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Geburtsbericht

Von Qualen zur Erlösung: Wie die PDA meine 16-stündige Geburt rettete

Geburt mit PDA Erfahrung
© Getty Images / Kemal Yildirim / Aleksandra Golubtsova / ChaNaWiT

Das Thema Entbinden mit PDA ist stark umstritten. Und auch ich wollte bei der Geburt meines Sohnes ursprünglich keine in Anspruch nehmen. Doch am Ende kam alles anders: In den Wehen liegend sehnte ich mir die PDA plötzlich herbei. Und bis heute bin ich unendlich glücklich darüber, dass ich mich dazu entschieden habe, denn ohne sie hätte ich die Entbindung sicher nicht gepackt.

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Die PDA und ihr eher mäßiger Ruf

Hebammen klären bei der Beratung von Schwangeren und in den Geburtsvorbereitungskursen nur zu gerne über die Risiken der Periduralanästhesie auf und empfehlen, lieber keine in Anspruch zu nehmen. Und auch von anderen Seiten hört man meist den Rat, die Wehenschmerzen lieber wegzuatmen. Es wird vor Problemen beim Pressen und möglichen Folgen wie Lähmungen, Hirnhautentzündung oder chronischen Kopfschmerzen gewarnt. Klar, dass man als werdende Mutter dann ziemlichen Respekt vor einer PDA hat.

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Doch je näher die Geburt meines ersten Kindes rückte, desto mehr beschäftigte ich mich mit allen möglichen Szenarien, um am Ende nicht überrascht oder enttäuscht zu sein. Das umfasste neben Kaiserschnitt oder Eingriff mit der Saugglocke auch die PDA.

Ist eine Geburt mit PDA wie Schummeln?

Natürlich wollte ich wie die meisten Frauen positiv an den Tag der Entbindung rangehen und nahm mir vor, so wenig künstliche „Hilfsmittel“ wie nötig anzunehmen. Ich wollte einfach eine starke Frau sein, eine starke Mutter, die das allein schafft, was auch schon Milliarden von Frauen vor ihr geschafft haben. Eine PDA war für mich ein wenig wie Schummeln: So als würde man einen Marathon am Ende nicht mehr selbst laufen, sondern von jemandem ins Ziel getragen werden und trotzdem gewinnen. Und ich muss zugeben, dass ich dieses Gefühl auch heute noch habe, wenn ich von der Geburt erzähle. „Ich habe natürlich entbunden – aber naja, ich hatte auch eine PDA.“

Ich schaffe das!

Ich habe mich im Vorfeld viel mit der mentalen Vorbereitung auf die Geburt befasst. Ich habe wochenlang den Podcast „Die friedliche Geburt“ gehört, der mir sehr geholfen und viele Ängste genommen hat. Ich hatte Vertrauen in meinen Körper gefasst, dass er die Geburt meistern würde. Meine Wunschvorstellung war es, die Geburt und die Stunden davor bei entspannter Musik in der Gebärwanne zu liegen, da das warme Wasser eine Wohltat bei Wehenschmerzen sein soll. Dass ich höchstens schmerzlindernde Medikamente bekomme. Aber natürlich kam am Ende alles anders.

Schwangere Frau in Badewanne
Die Geburt meines Kindes, in meiner Wunschvorstellung. Ist klar! (© Getty Images / Aleksandra Golubtsova)

Geburtsschmerzen wegatmen? Dass ich nicht lache.

Fast die gesamte Schwangerschaft über hatte ich bereits regelmäßig Unterleibsschmerzen. Im sechsten Monat begannen dann die Übungswehen in Bauch, Rücken und Beinen, die so schmerzhaft waren, dass ich mich nur noch hinlegen konnte und oft weinen musste. Zweieinhalb Wochen vor dem Entbindungstermin entwickelte ich eine Präeklampsie, noch am Tag der Diagnose platzte meine Fruchtblase und es ging ins Krankenhaus. In die Wanne durfte ich nun aufgrund der offenen Fruchtblase leider nicht mehr.

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Die Nacht verbrachte ich allein auf Station, nachts gingen die Wehen los und verhinderten gemeinsam mit den starken Leberschmerzen, die ich durch die Schwangerschaftsvergiftung hatte, dass ich auch nur ein Auge zu machen konnte. Doch der Muttermund zeigte sich hartnäckig und war selbst nach 10 Stunden Wehen nur wenige Zentimeter geöffnet. Im Kreißsaal durfte mein Freund mich dann unterstützen und wir machten die Atemübungen, die wir im Geburtsvorbereitungskurs gelernt hatten. Sie sorgten für minimale Linderung, aber waren nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Als nichts mehr ging, gab es nur noch die PDA

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich schon 8 Mal übergeben, seit 2 Tagen nicht mehr geschlafen und konnte einfach nicht mehr. Die Schmerzen waren unerträglich und ich hatte absolut keine Energie mehr. Zwischen den Wehen driftete ich immer weg, nahm meinen Freund nur noch verschwommen wahr und fühlte mich wie auf einem Drogentrip, als würde ich irgendwie meinen Körper verlassen. Ich konnte nicht mehr klar denken und brüllte wie ein Tier, sobald eine neue Wehe kam. Kurz gesagt: Ich fühlte mich nicht mehr wie ein richtiger Mensch.

Alle Schmerzmedikamente waren ausgeschöpft, es blieb nur noch die PDA. Zudem brauchte ich einen Wehentropf, damit die Geburt endlich vorangehen und die Präeklampsie bekämpft werden konnte. Ich begann in meinem vernebelten Zustand, immer lauter nach der PDA zu fragen. „Sind Sie sich wirklich sicher?“, fragte mich die Hebamme. Ich war mir sicher, denn ich wusste keine andere Möglichkeit mehr, das alles zu überstehen. Also sollte ich die PDA bekommen.

So lief meine PDA ab

Mein Freund musste mir dann das sehr lange Aufklärungsblatt, auf dem der Ablauf und die Risiken der PDA aufgeführt sind, vorlesen und ankreuzen, ob ich mir der jeweiligen Gefahren bewusst bin. Es klang schon alles ziemlich beängstigend. Er machte sich Sorgen und fragte mich mehrmals, ob ich es nicht weiter ohne probieren könnte. Doch ich konnte und wollte nicht.

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Die Anästhesieärztin kam gemeinsam mit einer Kollegin und einem riesigen Überwachungswagen. Sie klärte mich nochmal auf, dass sie in ihrer ganzen Berufszeit nur von einem einzigen Fall mit Lähmungsfolgen gehört hätten. Ich musste mich dann mit dem Rücken zur Ärztin an den Bettrand setzen und weit nach vorne beugen. Die Haut der Einstichstelle am unteren Rücken wurde erst örtlich betäubt, dann wurde die Hohlnadel zwischen zwei Wirbel gesetzt. Im Inneren der Nadel befand sich ein Katheter, durch den das eigentliche Medikament zur Betäubung gespritzt wurde. Die Nadel wurde wieder entfernt, der kleine Schlauch verblieb in meinem Rücken. Der Moment des Einstichs war etwas unangenehm, aber es war okay.

Legen einer PDA
Durch diesen Zugang fließt das Medikament bei der PDA. (© Getty Images / ChaNaWiT)

Die PDA wirkte: Der Himmel auf Erden

Eine knappe halbe Stunde später wirkte die PDA endlich. Ich lag weiter auf dem Bett im Kreißsaal und spürte, wie die Schmerzen nachließen, mein Kopf klarer und ich wieder zum Menschen wurde. Es war unbeschreiblich schön. Ich konnte immer mal kurz schlafen und Kraft tanken. Ich konnte endlich normal mit meinem Freund sprechen und realisieren, dass wir unserem Baby nun ganz nah sind. Wir lachten, aßen Kekse und machten Witze mit den Hebammen.

Und heute bin ich so dankbar, dass auch diese Momente Teil der Geburt waren, nicht nur die Schmerzen. Die Wehen spürte ich weiterhin ganz leicht, durch den Wehentropf dann immer stärker, aber absolut erträglich. Ich hatte eine Art Knopf an meinem Bett hängen, der mit dem PDA-Schlauch verbunden war. Sobald die Schmerzen stärker wurden, konnte ich mir einmal pro halbe Stunde eine erneute und gedrosselte Dosis des Medikaments durch Drücken des Knopfes selbst verabreichen. Verrückt!

Warum ich die Geburt trotz PDA spüren konnte

Was man übrigens wissen sollte: Wenn man eine PDA bekommt, kann man seine Blase nur noch mit Katheter entleeren lassen und nicht selbst auf die Toilette. Diesen Teil habe ich aber durch die Betäubung gar nicht mitbekommen, zudem handelte die Hebamme da sehr schnell.

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Die Wehen fühlten sich mit der Zeit immer mehr wie ein starkes Druckgefühl im Darm an. Ganz ehrlich: Ich dachte, ich müsste nun eine Melone durch meinen Po gebären, so sehr drückte es. Mein Baby wurde also immer weiter nach unten geschoben. Etwa zwei Stunden nach dem Wirken der PDA und des Wehentropfs begann dann langsam die Pressphase. Die Hebamme ließ die PDA nun auslaufen, da es wichtig war, dass ich die Presswehen spüre und mitmachen kann. Und das tat ich auch. Nach 16 Stunden Wehen war mein Sohn dann endlich da und ich der glücklichste Mensch – zugegebenermaßen auch deshalb, weil ich es endlich geschafft hatte.

Risiko: Nicht immer wird die PDA richtig eingesetzt

Ein paar Tage nach der Geburt wollte ich das Prinzip PDA genauer verstehen. Auch, weil ich zugegebenermaßen etwas Angst vor möglichen Folgen hatte. Ich war in ein paar Foren unterwegs und las teilweise, dass Frauen ihre Beine durch die Periduralanästhesie nicht mehr spüren konnten und auch die Presswehen nicht mitbekommen haben. Das ist wohl dann der Fall, wenn das PDA-Medikament überdosiert wurde, bzw. man die PDA zur Pressphase nicht auslaufen lässt. So musste dann manchmal die Saugglocke zur Hilfe geholt oder gar ein Kaiserschnitt gemacht werden.

Manche Frauen berichteten auch von anhaltenden Kopfschmerzen seit der PDA – diese können verursacht werden, wenn der Anästhesist oder die Anästhesistin die Nadel zu tief ins Rückenmark einführt und die Hirnhaut verletzt. In ganz seltenen Fällen kann es hier zur Hirnhautentzündung kommen. Und auch dauerhafte Lähmungen treten weltweit nur sehr selten auf.

Wie es mir nach der PDA ging

Ich hatte Glück und habe von der PDA nichts Negatives davongetragen. Die Einstichstelle sah die Tage danach noch wie ein blauer Fleck aus, das war es auch schon.

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Bis heute bin ich sehr froh über meine Entscheidung, mit PDA zu entbinden. Meine Erfahrung war glücklicherweise nur positiv, da das Ärzte- und Hebammenteam vor Ort es mir trotz des künstlichen Eingriffs ermöglicht hat, den wichtigsten Teil der Geburt mitzuerleben und mein Kind selbstständig auf die Welt zu bringen. Auch, wenn ich immer noch das Gefühl habe, ein wenig „geschummelt“ zu haben. Dennoch sollte man sich bewusst machen, dass jede Geburt und jede Frau anders sind. Die einen haben die Schmerzen ihres Lebens, die anderen finden es gar nicht so schlimm wie befürchtet. Ohne PDA hätte ich womöglich nicht mehr lange durchgehalten und schon gar nicht den Wehentropf überstanden. Am Ende hätte ich dann wahrscheinlich sogar einen Kaischnitt gebraucht. Vor der Methode der Schmerzbetäubung habe ich immer noch großen Respekt, dennoch bin ich dankbar, dass es sie überhaupt gibt und Frauen dadurch Leid genommen werden kann.

Katja Gajek

Mein Tipp, wenn dir die Geburt noch bevorsteht

Bereite dich vor der Geburt innerlich auf alle möglichen Szenarien vor und setz dir im Vorfeld keine „Verbote“. Am Ende ist es wichtig, wie die Geburt verläuft, wie es dir und dem Baby geht und was es in dem Moment für Möglichkeiten gibt. Und erfrage am besten schon im Vorgespräch mit dem Krankenhaus, wie die Periduralanästhesie dort gehandhabt wird, ob die Pressphase ohne Betäubung abläuft. Dann weißt du Bescheid, solltest du dich im Kreißsaal für eine entscheiden.

Und ein Gedanke, der mir am meisten geholfen hat: Falls du irgendwann das Gefühl hast, dass du nicht mehr kannst und am Ende bist, dann gibt es Möglichkeiten, dir zu helfen, seien es Atemübungen, Akupunktur, Lachgas oder doch die PDA. Du bist nicht hilflos, du bist nicht allein und du schaffst das, verlass dich drauf!

Katja Gajek

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