mutter
  • Riss in der Gebärmutter
  • Eingeklemmte Nabelschnur
  • Geringe Herztöne beim Kind
Anzeige

Was passiert bei der Geburt per Kaiserschnitt?

Bei dem operativen Eingriff, in dem Ärzte in Geburtskliniken mittlerweile routiniert sind, wird dein Baby mit Hilfe eines Schnittes in die Bauchdecke direkt aus der Gebärmutter geholt. Ist nach einer Standarduntersuchung bei deinem Kind keine weitere Behandlung nötig, wird es dir wie bei der vaginalen Geburt auch direkt auf die Brust gelegt, während du medizinisch weiter versorgt wirst. In der Regel dauert der Eingriff bis zu einer Stunde.

Kaiserschnitt: Wer darf mit in die OP?

Auf Wunsch kann dich dein (Geburts-)Partner in den OP-Saal begleiten, wenn es sich um eine Routine-Operation handelt. Bei Notoperationen kann es sein, dass das nicht möglich ist.

Welche Betäubung ist nötig?

Notfälle oder medizinische Gründe ausgeschlossen, wird in der Regel eine lokale Betäubung durch eine Spinalanästhesie oder eine PDA angewendet. Auch eine Kombination ist möglich. Eine Vollnarkose kann bei bestimmten Komplikationen oder in Notfällen notwendig werden.

Risiken beim Kaiserschnitt: Wie gefährlich ist eine Sectio?

Der Kaiserschnitt ist eine sehr sichere OP und kann in vielen Notsituationen Leben retten. Dennoch ist die Sterberate und die von Folgeerkrankungen laut WHO fünfmal so hoch wie bei einer vaginalen Geburt. Laut einer britischen Studie ist die Wahrscheinlichkeit weiterer mit Geburten in Verbindung gebrachter Komplikationen aber der vaginaler Geburten gleichzusetzen. Ein großer Unterschied liegt, neben den leicht erhöhten Risiken für die kindliche Entwicklung (z. B. haben Kinder, die per Kaiserschnitt zur Welt kamen, ein erhöhtes Risiko für chronische Atemwegserkrankungen) aber vor allem in den Risiken für eine Folgeschwangerschaft: Ein vorheriger Kaiserschnitt kann die Schwangerschaft gefährden und erhöht die Mortalitätsrate der Mutter bei einer erneuten Sectio. Jeder folgende Kaiserschnitt erhöht die Risiken, sodass Ärzte in Ländern wie den USA, Großbritannien und Australien vor geplanten Kaiserschnitten abraten, wenn die Familienplanung mehr als zwei bis drei Kinder vorsieht.

Anzeige

Nach einem Kaiserschnitt: Wie lange muss man im Krankenhaus bleiben?

Der Klinikaufenthalt nach einem Kaiserschnitt benötigt eine intensivere Betreuung als eine vaginale Geburt (ohne starke Verletzungen) und beträgt im Schnitt fünf bis sieben Tage, bei Komplikationen kann er auch länger dauern. Nach einer vaginalen Geburt werden die meisten Frauen nach drei Tagen entlassen, aber auch hier können Verletzungen einen längeren Aufenthalt notwendig machen.

Wie kann man einen Kaiserschnitt vermeiden?

Da die Entscheidung zum Kaiserschnitt aus einer Notsituation heraus entstehen kann, lässt sich eine Sectio nicht immer vermeiden. Wichtig ist, auf deine Gesundheit und die deines Babys zu achten. Folgende Punkte können die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts herabsenken:

  • Gesunde Ernährung in der Schwangerschaft
  • Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen 
  • Betreuung durch eine Hebamme und/ oder Doula in Schwangerschaft und während der Geburt

Laut WHO kann eine umfassende Betreuung in der Schwangerschaft, volle Aufklärung durch die betreuenden Ärzte und das genaue Abwägen von zusätzlichen embryonalen Untersuchungen die Anzahl der nicht notwendigen Kaiserschnitte senken. Dennoch kann ein Kaiserschnitt in vielen Situationen Leben retten.

Kaiserschnitt ja oder nein?

Die Entscheidung zum Kaiserschnitt trägst du als Mutter, sodass vor dem Eingriff deine schriftliche Einwilligung nötig ist. Wird ein primärer Kaiserschnitt im Voraus geplant, hast du viel Zeit, dich mit den Details auseinanderzusetzen. Bei einem Notkaiserschnitt kann es aber sehr schnell gehen und du bist ggf. nicht in der Verfassung, dich richtig mit dem Gedanken auseinanderzusetzen. Deswegen ist für die Geburt deines Kindes das wichtigste, dass du dem betreuenden Personal vertraust, sodass du, sollte es während der Entbindung zu schnellen Planänderungen kommen, auf die vorgeschlagenen Maßnahmen eingehen und sie im Anschluss leichter nachvollziehen kannst. Wichtig ist auch, das Thema mit deinem (Geburts-)Partner zu besprechen, sodass dieser sich selbst vorbereiten und im Zweifel für dich sprechen kann. 

Anzeige

Egal, ob du darüber nachdenkst, einen empfohlenen Kaiserschnitt abzulehnen oder dich von vornherein zu einem Kaiserschnitt entscheidest: Wichtig ist, dass du dich genau über die möglichen Konsequenzen informierst, besonders, wenn du einen Wunschkaiserschnitt in Erwägung ziehst. Denn auch, wenn Kaiserschnitte immer beliebter werden: Liegt keine medizinische Notwendigkeit vor, ist die vaginale Geburt statistisch gesehen der sicherste Weg, ein Kind auf die Welt zu bringen. Wenn ein Kaiserschnitt bei dir notwendig ist oder war, dann ist er aber auch der bessere Weg. Denn was am Ende zählt, ist eine möglichst sichere Geburt für dich und dein Kind zu gewährleisten.

Quellen:
Frauenärzte im Netz e.V. 
Statistisches Bundesamt 
JAMA Network
National Center for Biotechnology Information, U.S. National Library of Medicine
WHO 
Charité – Universitätsmedizin Berlin

Bildquelle: Getty Images